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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.772 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Arbeitslos, Hartz 4, Neidkultur ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 05:57
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Hier erstmal was zum Einlesen
Da steht aber viel zu psychischen Erkrankungen, Bekanntes zum System der Anerkennung der Erwerbsunfähigkeit und ganz wenige Zahlen.
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Rest kannst du dir im Netz selber ergooglen.
Sorry, mache ich auf Aufforderung nicht, es hätte doch gereicht wenn Du einen guten Bericht zu deiner Behauptung verlinkt hättest.
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Es gibt en masse Berichte darüber und mit Corona und LC wird es auch nicht besser!
Ja, gibt es. Ich habe noch in Erinnerung dass jeder 10te Erkrankte LC bekommt. Es fällt mir schwer zu glauben dass wir in einem Jahr 4,x Millionen LC Renter bekommen sollen in Falle dass alle AN Covid mal hatten.
Zitat von MarinaG.MarinaG. schrieb:Geht es Dir um das Prozedere der Anerkennung (und den Kampf darum)? Oder um Zahlen zu Kranken?
Die Zahlen der Kranken die Schwierigkeiten haben bei der Anerkennung der Erwerbsunfähigkeit.
Zitat von MarinaG.MarinaG. schrieb:So etwas anerkennen zu lassen ist sehr schwierig (siehe Artikel). Ist man eh bereits erschöpft, hält man solch einen Ritt kaum noch aus.
Auch hier, in der Annahme dass es so stimmt, was ist die Lösung?
->
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:So, nehmen wir an die obere Aussage ist richtig, was soll wie eigentlich passieren?
- dem Kranken einfach glauben und in Rente schicken?
- Sanktionen für Arbeitsfähige sollen entfallen?
Es sind die einzigen Zusammenhänge die ich zum Thema finde.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 06:07
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Sorry, mache ich auf Aufforderung nicht, es hätte doch gereicht wenn Du einen guten Bericht zu deiner Behauptung verlinkt hättest.
Das wäre zu einfach, genau wie die Behauptungen, die du und Frau.N.Zimmer hier ins Netz werft.

Das beste Argument geliefert (ich weiß nicht, ob hier) und wirklich auf den Punkt gebracht hat's bereits die Userin @MarinaG. War sie nicht sogar selber betroffen?


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 06:09
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Das liest sich so einfach, dabei ist hier doch mehrfach geäußert worden, dass unter den vielen bedürftigen Transferleistungsempfängern auch sehr viele kranke Menschen fallen, die seit Jahren um eine Anerkennung ihrer Arbeitsungfähigkeit kämpfen.
Wir geraten hier etwas durcheinander :) Ich habe von Arbeitnehmern gesprochen und doch auch betont, dass es das Schlechteste wäre, sich mit einer Krankheit, aus einem Arbeitsverhältnis heraus arbeitslos zu melden um "durchschnaufen" zu können, dafür ist das Gesundheitswesen da. Du gibst mir doch gerade. Recht :)

Ich hab nicht gesagt dass es einfach ist an eine EU-Rente zu kommen, das muss wohl auch so sein. Die meintest du wohl mit Arbeitsunfähigkeit? An eine AU Bescheinigung wird wohl jeder kommen der einen Arzt aufsucht. Natürlich muss sich ein Hausarzt irgendwann durch Fachärzte absichern aber zunächst austellen, wird er sie. Sollte man dennoch an einen Arzt kommen, der die AU grundlos verweigert, sollte man sowieso wechseln. Wenn mein Arzt mir nicht glaubt? Was soll ich dann da.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 06:10
@Do-X
Im Netz findet man allerlei, sogar das Gegenteil.
Aber, ich hatte mehr Interesse an diesem Aspekt der Diskussion, was sollen wir tun?
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:So, nehmen wir an die obere Aussage ist richtig, was soll wie eigentlich passieren?
- dem Kranken einfach glauben und in Rente schicken?
- Sanktionen für Arbeitsfähige sollen entfallen?
Es sind die einzigen Zusammenhänge die ich zum Thema finde.



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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 06:16
Zitat von Frau.N.ZimmerFrau.N.Zimmer schrieb:Wir geraten hier etwas durcheinander :) Ich habe von Arbeitnehmern gesprochen
Ich versuch mal, heute Abend nochmal drauf einzugehen, wird jetzt knapp.


@Abahatschi:
Erkläre mir mal, warum du einer Aufforderung nicht nachkommen "willst", aber du von mir eine Erwartungshaltung hast, dass ich dir etwas liefern soll, was du selber ergooglen kannst? Sinn?

Du sagst doch sogar selber, dass es beide Seiten gibt! Und jetzt?


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 06:17
Jetzt beruhigen wir uns alle mal, trinken einen Kaffee oder atmen frische Luft ein und diskutieren dann bitte unaufgeregter weiter. Danke!


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 08:41
@Abahatschi
@Frau.N.Zimmer


Ich kann gerne mal aus meiner Persönlichen Erfahrung sprechen.

Ist zwar schon etliche Jahre her und ich war da noch einiges jünger, mein erlebtes durch das Jobcenter war niederschmetternd.

Kein einziges Jobangebot war für mich geeignet und ich suchte immer gleichzeitig auch selbständig nach Jobangebote.

Ich erinnere mich wie oft ich mich Vorstellen ging und betete den Job nicht zu bekommen, weil es einfach nur schlimm war was mir angeboten wurde, immer wieder nur Bauchschmerzen und Übelkeit, ich musste Jobs annehmen was ich auch tat um innert einer Woche wieder schnellst dort raus zu kommen, mit Panik und Existenzängste wegen Sanktionierungen, weil es für mich kaum aus haltbar war, mit viel weinen und Traurigkeit war das verbunden und so geht es ganz vielen Menschen die vom Jobcenter genötigt werden ( von euch als Faul deklariert werden ), nur weil die Mitarbeiter was vorweisen müssen, die interessiert es einfach nicht, man ist höchstens eine Nummer und lästig.

Weiterbildungen wurden mir damals die mich interessierten nur verweigert, auch da, kack Kurse die nichts brachten. Einmal musste ich noch am gleichen Tag wo antraben, der Chef war betrunken und er hat mich die ganze zeit nur beleidigt, solche dinge kommen ja noch dazu, oft wurde ich schlecht von Chefs behandelt, bei unterirdischen Arbeitsplätze.

Als ich noch Jünger war, sagten alle immer, nimm einfach einen Job und auch wenn er schlecht bezahlt ist, irgend wann bekommst du Lohnerhöhung und kannst dich hocharbeiten, das war alles nur eine grosse Lüge, ich wurde immer bei niedrigen Jobs klein gehalten, keine Lohnerhöhung und keine Aussicht auf weiterkommen, obwohl ich mich bemühte immer voller Hoffnung war, wie Junge Menschen halt zum teil sind, doch auch die werden leider sehr gerne verscheuert.

Oder wie oft ich nach Lehrstellen gesucht hatte als ich noch Jünger war, unglaubliche Hand geschriebene Bewerbungen gingen da raus, man gab den Jungenleute einfach keine Chance, ich hatte oft Praktikums in Firmen hingeblättert in der Hoffnung übernommen zu werden , ich kannte Jemand, die hatte so viele Praktikums gemacht und einmal versprach man ihr sie dürfe in einem Jahr eine Lehrstelle beginnen, war auch nur eine riese Lügerei, obwohl sie sich so sehr angestrengt hatte und es ihr Traumjob war, die wollten den Jungenmenschen keine Chance geben damals, das Beste war, wie man dann auch noch von potenziellen Arbeitgeber krumm angemacht wurde, in einer Arroganz, die überheblicher kaum sein konnte, motzen aber den Jungen Leuten die es etwas schwerer hatten keine Chancen zu geben, nur immer Praktikum hier und Praktikum da.

Ihr könnt noch so kurzsichtig schreiben, das ist einfach nicht die Realität was ihr da von euch gibt. Die meisten Menschen sind nicht Faul die H4 beziehen, die meisten sind einfach kaputt und der Rest, ein grosser Anteil, arbeitet eben doch.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 09:07
Zitat von simsonsimson schrieb:Ich kann gerne mal aus meiner Persönlichen Erfahrung sprechen.
Wegen mir musst du nicht :)

Ich fürchte tatsächlich bringen uns persönliche Anekdoten und Krankheitsgeschichten nicht weiter. Ich möchte auch auf keine mehr eingehen.
Zitat von simsonsimson schrieb:Ihr könnt noch so kurzsichtig schreiben, das ist einfach nicht die Realität was ihr da von euch gibt.
Du meinst wir erzählen hier Märchen? Nein, in meiner Realität ist das so, in deiner eigenen mag das anders sein.

Was ich schade finde, dass hier jeder Versuch Tipps und positive Beispiele zu geben von einigen gleich als persönlicher Angriff aufgefasst wird. So kommt es mir jedenfalls vor und deswegen bin ich hier jetzt auch raus.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 09:24
@Frau.N.Zimmer

Nur deine Realität ist sehr verletzend gegenüber H4 Empfänger , nur so viel da zu und ich habe kaum was Positives gelesen, das einzige was ich positives gelesen habe, wären andere Systeme die auf die Bedürfnisse des einzelnen abgestimmt werden könnten.

Um so besser wenn Menschen ihre Persönliche Erlebnisse hier kund tuen, damit man endlich das negative TV Soap Bild aus den köpfen der Menschen bekommt. Persönliche Erfahrungen sind bedeutsam und ich kann verstehen, dass es nicht gerne gesehen wird, weil dann doch noch die Wahrheit ans Tageslicht kommen könnte, wie es tatsächlich ist und warum Menschen verheizt werden und warum es der Wirtschaft egal ist und warum es so viele gibt, die Burnouts haben.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 09:32
@simson
Zitat von simsonsimson schrieb:dass es nicht gerne gesehen wird, weil dann doch noch die Wahrheit ans Tageslicht kommen könnte
Nein der Grund ist der, dass man es nicht verifizieren kann und der Nächste erzählt dann das Gegenteil und die Diskussion dreht sich im Kreis. Eine Anekdote macht ggf Sinn um etwas, das schon belegt ist zu erklären oder ähnliches aber nicht um Tatsachen zu schaffen.

Und Anekdoten, bei denen ausschließlich die Anderen oder das System schuld sein soll, lassen sowieso alle Alarm Glocken klingeln, Stichwort Selbst und Fremdwahrnehmung, aber auch Selbst Ein- und Überschätzung. Nach dem Motto "Ich würde gerne Fernsehmoderator werden, aber ich will nicht vor Menschen sprechen."

Sinnvoller wäre es da, wenn du sagst, was du möchtest (zB welchen Berufszweig) und wo du stehst (zB Ausbildung) und dann kann man konkret sagen wie man dahin käme, dann müssen wir auch nicht über Zwänge reden.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 09:40
Zitat von simsonsimson schrieb:Nur deine Realität ist sehr verletzend gegenüber H4 Empfänger
Genau das meinte ich :) Warum ist es denn verletzend wenn man einen Rat bekommt? Gut, vielleicht hat man den schon zehnmal bekommen und nicht befolgen wollen aber das weiß dein Gegenüber doch nicht :)
Zitat von simsonsimson schrieb:. Persönliche Erfahrungen sind bedeutsam und ich kann verstehen, dass es nicht gerne gesehen wird, weil dann doch noch die Wahrheit ans Tageslicht kommen könnte,
Sind denn positive Erfahrungen erwünscht? Hier geht es doch nur um negative Erfahrungen, die für den Einzelnen schlimm sind, aber niemals die Gesamtsituation abbilden können. Ich könnte dir zig Beispiele aufschreiben, wie Menschen sich erfolgreich durchs Leben manövrieren, denn oft ist es nicht mehr als ein schlingerndes Schiff zu steuern. Man versucht sein Bestes um den Hafen zu erreichen und oft ist es von Erfolg gekrönt. Ich fürchte, die Geschichten will hier kaum jemand lesen und wenn dann sind es "Anekdoten"


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 12:06
..

Gut. Nun denn ..
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Die Zahlen der Kranken die Schwierigkeiten haben bei der Anerkennung der Erwerbsunfähigkeit.
Ich werde, wie ich zeitlich dazu komme, mal genauer recherchieren. Vielleicht finde ich etwas Aussagefähiges.
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Das beste Argument geliefert (ich weiß nicht, ob hier) und wirklich auf den Punkt gebracht hat's bereits die Userin @MarinaG. War sie nicht sogar selber betroffen?
Nicht selbst betroffen, aber in der Vergangenheit berufsbedingt mit Leuten befasst, die betroffen waren.
Zitat von BruderchorgeBruderchorge schrieb:Nein der Grund ist der, dass man es nicht verifizieren kann und der Nächste erzählt dann das Gegenteil und die Diskussion dreht sich im Kreis. Eine Anekdote macht ggf Sinn um etwas, das schon belegt ist zu erklären oder ähnliches aber nicht um Tatsachen zu schaffen.
Okay, dann bringe ich mal einige Aspekte mit Belegen ein. Zuerst einmal ist mE zu beachten, dass Arbeitslosigkeit kein isoliertes Problem für die Betroffenen darstellt, sondern eines, das ihr ganzes Leben betrifft. Manifestieren sich prekäre Verhältnisse, wie z. B. Geldmangel und / oder der Umzug in ein günstiges und damit häufig belastendes Wohnumfeld, wirkt sich das Ganze auch unmittelbar auf das Privatleben (und damit ggf. auf das gesamte Familienleben) aus. Es entstehen Gemengelagen, die hoch explosiv sein können und nicht selten in häuslicher Gewalt und im GAU Familiendrama münden. Das war es, dem ich mich mitunter gegenüber sah.

Nun einfach zu sagen, die Betreffenden hätten aus dieser "Abwärtsspirale" heraus, selbstständig einen Ausweg finden müssen / sollen, ist eine Simplifizierung, der ich hier einmal einige Links gegenüberstellen möchte, die verdeutlichen sollen, was die psychisch desolate Lage, in die diese Menschen geraten, mit ihnen macht und sie letztendlich am Agieren hindert:
Sind Arbeitslose faule Schmarotzer? Zumindest entwickeln viele durch solche Vorurteile ein Stigmabewusstsein. Eine Untersuchung der Unis Würzburg, Hannover und dem DZHW zu diesem Thema zeigt nun überraschende Ergebnisse.
[..]
Doch was genau wird unter Stigmabewusstsein verstanden? Es beschreibt die empfundene Wahrscheinlichkeit, von negativen Vorurteilen betroffen zu sein. „Dabei wird stark auf die Reaktion des eigenen sozialen Umfelds geachtet“, erklärt Gross.

Die bisherige Forschung zeigt, dass dieses Bewusstsein mehrere negative Effekte hat: Die Betroffenen bekommen eine negative Selbstwahrnehmung, sie bewerten Situationen anders, ihre Leistungen verschlechtern sich und aufgrund ihrer Scham isolieren sie sich häufiger. Für die Suche nach einem neuen Job sind solche Faktoren wenig hilfreich.
Quelle: https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/einblick/single/news/das-stigma-der-arbeitslosigkeit/

Zum Thema "nicht selbst bemühen" (das was @simson beschreibt - hiermit im Artikel exakt dargestellt):
Weder faul noch resigniert: Wie Langzeitarbeitslose mit dem Stigma der Arbeitslosigkeit umgehen

Wenig Beachtung fand allerdings bisher die Frage, wie sich solche Erfahrungen auf die Motivation von Langzeitarbeitslosen auswirken, sich eine neue Stelle zu suchen. Langzeitarbeitslose finden im Vergleich zu Menschen, die nicht oder nur für kurze Zeit arbeitslos sind, deutlich seltener eine neue Anstellung. Daher wird oft angenommen, dass sie in einer Art Teufelskreis aus Langzeitarbeitslosigkeit, Stigmatisierung und Entmutigung stecken. Langzeitarbeitslose machen demnach eher schlechte Erfahrungen bei ihrem Versuch, wieder eine Stelle zu finden, brechen dann ihre Suche ab und bleiben somit erst recht in ihrer Langzeitarbeitslosigkeit gefangen. In einer 2019 erschienenen Studie für das Journal for Labour Market Research haben Gerhard Krug, Katrin Drasch und Monika Jungbauer-Gans untersucht, ob solche Stigmatisierungserfahrungen tatsächlich dazu führen, dass Langzeitarbeitslose resignieren und ihre Bemühungen um eine Beschäftigung weitgehend einstellen.
Quelle: https://www.iab-forum.de/weder-faul-noch-resigniert-wie-langzeitarbeitslose-mit-dem-stigma-der-arbeitslosigkeit-umgehen/

Besagte Studie aus dem Zitat ist im Artikel verlinkt.

..

Arbeitgeber - ein sehr ausführlicher Artikel zur Stigmatisierung und den Vorurteilen, die AG den Langzeitarbeitslosen entgegenbringen. Mit zahlreichen grafischen Darstellungen unterlegt:
»Die Allgemeinheit geht davon aus, dass eine gute Arbeitsmarktlage die Chancen von Arbeitssuchenden erst einmal verbessern sollte. Genau hier liegt aber ein Problem, das die Lage sogar noch erschwert. Wenn wir nämlich davon ausgehen, dass es für Arbeitslose, insbesondere Langzeitarbeitslose, leicht ist, einen Job zu finden, dann macht das auf Unternehmen den Eindruck: Wer noch keinen Job gefunden hat, ist weniger produktiv als andere oder es muss weitere schwerwiegende Gründe dafür geben, dass die Person noch arbeitslos ist. Und das erschwert letztendlich für die noch verbliebenen Arbeitslosen den Zugang zum Arbeitsmarkt.«
Quelle: https://aktuelle-sozialpolitik.de/2019/07/01/langzeitarbeitslose-und-ihr-stigma-im-bewerbungsprozess-bei-arbeitgebern/

..

Und hier noch was zum Thema, welchen Einfluss Arbeitslosigkeit auf die Gesundheit nimmt:
So stark kann Arbeitslosigkeit die Gesundheit belasten

Arbeitslosigkeit gehört zu unserer Arbeitswelt dazu. Problematisch ist, dass sie unsere Gesundheit gefährdet.

Arbeitslosigkeit hat Folgen für unsere Gesundheit
Generell ist die Erfahrung mit Arbeitslosigkeit laut Forschung in erster Linie eine psychosoziale Belastung. Sie wirkt sich auf die psychische Gesundheit und auf das Gesundheitsverhalten aus. Das wiederum hat Folgen für den Körper.
Ungesünderer Lebenswandel …
Arbeitslose legen laut mehreren Studien häufiger ein ungesundes Verhalten an den Tag. Sie machen beispielsweise seltener Sport, wie eine Panelstudie vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ergab.

Während in Deutschland rund ein Viertel der Erwerbstätigen keinen Sport treibt, ist es bei Hartz-V-Empfängern fast jeder Zweite. Ein Grund könnte darin liegen, dass manche Menschen sportliche Hobbys aufgeben müssen, weil sie nach dem Jobverlust finanziell schlechter dastehen.

… durch schlechtere Ernährung
Ähnliches könnte für den Kauf von Medikamenten und Lebensmitteln gelten. Laut Studien nehmen Erwerbslose seltener frisches Obst und Gemüse zu sich und seltener eine warme Mahlzeit am Tag. In der internationalen Forschung wird das als food insecurity bezeichnet.

Weniger Bewegung, weniger gesunde Nahrung – das wirkt sich auf das Gewicht aus. Zumindest war es so in einer Studie aus Großbritannien: Die arbeitslosen Probanden und Probandinnen nahmen durchschnittlich mehr Gewicht zu als Erwerbstätige. Generell gehören Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten zu den Gesundheitsproblemen, die häufig bei Arbeitslosen auftreten.

[..]

Auch die Wahrscheinlichkeit, einen schweren Alkoholismus zu entwickeln, steigt laut mehreren Studien mit der Dauer der Arbeitslosigkeit an.

[..]

Kontakte gehen verloren
Dafür gibt es verschiedene Gründe. In einer Untersuchung der Soziologen Thomas Gurr und Monika Jungbauer-Gans berichteten Erwerbslose, dass ihnen die finanziellen Möglichkeiten zur Teilhabe fehlen.

Schamgefühle durch die Arbeitslosigkeit sind ein weiterer Grund, der eine Teilhabe erschwert– und zwar auch bei jenen, die noch in Lohn und Brot stehen. „Dadurch kann der Abbruch der Beziehungen von beiden Seiten ausgehen“, so die Forschenden.

Viele Arbeitslose fühlen sich zudem stigmatisiert. Je stärker dieses Gefühl ist, desto schlechter ist im Schnitt ihr Gesundheitszustand, stellten Soziologen in einer Studie 2013 fest.

Risiko für psychische Krankheiten erhöht
Bei den Auswirkungen auf die eigenen Kontakte und das Wohlbefinden wundert es kaum, dass Erwerbslose ein doppelt so hohes Risiko haben, psychische Gesundheitsprobleme zu bekommen. Dazu zählen Depressionen, Angstsymptome oder auch eine eingeschränkte Lebenszufriedenheit.


Gesundheitswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen fanden zudem heraus, dass Arbeitslose mehr Tage im Krankenhaus verbringen als Erwerbstätige. Die mit Abstand größten Unterschiede zeigten sich bei stationären Krankenhausaufenthalten wegen psychischer Störungen.

Warum trifft uns Arbeitslosigkeit so hart?
Psychische Probleme, ungesunde Ernährung, Gewichtszunahme, Drogenkonsum – all das sind mögliche Gründe, warum das Sterberisiko für Arbeitslose erhöht ist. Laut einer Metaanalyse aus dem Jahr 2011, in die über 40 Längsschnittstudien eingingen, liegt sie bei Erwerbslosen rund 1,6 Mal so hoch.

Einem Erklärungsansatz zufolge trifft uns Arbeitslosigkeit so hart, weil wir einer Arbeitsstelle einen hohen gesellschaftlichen Wert beimessen. Deshalb wird der Verlust als stark entwertend erlebt.
Quelle: https://www.quarks.de/gesundheit/darum-ist-arbeitslosigkeit-schlecht-fuer-die-gesundheit/

..

Das dann mal fürs Erste.

LG Marina


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 12:36
@MarinaG.

Danke für die Links.

Aber jetzt mal ne Frage an das chinesische Orakel: Watt nu?

Was wollen wir für Konsequenzen aus all dem Facetten der LZ Arbeitslosigkeit ziehen?

Die SPD hat folgenden Lösungansatz: Wir geben dem Kinde einen neuen, möglichst ehrwürdig klingenden Namen 'Bürgergeld', damit wäre die Stigmatisierung weg (Wer das glaubt, glaubt auch, dass Kondome Schlafsäcke für Mäuse sind). Dazu planten sie noch, die Leute einfach mal 6 Monate in der Hoffnung auf ein Wunder auf dem Sofa zu belassen und den Betrag inflationszubereinigen.

Nebenbei ist dieser Begriff Bürgergeld auch eine Irreführung der Bürger, weil das Bürgergeld keineswegs exklusiv Bürgern zusteht, sondern neudeutsch Einwohnenden, die nicht notwendigerweise Bürger sind.

Wenn man LZ Arbeitslosen helfen wollte, bräuchte es ein individuelles Coaching. Das kostet Geld, das kostet Zeit, halte ich aber für am Ehesten erfolgversprechend.

Man kann natürlich auch mal in andere Gesellschaften schauen, ob es ganz andere Lösungsansätze gibt, aber die Übertragbarkeit hat ihre Grenzen.

In Peru gibt es zB einen großen Bereich an inoffizieller Selbständigkeit, die ganz offiziell toleriert wird. Ich habe ne Weile gebraucht, das Gesamtsystem zu verstehen. Arbeitslose ohne Versicherung verkaufen Wasser, Brot, Nüsse, Banenen, Kartoffeln auf der Straße. Das klingt erst mal nach einer typischen Problemlösung von Schwellenländern, die wenig wünschenswert ist. Und in großen Teilen ist das so.

Aber: Diese Menschen sind in aller Regel gepflegt gekleidet und die anderen kaufen bewusst bei denen, obwohl die Preise höher als auf den Märkten sind. So bleiben diese Menschen Teil der Arbeitsgesellschaft und auch sozial integriert. Übertragbar ist das sicher nicht, aber die Grundidee: Ich bleibe sichtbar, nützlich, bleibe im Gespräch ist der Teilaspekt, der funktioniert.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 12:49
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Arbeitslose ohne Versicherung verkaufen Wasser, Brot, Nüsse, Banenen, Kartoffeln auf der Straße.
wo nehmen sie diese Lebensmittel her? Aus eigenem Anbau? Falls ja, dann sind es doch keine Arbeitslose?
Oder kaufen sie es einem anderen Händler billig ab? Falls ja, dann sind sie doch - wenn sie weiter damit Handel betreiben - erwerbstätig?
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Übertragbar ist das sicher nicht,
richtig.
Hierzulande wäre soetwas - neben der Transferleistungen Lebensmittel zu verkaufen (also zu arbeiten) - sehr schwierig ... schon alleine die gesetzlichen Auflagen.
Und zwingen könnte man sie schon gar nicht dazu.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 13:49
@Optimist
Zitat von OptimistOptimist schrieb:wo nehmen sie diese Lebensmittel her? Aus eigenem Anbau? Falls ja, dann sind es doch keine Arbeitslose?
Oder kaufen sie es einem anderen Händler billig ab? Falls ja, dann sind sie doch - wenn sie weiter damit Handel betreiben - erwerbstätig?
in aller Regel kaufen die im Großhandel. Es gibt die Verkäufer, die direkt neben den Autos stehen mit Wasser, Popcorn, Riegeln, Sportgetränken. Und die Händler auf dem Bürgersteig mit Obst, Gemüse, belegten Brötchen etc.

Das ist natürlich eine Erwerbstätigkeit, die aber steuerlich oder in Sachen Zulassung u.a. nicht verfolgt wird.

Es ist aus der Not geboren, oftmals haben die andere gute Ausbildungen aber machen das zwischen zwei Jobs.

Natürlich ist das nicht übertragbar. Aber meine Beobachtung, dass die respektierte Mitglieder der Gesellschaft sind, finde ich interessant. Ich würde lieber auf der Straße in Lima Brötchen verkaufen, als in Deutschland Bürgergeld zu beziehen.

Und weil alle wissen, dass die wirklich drauf angewiesen sind, kaufen viele denen etwas ab, auch in dem Wissen, dass es eben kein dichtes soziales Netz gibt.

Überhaupt erlebe ich da unter ganz anderen Vorzeichen und mit viel weniger Staat eine Gesellschaft, die insgesamt optimistischer auf die Welt blickt und in der sich, entgegen dem was viele hier erwarten würden, in den letzten 15 Jahren eine sehr starke Mittelschicht ausgebildet hat.

Als ich das zum ersten Mal gesehen hatte, habe ich so reagiert wie ich es in Deutschland tun würde, Fenster zulassen und ignorieren. Erst als unsere Freunde mir erklärten 'Kauf mal 4 Wasser' plus background habe ich es mal aus einer anderen Perspektive betrachtet.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 13:57
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Aber jetzt mal ne Frage an das chinesische Orakel: Watt nu?
Ja genau das ist die Frage. Ich denke einfach so lassen, wie es ist. Je länger ich hier lese, um so sicherer bin ich mir, dass es keine Möglichkeit gibt, die Leute in Arbeit zu bringen. Die einen wollen grundsätzlich nicht, die anderen können grundsätzlich nicht und für die übrigen müssen Jobs noch gebacken werden.
Anscheinend ist die Einstellung einfach sein eigenes Geld zu verdienen - egal womit - hoffnungslos überholt. Wie hier schon mehrfach geschrieben wurde, muss man wohl mit diesem Prozentsatz an Menschen leben, die sich durch den Rest der Gesellschaft finanzieren lassen.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 14:12
@jeba

Würde mir etwas zu lapidar erscheinen. Ich bin ja kein SPD Politiker, der glaubt, wenn man auf Fischabfälle nur genug Mayonaise kippt, bekäme man einen Krabbencocktail. Das bezieht sich auf deren Politik, nicht auf die LZ Arbeitslosen.

Die werden mit der Gießkanne mit Geld begossen.

Ich würde sagen:

Wer dauerhaft nicht arbeitsfähig ist, der braucht eine Rente und kein Geld, das eigentlich als Überbrückung für Arbeitslose gedacht ist. Hier in der Diskussion klang schon an, dass das wohl oft nicht gut klappt. Ich kann es nicht beurteilen. Dann braucht man auch keine Charaden mit Maßnahmen, Bewerbungen etc.

Wer längerfristig ohne sehr schwere Erkrankung nicht in Arbeit findet, braucht vielleicht ein Coaching, um Hindernisse zu beseitigen. Da würde ich jedem wenigstens 1 Versuch zugestehen.

Wer einfach rundheraus alles ablehnt und auch keine schwere Erkrankung nachweisen kann, benötigt keine staatliche Hilfe. Der kann ja gerne als Privatier leben. Ob es überhaupt viele Leute dieser Art gibt, vermag ich nicht zu sagen.

Neben dem Coaching würde vielen Langzeitarbeitslosen helfen, wenn sie im Rahmen einer Arbeit 'für den Staat' wieder an das Arbeitsleben herangeführt werden. Dadurch ersparen sich später AN und AG unnötigen Frust.

Dauertransfer ist eine Lösung, damit Menschen nicht verhungern. Da bin ich dabei. Aber es ist dennoch, zuvorderst für den betroffenen, eine beschissene Lösung. Glücklich macht es nicht. Deshalb sollte es viel zielgerichtetere Hilfen zur Wiedereingleiderung geben.

Jeder Mensch nach eine Hüft OP bekommt eine Reha, wird trainiert, bekommt Hilfe, um wieder zu laufen. Warum wendet man nicht ähnlcihe Methoden auch für Menschen an, die irgendwie rauskatapultiert wurden?


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

29.11.2022 um 14:13
Zitat von jebajeba schrieb:Wie hier schon mehrfach geschrieben wurde, muss man wohl mit diesem Prozentsatz an Menschen leben, die sich durch den Rest der Gesellschaft finanzieren lassen.
Das liest sich wie bestätigtes Staatsversagen, das ist nicht akzeptabel...es ist für mich auch nicht und wer jetzt meint ich "gönne" niemanden was liegt falsch.
Niemand, aber niemand würde auf die Idee kommen die Steuernabgabe aufzugeben weil es paar Steuerbetrüger gibt die man nicht kriegt.


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29.11.2022 um 14:24
@Abahatschi
Yep, ist nicht toll aber anscheinend die Realität. Jeder Gedanke daran, dass diese Menschen auch nur einfachste Aufgaben übernehmen sollen wird hier weit von sich geschoben. Entweder es ist der Traumjob oder ansonsten einfache Arbeit für viel Geld oder es ist alles nicht zumutbar.
Daran werden neue Regeln wohl auch nichts ändern, wenn es nicht passt ist man halt einfach krank, wer will das nachweisen. Also bietet man am besten die Möglichkeit wie das Coaching von @sacredheart an und verschwendet ansonsten keine weiteren Gelder in hoffnungslose Fälle.


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29.11.2022 um 14:28
@Abahatschi

Das ist jetzt nicht wirklich dein Ernst oder? Du machst dir mit deiner Steuerhinterziehung Antwort auch keinen Gefallen,

Das sind etwa 100 Milliarden Euro Jährlich ?


@MarinaG.

Danke für deinen Ausführlichen Beitrag, war sehr Interessant zum lesen, akzeptieren wollen es die wenigsten, man macht einfach dann weiter als wäre das nicht gültig oder repräsentativ, drüber hinwegschauen ist wohl angenehmer.


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