Coronavirus (Sars-CoV-2)

Fölix schrieb:Was den Einzelhandel angeht, dürfte die Reduzierung auf 1kg wohl eher darauf abzielen, die Leute öfter ins Geschäft zu locken, was dann aber ganz im Sinne das Virus ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen Engpass beim Mehl gibt.

Der "Engpass" wird regional sein, bzw. auf den Erfahrungen des Frühjahrs beruhen. weil es im Einzelhandel zu Engpässen kommt und desshalb einzelne Filialen unterversorgt sind.
Daraus eine in den Laden locken wollen Verschwörungstheorie zu basteln halte ich für Unsinn. Irgendwie muss man ja auch die eigenen Lieferketten und das eigene Personal vor irren Preppern schützen.

Pergamon schrieb:Der "Engpass" wird regional sein, bzw. auf den Erfahrungen des Frühjahrs beruhen.

Ja, der Engpass könnte regional sein, oder auch nicht.

Ärztepräsident Dr. Klaus Reinhardt hat gestern bei Markus Lanz einen ziemlich merkwürdigen Auftritt gehabt. Einmal abgesehen von seinen abstrusen Thesen zur Maske hat er auch noch einige andere ziemlich merkwürdige Ansichten verbreitet.

Doch Dr. Klaus Reinhardt blieb seiner nüchternen Einschätzung treu: "Das ist die Zahl der Neuinfektionen. Die sagt nichts darüber aus, wie viele Neu-Erkrankte sich darunter befinden und die sagt auch nichts darüber aus, wie viele Schwer-Erkrankte sich darunter befinden. 
https://www.watson.de/deutschland/coronavirus/675484803-maskenpflicht-aussage-von-mediziner-macht-markus-lanz-fassungslos

Das stimmt natürlich in keinster Weise. Die Altersverteilung (Archiv-Version vom 22.10.2020) der Erkrankten ist bekannt. Die Hospitalisierungsrate in Abhängigkeit vom Alter kennt man auch. Daraus kann man sehr gut ausrechnen wie sich die Betten in den nächsten Wochen füllen werden. Lustiger Weise hat er in ein paar Nebensätzen ganz nebenbei sogar kurz darauf hingewiesen. Aber das hat er anscheinend selbst nicht wirklich verstanden. Vermittelt hat er nämlich ziemlich vehement genau das Gegenteil.

Man kann sich die Entwicklung auch direkt anschauen:


https://www.zdf.de/nachrichten/heute/coronavirus-ausbreitung-infografiken-102.html (Archiv-Version vom 22.10.2020)

Die Belegung auf den Intensivstationen steigt auch diesmal mit einer Zeitverzögerung zum Anstieg der Fallzahlen. Und es ist jetzt schon sicher, dass es mindestens in den nächsten zwei Wochen analog zum Anstieg der Fallzahlen in der vergangenen Woche steil nach oben gehen wird. Die Kurve dürfte so steil werden, dass man den Verzug zwischen Auftreten der Fälle und Intensivhospitalisierung leicht über das Auge abschätzen kann.

Von daher macht es auch nur Sinn sich auf die Fallzahlen zu konzentrieren. Situationsbeurteilungen erst aus der Bettenbelegung bzw. aus den Hospitalisierungen abzuleiten, wäre da ein echter Schildbürgerstreich.

Fölix schrieb:Ja, der Engpass könnte regional sein, oder auch nicht.

Eher nicht.

https://www.amazon.de/Weizenmehl-Typ-550-BR%C3%96TCHEN-PIZZA/dp/B0862FYX1F/ref=sr_1_5?_encoding=UTF8&c=ts&dchild=1&keywords=Mehl&qid=1603390599&s=grocery&sr=1-5&ts_id=364766031

Mehl konnte hier heut noch unbegrenzt gekauft werden.
Für die Weihnachtsbäckerei(Stollen, Plätzchen und co.) brauchte es ein paar kg.
Ansonsten ist es beim Klopapier schon wieder ziemlich leergefegt.

Seehofer bringt es meiner Meinung nach gut auf den Punkt:

17:45 Uhr: Bundesinnenminister Horst Seehofer von der CSU zeigt sich angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen alarmiert. "Es geht nicht um wenige Tausend, es geht um Hunderttausende - auf den Monat gerechnet", sagte er am Donnerstag am Rand der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst in Potsdam.

"Das wird jetzt sehr sichtbar, dass wir in einer wirklich ernsten, dramatischen Lage sind", sagte Seehofer. "Multiplizieren Sie einmal die Tageszahlen auf einen Monat, dann sehen Sie die ganze Dramatik der Situation." Die Gesundheitsämter hatten einen Rekordwert von 11.287 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet.

Seehofer: "Es geht um eine sehr dynamische Entwicklung, um ein äußerst gefährliches Virus, potenziell tödlich oder mit Langzeitschäden für die Betroffenen verbunden. Deshalb haben wir die Pflicht als Politiker, alles zu tun, was für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung erforderlich ist."

Quelle: https://web.de/magazine/news/coronavirus/corona-live-blog-infektionsgeschehen-horst-seehofer-hunderttausende-35112866

ich habe mir erlaubt, den entscheidenden Satz fett zu markieren.

in einem Bericht aus frankreich (lief gerade im ZDF spezial) sagte ein Arzt: wir sehen ziemlich konstant auf je 1000 Infektionsfälle 30 Personen auf der Intensivstation. (also 3 Prozent)

es ist eben leider immer noch so, dass die meisten Menschen keinerlei bis wenig Verständnis für exponentielles Wachstum haben.

Paris – Nach dem massiven Anstieg der Coronafälle in Frankreich hat sich auch die Zahl der auf den Intensivstationen befindlichen Menschen stark erhöht. Auf 2.090 Intensiv­betten liegen derzeit Coronapatienten – 1.441 mehr als vor einer Woche, wie die Gesundheitsbehörden gestern bekanntgaben.

In den vergangenen 24 Stunden starben demnach 146 Menschen an den Folgen einer Coronaerkrankung. Zuletzt wurden im Mai mehr als 2.000 Menschen auf Intensiv­stationen behandelt.

so war hier im Ärzteblatt ----> vor 2 Tagen zu lesen
Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/117562/Zahl-der-Patienten-auf-Intensivstationen-in-Frankreich-steigt-auf-mehr-als-2-000


wer immer noch meint, e seien nur die laborbestätigten Fälle, die ansteigen, der irrt.
es nehmen ebenfalls, aber zeitverzögert, die Krankheitsfälle, inklusive schwerer und tödlicher Verläufe zu.

Das Coronavirus breitet sich in Frankreich weiter stark aus. Das Gesundheitsministerium des Landes meldet mit 41.622 Neuinfektionen die höchste bislang verzeichnete Zahl an einem Tag. Damit sind insgesamt 999.043 Fälle bekannt. Die Zahl der Todesfälle steigt um 162 auf 34.210

Quelle: https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_88702106/covid-19-news-rekordzahl-an-neuinfektionen-in-frankreich-ausgangssperre-ausgeweitet.html

es ist noch gar nicht lange her, da waren die täglichen covid19 bedingten Todesfälle nur im unteren zweistelligen Bereich.
die Hundertermarke überschritten sie erstmals wieder am 18. September

Hat irgendwer die Maßnahmen in Frankreich der letzten Wochen verfolgt. Worldometer zeigt im Moment über 40k Neuinfektionen für heute.. Haben die es in Frankreich verschlafen oder woran könnte das liegen?

RayWonders schrieb:Hat irgendwer die Maßnahmen in Frankreich der letzten Wochen verfolgt. Worldometer zeigt im Moment über 40k Neuinfektionen für heute.. Haben die es in Frankreich verschlafen oder woran könnte das liegen?

Laut der ganzen Beschwichtiger, Lügner, Verleugner und Vertuscher im Netz ist das nur eine etwas stärkere Erkältungswelle wie wir sie fast jedes Jahr haben.

RayWonders schrieb:Hat irgendwer die Maßnahmen in Frankreich der letzten Wochen verfolgt. Worldometer zeigt im Moment über 40k Neuinfektionen für heute.. Haben die es in Frankreich verschlafen oder woran könnte das liegen?

Zum Beispiel wegen solchen Dingen hier:

https://www.welt.de/sport/fussball/champions-league/article218279420/Trotz-Corona-Warum-bei-Stade-Rennes-Tausende-Fans-im-Stadion-stehen.html

RayWonders schrieb:Hat irgendwer die Maßnahmen in Frankreich der letzten Wochen verfolgt. Worldometer zeigt im Moment über 40k Neuinfektionen für heute.. Haben die es in Frankreich verschlafen oder woran könnte das liegen?

es liegt am Virus - und an den Ausbreitungsbedingungen, die es vorfindet-

Deswegen gehen die Zahlen überall "durch die Decke" , nicht nur in Frankreich.

Die Niederlande, mit gut 17 Mio Einwohnern haben um die 8000 Neuinfektionen pro Tag
Frankreich hat rund 64 Mio Einwohner, also 3,7 mal so viele Einwohner wie NL
im Vergleich wären das 30.000 Neuinfektionen

Das mit der höchsten Infektionsrate der Welt mag übertrieben sein, aber in Europa liegt das Land weit oben. Es läuft definitiv schlecht. Etwa 8000 Ansteckungen am Tag, das ist genauso viel wie in Deutschland, das aber mehr als viermal so viele Einwohner hat. Schon wieder gibt es zu wenig Intensivbetten, wie im Frühjahr sollen beatmete Patienten nach Nordrhein-Westfalen geschickt werden. Man hat es in den Niederlanden nicht für nötig gehalten, die Zahl der ursprünglich 1150 Betten wesentlich zu erhöhen

Quelle: https://www.sueddeutsche.de/politik/niederlande-pandemie-falle-1.5082160?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

wir sind in Deutschland etwa 4 Wochen hinter der Entwicklung in Belgien und Niederlanden mit einer Sieben-Tage-Inzidenzwert von 56,2.

Im Vergleich zu einigen Nachbarländern steht Deutschland mit den krassen Zahlen noch gut da. Genauer gesagt an dem Punkt, an dem Belgien und die Niederlande vor fünf Wochen waren: Laut einer Untersuchung an der TU Berlin lag der Inzidenzwert in den Niederlanden Mitte September bereits bei 48, in Belgien bei 49 - so viele Fälle also pro Woche und 100.000 Einwohnern, wie in Deutschland jetzt, fünf Wochen später, gemeldet werden.

Niederlande: Fast Hälfte aller Intensivbetten belegt

Was aber heißt das? Werden wir hierzulande in fünf Wochen die gleichen Zustände haben wie in den Niederlanden? Dort gilt seit dem 14. Oktober ein sogenannter Teil-Lockdown: Restaurants, Bars, Cafés sind geschlossen. Fast die Hälfte der vorhandenen Intensivbetten in niederländischen Krankenhäusern - 450 Stück - seien bereits durch Covid-19-Patienten belegt, meldet die niederländische Regierung am Donnerstag. Zuletzt kamen jeden Tag etwa 46 Patienten hinzu.
Belgien: Infiziertes Pflegepersonal muss zur Arbeit

In belgischen Krankenhäusern ist die Lage dramatisch: Rund 3.000 Covid-19-Patienten werden hier zur Zeit behandelt, jeden Tag kommen 300 dazu. Nach Angaben der Regierung sind 525 Coronakranke auf Intensivstationen - acht Prozent aller Infizierten. Da fast ein Drittel des Pflegepersonals selbst infiziert ist, müssen Mitarbeiter, die keine Symptome haben, trotzdem zur Arbeit, weil sie dringend gebraucht werden. Die belgische Regierung will am Freitag über weitere Verschärfungen der Schutzmaßnahmen beraten.

Quelle: https://www1.wdr.de/nachrichten/infektionszahlen-deutschland-vergleich-100.html

um die Dynamik noch deutlicher zu zeigen:

In Belgien beispielsweise ist die Inzidenz innerhalb von sieben Wochen von 27 auf 340 (am 13. Oktober 2020) gestiegen. Zur gleichen Zeit im September lag Deutschland bei einer Inzidenz von 30, am 21. Oktober bei mehr als 50. Laut Busse habe sich die Inzidenz auch in Frankreich verdreifacht, in den Niederlanden verzwölffacht.

Quelle: https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_88789876/sars-cov-2-wie-gefaehrlich-wird-der-corona-winter-.html


aber man kann auch immer weiter diskutieren, dass der Anstieg der Fälle ganz bestimmt nur der gestiegenen Testkapazität zu verdanken wäre. Manche kommen von dieser Rille gar nicht mehr runter und bekommen nicht mit, was in den Ländern rund um uns herum geschieht

Wow, 12.500 Neuinfektion heute (bis jetzt)

ich lese gerade, die NL haben aktuell 9283 Neuinfektionen zu verzeichnen.
Damit schließen sie im Verhältnis schon fast zum Nachbarn Frankreich auf (hochgerechnet auf die frz Bevölkerung wäre das nämlich auch rund 35.000 Neuinfektionen /24h

breakup schrieb:Wow, 12.500 Neuinfektion heute (bis jetzt)

nicht schlecht. Dann hat Merkel mit ihrer Aussage, es könnte Weihnachten um 19.200 Infektionen pro Tag geben, vielleicht vom Abklingen des Infektionsgeschehens nach einem Advents-lock down gesprochen *Ironie off*

Angela Merkel ist wegen der Infektionszahlen in Europa besorgt. Lokale Infektionsherde müsse man sehr deutlich angehen, sonst habe man an Weihnachten 19.200 Infektionen am Tag. Kritisch sieht sie die Berliner Corona-Maßnahmen.

Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article216725332/Corona-Angela-Merkel-warnt-vor-19-200-Neuinfektionen-pro-Tag.html

@Seidenraupe

danke für die ausführliche Antwort.

nur das mit den 4 Wochen verstehe ich nicht so richtig.. machst du das lediglich an den Zahlen fest?
Mitte August war Frankreich wieder bei 3000 Fällen. wir waren da erst Anfang Oktober, das wären dann sogar 6 Wochen..

Fölix schrieb:Bei Kartoffeln dürfte wieder ein Überangebot in Folge von Corona entstehen.

Woran liegt es, dass Leute jetzt weniger Kartoffeln kaufen?

RayWonders schrieb:Hat irgendwer die Maßnahmen in Frankreich der letzten Wochen verfolgt. Worldometer zeigt im Moment über 40k Neuinfektionen für heute.. Haben die es in Frankreich verschlafen oder woran könnte das liegen?

Frankreich hat mitunter einer der schärfsten Maßnahmen im Kampf gegen Covid.

https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/coronavirus-ticker-alle-news-kw-43,SDr71CL

Pallas schrieb:Woran liegt es, dass Leute jetzt weniger Kartoffeln kaufen?

Die Leute kaufen nicht weniger Kartoffeln, die Leute essen weniger Pommes, weil Pommes ein typisches "Auswärts"-Essen sind. Das führt dazu, dass Tiefkühllagerbestände weniger schnell abgebaut werden und daher auch weniger Pommes nachproduziert werden müssen, die Landwirte bleiben auf ihren Produkten sitzen. Weil das spezielle Sorten sind, die auf die Pommes- und Chipsherstellung optimiert sind (sehr runde Knollen, gut maschinell zu schälen und zu verarbeiten, optimierter Stärkegehalt usw.) sind sie als normale Speisekartoffel oder für die technische Weiterverarbeitung (z.B. zu Industriestärke oder Ethanol) nur bedingt geeignet.

@Pallas

Hier als Beispiel Belgien, Weltmarktführer für tiefgekühlte Kartoffelprodukte. Hier ist der Preis bereits im Sommer auf 1/20 des sonstigen Marktpreises eingebrochen:

Das sollte möglich sein, zumindest unter normalen Umständen. Belgien ist der weltgrößte Exporteur von tiefgekühlten Kartoffelprodukten. Die kartoffelverarbeitende Industrie hat insgesamt einen jährlichen Umsatz von zwei Milliarden Euro.

Aber in Corona-Zeiten sind die Umstände nicht normal. Die Kartoffelschwemme ist eine echte Katastrophe. Auf dem Bauernhof von Marc de Tavernier im westflandrischen Bellegem ist ein riesiges Lagerhaus mit Tonnen der Knollen gefüllt, die darauf warten, abtransportiert zu werden. Und er ist noch einer der Glücklichen: Die meisten seiner Kartoffeln hat er aufgrund eines Vertrages mit den Verarbeitungsbetrieben angebaut.

Der Markt ist zusammengebrochen

Weniger begünstigte Erzeuger, sagt Cools, sitzen auf einer Ernte fest, deren Preis auf dem freien Markt nun auf ein Zwanzigstel des Üblichen gesunken ist - weniger als ein Euro für 100 Kilogramm -, falls überhaupt jemand kauft. Was niemand tut.

Quelle: https://www.dw.com/de/belgien-bittet-esst-mehr-fritten/a-53385698