Darüber wird man doch wohl noch lachen dürfen, oder?

Balumpa schrieb:... was an dieser Serie den besonderen Reiz darstellen soll. Ich erkenne den nämlich nicht. Gut, "Ekel Alfred" ist aus heutiger Perspektive sicherlich politisch nicht ganz korrekt, aber das genügt für mich nicht, um den Status einer sehenswerten Serie zu erlangen.

Zum einen war/ist dieses Format bis heute einzigartig in Deutschland, zum anderen war es auch eine kleine Abrechnung mit dem kleinlichen Spießbürger vom "gestern" in Person eines kleinen Ekelpaket namens Alfred der nur in Schwarz/Weiss dachte/redete ^^

Yooo schrieb:Bei "Ein Herz und eine Seele" war es auch eine eher realitätsferne Figur, die meisten Menschen mit so einem Charakter sind zumindest nicht so witzig.

Naja, man hat sich über den Zeitgeist vergangener Tage belustigt, oder über die Menschen die diese noch repräsentiert haben.
Man darf nicht vergessen, wie sehr sich das Lebensgefühl ( der Jugend ) von dem der 60s oder 50s zu den 70s unterschieden hat.

Man hat sich sozusagen von den "Altlasten" der vorigen Generationen "befreit", um es mal metaphorisch auszudrücken ...

Wobei man beim dem Thema (Ein Herz und ein Seele), auf jeden Fall erwähnen muss, dass es ein revolutionäres Format im deutschen TV war und ist. Hier wurden die unangenehmen Themen (Patriarchat, Feminismus, Sexualität, den Konflikt zwischen zwei komplett konträren Generationen) angesprochen und karikiert. Also irgendwie auch eine Abrechnung mit der spießbürgerlichen Prüderie, welche heute wieder salonfähig zu sein scheint 🤨

Das Serie ist ubrigens ein Ableger, einer britischen Produktion deren Name mir gerade nicht einfällt.

Ich empfand 24 mit Kiefer Sutherland damals als echte Innovation. Diese Serie stellte für mich nicht nur den Startschuss an Serien mit fortlaufender Haupt- und zig fortlaufenden Nebenhandlungen dar, sondern erreichte sie auch wegen dem Echtzeitformat (mit Werbung ist es wirklich Echtzeit) ein neues nie dagewesen Spannungsniveau. Eigentlich bis heute unerreicht. Auch in Sachen gemeiner Cliffhanger.
Und die Einführung des Splitscreens setzte dem Ganzen die Krone auf.

Eine Serie die bei vielen Linken nicht sehr beliebt ist und auch die linke Presse kritisierte die teilweise Verherrlichung von Folter. Das ist aber das Problem, wenn man Serien nicht ganz schaut, denn Jack Bauer (Sutherland) ist längst nicht nur der blasse, gefühlskalte und foltergeile Antiterroragent für den ihn viele nur halten. Der Mann macht über 8 Staffeln auch eine Entwicklung durch und erlebt wie kein anderer jemals zuvor was es bedeutet mit Verlusten und Schmerz umzugehen und dass der Job ihm letztendlich alles gekostet hat und immer wieder kosten wird. Jack Bauer ist neben all der Brutalität auch einer der emotionalsten Filmagenten die es gibt.

Die Serie stellt auch die moralische Frage ob der Zweck wirklich jedes Mittel heiligt? Hier ist insbesondere der Anfang von Staffel 7 interessant.

Ebenso sind in der Serie auch nicht immer nur die bösen Araber die Bösen, sondern noch viele mehr einschließlich US-Amerikaner und in einer Staffel sogar der Präsident selbst.

Zugegeben ist Homeland etwas anspruchsvoller als 24, dafür aber längst nicht so spannend und unterhaltsam wie 24. Ebenso bietet Homeland auch nicht das Echtzeitformat in Kombination mit mehreren Splitscreens.

JMT schrieb:Hier wurden die unangenehmen Themen (Patriarchat, Feminismus, Sexualität, den Konflikt zwischen zwei komplett konträren Generationen) angesprochen und karikiert. Also irgendwie auch eine Abrechnung mit der spießbürgerlichen Prüderie, welche heute wieder salonfähig zu sein scheint 🤨

Diesen gesellschaftlichen Rückschritt in die Prüderie der 50/60s Jahre empfinde ich ebenso, was aber wohl größtenteils mit Verkoppelung mit dem Internet & den dazugehörigen "Schreihälsen" gedeckelt ist. "Auf der Straße" eher unauffällig, wird im Internet der Frust "rausgejammert" - Eine ähnliche "Wiederauferstehung" dieser Serie gepaart mit unsern Zeitgeist & den dazugehörigen "Klischeebürger" wäre ein überaus interessantes Experiment ... fehlen nur die Drehbuchschreiber & die qualitativ herausragenden Schauspieler :D

rhapsody3004 schrieb:Auch deutsche Serien wie das Boot und Babylon Berlin bspw. haben diesen Filmlook und trotzdem eine jeweils

Die neue Serie das Boot zeigt mir Eher wie heutige Serienmacher eher nichts mehr gebacken bekommen... Und unoriginelle Geschichten nur in ein Korsett gedrängt werden.

Originalität fehlt häufig, oder schlichtweg Hintergrund, grade wenn man historisches setting sucht

Pranks sind vllt etwas am Thema vorbei aber ich muss bei zB "That Brown Nerd" lachen, auch dann, wenn er Menschen mit Handycap simuliert... Findet das hier jemand bedenklichl? Bitte melden!

The Weird Walk - Weird Guy

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@MokaEfti
Ich nicht. Aber im links bis linksextremen Spektrum findest sicher einige die dagegen sind.

nocheinmal schrieb:ber im links bis linksextremen Spektrum findest sicher einige die dagegen sind.

Hat glaube ich weniger mit dem politischen Spektrum zu tun, mehr mit verinnerlichter Moral... Oder?

@MokaEfti
Momentan is im linken bis linksextremen Spektrum die Denkweise gross das man menschengruppen in Opfer und Täter einteilt. Deswegen ist das eher in dieser nische anzutreffen.

nocheinmal schrieb:Momentan is im linken bis linksextremen Spektrum die Denkweise gross das man menschengruppen in Opfer und Täter einteilt. Deswegen ist das eher in dieser nische anzutreffen.

Das war schon immer so, aber gut, hat sich sicherlich noch verstärkt. Aber zeig das mal Leuten, die sehr gläubig oder spirituell oder dogmatisch oderoder sind.

@MokaEfti
Religion muss karikariert werden. Das ist Pflicht für alle die sich für Menschenrechte einsetzen. Solange diese ideokogien auch nur einen funken macht haben.

Ich empfand Sitcoms schon immer als ziemlich spiessig und langweilig. Geschaffen für ein Publikum welches den vermeintlichen Humor darin wohl irgendwie als gewagt empfinden sollte. Das selbe Publikum soll nun diesen staubigen Kram als grenzüberschreitend empfinden und noch mehr eintrocknen?

nain schrieb:Darf man heute noch über Serien und Sitcoms wie "Eine schrecklich nette Familie", "King of Queens", "Der Prinz von Bel-Air" oder "Alle unter einem Dach" noch ehrlich lachen?

N E I N

Das Lachen lasse ich mir nicht verbieten. "Eine schrecklich nette Familie", für mich die beste Comedy-Serie aller Zeiten. So viel ich weiß gab es damals schon etliche Boykott-Aufrufe, besonders durch eine amerikanische Hausfrau, die durch Talkshows tingelte. Aber auch hierzulande wären viele kultige Serien und Filme aus den letzten Jahrzehnten heute kaum noch möglich ..

Harass! Iss von Türk! (Otto - Der neue Film)

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jimmybondy schrieb:Geschaffen für ein Publikum welches den vermeintlichen Humor darin wohl irgendwie als gewagt empfinden sollte.

Gilt im Prinzip auch für (politisches) Kabarett, gewagtes Sticheln ja, aber nicht grob beleidigen. Immer auf der schmalen Grenze tänzeln. Problematisch wurde es dann spätestens seit Böhmermann/Erdogan und spätestens ab diesem Zeitpunkt und/oder Trump ist das Genre auch tot.

Ganz schlimm finde ich Modern Family, da zeigt sich, wie die moralisch, gesellschaftlichen Ansichten und Maßstäbe komplett auseinander driften.

Stan_Marsh schrieb:Ganz schlimm finde ich Modern Family, da zeigt sich, wie die moralisch, gesellschaftlichen Ansichten und Maßstäbe komplett auseinander driften.

Kannst du das präzisieren, bitte?

(zur Serie "ein Herz und eine Seele).

Balumpa schrieb:Ich habe hier und da mal Episoden davon geschaut, meist auf YouTube und ich frage mich, was an dieser Serie den besonderen Reiz darstellen soll. Ich erkenne den nämlich nicht. Gut, "Ekel Alfred" ist aus heutiger Perspektive sicherlich politisch nicht ganz korrekt, aber das genügt für mich nicht, um den Status einer sehenswerten Serie zu erlangen.

Um das Besondere der Serie zu erkennen müsstest Du die "Familien"-Serien kennen, die vor der "Herz und eine Seele"-Serie im Fernsehen liefen. "Famile Hesselbach" oder die "Unverbesserlichen" (Ein neuer Film jedes Jahr, nebenbei bemerkt). Die Konventionen, der Umgang der Figuren miteinander in diesen Serien waren nach den Spielregeln der 60er Jahre. Äußerst spießig, würde man heute sagen. Da hätte sich keiner "daneben benommen". Ekel Alfred war da die totale Antifigur, ein Anarchist in der Maske einer Spießbürgers, der verbal und mit spontanen Handlungen alle Konventionen brach. Er sollte übrigens eigentlich ein wirkliches Ekel sein. Heinz Schubert schaffte es aber duch Schauspielkunst die Figur ins Komische zu ziehen und den Unterhaltungswert der Serie damit entscheidend zu steigern.
Für jüngere Zuschauer dürfte die Figur heute nur noch schwer deutbar sein, weil sie viele damaligen Tabubrüche, die heute keine mehr sind, gar nicht mehr erkennen und statt dessen Äußerungen die damals Konvention waren als inkorrekt ansehen.

Paradigga2.0 schrieb:Ganz ehrlich: Wer jetzt noch über den Kram lacht, über den er als Kind oder Jugendlicher gelacht hat, ist auch irgendwie hängengeblieben oder sachter formuliert: Nicht erwachsen geworden.

Über alte Simpsonsfolgen kann ich noch heute lachen, oder zumindest schmunzeln.

Lupo54 schrieb:Um das Besondere der Serie zu erkennen müsstest Du die "Familien"-Serien kennen, die vor der "Herz und eine Seele"-Serie im Fernsehen liefen. "Famile Hesselbach" oder die "Unverbesserlichen" (Ein neuer Film jedes Jahr, nebenbei bemerkt). Die Konventionen, der Umgang der Figuren miteinander in diesen Serien waren nach den Spielregeln der 60er Jahre. Äußerst spießig, würde man heute sagen. Da hätte sich keiner "daneben benommen". Ekel Alfred war da die totale Antifigur, ein Anarchist in der Maske einer Spießbürgers, der verbal und mit spontanen Handlungen alle Konventionen brach. Er sollte übrigens eigentlich ein wirkliches Ekel sein. Heinz Schubert schaffte es aber duch Schauspielkunst die Figur ins Komische zu ziehen und den Unterhaltungswert der Serie damit entscheidend zu steigern.
Für jüngere Zuschauer dürfte die Figur heute nur noch schwer deutbar sein, weil sie viele damaligen Tabubrüche, die heute keine mehr sind, gar nicht mehr erkennen und statt dessen Äußerungen die damals Konvention waren als inkorrekt ansehen.

tHEbLOb schrieb:Zum einen war/ist dieses Format bis heute einzigartig in Deutschland, zum anderen war es auch eine kleine Abrechnung mit dem kleinlichen Spießbürger vom "gestern" in Person eines kleinen Ekelpaket namens Alfred der nur in Schwarz/Weiss dachte/redete ^

So in etwa hatte ich mir das schon gedacht. Die Serie "zündete" im Zeitgeist der 60er und 70er und ist für die Leute, die diese Jahrzehnte nicht erlebt haben (inklusive mir), schwerer zugänglich.

rhapsody3004 schrieb:Kann ich mir nicht vorstellen.

Hat der halt so gesagt, ich sehe es übrigens genauso