Disziplin - Selbstdisziplin - Selbstbeherrschung

FerneZukunft schrieb:Das beeindruckt mich und das sind genau diese Art von Frauen, die ich am meisten schätze 👍

FerneZukunft schrieb:Hut ab, tolle Frau 👍😎

Ich bin mir immer nicht sicher, ob der Lebensentwurf so erstrebenswert ist ... Rückblickend gab es echt Momente, wo ich echt am Limit war. Allerdings sagen die Kids immer, sie hatten eine sehr schöne Kindheit. Meine Eltern sind mit uns eigentlich fast nie irgendwo hingefahren (es sei denn, es hatte was mit Schwimmen zu tun, das liebt mein Vater), daher haben wir geschaut, dass wir sehr oft im Zoo, in Museen und im Theater waren.

Bundeskanzleri schrieb:Wie kam es denn dazu?
Das klingt ja nach einem plötzlichen Ereignis.

Sorry, hab dich vergessen :D

Hab's mir einfach vorgenommen. Dadurch, dass die Kleine nun in der Kita ist, ist die Zeit einfach mehr da :Y:

Angefangen, durchgezogen, läuft :Y:

@Bundeskanzleri
Ich prokrastiniere auch viel. Der Hauptgrund ist meine Schmerzkrankheit. Dadurch ist fast alles viel anstrengender und braucht mehr Überwindung, auch um dabei Schmerzen auszuhalten. Deshalb habe ich mein Leben sehr stark vereinfacht, gestalte mein Leben minimalistisch und stoizistisch (siehe meinen forumsinternen Blog). Das alles hat viel gebracht. Aber die Anforderungen im Leben sind für mich immer noch zu groß und gleichzeitig steckt meine Motivation derart im Keller, dass ich mich immer noch sehr gestresst fühle, was wiederum meine Schmerzkrankheit zusätzlich ankurbelt.

Es fallen mir mittlerweile auch viele Dinge schwer, wo ich sitzen kann, weil ich alles gut machen will und einfach diesen Zeitdruck als Stress empfinde, der mich eher lähmt und meine Motivation enorm in den Keller schickt. Meine Unlust ist derart groß, verbunden mit Versagensangst, Schmerzen und Erschöpfung, dass ich immer wieder an meine Grenzen stoße. Ich brauche einfach für alles länger als früher wegen meiner Schmerzkrankheit, habe aber auch nur 24 Stunden pro Tag zur Verfügung wie alle.

Ich muss also einen Weg finden, mich noch besser auf das Wesentliche zu fokussieren und alles, was mich schwächt und runterzieht, auszublenden oder gut zu verarbeiten. Vor allem brauche ich mehr Motivation, intrinsisch, denn bei mir funktioniert nur intrinsische Motivation. Aber dies in unschönen Aufgaben zu finden, ist nicht so leicht. Ich kann mir schlecht etwas einreden.

MissMary schrieb:Ich bin mir immer nicht sicher, ob der Lebensentwurf so erstrebenswert ist ... Rückblickend gab es echt Momente, wo ich echt am Limit war.

Ja, ich bin davon überzeugt, dass Du oft über Deine Grenzen hinaus gehen musstest.
Du hast es aber geschafft und das bewundere ich.

Menschen wie Du sorgen dafür, dass im Land etwas "weitergeht". Sowohl wirtschaftlich, als auch Fortschritt.

MissMary schrieb:Meine Eltern sind mit uns eigentlich fast nie irgendwo hingefahren (es sei denn, es hatte was mit Schwimmen zu tun, das liebt mein Vater), daher haben wir geschaut, dass wir sehr oft im Zoo, in Museen und im Theater waren.

Ja, es ist wichtig, mit Kindern viel zu unternehmen.
Auch das ist Disziplin. Den Eltern würden oft andere Dinge (Unternehmungen) interessieren, wie den Kindern. Du hast auf viele eigene Wünsche verzichtet, damit es Deine Kinder schön hatten.

Ich freue mich für Dich, dass Deine Kinder jetzt älter sind und Du endlich etwas Zeit für Dich hast. Du hast es wirklich mehr als verdient 👍

FerneZukunft schrieb am 26.04.2022:mit Kindern viel zu unternehmen.
Auch das ist Disziplin. Den Eltern würden oft andere Dinge (Unternehmungen) interessieren, wie den Kindern

Ja, das stimmt. Da ist zwar auch ein Stück Spaß dabei, aber fast noch mehr Disziplin, alle Kinder zu motivieren, was vlt nur eines will. Alles planen, vorbereiten etc. Und natürlich sich selber dann auch aufraffen.
Mit Instrument lernen, Hobbies etc ist es oft auch die Elterndisziplin, die die Kinder dabei hält.

FerneZukunft schrieb am 26.04.2022:Ja, es ist wichtig, mit Kindern viel zu unternehmen.
Auch das ist Disziplin. Den Eltern würden oft andere Dinge (Unternehmungen) interessieren, wie den Kindern. Du hast auf viele eigene Wünsche verzichtet, damit es Deine Kinder schön hatten.

Danke, das ist total nett von dir. Ja, ich glaube, es legt den Grundstein zu Bildung ... wir waren z.B. mit den Kindern oft im Kindertheater, in Museen, im Zoo. Das zahlt sich jetzt schon aus und ich bin wirklich froh. Auch haben wir geschaut, dass jedes Kind sich eigene Hobbys aussuchen durfte - das ist jetzt in den Teeniejahren wirklich gut, weil sie einige geschützte Peer Groups haben - und einfach auch nicht genug Freizeit um abzuhängen und doofe Dinge zu machen.

Bundeskanzleri schrieb am 25.03.2022:Wieviel Selbstdisziplin habt ihr?

geht gegen null mittlerweile.

ich frage mich oft, ob man das (wieder, oder grundsätzlich) lernen kann.

bin immer froh wenn ich mal etwas geschafft habe, wozu ich mich kaum aufraffen konnte bzw. was ich ewig vor mir hergeschoben habe. doch das gefühl hält oft nicht lange an, da es meist umsonst gewesen ist. so wird es beim nächsten mal noch schwerer.

ich glaube, dass ein wichtiger punkt erfolgserlebnisse sind. wenn man die hat, ist man automatisch motivierter. bleiben sie aus, tritt das gegenteil ein. und wahrscheinlich spielt auch die berühmte veranlagung eine rolle.

genauso wenn es darum geht, etwas zu unterlassen oder auf etwas zu verzichten. stellt sich am ende heraus, dass man nichts davon hatte, ist man beim nächsten mal wohl weniger diszipliniert. also diziplin muss sich gewissermaßen schon lohnen.

Bundeskanzleri schrieb am 25.03.2022:So, wie gut ist es um eure Fähigkeit zum Aufschub bestellt? :popcorn:

im aufschieben bin ich unschlagbar. aber ich glaube, da waren eher nicht die unangenehmen dinge gemeint. :-)

Gerade mal aus meinem Archiv gekramt - so war es vor zehn Jahren bei mir:

5:45 Wecker klingelt. Im Sommer bin ich da schon lange wach.

6:00 Arsch aus Bett und in Hose. Kinder wachbrüllen. Ehefrau, wenn da, liebevoll wecken.

6:15 Tisch decken, Kaffeemaschine anwerfen. Kinder wachbrüllen 2.0, dann duschen.

6:30 Frühstück mit morgenmuffeligen Kindern und scheintoter Ehefrau. Das einzig lebendige Wesen ist der blöde Köter.

7:00 Kinder dran erinnern, was sie alles brauchen, was sie alles vergessen haben, fragen, wie viel Unterricht ausfällt und um

7:10 Kinder vom Hof jagen.

7:15 Tisch abdecken. Ehefrau raucht.

7:30 Ehefrau unter Dusche schieben. Ggf. Sex als Lockmittel verwenden.

8:00 Einsatzbesprechung

8:15 bis Sonnenuntergang: Tun, was meine Frau mir aufgetragen hat, was meine Kinder von mir wollen, was in Haus, Hof und Garten zu tun ist, kaputtes reparieren, heiles kaputt machen, einkaufen, Essen machen, Hausaufgaben überwachen, Tiere versorgen.

ca. 22:00 tot ins Bett fallen.

Seit ich in Rente bin, der Hund tot und die Kinder aus dem Haus sind, klingelt der Wecker allerdings human um 6:00 Uhr, die Tagesordnungspunkte die Kinder betreffend sind entfallen. Sonst hat sich aber nicht viel geändert.

Es ist nicht wichtig, dass ich lebe, wohl aber, dass ich tätig bin, soll Friedrich der Grosse gesagt haben. Ein Satz, dem ich mich voll und ganz anschliessen kann.

Ausruhen(oder auf deutsch: Abchillen) kann man, wenn man tot ist. Dann hat man genug Zeit dazu.
Bis dahin ist noch genug zu tun.

Doors schrieb:Bis dahin ist noch genug zu tun.

Zu tun habe ich auch alles Mögliche.
Aber ich tue eben lieber Angenehmes als Unangenehmes.

Doors schrieb am 17.05.2022:Es ist nicht wichtig, dass ich lebe, wohl aber, dass ich tätig bin, soll Friedrich der Grosse gesagt haben. Ein Satz, dem ich mich voll und ganz anschliessen kann.

Ausruhen(oder auf deutsch: Abchillen) kann man, wenn man tot ist. Dann hat man genug Zeit dazu.
Bis dahin ist noch genug zu tun.

So empfinde ich das ebenfalls. Und erinnert mich an einen Spruch, der mir seit der Grundschulzeit im Kopf sitzt (ich glaub, das wurde mir in so ein Büchlein geschrieben, in welchem sich Freund:Innen verewigten :-)

"Noch ist es Tag. Da rühre sich der Mann. Die Nacht tritt ein, wo niemand wirken kann."
Goethe.

Auch sehr nah ist mir das Kant - Zitat "Ich kann, weil ich will, was ich muss".

Aber natürlich hab ich auch gelegentlich einen Aufschieberitis-Schub 😉.

Doors schrieb am 17.05.2022:Ausruhen(oder auf deutsch: Abchillen) kann man, wenn man tot ist. Dann hat man genug Zeit dazu.
Bis dahin ist noch genug zu tun.

Hast Du nicht mal geschrieben, dass Du Atheist bist? Wenn ja, wäre doch der Tod kein Chillen. Da würdest Du ja nichts vom Lebensgefühl des Chillens bemerken. Du bist also kein Genussmensch.

Laura_Maelle schrieb:Du bist also kein Genussmensch.

Treffend erkannt. Den Vorwurf muss ich mir oft genug auch von meiner Frau anhören.


PS: Statt "Atheist" bevorzuge ich die Formulierung "Ungläubiger".

Für mich hat es sich so ergeben, dass ein User, mit dem ich inzwischen hier im Forum langjährigen und intensiven Kontakt hatte, diese Verbindung gekappt hat mit einer Begründung, die mir nicht gerecht wird, wie ich finde - die ihm indes angemessen erscheint. Von daher kann ich da nichts mehr tun.

Und: Nein, das war nicht OT. Es war zum Thema.

Doors schrieb:Laura_Maelle schrieb:
Du bist also kein Genussmensch.
Treffend erkannt. Den Vorwurf muss ich mir oft genug auch von meiner Frau anhören.

Darf ich mal fragen, wann Du Zeit findest, Dich mit Deinem Seelenleben zu befassen? Was ist für Dich Glück?
Wenn Du natürlich alles sehr intrinsisch motiviert tust, dann gehe ich mal davon aus, dass Du dabei Glück empfindest. Trifft das zu?

Überhaupt würde ich dem Thema Selbstdisziplin immer auch die Frage nach der Motivation, ob intrinsisch oder extrinsisch, an die Seite stellen.

Laura_Maelle schrieb:Überhaupt würde ich dem Thema Selbstdisziplin immer auch die Frage nach der Motivation, ob intrinsisch oder extrinsisch, an die Seite stellen.

Das kommt ja immer drauf an, es kann die innere oder die von außen wirkende Motivation sein. Wer bspw. abnehmen will - tut er/sie das vordergründig intrinsisch motiviert, obschon doch der Vergleich mit anderen Menschen zugrunde liegt?

@Laura_Maelle

Hin und wieder befasse ich mich mit meinem "Seelenleben" - wobei ich allerdings der Meinung bin, dass es so etwas wie eine Seele, erst recht im unsterblich-theologischen Sinne - nicht gibt. Reden wir also lieber von meinem "Innenleben". Das kenne ich inzwischen sehr gut, weil lange genug (seit 68 Jahren). Ich bin ein ausgesprochen rationaler Mensch, ein Planer, ein Organisator. Natürlich halte ich hin und wieder inne, um zu überlegen, was ich bislang getan und gelassen habe, ob das gut und richtig oder eben vollkommen blödsinnig und verkehrt war. Das ist dann so eine Art innere Inventur, aus der ich für die Zukunft lerne, frei nach Bert Brecht:

Woran arbeiten Sie? wurde Herr K. gefragt. Herr K. antwortete: Ich habe viel Mühe, ich bereite meinen nächsten Irrtum vor.


Die Gedanken sind frei (okay, manchmal auch Brei) - folglich können und sollten wir träumen, Visionen entwickeln, Ziele setzen.
Das tut jeder, von der Wiege bis zur Bahre. Ob es einem jedoch gelingt, diese ganz oder wenigstens zu einem grossen Teil zu realisieren, hängt von vielen Faktoren ab, die wir nicht immer einkalkulieren oder beherrschen können.
Trotzdem sollte uns das nicht davon abzuhalten, an der Verwirklichung unserer Träume zu arbeiten. Geschenkt wird einem in diesem Leben schon mal nichts.

Ich habe eigentlich immer "mein Ding gemacht". Ich denke, im Laufe eines Lebens wird man vor drei Klassen von Aufgaben gestellt:

1. Solche, die man sich selber stellt, wie z.B. "Ich will Pilot werden" oder "Ich will nach Australien auswandern", "Ich will mit Birgit ins Bett".

2. Solche, die andere einem stellen, wie z.B. "Bis morgen haben Sie die Kundenanfrage bearbeitet" oder "Schatz, bringst Du den Müll runter", "Papa, da bin ich, sorge für mich".

3. Solche, die einem das Leben/das Schicksal stellt, wie z.B. "Tut uns leid, aber ihre Frau ist verstorben" oder "Ich fürchte, sie haben Krebs", "Ihr Haus war leider nicht mehr zu retten".

Wie gut oder wie schlecht man diese Aufgaben bewältigt, hängt von einem selbst, von den gemachten Erfahrungen und vom Schweregrad der Aufgaben ab. Natürlich macht man seine Pläne für den nächsten Tag, für den Rest des Lebens - aber man sollte immer noch einen Plan B, C, D etc in der Tasche haben. "Life is what happens while you are busy making other plans." (John Lennon, inzwischen mausetot).

"Glück" ist für mich, wenn ich abends bzw. nachts im Bett denke: Den vergangenen Tag hast Du mal wieder ganz gut über die Runden gebracht. Dann schlafe ich zufrieden ein.

Als Schleswig-Holsteiner gehöre ich ja laut "Glücksatlas" zu den glücklichsten Menschen Deutschlands.

https://www.ndr.de/unterhaltung/Bjarne-Maedel-im-NDR-Spot-von-Detlev-Buck,ident339.html

Doors schrieb:"Life is what happens while you are busy making other plans." (John Lennon)

Ja, sehr weiser Spruch!
Wir denken soviel an morgen, machen uns Sorgen, planen, bedenken alles Mögliche und vergessen dabei oft im Jetzt zu leben.
Du lebst jetzt!
Jesus hatte da auch so was: "Sieh die Lilien auf dem Felde, sie spinnen nicht ..."

Doors schrieb:Reden wir also lieber von meinem "Innenleben". Das kenne ich inzwischen sehr gut, weil lange genug (seit 68 Jahren). Ich bin ein ausgesprochen rationaler Mensch, ein Planer, ein Organisator. Natürlich halte ich hin und wieder inne, um zu überlegen, was ich bislang getan und gelassen habe, ob das gut und richtig oder eben vollkommen blödsinnig und verkehrt war. Das ist dann so eine Art innere Inventur,

Okay, das klingt interessant. Das mache ich ebenfalls und nenne es "Bilanz ziehen". In meiner Jugend hab ich auch solche konkreten Tagespläne wie Du gemacht, dies aber aufgegeben, weil ich sie nie einhalten konnte. Es kam immer etwas dazwischen.

Du bist jetzt also 68 Jahre alt. Darf ich fragen, welche Ziele Du noch hast und wie viele davon der ersten Gruppe, also intrinsisch motiviert, angehören? Wie viel am Tag ist bei Dir heutzutage intrinsisch motiviert, nachdem ja Deine Familienverpflichtungen größtenteils wegfallen?

@Laura_Maelle

Üblicherweise würde ich antworten: In meinem Alter wünscht man sich nur noch einen schmerzfreien Tod. :D

Nein, ganz so beschränkt ist der Horizont dann doch nicht. Meine Tage sind durchaus ausgefüllt wie in beruflichen Spitzenzeiten. Rentner und Arbeitslose haben bekanntlich nie Zeit. Ich habe ein sehr grosses, sehr altes Haus mit einem riesigen Grundstück zu unterhalten, eine beruflich sehr angespannte Ehefrau, die ich gelegentlich unterstütze, bin politisch und sozial engagiert, manchmal mehr, als mir lieb ist, und: Irgendwas ist immer!

Sagen wir mal so: Zu 75% des Tages verfolge ich meine Zielsetzungen aus meiner Kurz-, Mittel- und Langfristplanung und 25% sind Reserve für Unerwartetes.

Ich war und bin allerdings auch ein sehr diziplinierter Arbeiter, frei nach dem Motto: Ausruhen kannst Du Dich noch lange genug, wenn Du erst mal in der Grube liegst.

stefan33 schrieb:Wir denken soviel an morgen, machen uns Sorgen, planen, bedenken alles Mögliche

Planlos ohne Rücksicht auf Morgen (oder andere) durchs Leben zu trampeln, ist nun ganz und gar nicht meine Art.
Wozu hätte ich denn einen Kopf, wenn nicht zum Denken? Nur zum Hutaufsetzen?