Habt ihr eine Telefonphobie oder Angst vorm Telefonieren?

Syringa schrieb:Das spart Telefone und Nerven

Ja, absolut. Wenn der AB blinkt - also der Ton im Vorfeld abgeschaltet wurde...darf sich das Blinklicht erstmal " austoben".....kann schon mal einen Tag dauern, bis ich dann mal "rein höre".

Schließlich weiß man ja, ob man einen wichtigen Anruf / Rückruf erwartet oder nicht..

Meine Eltern haben spät ein Telefon angemeldet. Ich war fast 14 Jahre alt. Alle in meiner Klasse hatten zuhause ein Telefon zur Verfügung.

Wozu ein Telefon? Es gibt Telefonzellen, die meisten im Ort waren nach 18 Uhr besetzt . Heute telefoniert mein Vater täglich mit seiner Schwester. Damals wurde genau kontrolliert wie oft und wie lange ich telefonierte. Wenn es zu lange war wurde mir der Hörer aus der Hand gerissen und gesagt, ich sollte besser einen Brief oder Postkarte schreiben, wäre günstiger.

Gespräche, die keine Ortsgespräche waren, wurden ab 20.00 Uhr durchgeführt.

Das Telefonieren begann bei mir in der Ausbildung. Jeden Tag in der Lehre und ich musste noch Telefonnotizen schreiben.

Wenn ich beruflich viel am telefonieren bin, führe ich privat nur Gespräche, die unbedingt geführt werden müssen.

Eine zeitlang habe ich im Callcenter gearbeitet. Ich wurde gekündigt, weil ich die Antworten individuell nach den Anrufern getätigt habe. Dieses passte meiner Vergesetzten nicht. Nach dem ich jede Woche Gespräche mit mir im Büro geführt wurden und ich jedesmal um Erlaubnis bitten musste, um Pausen bzw. Toilettengänge durchzuführen, war ich erleichtert als ich die Kündigung bekam.

Funzl schrieb:Schließlich weiß man ja, ob man einen wichtigen Anruf / Rückruf erwartet oder nicht..

Bei den wichtigsten Anrufen wusste ich vorher nie dass sie kommen. Als meine Großeltern mich brauchten, beim Herzinfarkt meines Vaters und viele anderen Dinge. Auch Freunde die mich gebraucht haben.

Ich telefoniere auch nicht im Job oder im Bus und solche Dinge. Aber ich bin erreichbar, wenn man mich braucht. Das ist mir wichtig.

nairobi schrieb:Das klingt für mich so, als habe da ein enormer Zeitdruck bestanden - irgendwie unmenschlich.
Je nachdem, wo man eingesetzt ist, sind die Leute, die da anrufen, ja auch oft verärgert, verzweifelt, entnervt und ich denke, die laden ihren Frust und Ärger dann u.U. bei demjenigen ab, der dem Anruf entgegen nimmt. Mir ist das selbst auch schon so gegangen und mir ist aufgefallen, dass die Mitarbeitenden in Hotlines da sehr unterschiedlich aufgestellt sind. Ich nehme an, dass es da auch Schulungen gibt @LadyJ ?

Von einer Schulung hätte ich nur träumen können. Ein Mitarbeiter, der etwas länger schon da arbeitet, sitzt einfach neben dem neuen und hört beim Abruf mit. Mehr nicht. Allerdings sollte ich nach vier Monaten telefonieren. Alleine, weil alle damals im Homeoffice waren.
In guten Unternehmen gibt es bestimmt Schulungen. Aber dort, wo ich war, nicht. Das Einzige, was ich nach meiner Zeit dort wusste, was dass Call Center definitiv nichts für mich ist und es auch niemals sein wird.

Funzl schrieb:kann schon mal einen Tag dauern, bis ich dann mal "rein höre".

Schließlich weiß man ja, ob man einen wichtigen Anruf / Rückruf erwartet oder nicht..

Darauf achte ich schon und höre auch sofort ab, wenn ich bemerke, dass jemand auf den AB gesprochen hat. Da das Festnetztelefon so steht, (ich schleppe es garantiert nicht mit mir herum),dass ich da sehr häufig dran vorbei komme, bemerke ich es auch relativ schnell, wenn jemand angerufen hat. Nach dem Anhören weiß ich ja erst, ob es sich um etwas wichtiges handelt, wo ich mich sofort kümmern muss, oder nicht. Bei letzterem entscheide ich dann, ob und wann ich zurück rufe.

Die wirklich wichtigen Anrufe die ich bisher bekam, waren nicht vorhersehbar, wie ein Unfall meines Mannes, der Tod meines Vaters, von Freunden etc.
Und zur Not habe ich auch noch mein Smartphone in der Nähe, da können mich die wichtigsten Personen drüber ebenfalls erreichen. Das habe ich mir mittlerweile angewöhnt, es in der Nähe zu haben, weil einfach zu viel in der Vergangenheit passiert, wo es gut war, dass ich schnell informiert wurde. Für mich ist das wirklich ein Notfallgerät zum Telefonieren, nicht für Smalltalk zwischendurch.

Frau.N.Zimmer schrieb:Jetzt haben wir vereinbart, wenn es nicht wichtig genug für einen Anruf ist, kann es bis abends warten.

Eine Vereinbarung habe ich auch mit meiner Mutter getroffen, wann wir in der Regel miteinander telefonieren. Zum einen hören wir beide nicht gut, und somit manchmal auch nicht, dass das Telefon klingelt(ich habe meins eh stumm geschaltet) und zum anderen weiß man dann, wann die andere evtl. anruft und achtet dann darauf. Wenn es wirklich wichtig ist, dann rufen wir sofort an, da ist es nur nicht gegeben, dass die andere Seite es sofort mit bekommt. Doch da wir dann jeweils auf den AB sprechen(ich schreibe vom Festnetz), wird der bei beiden Seiten so zeitnah wie möglich abgehört.

Frau.N.Zimmer schrieb:Arzttermine usw. kann man jetzt oft online buchen, das ist mir dann lieber.

Ich gar nicht, da ich oft noch Fragen habe. Gestern habe ich beim Autohaus länger in der Warteschleife gehangen und schließlich aufgelegt und es später nochmal versucht. Ständig kam in der Wartezeit der Hinweis, dass man online buchen könne.

Ich denke, die sparen so auch an Personal...

Groucho schrieb:Aber sowas von!

Ich finde die Qualität beim Telefonieren mit Mobiltelefon oft nicht so gut.
Auch liegt der Festnetzhörer besser in der Hand, finde ich jedenfalls.

Funzl schrieb:Das geht teilweise soweit, das "Kunden" meines Arbeitgebers immer wieder anfragen, ob sie ihr "Anliegen" nicht auch per WhattsApp vortragen können ^^

Das ist, je nach Branche, eher unprofessionell, finde ich.

Syringa schrieb:Da hat mich das Klingeln teilweise schon aggressiv gemacht, weil ich es bei der Arbeit ständig hörte.

Manche Klingeltöne sind einfach furchtbar...

Funzl schrieb:Wenn der AB blinkt - also der Ton im Vorfeld abgeschaltet wurde...darf sich das Blinklicht erstmal " austoben".....kann schon mal einen Tag dauern, bis ich dann mal "rein höre".

Meine Schwester hat auch oft den Ton aus, angeblich wegen ihren Katzen. Da mag ich schon gar nicht mehr anrufen. Ist nicht so schön, auf einen AB zu sprechen.

Meine Eltern lassen auch oft absichtlich den AB dran gehen. Bei unbekannten Nummern heben sie gar nicht ab.

MizunoAmi schrieb:Meine Eltern haben spät ein Telefon angemeldet. Ich war fast 14 Jahre alt.

War bei uns ähnlich. Wir bekamen erst 1979 Telefon. Vorher war die Telefonzelle angesagt. Heute unvorstellbar...

MizunoAmi schrieb:Ich wurde gekündigt, weil ich die Antworten individuell nach den Anrufern getätigt habe. Dieses passte meiner Vergesetzten nicht

Meinst Du nach dem Motto "wie man in den Wald hinein ruft, schallt es heraus"?

Frau.N.Zimmer schrieb:Jetzt weißt du was die machen. Sie telefonieren mit Mama

Sie war eigentlich bereits von der Hotline weg. Später wurde sie "von oben" gezwungen, das noch eine Weile weiter zu machen. Sie hat geweint, weil sie das nicht mehr wollte (nach 3,5 Jahren).
Da war sie dann natürlich auch nicht mehr so motiviert.
Es ist günstiger, wenn etwas von Freiwilligen gemacht wird.

LadyJ schrieb:Von einer Schulung hätte ich nur träumen können

Sollte eigentlich selbstverständlich sein.

LadyJ schrieb:In guten Unternehmen gibt es bestimmt Schulungen. Aber dort, wo ich war, nicht. Das Einzige, was ich nach meiner Zeit dort wusste, was dass Call Center definitiv nichts für mich ist und es auch niemals sein wird.

Das kann ich mir vorstellen.
Man muss doch auch psychologisch darauf vorbereitet werden, um besser mit den Menschen umgehen und das auch selbst gut verarbeiten zu können.

Syringa schrieb:und zum anderen weiß man dann, wann die andere evtl. anruft und achtet dann darauf. ,

Das ist schon gut, besonders wenn ein Teil alleine wohnt. Wenn ich in der Nähe des Telefons bin, sehe ich wer anruft, neulich war das Telefon so eingestellt, dass es mir sogar sagte, wer gerade anruft, wenn die Nummer eingespeichert war, ansonsten sagte es die Nummer an, das hat mich genervt und ich hab es wieder abgestellt.

Ein/zwei Bekannte habe ich noch, die nicht begreifen wollen, dass es mich nicht interessiert was. mit teilweise fremde Menschen, machen. Ich muss nicht wissen wohin der Schwippschwager von deren Großnichte in Urlaub fährt, oder ob der Hund von deren Nachbarn Männchen machen kann. Ich lass dann den AB ran und meist wird keine Nachricht hinterlassen , dann kann es auch tatsächlich mal wieder nicht interessant gewesen sein.

Frau.N.Zimmer schrieb:Ich muss nicht wissen wohin der Schwippschwager von deren Großnichte in Urlaub fährt, oder ob der Hund von deren Nachbarn Männchen machen kann.

Einige Leute haben wirklich ein sehr großes Mitteilungsbedürfnis, ich gehe solchen Mitteilungen auch gern aus dem Weg.

Frau.N.Zimmer schrieb:neulich war das Telefon so eingestellt, dass es mir sogar sagte, wer gerade anruft,

Bei meiner Mutter, sie geht mittlerweile auf ihre 90 Jahre zu, haben wir es extra so eingestellt, dass sie nur auf Anrufe reagiert, wo der Name im Display erscheint, ansonsten soll sie die Anrufe gar nicht erst annehmen. Man muss da heutzutage echt vorsichtig sein wegen irgendwelcher Schockanrufe und so, wie ich es mitbekomme, hält sie sich auch daran.

Frau.N.Zimmer schrieb:Ich lass dann den AB ran und meist wird keine Nachricht hinterlassen , dann kann es auch tatsächlich mal wieder nicht interessant gewesen sein

Das denke ich dann auch immer. Bei bestimmten Personen, wo ich weiß, dass sie nicht gerne auf AB sprechen, rufe ich dann zurück und das sind dann auch die, wo ich weiß, dass sie mir keine Nichtigkeiten erzählen wollen. Ansonsten denke ich dann auch, dass es nichts wichtiges gewesen sein kann, wenn keine Nachricht hinterlassen wurde.

Syringa schrieb:wo ich weiß, dass sie nicht gerne auf AB sprechen,

Ich habe eine Tante, die mich so drei viermal im Jahr anruft und ggfs auch mal auf den AB spricht.
Die hört sich dann immer an wie ein Roboter in den 70er Jahren, total abgehacktes sprechen. :D

Groucho schrieb:Die hört sich dann immer an wie ein Roboter in den 70er Jahren, total abgehacktes sprechen. :D

Vor ein paar Jahren habe ich auch so auf einen AB gesprochen, hehe. Das war immer ein Graus, wenn ich aus beruflichen Gründen irgendwo anrufen musste und den AB erreichte. Hab mir vorher schon aufgeschrieben, was ich sagen werde, falls das passiert und dann abgelesen. Das hat man sicherlich auch gehört.
Ich selbst spreche da auch nicht gern drauf und musste es mir erst angewöhnen genau so zu sprechen, wie ich es in einem Gespräch immer mache.

Groucho schrieb:Die hört sich dann immer an wie ein Roboter in den 70er Jahren, total abgehacktes sprechen. :D

Meine Mutter hat anfangs sogar in den Spiegel gesehen, ob die Haare ordentlich sind, bevor sie den Hörer abhob als wäre das Bildtelefon schon erfunden gewesen. :D

Syringa schrieb:Bei bestimmten Personen, wo ich weiß, dass sie nicht gerne auf AB sprechen, rufe ich dann zurück und das sind dann auch die, wo ich weiß, dass sie mir keine Nichtigkeiten erzählen wollen.

Ja. Man kennt ja seine Leute.
Ich geh ja auch manchmal dran, wenn ich Zeit habe, aber diese Bekannten neigen eben auch dazu eingeschnappt zu sein, wenn man ehrlich sagt, man müsse zu einem Termin. kocht gerade oder was man eben so macht. Wahrscheinlich hören sie sowas oft als Vorwand, denke ich mir.

Frau.N.Zimmer schrieb:Meine Mutter hat anfangs sogar in den Spiegel gesehen, ob die Haare ordentlich sind

:D :D

Wobei ich eigentlich nicht lachen sollte...
Ich laufe zu Hause gern mal in Jogginghose rum, aber für Bewerbungsgespräche (früher) oder Interviews mit Leuten aus der (Stadt-) Politik habe ich mich für das Telefonate oft "vernünftig" angezogen.

Groucho schrieb:aber für Bewerbungsgespräche (früher) oder Interviews mit Leuten aus der (Stadt-) Politik habe ich mich für das Telefonate oft "vernünftig" angezogen.

ich hab mal gelesen, dass dies sogar angeraten wurde weil man dann eine andere Haltung hätte, was ich mir sogar vorstellen kann. Ich hatte auch lange einen lachenden Smiley auf dem Schreibtisch :D

Frau.N.Zimmer schrieb:ich hab mal gelesen, dass dies sogar angeraten wurde weil man dann eine andere Haltung hätte,

Ja, genau das hatte ich auch gelesen, weshalb ich das dann gemacht habe. :D

Keine Ahnung, ob das (mit der Haltung) stimmt, aber da ich mich immer erst kurz vorher umgezogen habe, hatte es einen "Focus" Effekt.
Ich habe mich dann geistig schon auf das Gespräch eingestellt.

Ich telefoniere viel, zumindest geschäftlich - also kein Ding soweit. Privat treffe ich mich lieber mit den Leuten, falls es geht.

Es hilft auch das Telefonat schon vorher geistig bzw auch laut mit sich selbst zu üben.
Mir hilft das zumindest gegen das Stottern.
Manchmal hakts einfach.
Und das vorher üben hilft mir dahingehend dass ich einfach schon weiß was ich sage. Soweit das eben möglich ist.

univerzal schrieb am 12.04.2022:Mal frei heraus gefragt: Habt ihr Angst vor Anrufen, Anrufe tätigen, beides? Telefoniert ihr gerne oder greift ihr lieber auf Messenger und andere Kommunikationsformen zurück? Und zwar unabhängig vom Grund des Telefonats, ob privat, beruflich oder offiziell (z.B. Behörden, Ärzte)?

Es kommt bei mir sehr auf meine persönliche Stimmung an, ob ich anrufe oder nicht. Bin ich z.B. unsicher dann lasse ich es ganz. Deshalb bevorzuge ich lieber E-Mail, SMS und Co, weil ich mir sehr viel Zeit lassen kann, um meine Gedanken zu ordnen und schriftlich festzuhalten.

Angst vorm Telefonieren? Nein, in meinem Beruf neben persönlichem Kontakt die einzige Möglichkeit, Fragen, Infos und anderes zu bekommen. Es geht auch viel schneller als die umständliche Herumschreiberei. Es gibt auch genug Kollegen, die nur einmal pro Woche (wenn überhaupt) ihre Mails checken. Das wollte die neue Direktion ändern, aber, na ja, auch gegen inoffizielle Corporate Culture kommt man schwer an.

Im Privatleben mag ich beides, ich schreib gerne Nachrichten, aber ich telefoniere auch gern, vor allem wenn ich aus Terminstress nur wenig Zeit für Freunde hab.

Beruflich muss ich sehr viel telefonieren, sodass mich fast gar nichts mehr schocken kann. Ich kann mittlerweile sehr höflich und ohne Probleme alle möglichen Anrufer entweder abwimmeln, wenn nötig, oder Ihnen entsprechend weiterhelfen..... ob Deutsch oder Englisch ist da auch egal.

Privat telefoniere ich auch relativ viel mit meiner Familie. Aufgrund einer Angststörung habe ich allerdings Probleme mit dem Vereinbaren von Arztterminen... da brauche ich wirklich ein paar ruhige Minuten um mich darauf einzulassen und bin immer erleichtert, wenn ichs hinter mich gebracht habe.

Ich arbeite im Krankenhaus und vergebe den ganzen Tag Termine und bearbeite Patienten Anfragen am Telefon.

Aber privat bin ich immer nervös wenn ich irgendwo anrufen muss und ich der Kunde bin 😅😅