martenot schrieb:Nein, da war nicht alles schön. Ich bin froh, dass ich nicht mehr in meine Kindheit zurück muss.
Ebenso. Als Kind war ich viel Mobbing ausgesetzt, zudem haben meine Eltern viel gestritten (eigentlich getrennt - aber wohnen zusammen, haben sich nie scheiden lassen, in meiner Kindheit kam auch ab und zu die Polizei wegen "Ehestreit"). Zudem war ich oft wegen (körperlicher) Erkrankung eingeschränkt, viel stationär und bei Terminen in Unikliniken. Schulisch passte es nicht gut - ich meine nicht die Noten, dahingehend gab es keine Probleme (war üblicherweise Jahrgangsbeste), aber die Schulform... meine Eltern entschieden sich für die Hauptschule (konnte dann immerhin auf die Realschule übertreten), was rückblickend entsprechend Noten, Lerninteresse, und was sich auch in Hobbies abzeichnete (mochte einfach immer gerne Dinge rund um: lernen, tüfteln...) einfach nicht passte. Mir war da langweilig und ich fiel umso mehr als "anders" auf, was Mobbing anstachelte.
Als Erwachsene fühle ich mich viel freier:
Kann entscheiden mit wem ich zusammenwohne. Habe einen Partner mit dem ich mich sehr gut verstehe - und habe mir auch immer die Option offengelassen, wenn sich niemand Passendes findet, lieber Single zu bleiben. Entscheide über meine Freizeitgestaltung, meinen Beruf. Habe einen Beruf (oder zwei: einmal mit Ausbildung, einmal mit Studium), bei dem es viel nerdige Leute gibt und wo ich mich wohlfühle (inhaltlich, Kollegenumfeld). Gesundheitlich ging es mir mit der Zeit auch besser.
Später hat auch eine Autismusdiagnose bestätigt woher es kommt, dass ich an die meisten Menschen nicht so intuitiv Anschluss finde, warum ich Menschen nicht gut "lesen" kann, warum öfter mal ein falscher Eindruck rüberkommt, woher meine hohe Reizempfindlichkeit (akustisch, taktil) kommt (für die ich in meiner Kindheit oft geschimpft wurde) und ich kenne heutzutage auch Prosopagnosie und Hyperakusis.
Kindheit und Jugend assoziiere ich definitiv nicht mit "Unbeschwertheit", "Leichtigkeit".
Früher hat man sowas nicht diagnostiziert (jedenfalls haben zumeist Arbeitereltern vom Land in den 80er, 90er Jahren eher keine solchen Diagnosestellungen angestrebt wenn man einigermaßen durchkam - wie auch die Vorstellungen von Autismus damals noch andere waren), aber rückblickend trafen in meiner Kindheit wahrscheinlich Sozialphobie und evl. auch zeitweise Depressionen auf mich zu.