abberline schrieb:Das gab es zwar alles schon immer, aber "früher" wurde viel mehr selbst gekocht oder gebacken.
Neulich im Supermarkt wussten zwei junge Kassiererinnen nicht, wie Frühlingszwiebeln aussehen.
Da ich sehr viel selbst koche und backe ("eigentlich alles"), kann ich dem zustimmen.
Uns ist es auch schon passiert, dass Leute vermutet haben, wir würden unter vielen Allergien und/oder Unverträglichkeiten leiden, da wir selbst kochen und backen, nach Interpretation anderer "kochen und backen müssen". Die Realität: Wir haben keine einzige Allergie oder Unverträglichkeit - sondern kochen und backen einfach so selbst
:)Habe heute früh z.B. ein Brot (Teig gestern angesetzt) gebacken. Ich kann mich nur lebhaft daran erinnern, als mein Mann (da hatte er das Brot gebacken) selbiges am Arbeitsplatz erwähnte, wo man sofort auf Unverträglichkeiten tippte und ihn bedauerte.
Kitri schrieb:Ich hätte nicht gedacht, dass Fixprodukte heute mehr verwendet werden als z. B. in den 90ern. Ich dachte, heute sind alle so ernährungsbewusst, gerade Eltern, und die Kinder dürfen nur ganzheitlich angebautes Bio-Gemüse bekommen, von der Mutter in liebevoller Handarbeit in mungerechte Stückchen in Dinosaurierform geschnitzt und mit Vollmondenergie aufgeladen. :ask:
Ich glaube, da geht die Spannbreite heute weit auseinander.
Wir haben zwar nix mit Vollmondenergie am Hut
;) aber wir dürften mal als relativ "öko" durchgehen. Dann sehe ich da z.B. als Kontrast Kollegen, die mich für ein bisschen hinter dem Mond (um den Himmelskörper mal aufzugreifen
;)) empfunden haben, als ich ausnahmsweise mal einen Getränkeautomaten nutzen musste und erst mal kurz gucken musste wie der funktioniert, oder nicht wusste was ein [setze Fastfood- oder Markenlebensmittel a la Riegel, Limo o.ä. ein] ist.
Mein Eindruck: Das Essen wirkte mir in den 80ern und 90ern pragmatischer.
Da hat zwar keiner Gemüse geschnitzt oder aufwendige Motivtorten kreiert. Zum Geburtstag einen selbstgebackenen Kuchen, sei es ein einfacher Marmorkuchen, dem Kind mitzugeben (war in Grundschule und Kindergarten so üblich) hat aber jede Familie geschafft.
Es waren mitunter Fertigprodukte drin - bei Besuch bei anderen Kindern kenne ich durchaus die Packung mit dem Hasen und anderes aus der Küche, die "Tütchen" a la Fix - , das Essen aber dann immerhin ansonsten selbstgemacht, z.B. zwar "Fix" in der Lasagne, die Lasagne aber selbst zusammengefügt.
Heutzutage scheint es mir üblicher zu sein, Essen liefern zu lassen oder auch komplette Tiefkühlmahlzeiten aufzuwärmen.
Bio, vegan, vegetarisch etc. schien mir damals auch kaum bis keine Rolle zu spielen. Als einziger Vegetarier in der Klasse, im Umfeld war ich der Exot... (90er Jahre). Auch: Allergien, Unverträglichkeiten, Erkrankungen die es nötig machen aufs Essen zu achten "gab es nicht". Extra in Anführungszeichen, da ich das durchaus kritisch sehe: Vielleicht waren sie tatsächlich seltener (Kindheit in den 80er und 90er Jahren in Bayern auf dem Land), aber dass ich bis zur Berufsschule (dort: ein Mit-Azubi mit Diabetes Typ 1) nie einen Mitschüler hatte der irgendetwas nicht essen konnte/durfte, finde ich schon auffällig. Unter insgesamt mindestens 100 Kindern keines? Geburtstage, Jugendherberge, Kochunterricht, Betriebsbesuch mit für jeden eine Bratwurst im Brötchen auf die Hand... immer für alle das gleiche. Da war bestimmt das ein oder andere Kind dabei das doch etwas nicht vertragen hat, aber man wusste es nicht.
Kenne Leute die in den 2000ern als junge Erwachsene endlich eine (mir seriös wirkende) Diagnose zu etwas erhielten das sie schon seit der Kindheit, Jugend plagte, z.B. Laktoseintoleranz. Bei einer Freundin Zöliakie.
PrivateEye schrieb:In der Tat wurde ich immer in Kita und Schule darauf angesprochen (und gelobt), das meine beiden immer selbst gefüllte Brotdosen mitbekamen, dazu ein großes Mineralwasser und bei kalten Wetter Thermoskanne mit Tee.
Auf meine Entgegnung, dass dies doch normal sei, wurde nur verneint.
Das war in der Tat zu meiner Schulzeit noch normal (bin dann in den höheren Klassenstufen viele das nicht mehr wollten, insbesondere durfte man in der Pause das Schulgelände verlassen).
Am Arbeitsplatz falle ich mit selbst mitgebrachtem Essen auf und werde immer wieder (von neuen Leuten) gefragt, unter welchen Allergien ich leiden würde.
PrivateEye schrieb:Ich persönlich kenne es auch nur so. Süßigkeiten gab es nicht in die Schule.
Ebenso; Ausnahme: In der Grundschule war es normal, zum Geburtstag einen Geburtstagskuchen mitzunehmen. Es fand dann eine kurze Geburtstagsfeier statt (ein Lied singen, Kuchen essen). Diese Kuchen waren stets selbstgebacken, auch von anderen Eltern, und die Frage nach dem Rezept oft ein Einstieg mit dem sich Eltern untereinander besser kennenlernten.
Bibibee schrieb:Woher soll man wissen, dass man xy geschmacklich nicht mag, wenn man es noch nie gegessen hat?
Da gebe ich dir einerseits Recht; manches kann man aber aus Ähnlichkeit heraus schon sehr gut abschätzen.
Ich habe jetzt z.B. sicherlich noch keine von dir gemachte Vanillesauce probiert - aber ich habe schon öfter Vanillesauce probiert, hergestellt von verschiedenen Personen nach verschiedenem Rezept, und diese haben alle eine Grundeigenschaft (cremig-milchig, vanillig) die mir nicht zusagt. Also würde ich deine Vanillesauce nicht erst probieren.
Neben Geschmack spielt auch die Konsistenz eine Rolle. Ein Beispiel: Gummisüßigkeiten - ich mag diese gummige Konsistenz einfach nicht. Also probiere ich keine, auch keine so sicherlich noch nie gesehenen ausländischen Sorten, einfach weil eine Gummisüßigkeit immer diese Konsistenz besitzen wird (auch wenn die, das ist mir wichtig, vegan sind). Ebenso anderes, das in den Bereich dieser Konsistenz fällt. Ebenso mit z.B. Kartoffelklöße - da kann jemand noch so gute machen die Kartoffelkloßliebhaber schätzen (ich wette, meine Schwiegermutter macht exzellente), nur mag ich einfach die typische Konsistenz nicht.
Als Kind habe ich gerne probiert, als Erwachsene auch, und wenn es ein Gemüse, ein Gewürz, "Körnerfutter", Nüsse etc. waren fast immer auf Anhieb gemocht. Allerdings kenne ich es auch, dass mir bestimmte von mir nicht gemochte Speisen (es sind wenige, aber ganz bestimmte) immer wieder zum Probieren gegeben wurden und wenn ich äußerte, derartiges schon oft probiert zu haben und es ist einfach nicht mein Fall, dass ich doch "einen Löffel" oder "ein Stück" essen solle.