Es gibt gar keinen freien Willen?
10.02.2010 um 21:42Anzeige
rasco schrieb:Schlechtes auf der Welt? Das ist ein Werturteil ohne jeglichen Anspruch auf absolute Gültigkeit. Im Gegenteil: ich meine sogar, dass es sowas wie "gut" oder "schlecht" jenseits von unserer menschlichen Wahrnehmung überhaupt nicht gibt. Und selbst innerhalb der menschlichen Wahrnehmung ist "gut" oder "schlecht" eine ziemlich relative Angelegenheit, die sehr vom jeweils Wahrnehmenden abhängt, ja schlussendlich Ausdruck des jeweils Wahrnehmenden selber ist. So, wie die fremden Mächte, die du als Wahrheit siehst, Ausdruck von dir sind - sie sind deine Schöpfung die du zu deiner Realität machst. Sie mögen wahr sein - das zieh ich nicht in Zweifel, aber sie sind Du.
rasco schrieb:Ich will dir nichts unterstellen. Was ich sage ist, dass ALLES, was das Individuum wahrnimmt, es selber, bzw. seine eigene Schöpfung ist. Erst das Nichterkennen dieses Umstandes ermöglicht die Projektion auf Andere(s).Alles völlig wahr! ;)
Meine Sicht: es gibt 'das Böse' nicht in absoluter oder allgemeingültiger Form. Es ist eine Schöpfung desjenigen, der es erkennt. Wir erzeugen - jeder Einzelne - seine gesamte Realität mit unserer Wahrnehmung. Es gibt keine 'wirkliche' Realität hinter derjenigen die wir jeweils wahrnehmen. 'Wirklich' ist immer das, was der einzelne Mensch als wirklich wahrnimmt und seine Wahrnehmung ist stets Ausdruck seiner selbst.
Wenn du 'das Böse' wahrnimmst, heißt das nicht notwendigerweise, dass du 'böse' bist, aber du spiegelst dir im Erkennen des Bösen deinen Glauben, der dir sagt, dass es 'das Böse' gibt und der gleichzeitig einteilt, was böse ist und was nicht.
QX schrieb:So gesehen, währe deiner Meinung nach es das beste, an gar nichts zu Glauben, sondern die Dinge einfach so zu belassen wie sie eben sind.Nein, das ist es nicht, was ich sage. Wir können m. E. nicht an 'gar nichts' glauben, weil Glaube ein elementarer Aspekt unseres Daseins ist, mit dem wir diese Welt überhaupt erst erfahrbar machen. Die Dinge einfach so belassen, wie sie sind ist auch nicht meine Sicht. Ich sehe unseren Hierseinszweck in der Erfahrung und Erfahrung bedeutet stetigen Wandel und Veränderung - das ganze Gegenteil von einem Belassen.
QX schrieb:Auf alle Fälle währe es dann so, das alles, aus unserem eigenen "Idividuellem Willen her gesehen, zu Bewerten währe.Nichts anderes machen wir jetzt schon. Egal, welche Bewertung du vornimmst - sie ist deine eigene.
QX schrieb:Wie und als was würdest Du Persönlich die Vergasung von Millionen von Menschen, so gesehen deines eigenen freien Willens her, Bezeichnen.Es waren Erfahrungen; Erfahrungen, die Menschen machten und in der einen oder anderen Form auch heute noch machen. Solche Erfahrungen sind zweifellos unbequem und werden als grauenhaft erlebt, aber niemand sagt, dass Erfahrung immer schön und wundervoll ist. Ich denke, das hat jeder Mensch selber schon erlebt. Waren die Täter "böse"? Sie waren es aus einer heutigen bestimmten Perspektive. Andere Menschen zu einer anderen Zeit - insbesondere die Nazis damals - fanden diese Art des Handelns nicht "böse", sondern vermutlich sogar "gut" und "heilbringend".
The.Secret schrieb:Du kannst zwar durchaus behaupten, dass jeder die Welt anders wahrnimmt oder anders betrachtetDas muss ich noch nichtmal behaupten. Wir beide sind bereits ein Beweis dafür.
The.Secret schrieb:doch in letzter Konsequenz läuft es auf eine objektiv/unüberwindbare Wahrheit hinaus.Die Wahrheit, dass es keine Wahrheit gibt ist nur unter der Prämisse von Wahrheit eine Wahrheit. Das ist auch dein Stolperstein in Punkto Relativismus. Die Aussage, dass es keine absolute Wahrheit gibt ist ausschließlich unter der Prämisse von absoluter Wahrheit ein Paradoxon. Du kannst nicht alle Farben wegnehmen um dann aber durch die Hintertür anhand einer Farbskala das Ausbleiben von Farbe wiederum als eigentständigen Farbstatus festzustellen. Damit führst du dich selber ad absurdum - du liegst deinem eigenen Konstrukt auf, weil du in deiner Vorstellung den letzten entscheidenden Schritt nicht gehst sondern ihn selber in den Bezugsrahmen setzt, den du zu verlassen suchst.
rasco schrieb:Das muss ich noch nichtmal behaupten. Wir beide sind bereits ein Beweis dafür.Klar dem wiederspreche ich an und für sich garnicht. Doch wenn wir beide ein Beweis dafür sind ist dies ja auch wieder ein objektiver Tatbestand, auch wenn dieser natürlich auch wieder unterschiedlich aufenommen wird.
The.Secret schrieb:Wenn du davon ausgehst, Relativismus wäre auch nur relativ, dann ist dies eine absolute Aussage. Wenn du dann sagst, dass dies auch nur relativ ist, dann ist eben das dann die absolute Aussage.Wenn ich sage, es gibt keine absolute Wahrheit, wie sollte dann innerhalb dieser Feststellung der Bezugsrahmen von Absolutheit Verwendung finden? Er geht mit dem Loslassen von Absolutheit mit über Board. Behältst du den Bezugsrahmenvon Absolutheit jedoch bei, hast du die Vorstellung von Absolutheit aber nicht verlassen. Da beginnt dann aber auch das Paradoxon, nämlich wenn versucht wird, die Feststellung von "es gibt nichts absolut Gültiges" in die Vorstellung von absoluter Gültigkeit zu integrieren.
DeadPoet schrieb:Auf der anderen Seite gibt es Dinge die egal, wie wir sie empfinden, wie wir sie nutzen für alle gleichermaßen real sind.Und was, wenn das, was du als 'für die anderen als gleichermaßen gültig' erkennst, lediglich eine nach außen projizierte Wahrnehmung desjenigen ist, das du individuell als 'für alle gleichermaßen real' produzierst? Müßte in letzter Konsequenz - ganz logisch betrachtet - Subjektivität nicht auch die Wahrnehmung aller anderen mit einschließen?
DeadPoet schrieb:Wer nicht schwimmen kann und ins Wasser springt ertrinkt eben, mit ziemlicher Sicherheit. Unumstössliche Wahrheit.(?)Vielleicht sind die Mauern des scheinbar Unumstößlichen nur unsere eigenen Mauern die wir uns durch Projektion auf ein scheinbar Äußeres aufzeigen.
DeadPoet schrieb:Trotzdem gibt es primäre grundsätzliche Formen des Verstehens von Dingen und Zusammenhängen, egal ob auf intellektueller wie bei uns Menschen, oder sogar auf molekularer Ebene die jedes Lebewesen gleichermaßen anwendet, bedient oder besitzt.Die Frage ist, ob wir etwas anderes überhaupt wahrnehmen könnten/würden. Wenn wir nach außen projizieren, was wir sind, wie sollten wir in diesem Außen etwas vorfinden können, was nicht wir sind?