Kindererziehung: Ohrfeige noch gerechtfertigt?

Thaddeus schrieb:Es ist ein Trugschluß, daß eine Institution, die sich den Großteil der Jugend eines Menschen per Gesetz erzwingt, für sich beanspruchen darf, keinen Erziehungsauftrag zu haben. Das ist faktisch verantwortungslos.

Und ich will auch nicht, daß ein Kind wenig lernt, ich will, daß es mindestens genauso viel lernt, aber mit mehr Hinblick auf die Bedürfnisse.

Die Schulen haben garnicht die Kapazitäten, sich individuell auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Schülers einzustellen. Im Grunde wird Benehmen dort schon vorausgesetzt, immerhin hatten die Eltern auch 6/7 Jahre Zeit, dies dem Kind beizubringen.

@Groucho
naja, einen gewissen Auftrag hat die Schule schon, im Gegensatz zu früher muss die Schule sehr viel mehr leisten, die Kinder nicht nur beschulen, sondern auch betreuen, somit kann die Schule sich - wie ich finde - da nicht ganz frei sprechen. Das Problem ist wohl eher, dass die schulische Erziehung des Öfteren mit der elterlichen kollidiert.

@Kältezeit

Meines Erachtens wird in dem Moment, wo das Kind in KiGa und Schule kommt, ein Stück Erziehung geteilt.

Und durch das frühe Krippensystem und der Ganztagsschulen ist natürlich die elterliche Erziehung zeitlich kürzer geworden. Was nicht heißt, dass Quantität gleich Qualität bedeutet.

Aber ich beobachte Folgendes:

Kinder werden in der heutigen Zeit früher in Fremdbetreuung gebracht, und gleichzeitig steigt der Anspruch der Erziehung auf Seiten der Eltern.

Warum entscheiden sie sich dann für dieses System? Wäre es dann, von finanziellen Mitteln mal abgesehen, nicht sinnvoller, die Kinder überwiegend selber zu betreuen /erziehen?

Ihr seht, ich bin kein Freund von Krippen, Hort und Co.

Oli-Fee schrieb:Meines Erachtens wird in dem Moment, wo das Kind in KiGa und Schule kommt, ein Stück Erziehung geteilt.

Ja, so machen das viele Eltern, sie übertragen ihren Erziehungsauftrag auf die staatl. Institutionen.

Ich sage nicht, dass das irgendwie ohne Wechselwirkung(/beziehung) geschieht / geschehen soll. Die Schule trägt aber nicht die Verantwortung dafür, einem Kind erst beibringen zu müssen, ruhig zu sein, wenn ein Erwachsener (Lehrer) spricht. Die Eltern hatten hierfür jahrelang Zeit.

Witzig ist, dass, wenn dann Strafen bei Fehlverhalten drohen, die Eltern oftmals die Lehrer dafür verantwortlich zeichnen, ihre Kinder in Schutz nehmen. Hab ich oft genug erlebt. Das ist dann also auch nicht richtig, wenn Erziehung zum "Nachteil" der Kinder geschieht.

@Kältezeit, ich beobachte, dass Kinder transparenter werden.
Mein Kind hat mal etwas angestellt, Papier im der ganzen Schule ausgebreitet. Hat es dann einsammeln müssen, sich entschuldigt. Und trotzdem erfahre ich als Mutter "das Vergehen".

Wen hat sowas früher interessiert?

@Oli-Fee
Zu meiner Zeit gab es noch das sog. "Mutti-Heft".

Da wurde sowas eingetragen. ;) Es war ein Mitteilungsheft der Lehrer an die Eltern. Die waren also immer prima informiert.

@Kältezeit
Finde auch, Benehmen sollte von den Eltern übermittelt werden. Was allerdings die Bezeichnung Erziehung anbelangt, bin ich mit dem auf Kriegsfuss. Was ich viel wichtiger empfinde ist, das Kindern von Eltern geliebt und angenommen werden, dann funzt vieles von selbst. Kinder sind Persönlichkeiten und keine Erziehungsobjekte, finde ich. Kann nur von mir selbst sprechen, weil ich es so praktiziert habe und wenig Probleme diesbezüglich hatte.

Kältezeit schrieb:Zu meiner Zeit gab es noch das sog. "Mutti-Heft".

Da wurde sowas eingetragen. ;) Es war ein Mitteilungsheft der Lehrer an die Eltern. Die waren also immer prima informiert.

Das vermisse ich auch schmerzhaft.
Heute wird alles ins Hausaufgabenheft der Kinder gequetscht, in kürzeln und Stichpunkten und man wird nicht schlau daraus.

Ich muss dann immer meine Kinder fragen, wie genau was abgelaufen ist und ich bin heilfroh das meine Kinder so ehrlich sind und mir die Wahrheit erzählen.

@Oli-Fee
das hat Eltern früher genauso interessiert und man wurde auch in die Schule zitiert oder bekam eine Mitteilung durch das Kind überbracht. Als ob Eltern früher weniger Interesse an ihren Kindern gehabt hätten......

@Tussinelda,

Die Eltern früher haben es mitunter gar nicht erfahren, weil die Schule und das Kind "den Vorfall " bereits selber geklärt haben.

Welchen Sinn sollten sonst Entschuldigungen ggü den Lehrern haben, wenn der Vorfall sowieso den Eltern gemeldet wird? Warum Doppel-Bestrafung?

@Oli-Fee
es ist keine doppelte Bestrafung, wenn Eltern über das Verhalten ihres Kindes und ggf. Bestrafungen unterrichtet werden, es können auch Eltern nichts dafür, falls das nicht passiert......

@Tussinelda,

Also wenn mein Kind Papier im gesamten Schulgebäude verteilt, dabei erwischt wird, es aufsammelt, den Schadem beseitigt und sich entschuldigt, ....dann muss ich extra auch noch informiert werden?

@Oli-Fee
Du würdest also nicht wissen wollen, was Dein Kind so gemacht hat? Ich würde dies gerne wissen, natürlich gehe ich davon aus, dass mir das Kind sowieso erzählt, was vorgefallen ist, aber es kann sein, dass es das nicht tut oder ungenau oder erst in 3 Tagen, aber darum geht es ja nicht. Es geht darum, zu wissen, was mein Kind gemacht hat, und wie es sanktioniert wurde, wie die Schule, Lehrer damit umgehen. Immerhin bin ich das Elternteil, da erwarte ich, dass man mich zumindest über außergewöhnliche Vorgänge informiert und zwar von offizieller Seite. Das würde ja bedeuten, wenn mein Kind sich verletzt, aber schön versorgt wurde, dass man mir das gar nicht mitteilen bräuchte, ist ja quasi "erledigt". Das sehe ich nicht so, ich finde, da hat ein Informationsaustausch zu herrschen.

@Tussinelda,

Bleib doch mal bei meinem Beispiel. Ehrlich, sowas muss ich doch nicht unbedingt wissen. Papier im Schulgebäude.

Eine Verletzung ist eine ganz andere Hausnummer und ein Totschlag-Argument 😉

@Oli-Fee
nein, es geht ums Prinzip, wenn mein Kind aufgrund seines Benehmens sanktioniert wird, dann will ich das wissen, genauso wie ich wissen will, ob es sich verletzt hat oder jemandem was weggenommen hat, geklaut hat, sich geprügelt hat, traurig wirkt im Unterricht etc. Es handelt sich schliesslich um mein Kind.

@Tussinelda,

wenn ich bei 2 Kindern alles wissen möchte, habe ich viel zu tun. Da möchte ich schon, dass gewisse Delikte selektiert werden.

Was Du beschreibst, sind völlig andere Wertigkeiten. Das würde ich auch wissen wollen.

Aber nicht jedes Mal, wenn Papier verteilt wurde, wenn es sich gestritten hat, wenn es einmal zu laut war, wenn es mit Wasser gespritzt hat,wenn es im Sportunterricht getobt hat und was sonst noch an Belanglosigkeiten in der Schule so abgeht.

Wenn ein Schaden entsteht, dann ist es natürlich auch was anderes.

sunshinelight schrieb:Wird es nicht. Es wird verlangt, dass sie auf die Eltern hören. Bedeutet, Eltern sagen was, Kind richtet sich danach. Soll bedeuten, Kinder müssen sich an Regeln halten und genau das wird ihnen beigebracht.

Das Kind, je nach Alter, kann sich aber aufgrund seiner Unreife, nicht (immer) an Regeln halten.

Beispiel: Verkehrserziehung der Kindergartenkinder durch die Polizei.

Der Polizist hat den Kindern groß und breit erklärt, was sie beim Überqueren einer Straße beachten müssen. Bevor er mit den Kindern die Straße überquerte, hat er seine Dienstmütze auf dem Bürgersteig gelassen.

Dann sagte er zu den Kindern, der/die Erste, der ihm die Mütze bringt, darf sie aufsetzen.
Was geschah? Alle Kinder liefen los, und zwar, ohne auf den Verkehr (Seitenstraße) zu achten.

Beispiel: Der berühmte Ball rollt auf die Straße..

Natürlich müssen sich Kinder an Regeln halten, doch aufgrund ihrer Unreife ist das nicht oder nur bedingt so.

borabora schrieb:Dann sagte er zu den Kindern, der/die Erste, der ihm die Mütze bringt, darf sie aufsetzen.
Was geschah? Alle Kinder liefen los, und zwar, ohne auf den Verkehr (Seitenstraße) zu achten.

Lol. Erinnert mich an meine Kindergartenzeit (als Kindergarenkinder noch alleine zum Kindergarten gelaufen sind). Ein Tag vorher Verkehrsschulung gewesen.
Ich steh an einer roten Ampel, auf der anderen Seite ein anderes Kind aus meiner Gruppe. Damit ich es einholen kann, kurz Straße gecheckt, kein Auto da, über die rote Ampel gelaufen. Die blöde Kuh hat mich dann prompt bei der Kindergartentante verpfiffen :D

Aber umgekehrt kann es nicht die Lösung sein zu sagen: Ich bring dem Kind erst mit 10 die ersten Regeln bei. Vorher kapiert es eh nix.

hallo-ho schrieb:Aber umgekehrt kann es nicht die Lösung sein zu sagen: Ich bring dem Kind erst mit 10 die ersten Regeln bei. Vorher kapiert es eh nix.

Das ist natürlich richtig. Ich führte das Beispiel in Bezug auf Konsequenzen an. Wenn jetzt die Eltern dabei gewesen wären, welche Konsequenz auf das Nichthören/Nichtbefolgen hätten sie ihrem Spross erteilt? Ne Ohrfeige.. oder Stubenarrest?

Kinder speichern Regeln bzw. Verbote wahrscheinlich gar nicht ab, ich meine, sie können nichts dafür, wenn sie dagegen handeln, sonst wären nicht alle Kinder einfach los gerannt, ohne auf den Verkehr zu achten.

@borabora
Ich hab das nur ergänzt, nicht unterstellt, dass du das so siehst.

Aus eigener Erfahrung (siehe oben) weiß ich: Das mit der Mütze war auch "gemein". Da konnten die Kinder nicht gewinnen, höchsten ein oder zwei, die durch Zufall schon etwas reifer gewesen wären.
Wenn ich als Mutter dabei gewesen wäre und es nicht ohnehin schon der Polizist erklärt hätte, hätte ich meinem Kind erklärt, dass Regeln auch dann gelten, wenn es attraktiver ist, sie zu brechen, statt zu befolgen (in kindgerechter Sprache). Aber eine Strafe, egal welcher Art, würde in deinem Beispiel überhaupt nichts bringen, weil die Kinder einem Impuls gefolgt sind, den sie nicht beherrschen können.
Die klugen unter den Kindern fallen beim nächsten Mal nicht mehr auf die Mütze rein, die auf der anderen Straßenseite ist, sondern auf irgendwas anderes, was so attraktiv ist, dass sie nicht "nein" sagen können. Die weniger klugen fallen ein zweites Mal rein...