Postmortem Fotografie

Ich denke auch, dass es ein verstorbenes Kind ist. Die Augen wirken "zugedrückt", schlafend sähen sie irgendwie lockerer aus. Auch der Körper wirkt völlig erschlafft.

Ein schönes Foto bzw. ein ästhetischer Anblick. Traurig natürlich zugleich.

Eine "Sleeping Beauty", also ein Motiv, das zu der Zeit beliebt war. Es wurden vor allem lebende Kinder schlafend abgebildet. So war es vermutlich auch damals eine Möglichkeit, eine Doppeldeutigkeit zu erreichen. Der Schlaf gilt ja als "Verwandter des Todes", und wenn man daran denkt, wie lange Dornröschen (englisch: "Sleeping Beauty") schlafen sollte, dann war es vielleicht eine Art Trost, sich das verstorbene Kind als schlafend vorzustellen, mit der Hoffnung, dass es eines Tages aufwacht, ob im spirituellen/religiösen Sinn oder als Zukunftsvision. Ein Sarg, Blumengebinde etc. erinnern immer sofort an den Tod des Kindes, also an die Endlichkeit und Vergänglichkeit.

Hier der Link zu einem besonders liebevoll arrangierten Foto mit einem "Sleeping Beauty"-Motiv:

Le Blondel

Nachkolorierte PM-Portraits verschiedener Herkunft und Zeiträumen zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Keine Fälschung oder Verfälschung der Originale, die natürlich unangetastet bleiben.

Man sieht das Dargestellte, wie es die damaligen Betrachter, Trauernde sowie der Fotograf durch seine Linse, gesehen haben mögen.

Original anzeigen (0,7 MB)

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Natürlich wirken diese nachbearbeiteten Bilder in Farbe, durch die kräftigen Farben und Kontraste eher wie Gemälde,
haben nicht mehr den Charme und die Stimmung des Originals aus lange vergangener Zeit, die noch keine Farbfotografie kannte.

In dem Sinne verstehe ich diese Aufnahmen eher als Kunst, die realitätsnahe Darstellung, wie die Anwesenden das
Abgebildete damals wirklich sahen.

cute_lenore schrieb:wie die Anwesenden das
Abgebildete damals wirklich sahen.

Ich würde eher sagen, "so, wie die Person, die die Bilder koloriert hat, sich eine realitätsnahe Darstellung vorstellt". Natürlich sind die mit modernen Methoden kolorieten Fotos beeindruckend. Sie bringen uns historische Ereignisse näher, sprechen unsere emotionale Wahrnehmung an, wirken auf mich aber ein wenig "künstlich".

Hier mal ein moderneres Farbfoto (Pinterest):

Das sieht nach einem Unfall aus. Die geschundenen Hände und das Gesicht. Trotzdem scheint sie zu lächeln. Das Kleid sieht wie ein Brautkleid aus.
Was mag da nur Schreckliches passiert sein.

bilde ich mir das ein, oder ist ihr rechtes augen halboffen?

Anya1981 schrieb:bilde ich mir das ein, oder ist ihr rechtes augen halboffen?

Ihr linkes. Körperteile werden aus der Sicht des betreffenden Menschen/Körpers beschrieben. Daher ist rechts im Bild links an der Person.

Ja, es ist halboffen. Kommt vor. Augen schließen sich nicht automatisch im Tod. Sie bleiben in der Stellung, in der sie gerade waren, als die Person starb. Sie können daher zu, auf oder halboffen sein. weshalb man sie meistens, wenn man es nicht übersieht oder vergisst oder zu spät kommt (Rigor Mortis) dann auch schließt.

Diese halboffene Auge könnte jetzt bedeuten, dass der Tod der jungen Frau erst bemerkt wurde, als Rigor Mortis schon eingesetzt hatte. der beginnt bekanntlich bei den Augen. Es könnte auch noch bedeuteten, dass er sich, als das Foto gemacht wurde, noch nicht wieder gelöst hatte.
Oder man eben in all der Aufregung vergessen hätte, die Augen vollständig zu schließen.

Das halb offene Auge scheint auch mit einem "Veilchen" versehen zu sein und der blaue Lidschatten beidseits soll das wohl kaschieren.

Bei den alten retuschierten Fotos könnte der Grund dafür auch darin liegen, dass es von Lebzeiten der Kinder keine Fotos gab, weil sich das noch nicht jede Familie leisten konnte. So wollte man vielleicht dann das letzte Bild als Andenken so gestalten, dass es dem lebenden Kind ähnlicher sah als dem toten.

Ein für mich etwas verstörendes Foto.
Wahrscheinlich, weil es eher neu ist.
Ist ihre rechte Hand auf die linke gebunden?

Ihr Schicksal würde mich interessieren.
Möge sie in Frieden ruhen.

Was ist das - von uns aus gesehen - links oben auf dem Foto neben ihrem Kopf in der Ecke des Sarges ?

es sieht auch so aus, als ob sie obduziert wurde - siehe Verletzungen / Wunden unterhalb ihres Halses. Die wurden kaum versteckt, auch ungewöhnlich.

könnte auch ein Kleid von einem Abschlussball sein.

Überall nur Teppiche, sie liegt auch nicht mittig im Sarg.

Kein Kreuz, keine Blumen , gar nichts in ihren Händen. Gar nichts christliches oder anders religiöses im ganzen Raum , in ihrem Sarg, direkt bei ihr.

wirklich ein sehr ungewöhnliches Foto.

Arme junge Frau. Ruhe in Frieden.

@Mazehare
kannst Du mehr über das Bild erfahren ?

Es wird sich wohl tatsächlich um ein Hochzeitskleid handeln. Eine russische Freundin erzählte mir mal, dass in ihrer Heimat junge Mädchen, die vor der Hochzeit starben, in eben diesen Brautkleidern bestattet werden. Das betrifft sogar Kleinkinder.
Welchen Hintergrund das genau hat (religiöse Gründe, Unschuld..) weiß ich allerdings nicht. Sie hatte mir nur damals ein Foto ihrer Cousine gezeigt, die mit 18 bei einem Autounfall ums Leben kam. Sie lag, so wie das Mädchen hier auf dem Bild, in einem Brautkleid im Sarg.

Die Teppiche auf dem Foto oben würden mMn übrigens auch für einen russischen bzw. osteuropäischen Hintergrund sprechen.

@nanu
@sylvana
@Masine
@musikengel

Das Bild stammt aus dem ehem. Russland.
der Toten wurde ein Brautkleid angezogen. In den meisten osteuropäischen Ländern ist es Brauch verstorbene Mädchen und Frauen in weiß zu bestatten, meist im Brautkleid oder einem weißen Festkleid, bei jungen Mädchen das Kommunionkleid.

Die Verletzungen lassen auf einen Unfall schließen oder ein Gewaltverbrechen. (Strangulationsmale am Hals ?)

In diesen Regionen werden den Verstorbenen meist die Füße zusammengebunden und (seltener) auch die Hände.
Das passiert meist bereits in der Leichenhalle oder Pathologie, wo der Verstorbene aufbewahrt wurde.
Das Binden der Fuß- und Handgelenke hängt, soweit ich weiß, mit einem Aberglauben von den "Wiedergängern" zusammen.
Danach sollen Menschen, deren Seele aufgrund eines erlittenen Unrechts oder ihres Lebenswandels nicht erlöst wurde als Untote zu den Lebenden zurückkehren
Das sollte durch die Fesseln verhindert werden.

In osteuropäischen Ländern findet die Trauerfeier fast immer am offenen Sarg statt, der erst unmittelbar am Grab geschlossen wird.
Trotzdem werden sichtbare Verletzungen und Entstellungen nicht durch Schminken o.ä. retuschiert. Auch das verbietet der Glaube. Der Verstorbene soll so beerdigt werden, wie er zum Zeitpunkt des Todes ausgesehen hat.
Sehr schwere, tiefe Gesichts- oder Kopfverletzungen werden lediglich mit Verbandsmull bedeckt.

Make-up wird bei weiblichen Verstorbenen lediglich als dekorative Kosmetik verwendet.

@Marike ;)

Hier noch das Foto aus einem anderen Blickwinkel

musikengel schrieb:Gar nichts christliches oder anders religiöses im ganzen Raum

Wenn sie Russen waren/sind, waren/sind, huldigen sie nicht unseren Bräuchen.

cute_lenore schrieb:(Strangulationsmale am Hals ?)

Das könnte stimmen, der Hals ist leicht bläulich verfärbt.

@cute_lenore
danke für diese Infos. Hier sieht man dann auch die Blumen.

Interessant, dass Verletzungen nicht verdeckt werden.

Strangulation ist doch direkt am Hals, hier sind die Verletzungen, so wie ich es sehe - unterhalb des Halses. Für mich sieht es so aus, wie wenn sie obduziert wurde, kann mich aber auch täuschen.

Trauerfeier für Oana Andreea Brazovan aus Rumänien, die junge Frau starb 2010 im Alter von 21 an plötzlichem Herzstillstand. :(
Der Ablauf einer Trauerfeier nach Griechisch Orthodoxem Ritus wird auf den Fotos sehr gut deutlich.

Der offene Sarg wird im Anschluß an die Trauerfeier in Begleitung der Trauergäste in Leichenwagen zum Friedhof überführt.
Erst dort wird er am Grab geschlossen.
Die Verstorbene trägt ein weißes Kleid.


Original anzeigen (0,1 MB)

Original anzeigen (0,2 MB)

Diese weißen Kleider sind so beeindruckend. Die Frauen sehen wirklich schön aus, unabhängig von den Verletzungen.

Ohne den Text hätte ich auch direkt auf Russland bei der ersten jungen Frau getippt. Für mich sieht das auch nach Gewaltverbrechen / Unfall aus.

Danke euch für die schönen Bilder.

Die weissen Kleider werden jungen, unverheirateten, verstorbenen Menschen angezogen.
Mädchen und Jungen zB das Kommunionsgewand.
Das symbolisiert die Unschuld.

Ich kenne das mit dem Hände- und Arme zusammenbinden aus Serbien. Kurz vorm Schliessen des Sarges werden die Binden abgemacht aber im Sarg belassen.

Etwaige Wundmale werden, wie bereits geschrieben, nicht weggeschminkt. Es gibt auf Youtube zig Videos wo man das genau sieht. Auch wird nicht immer eine Totenhygiene durchgeführt, auch das kann man sehen, wenn man will.

Man tritt ungeschönt vor Gott.

@nanusia

nanusia schrieb:Die weissen Kleider werden jungen, unverheirateten, verstorbenen Menschen angezogen.
Mädchen und Jungen zB das Kommunionsgewand.
Das symbolisiert die Unschuld.

Ich kenne das mit dem Hände- und Arme zusammenbinden aus Serbien. Kurz vorm Schliessen des Sarges werden die Binden abgemacht aber im Sarg belassen.

Etwaige Wundmale werden, wie bereits geschrieben, nicht weggeschminkt. Es gibt auf Youtube zig Videos wo man das genau sieht. Auch wird nicht immer eine Totenhygiene durchgeführt, auch das kann man sehen, wenn man will.

Man tritt ungeschönt vor Gott.

eine "dumme" Frage, wie haben die immer die passenden Kleider sofort zur Verfügung ? junge Menschen wachsen ja noch oder verändern ihre Figur. Werden die dann ganz schnell extra angefertigt ?

Man tritt ungeschönt vor Gott - das ist sehr interessant.
hier werden viele Verstorbene ja geschminkt um den Abschied für die Angehörigen leichter zu machen.

das ist eine andere Sichtweise.

@musikengel

In diesen Fällen haben die Bestattungsunternehmen sowohl Trauer- als auch die Bestattungskleidung im Angebot.
Kommunions- und/oder Braut-Hochzeitsbekleidung bekommt man ja 365 Tage im Jahr, im Notfall wirds gekürzt bzw hinten zusammengenäht.

Ich persönlich finde es „schöner“ wenn man ungeschönt vor Gott tritt, so wie man gestorben ist, so sieht man den Schöpfer. Aber das ist natürlich meine Privatmeinung.

In den von mir erwähnten YT-Videos sieht man zT auch wie sich die Beschaffenheit des Körpers ändert, als auch wie sich die Hinterbliebenen um etwaige austretende Körperflüssigkeiten kümmern. Ganz ohne Ekel oder Widerwillen, denn der Tod gehört dazu.

nanusia schrieb:In den von mir erwähnten YT-Videos sieht man zT auch wie sich die Beschaffenheit des Körpers ändert,

@nanusia
Kannst du mir dazu ein paar Links schicken oder einen Suchbegriff nennen?