Was bedeutet es, Deutsche(r) zu sein?

@Doors

Kann man nicht aus der soziologischen Herangehensweise, die Mentalität und kulturelle Verhalten zwischen Spanier und Deutsche unterscheiden?

@Doors
Du bist doch nun berufsbedingt sehr weit herumgekommen, und Du bist nun mal Deutscher, ob Du Dich damit befaßt oder nicht - oder?
Ich hätte gedacht, daß gerade Du hier etwas beitragen kannst, denn je mehr man Weltbürger und weit herumgekommen ist, umso mehr Überblick hat man doch über Situationen in der Welt und die verschiedenen Ausprägungen des Menschseins auf unserem Planeten.




@samael23
Trau Dich doch mal, zu dem von Dir angerissenen Thema mehr zu schreiben, das interessiert mich. :)

@samael23

Sozusagen genetisch bedingt im Sarrazinschen Sinne? Der Spanier liegt faul in der Sonne, der Deutsche ackert von früh bis spät.
Was aber, nimmt der Spanier die deutsche Staatsangehörigkeit an, wird also Deutscher, ackert er, während umgekehrt der Deutsche in Spanien Dauersiesta macht?

Wenn das nicht der Fall wäre, dann wäre, dann bliebe der Spanier in Deutschland faul, der Deutsche in Spanien fleissig, also wäre das genetisch bedingt. "Mischlinge" wären nur jeden zweiten Tag faul bzw. fleissig?

So einfach schint mir die sache nicht zu sein.

Du kannst ja mal "deutsch sein" definieren und ich kann mich checken, ob ich nicht vielleicht auswandern müsste.

@Doors

Nein, das ist nun nur offensichtliche Links-Rhetorik :)

Du vereinfachst nach meinem Verständnis zu sehr, auch wenn es kompliziert klingt. ;)

Ich denke, dass unser Umfeld uns sehr prägt, aber keine Verhaltensweisen angeboren sind, das wäre für mich überholte Ansichtsweisen, die wir schnell vergessen sollten.

Auch ein Deutscher wird in Spanien seine Siesta machen, vielleicht wird er auch etwas lockerer im Umgang mit Frauen, weil die Sonne mehr Endorphine frei setzt und sich Dein Wohlbefinden dadurch steigert. Ich glaube an die Äußeren Einflüsse die uns Menschen, anfangs noch als unbeschriebenes Blatt, formt oder auch verformt.

@LuciaFackel

Ich hatte eine palästinensische Ehefrau, die war, was angeblich "deutsche Tugenden (oder Untugenden)" angeht, "deutscher" als ich:
Ernsthaft bis zur Verbissenheit, strebsam und arbeitswütig bis zum Umfallen, fanatisch bis zum Tod, nationalistischer als Hitler, kommunistischer als Ulbricht, feministischer als Alice Schwarzer. Pünktlich, gründlich und pedantisch wie das Klischee eines preussischen Ministerialbeamten. Sie zeigte eine Härte und Opferbereitschaft wie ein HJ-Pimpf mit der Panzerfaust in den Ruinen Berlins.

Ich bin in Irland abstinenten Iren begegnet, in Algerien emanzipierten Frauen und in Deutschland der Zuverlässigkeit von Handwerkern, der Pünktlichkeit der Deutschen Bahn und der Gründlichkeit der Telekom. Ich kenne norddeutsche Karnevalisten und depressive Rheinländer, nette Berliner und soziophobe Bayern.

Ich denke, so etwas wie eine "nationale Psyche" ist ein Konstrukt aus Zeiten der der Nationalstaatlerei und des Imperialismus, als die moralische Überlegenheit der eigenen Nation oder "Rasse" im Vordergrund stand, um andere als moralisch unterlegene "Untermenschen" zu klassifizieren, die man zu unterdrücken oder auszurotten, zumindest aber als "die Anderen, die zu anders sind, um uns zu ähneln" abzuqualifizieren.

In dem ich eine eigene Geschlossenheit konstruiere, jegliche Widersprüche und Klassengegensätze übertünche, den Individualismus zugunsten des kampfbereiten und geschlossenen Kollektivs propagiere, kann ich "die Anderen" als Bedrohungspopanz aufstellen.

@samael23

Ich hielt die Einteilung in "nationale Eigenheiten", vom liederlichen Franzosen, das perfide Albion über den südländischen Schlendrian bis hin zum brutalen russischen Untermenschen eher für "rechts" als für "links" - was ja auch wieder so Gummibegriffe sind.

@Doors

nein, ich meinte eigentlich Deine ironischen Worte über die "völkischen" Attribute. Darf man eigentlich völkisch noch sagen? Aber vergiss es, sollte nicht persönlich sein.

Dein Beitrag oben halte ich für eine schöne Zusammenfassung dessen was hier diskutiert werden soll. Allerdings will ich von keiner national indoktrinierten Psyche sprechen, sondern von Gemütszuständen, die meiner Meinung nach, durchaus vom sozialen Umfeld geprägt werden.

Es ist mir bewusst, dass es durchaus intelligente Leute gibt, die sich nicht von Äußeren Einflüssen beeinflussen lassen, aber es gibt halt doch den Durchschnittsbürger der sich wohl mehr von einer "roten Bibel" oder einer "heiligen Schrift" (ver)leiten lassen.

Was bedeutet es, Deutsche(r) zu sein?

Das bedeutet das mann zu einer Volksgruppe gehört die ganze krass verarscht wurde...(Potsdammer Beschlüsse nur ein Beispiel)

@alcucard36

was willst du von einem Weltkriegsverlierer erwarten, dass die Siegermächte NICHT eigennützig handeln, siehe die von Dir angesprochenen Potsdamer Beschlüsse ........

@samael23

Beieinflussen lassen sich bekanntlich, ob von RTL oder Mein Kampf, von BILD oder dem Kommunistischen Manifest, immer nur "die anderen". Wir selbst sind glücklicherweise resistent.

Natürlich werden wir auch durch unsere Umwelt mit geprägt, durch Erziehung, Gesellschaftsschicht, Kultur, durch den ganzen Wust an ökonomischen, politischen, sozialen, kulturellen, religiösen, militärischen und privaten persönlichen Rahmenbedingungen.

Aber auch das prägt, da es doch für alle, trotz mancher Gemeinsamkeiten, höchst unterschiedlich ausfällt, nicht ganze "Volkskörper" (auch so ein schönes Wort).

Gibt es denn seit 1945 so etwas wie eine West-Psyche und eine Ost-Psyche? Und sind ihre eventuellen Unterschiede seit 1989 wieder verschwunden, wenn es sie denn gab? Oder war "deutsch sein" immer gleich "deutsch sein", egal, ob in Duisburg oder Dresden, auf Rügen oder im Voralpenland?

@samael23
ja kann man nix anderes erwarten aber ändert nichts daran das wir ganz krass verarscht wurden und auch noch werden^^

und das schlimmste wir können oder wollen nichts dagegen machen

Doors schrieb:Gibt es denn seit 1945 so etwas wie eine West-Psyche und eine Ost-Psyche? Und sind ihre eventuellen Unterschiede seit 1989 wieder verschwunden, wenn es sie denn gab? Oder war "deutsch sein" immer gleich "deutsch sein", egal, ob in Duisburg oder Dresden, auf Rügen oder im Voralpenland?

Kann ich nicht beurteilen, ich bin ein Kind der Wiedervereinigung. Für mich gab es keine Klassenfeinde, auch keine Atomare Bedrohung aus dem Osten. Für mich gab es nur ein Staatenzusammenschluss der BRD genannt wurde. Die Menschen "hier" und "dort" waren für mich alle gleich.

Es wurde aber von der älteren Generation vermittelt (Kriegsgeneration) Das "die" anders sind. Wobei diese ja ein geeintes "Reich" kannten. Es hat also viel mit Propaganda zu tun, wie "wir" "uns" sehen.

Frag doch mal nen Obdachlosen, was für den bedeutet deutsch zu sein!

@alucard36

also wirklich,

wir haben einer der fortschrittlichsten Demokratien, eine komplett sanierte Volkswirtschaft (nach dem Krieg) und haben durch den beitritt in ein (durchaus fragwürdiges) Militärbündnis endlich kein Krieg mehr! Das ist für mich alles andere als eine Verarsche.

martialis schrieb:Frag doch mal nen Obdachlosen, was für den bedeutet deutsch zu sein!

In Deutschland muss niemand Obdachlos sein.

samael23 schrieb:In Deutschland muss niemand Obdachlos sein.

Muss nicht, aber kann. Die meisten machen das ja freiwillig.

martialis schrieb:Muss nicht, aber kann. Die meisten machen das ja freiwillig.

Das ist dann wohl Luxus, klingt zynisch ist aber so.

@samael23
Wer nie sein Brot im Bette ass, weiss nicht, wie Kruemel pieken ...

@samael23
Napoleon sagte: „Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Keine Lüge kann groß genug ersonnen werden, die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgen sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde."


Adorno sagte, er fürchte nicht die Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern die Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten.

wir wurden ganz krass verarscht man

@samael23

Für mich gibt es in der BRD, und gab es ebenso wenig in der DDR, eine Kollektiv-Psyche. Für mich gab es jeweils Individuen mit höchst unterschiedlichen Eigenschaften, derzeit in der BRD also etwa 82 Millionen unterschiedliche Menschen. Ich empfände es ja fast als Beleidigung, wollte mir jemand weis machen, ich sei beispielsweise genau so wie Udo Voigt, Dieter Bohlen oder Armin Meiwes.