Würdet ihr ein behindertes Kind abtreiben?

@joules

joules schrieb:. Und wieso ist dein Empfinden, dass du es für uneträglich hältst denn überhaupt bei der Entscheidung, ob du fremdes Leben zulässt oder nicht, von Bedeutung?

Gute Frage, aber ich kann halt nur von meinem Standpunkt ausgehen. Und der sieht halt so aus dass ich wenn ich ein Kind bekomme (ist aktuell sogar grad der Fall, also nicht ich sondern meine Freundin :D), dann auch mit dem Kind was unternehmen will, ich will ihm die Welt zeigen, Gitarre spielen beibringen, ins Kino und in den Zoo gehen...das alles hat mit jemandem der weder hören noch sehen kann gar keinen Sinn und es würde mir halt unglaublich Leid tun jeden Tag dieses Kind um mich zu haben und eigentlich so gut wie nichts damit "machen" zu können.

Das klingt vielleicht egoistisch und vielleicht maße ich mir da auch zu viel an, das könnte ich auch verstehen, aber der Punkt ist dass ich ein Leben mit so einem Kind nicht ertragen könnte, und dabei ist der Faktor der täglichen Pflege usw. noch das geringste Übel. Sondern einfach der Umstand dass dieser Mensch (auch wenn er innerlich vielleicht sogar glücklich mit diesem Leben wäre, das mag ja sein), niemals auch nur annähernd ein "normales" Leben führen wird.

Man könnte also sagen dass ich eine Abtreibung vorziehen würde um einerseits dem Kind so ein leben zu ersparen und andererseits weil es auch mich in einem Maße kaputt machen würde, das ich nicht bereit bin einzugehen.
Klingt jetzt scheiße, ist aber ganz einfach so. o.O

Man KÖNNTE so ein Kind ja auch austragen und wenn man damit nicht klar kommt auch in eine Pflegeeinrichtung geben aber da hätte ich dann auch permanent Angst um das Wohl des Kindes.

@DaXx
Okay, sehe ich nicht so. Aber finde es gut, dass du ganz klar schreibst, dass du auch egoistisch Gründe hast..

@joules
naja im weitesten Sinne schon egoistisch, die meisten Menschen würden das wohl so sehen.
Aber ist ja alles eine Subjektive Empfindungssache. Bei Abtreibungen und so ist das immer schwer, weil man ja immer über ein Wesen hinweg entscheidet ob es leben darf oder nicht, das hat dann schon fast was faschistisches irgendwie o.O

Aber ich denke halt nur dass Ich in dem Fall auch lieber abgetrieben worden wäre. Und am Ende muss man es ja nur mit sich selbst ausmachen, man hat ja leider keine Möglichkeit mit dem kleinen Wurm zu kommunizieren und zu fragen was es denn gerne hätte.

@DaXx
Naja, den Wurm selbst kann man zwar nicht fragen. Aber ich finde es nicht verkehrt, wenn man Vergleiche zur Lebensqualität zieht. In Zentralafrika würde ich mich womöglich auch gegen ein stark behindertes Kind entscheiden. Aber die Lebensqualität, die es hier erreichen kann, ist schon so hoch, dass man da wenig Einwände haben kann. Selbst im Fall der eigenen Überforderung, kann man doch - wie du schon sagtest - das Kind in eine Pflegeeinrichtung geben.
Wenn man jetzt mal überlegt, wie viele Blinde und/oder Taube etc. ganz offensichtlich weiterleben möchten, sollte das doch kein Hindernis sein. Ganz zu schweigen davon, dass ich es für wesentlich "schlimmer" erachte, im Nachhinein das Augenlicht zu verlieren. Aber auch in den Fällen arrangieren sich die meisten damit, ohne überproportioanal hohe Suizidrate; ist mir zumindest nicht bekannt.

@joules
Ja das stimmt, generell verstehe ich deine Ansichten da auch und finde es auch super dass es Menschen gibt die das Leben so bedingungslos bejahen, irgendwie fühle ich mich z.b. auch schlecht deswegen, wenn ich sage dass ich ein Leben vernichte nur (oder auch) weil ich mit dem Leben nicht klarkäme was dieses Kind führen müsste. Aber ich sage halt nicht dass das "kein Leben" ist, sondern halt nur kein besonders gutes. Und mir würde es auch wahnsinnig wehtun ein Kind abtreiben zu "müssen", selbst wenn es noch so behindert wäre. Ein Leben ist halt ein Leben, und irgendwie ist es auch falsch zu Urteilen welches Leben lebenswert ist und welches nicht.

Ich wäre halt nur dann nicht mehr fähig selbst ein normales Leben zu führen, weil meine Gedanken nur um das Kind kreisen würden, und ich nie sicher wäre was es grad denkt, was es will, ob es ihm gut geht usw.. Das wäre ganz schlicht zu viel für mich. Denn eigentlich soll man ja mit und an seinem Kind Freude erleben und dazu wäre ich dann (glaube ich) nicht mehr fähig. Ergo würde ich mein eigenes Leben damit zerstören und wäre obendrein noch viel zu überfordert mit der Situation als dass ich dem Kind ein schönes Leben bieten könnte. Mache also 2 Leben kaputter als sie sein müssten.

Verflucht, das ist aber auch ne schwierige Kiste o.O

@DaXx
Jep, ist schon sauschwierig. Nur - ohne irgendwie einreden zu wollen - würdest du, wenn du schon ein Kind hättest, was durch ein Unfall stark behindert wäre, ganz bestimmt nicht an solche Sachen denken und den Arsch gerne aufreißen, um das Beste draus zu machen. Das ist halt so der Punkt, der mich am meisten beschäftigen würde: wie würde ich mit der Entscheidung leben und wäre meine Lebensqualität durch die Zweifel etc. nicht schlechter, als durch den Mehraufwand?

Auf der anderen Seite, denke ich mir aber auch, dass kein Mensch ein Kind gut erziehen könnte, der das Kind nicht wirklich will und bereit dafür ist..

Ergo: kein Plan..^^

@joules
ist n sehr guter Punkt den du da bringst...der Unterschied für mich wäre halt dass mein Kind durch den Unfall ja erst behindert wird.
Und natürlich würde ich dann alles tun damit es ihm gut geht, gar keine Frage.

Wenn aber von vornherein klar ist dass das Kind so behindert auf die Welt kommt dass es vielleicht gar nicht weiß wer ich bin und das auch nie ganz begreifen wird, dann wäre mir das halt zu viel.

Ich würde aber generell wie gesagt jetzt nicht sagen wenn das Kind behindert ist dann wird abgetrieben. denn es gibt ja 1. verscheiden Grade einer behinderung und 2. u.U. auch Möglichkeiten dem etwas entgegenzuwirken. Ich selbst hab z.b. nen angeborenen Herzfehler (Pulmonalklappenstenose) und damals galt das als ziemlich inoprabel, und niemand im Krankenhaus hat sich so recht da ran getraut, also haben alle bange gewartet bis aich auf die Welt kam (damals hatten viele mit sonem Fehler schwere Behinderungen, weil zu wenig Sauerstoff im Hirn ankommt) und als ich dann da war haben die Ärzte zu meiner Mutter gesagt dass ich zwar soweit möglich gesund bin (also keine Anzeichen einer Behinderung habe) aber trotzdem sterben würde weil meine Herzklappe zur Lung eeinfach zu wenig arbeitet. Da hat der Chefarzt dann gemeint dass er es auf jeden Fall versucht, obwohl nur eine Chance von 20% bestand dass ich lebend aus der Sache rauskomme. Und heute bin ich kerngesund.

Damit will ich halt einfach sagen dass ich alles versuchen würde meinem Kind zu helfen, selbst wenn die Chancen minimal sind.

Wenn aber der Arzt von vornherein mit sicherheit sagen kann "der wird garantiert nicht mehr als 10% Gehirnleistung haben" oder so, also wenn schon feststeht, es gibt keine Hoffnung dass sich irgendwann was bessert, dann wäre das was anderes.

@DaXx
Denke, ich verstehe was du meinst. Allerdings bist du selbst ja dann das beste Beispiel, dass man auch die feste Aussage, das Hirn würde nur zu 10% arbeiten können, auch anzweifeln und das Risiko - mit der Hoffnung auf Besserung - eingehen müsste.
Gerade in der Pränataldiagnostik ist es sicher allgemein schwerer, zuverlässige Prognosen abzugeben. Wobei ich, wenn ich manche krassen Behinderungen sehe, die Aussag selbst schon wieder anzweifle..

@joules
naja es ist halt immer die Frage ob es überhaupt Hoffnung gibt, dass man die Behinderung lindern/heilen kann oder ob mit Gewissheit mit der Zeit alles so bleibt oder schlimmer wird, und so weit ist die Medizin denke ich (in den allermeisten Fällen) jedenfalls schon, dass sie einem das sagen können.

Aber letztendlich kann ich als werdender Vater auch nur sagen dass ich zwar viel reden kann über meine Gedankengänge und meine Anschauung vom Leben und blabla...aber wenn man halt wirklich mal in der Situation ist, dann denkt man da sicher auch wieder anders.

DaXx schrieb:Anstoß war eine Doku auf Arte über ein Heim in dem Blind-Taube Leute betreit werden.

Das war schon heftig, die tapsen ja echt nur Hilflos rum und man weiß auch nicht inwiefern die zu eigenen Gedanken fähig sind...das verhalten von denen hatte irgendwie so was...naja ich sag mal animalisches. Als ob alles nur Instinkt wäre.

Ich fand das schon ziemlich krass irgendwie.

So ein Kind, was keine Chance hat auf ein eigenes Leben und das man nie auch nur mal ne Stunde allein lassen kann würde ich abtreiben lassen, ja.

Ich denke immer eher an Trisomien oder ähnliches oder häufig vorkommende Behinderungen.

Das, was du beschreibst, ist so extrem, dass ich da auch ins Grübeln gerate. Die Frage wäre sicherlich auch, wann man das feststellt innerhalb der Schwangerschaft. Wäre auf jeden Fall so oder so ein Alptraum, denke ich.

@Emmeleia
@DaXx


Kennt ihr eigentlich den Film "Die Sprache des Herzens?"

Da geht es um ein junges Mädchen, das taubblind auf die Welt gekommen ist, also in dem Sinne schwer behindert ist.

http://www.skip.at/film/20368/ (Archiv-Version vom 10.05.2015)

@Pallas

Nein, danke für den Tipp. :)

Man wird in der heutigen Gesellschaft schon gemobbt, wenn man normal ist und sich nicht an andere Menschen anschliessen kann. Und wie man dann gemobbt wird! Da haben behinderte Kinder schon gar keinen Platz mehr. Aber es käme wohl auch auf die Schwere der Behinderung an bei mir.

Nein, würde ich nicht. Wäre das Kind behindert, so soll es sein. So ist es sein Schicksal und als dessen Vater auch Meines. Wenn es aufgrund der Behinderungen sterben würde und die Ärzte nichts dagegen anrichten können, so ist es eben. Lieber "opfere" ich mein Leben (so wie hier viele Pro-Anhänger es wohl sehen), als des MEINES Kindes zu nehmen, ob es achtzig Jahre oder eben nur 8 Jahre leben würde.

In meinen Augen ist jeder, der sein behindertes Kind aus vermeintlicher Rücksicht des Kindes Wohle abtreiben lässt, ein Heuchler.

Ich bereue es, den ganzen Thread gelesen zu haben. Er trotzt nur vor Heuchelei, Egoismus und Unmenschlichkeit.

Aber mein treues Motto: Soll jeder kehren, wie er mag. I dont kehr.

Also aus Egoismus geschieht das wohl kaum.
Um ein schwerbehindertes Kind zu pflegen bedarf es Geld und physische sowie psychische Ausdauer. Das können nicht alle Menschen durchstehen.

Klar würde ich das abtreiben lassen... Jeder der meint er könne ein behindertes Kind pflegen... Okay... Aber nur so lange ihr lebt. Danach könnt ihr keinen Einfluss mehr nehmen und überlasst es dem Schicksal... Könnte ich nicht...

Kommt auf die Schwere der Behinderung drauf an.

Ja würde ich. Unsere jüngste kam ja mehrfach behindert zur Welt und wir wussten es nicht. Vor fast 20 Jahren war der Ultraschall noch nicht so Aussagekräftig wie heute.

Chantal-Marie hat
Down Syndrom
3 Herzfehler, ASD2, Ductus Botalli, Pulmonalstenose
Schwerhörigkeit
Nystagmus ( ständiges Augenwackeln )
Schilddrüsenunterfunktion
erhöhte Infektanfälligkeit
sie kann kaum sprechen
sie kann weder lesen noch schreiben vom rechnen gar nicht zu reden.
und und und

Leider kamen unsere Familien mit der Diagnose nicht klar, sprich wir haben heute mit niemanden mehr Kontakt. Meine Mutter hat mir ins Gesicht gesagt dass sie dafür betet dass der Krüppel sterben darf. Wir wurden nicht mehr zu Familienfesten eingeladen und irgendwann war für mich der Zeitpunkt gekommen einen Schnitt zu machen.......... Wir müssen mit dem Kind leben und wir lieben sie sehr aber das negative überwiegt einfach

Trotz aller Widrigkeiten lieben wir unsere Zicke sehr aber noch mal ein behindertes Kind, NEIN!!!!!!!!!!!!!

Ich würde mal sagen, ein blind oder taub geborenes Kind braucht langfristig gesehen nicht soviel Pflege wie ein Kind das mit schwerer Muskellähmung zur Welt kommt.

Aber da ich ohnehin keine Kinder bekommen werde, stellt sich mir die Frage nicht.

Schon hart zu lesen, dass so viele User ein behindertes Kind einfach abtreiben würden. Bei schweren Behinderungen ist es teilweise nachvollziehbar, aber bei kleineren? Traurig, sowas zu lesen. Aber ich bin da anscheinend etwas eigen.