Würdet ihr ein behindertes Kind abtreiben?

FF schrieb:Und das Problem des Hänselns bekommt man durch gute Erziehung eben durch die Erzieher und Lehrer in den Griff.

Das glaub ich kaum... (aus erfahrung)

@FF

Woher sollte ich wissen, an was @Dini1909 leidet. Beachte die Zeitangaben,bevor du so was schreibt.

Es gibt verschiedenste Methoden in der Natur Behinderungen zu minimieren. Das ist ein Fakt. Meine Äußerung vorhin sollte nicht verletzten wirken. Es ist für mich immer schwer bei fremden Menschen einzuschätzen, was über die Grenze geht

FF schrieb:Und das Problem des Hänselns bekommt man durch gute Erziehung eben durch die Erzieher und Lehrer in den Griff.

Das unterschreibe ich nur teilweise. Ich kann ein Beispiel nennen...

Ich war 9 Jahre auf der selben Schule, die ersten 4,5 Jahre waren mehr oder weniger eine Katastrophe weil allgm. in der Schule ein lascher Führungsstil herrschte. Danach kam ein neuer Direktor und die Schule fing an zu leben und endlich wurde durchgegriffen. Sie hat mittlerweile viele Preise im sozialen Bereich bekommen und im weiten Umkreis von über 60km ein sehr guten Ruf erhalten. Viele Eltern ziehen z.T. sogar hier in die Nähe um auf diese Schule.

@Ferraristo
Tja, so macht jeder unterschiedliche Erfahrungen. Und natürlich liegt es auch an den Lehrern und Erziehern, wie gut sie das schaffen. Wenn man Lehrern inklusions-Kinder und ein Konzept vor die Nase setzt, das sie ablehnen, kann daraus auch nichts werden.

@Dini1909
Gute Erziehung schrieb ich deshalb ... und Du bestätigst nur, dass es natürlich vom Engagement der Lehrer abhängt.

Ich finde, jeder sollte das für sich selber entscheiden. Also ich würde ein behindertes Kind nicht akzeptieren. Dafür ist das Leben zu kostbar, als das man die ganze Zeit damit verbringt, auf ein behindertes Kind aufzupassen und es zu versorgen. Von daher wäre es vom Vorteil, wenn man schon in der Frühphase erkennt, ob ein Kind behindert zu Welt kommt, um sich gleich für eine Abtreibung zu entscheiden.

FF schrieb:Und das Problem des Hänselns bekommt man durch gute Erziehung eben durch die Erzieher und Lehrer in den Griff.

Das geht aber nur mit einer gehörigen Portion vernünftiger Autorität. Also keine "Weicheipädagogen". Und sowas ist momentan gegen den Trend, da antiautoritär ja "voll in" ist.

@Foss
Was würdest Du tun, wenn das Kind einen Geburtsschaden bekommt, und das eigentlich kerngesunde Kind plötzlich doch behindert ist?
Ich habe zwei Mütter kennen gelernt, die das erlebten.

Erkundige Dich doch mal bei Wikipedia, was "antiautoritär" überhaupt bedeutet. Das hat nämlich nichts mit "Weichei"-Erziehung ohne Grenzsetzungen zu tun.

@Dini1909
Du hast @Crusi hier falsch verstanden. Es war die Rede von Trisomie 18 und nicht von Trisomie 21! Das ist etwas völlig anderes. Kinder mit Trisomie 18 kommen entweder bereits tot zur Welt oder sterben sehr früh und sind SCHWERSTbehindert....

Ich bin da etwas zwiegespalten und habe auch immer gesagt, dass ich z.B. ein Kind mit Downsyndrom wohl abtreiben würde. Nun hat vor ein paar Monaten eine Freundin von mir einen supersüßen Sohn bekommen, bei dem postnatal DS diagnostiziert wurde. Er ist wirklich ein richtig fitter Junge und wir haben ihn alle direkt ins Herz geschlossen.
Das Problem ist, gerade bei DS, dass man nie weiß wie es sich entwickelt. Manchmal ist ein relativ normales Leben mit Ausbildung und Beruf möglich und sie hinken nur in der Entwicklung etwas hinterher. Aber es kann genauso gut sein, dass sie Herzfehler haben und schwerbehindert sind und z.B. nicht sprechen und nur schlecht laufen können.
So etwas weiß man aber nicht vorher schon sondern muss abwarten...

Ein schwerstbehindertes Kind würde ich womöglich abtreiben, bei einer leichten Behinderung würde ich anders entscheiden und bei DS weiß ich es mittlerweile nicht mehr.

@Lumina85

Dennoch haben auch die ein Recht auf Leben! Es sind genauso Menschen die Emotionen zeigen können und sich auf ihre Art artikulieren können.

Kannte ein Kind das Trisumie 18 hatte und wenn ich mit ihr geredet habe, basale Stimulation betrieben habe oder Klang Therapie gemacht habe, sind diese Aufgeblüht.

Dini1909 schrieb:Dennoch haben auch die ein Recht auf Leben! Es sind genauso Menschen die Emotionen zeigen können und sich auf ihre Art artikulieren können.

Natürlich können sie auch Emotionen zeigen und sich in irgendeiner Form artikulieren. Aber genauso wie man sich gegen das Leben solch eines Kindes entscheidet, übernimmt man die Verantwortung wenn man sich dafür entscheidet.
Es muss jeder für sich wissen, ob er damit umgehen und dem Kind ein bestmögliches Leben ermöglichen kann oder eben nicht.
Wir wissen heutzutage leider gar nicht, wie das Innenleben von Behinderten aussieht, wie sie fühlen, denken etc. und genau dies macht es einfach für jeden schwer zu entscheiden...
Ich persönlich habe die subjektive Meinung, dass vor allem bei geistigen Behinderungen, die nicht nur leicht vorhanden sind, ein Leben nur schwer lebenswert gemacht werden kann.

@Dini1909

Ich verstehe deine Meinung zu dem Thema absolut und respektiere das vom Grundkern her aber findest du nicht auch das ein gesundes Kind es leichter hat im Leben und vorallem ohne jegliche körperliche oder geistige Vorbelastung viel glücklicher ins eigenständige Leben starten kann?
Natürlich ist es möglich mit einer Behinderung auch selbstständig agieren zu können aber bei einer geistigen Behinderung ist das doch eher seltener der Fall :/
Und will man sich als werdende Mami darauf verlassen das das Kind soviel Glück hat?

Streuselchen schrieb:Natürlich ist es möglich mit einer Behinderung auch selbstständig agieren zu können aber bei einer geistigen Behinderung ist das doch eher seltener der Fall

Diese Möglichkeit, finde ich, sollte doch in Betracht gezogen werden. Kann ja sein, du bringst ein Kind zur Welt dass sich völlig leicht mit seiner Situation tut. Meistens ist es doch so, dass diese gar nichts anderes gewöhnt sind und deshalb genauso Freude, Glück und sämtliche Emotionen empfinden können. Dann hätte man ein Kind abgetrieben, dass eine reelle Chance gehabt hätte.

@Lilith101

Ich bestreite nicht das ein behindetes Kind nicht die gleichen Emotionen wie gesunde Kinder empfinden können.
Ich spreche einem Kind auch nicht das Recht auf Leben ab. DAS entscheiden die werdenden Eltern. Aber für mich wäre das Risiko zu groß ein vllt doch unglückliches Kind auf die Welt zu bringen.
Ähnlich sehe icg das bei armen Großfamilien die 10 Kindee auf die Welt bringen und ihnen nichts bieten können. Klar werden diese Kinder groß und jedes für sich ist sicher ganz individuell toll auf seine Art. Aber ICH zB mute mir nur zu was ich mir finanziell leisten kann und wo ich mir sicher sein kann das ich auch im negativsten Fall (schwerste Behinderung) zu 100% 24 stunden am Tag emotional leisten kann.

Ich traue es mir nicht zu habe aber den allergrößten Respekt vor Eltern die das schaffen

Streuselchen schrieb: Ich verstehe deine Meinung zu dem Thema absolut und respektiere das vom Grundkern her aber findest du nicht auch das ein gesundes Kind es leichter hat im Leben und vorallem ohne jegliche körperliche oder geistige Vorbelastung viel glücklicher ins eigenständige Leben starten kann?

Ich hab eine körperliche Behinderung und lebe vollkommen eigenständig zwar mit Einschränkungen aber ich lebe und das ist das wichtigste. Ich hab ein Job, hab ein Freundeskreis und bin in Vereine. Wie ich in ein paar Posts weiter forne schrieb, heutzutage kann man aufgrund der Unterstützungen etc eigenständig leben.

@KaffeeK
Das verstehe ich und das kann ich auch nachvollziehen. Habe auch nicht insbesondere dich in dem Beispiel erwähnt.
Ich wäre das Gegenteil von dir. Aber ich gebe dir recht, in dem die Eltern für sich entscheiden müssen ob sie das seelisch und mental überhaupt leisten könnten. Dennoch finde ich, dass man sich doch bewusst für ein Kind entscheidet und es dann auch mit den Konsequenzen tragen sollte. Denn wenn man ein Kind bekommt, welches übermäßig viel Aufmerksamkeit braucht (aus verschiedenen Gründen, aber nicht aufgrund von einer Behinderung) ist man als Eltern auch gezwungen, dort mehr Aufmerksamkeit zu investieren.

@Lilith101

Naja ich habe schonmal mit behinderten Kindern zusammen gearbeitet und habe da die gruseligsten Erfahrungen mit Eltern machen müssen.
Diese Kinder brauchen viel mehr Aufmerksamkeit und Liebe als mancher bereit ist zu geben. Und dann werden sie in Behinderten-WG's einquartiert.
Ganz ehrlich für mich sind diese WG's vergleichbar mit einem Tierheim.
Sie leben dort, vllt auch garnicht unübel - aber ich finde die Vorstellung grausam sein eigen Fleisch und Blut so abzuschieben.

@Dini1909
Ich habe deine vorherigen Post's gelesen daher weiss ich das du ganz gut zurecht kommst und ich wünsche dir ja auch das allerbeste. Nur gibt es eben auch andere Fälle in derer die Kinder äußern lieber tot zu sein als so anders als die anderen :(
Und auch wenn das nicht oft der Fall ist, man darf es nicht verdrängen

Streuselchen schrieb:Diese Kinder brauchen viel mehr Aufmerksamkeit und Liebe als mancher bereit ist zu geben.

Stimmt, das ist sehr sehr traurig und sollte nicht sein. Aber solche Fälle gibt es leider nicht nur bei behinderten Kindern, sondern generell bei Kindern die mehr Aufmerksamkeit benötigen oder anstregender sind... Solche Leute sollten sich tatsächlich vorher überlegen, ob sie überhaupt ein Kind bekommen.

Ich hatte es vor einiger Zeit schonmal in einem anderen Thread geschrieben, meine Mutter hat bevor ich da war ein Kind abgetrieben. Hab sie natürlich damals vorher gefragt, ob es ihr recht ist, dass ich das hier im Forum erzähle. Ja, sie geht recht offen damit um. Damals hat sie noch gesoffen wie ein Loch (mittlerweile seit weit über 15 Jahren trockene Alkoholikerin) und aufgrund dieses extrem hohen Alkoholkonsums wäre das Kind zu 100 % geistig und körperlich behindert auf die Welt gekommen. Ihr war das zu viel. Der Suff, das Kind, welches laut Arzt ein Lebtag auf intensive Betreuung angewiesen wäre...Sie bereut ihre Entscheidung nicht, aber sie wird sie auch niemals vergessen und sie denkt auch heute immer wieder daran. Ihr geht es nicht gut damit, es ist nicht spurlos an ihr vorbei gezogen und egal ist es es ihr ganz und gar nicht. Sie sagt, es war die schlimmste Entscheidung, die sie je treffen musste.

Das lässt mich natürlich auch nicht kalt. Ich weiß nicht, was ich tuen würde. Wirklich nicht. Das ist keine Frage, auf die ich mal eben so antworten kann. Es kommt auf die Umstände an. Darauf, was der Arzt sagt. Was eine Zweitmeinung sagt. Was mein Mann denkt und fühlt. Es wäre ja nicht nur mein Kind.

@Lilith101

Ja da hast du Recht, solche Fälle gibt es auch bei Eltern deren Kinder kein Handicap haben.
Aber ich kann ja nur aus persönlichen Erfahrungen berichten, alles andere mag ich mir einfach nicht anmaßen.

@So.What

Ich weiss wie schwer die Entscheidung zu einer Abtreibung ist.
Auch wenn es der vernünftigste Weg scheint... und man weiss das man rein logisch gerade genau das richtige tut, so tut es doch höllisch weh kurzzeitig Gott spielen zu müssen.
Und man wird ein Leben lang immer wieder Momente haben in denen man diese Entscheidung bereut, sich fragt "was wäre wenn..."

@Dini1909
@ahri

Hmm... meine Ansicht ist, dass ihr das Ganze einfach zu emotional angeht. Ich sehe das aus dem rein naturwissenschaftlichen Blickwinkel. Vllt. ist das auch mein Fehler. Aber anders kann ich nicht denken.
Dini ist auf die Welt gekommen und weiß inzw. ganz genau, wie es ist zu leben. Sie weiß es zu schätzen, was ja eine tolle Sache ist. Aber wenn man bereits einen Embryo "entfernt", dann wird er nie erfahren haben, was er in der Zukunft alles verpasst. Er ist entwicklungsbiologisch einfach noch gar nicht so weit, dass er alle Umwelteinflüsse so wie ein geborener Mensch wahrnehmen kann. Bei Föten sieht das schon anders aus.

Ich bezog mich auch eher auf schwerste Behinderungen, habe das aber nicht explizit erwähnt. Dachte man weiß, dass Trisomie 18 nicht 21 ist. Mir kann auch keiner vorher garantieren, dass jedes behindertes Kind später ein einigermaßen erfülltes Leben haben wird. Das Problem beginnt doch schon bei Eltern, die gerade mal von Grundsicherung leben können. Dieses behinderte Kind wird nie mehr als das Notwendigste zum Leben haben.
Ich bin zurzeit Studentin u. leide auch unter einer recht beeinträchtigenden Krankheit, die zurzeit nicht heilbar ist. Die GKV zahlt kaum und wenn nur zur Symptomlinderung. Dazu habe ich kein Einkommen, sondern nur einen Studienkredit. Ich weiß also genau wie das ist, keinen Urlaub machen zu können u. dass der größte Luxus bei mir mal ein Teilchen vom Bäcker o.ä. ist.
Und stell dir dann vor, dein Kind wird behindert. Der Staat sorgt auch nur für die Grundsicherung des Kindes. Das ist in meinen Augen nicht erstrebenswert, immer nur zuschauen zu müssen, wie die anderen mit dem Zeitgeist gehen können. Wer es als Möglichkeit ansieht, kann m.E. nach ruhig den Schritt zum Schwangerschaftsabbruch gehen, wenn Indikationen (!) dafür vorliegen.

Außerdem maßen wir uns die Kontrolle bei anderen Tierarten (ja, wir sind selbst Tiere!) auch an. Sogar Euthanasie bei Altersschwäche oder Krankheit. Warum beim Menschen eine Ausnahme machen? Nur weil er zufälligerweise über einen opponierbaren Daumen verfügt, der ihn die Entwicklung von Technologie ermöglichte?
Rein psychisch und kognitiv gesehen sind uns einige Tierarten gleichauf. Z.B. Elefanten, Meeressäuger u. einige Affenarten (nicht alle). Sie haben nur nicht die passenden Extremitäten, um so weit wie wir zu kommen. Daher sehe ich es so, wenn Geburtenkontrolle beim Tier, dann auch beim Menschen.

Aber das ist eine Grundsatzdiskussion.