Justsaying schrieb:Irgendwo in einem Pflegeheim vor mich hinduempeln moechte ich nicht
So ist auch meine Einstellung.
ABER: lass es erstmal soweit kommen, dann denkst du ganz anders darum. Die meisten Menschen wollen leben, und sei es auch noch so mühselig.
Mein Freund, der mit 49 gestorben ist, an Krebs, hat auch jeden Tag gekämpft, um sein Leben, auch wenn es doch endlich final auf den Tod hinaus lief. Das ist wohl schlicht der Selbsterhaltungstrieb.
Ich wiederhole mich, wohl dem der sein Leben intensiv gelebt hat, der versäumtes nicht bereuen muss.
Viele Sterbende sagen sich, ach hätte ich doch...
Wer ein erfülltes Leben hatte, dem fällt wohl das Ende leichter.
Wir hetzen ja alle dem Erfolg, Geld, Konsum hinterher. Doch das letzte Hemd hat keine Taschen. Dann hast du dich abgerackert, für dein Haus, ein dickes Auto und Prestige man muss dann alt feststellen, dass das alles nur heiße Luft ist. Viel wichtiger sind soziale Kontakte.
Ich finde es schade, dass Menschen heutzutage nicht in Würde alt werden dürfen. Da gibt es als Leitbild diese sogenannten Best-Ager, die Grinsen dir aus der Illustrierten heraus an, topfit vital und immer gut drauf. Und wir sind so blöd, uns diesem Leitbild zu hinzugeben. Das alt werden als Unkultur, als Krankheit, nicht akzeptabel. Auch dagegen gibt es schließlich was von Ratiopharm...
Für mich ist alt werden auch schlimm, weil es keine Progression mehr gibt. Durch Training kannst du dich nicht mehr verbessern, sondern nur den Status quo soweit wie möglich erhalten, und dennoch dem Abbau nicht entfliehen.
Aber ein optimistisches, schönes Gedicht hat Hermann Hesse dazu geschrieben:
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!