Das Poltergeist-Phänomen
01.03.2014 um 13:57
Man nennt das auch manchmal Konzentrieren. Konzentriert man sich, dann richtet man seine Aufmerksamkeit auf nur wenige, ausgewählte Objekte, eventuell sogar nur eines. Dieses Eine kann man dann besonders gut wahrnehmen, weil man ja von anderen Objekten nicht abgelenkt wird, bzw, das Gehirn verarbeitet jetzt nur Bildinformationen von eben diesem einem Objekt.
Dabei muss die Wahrnehmungsgeschwindigkeit nicht irrsinnig angekurbelt werden, alleine das mehr Bilder abspeichern als üblicherweise, genügt, um den täuschenden Eindruck von Zeitlupe zu erzeugen.
In der Tat wird Zeitlupe in Filme auf dieselbe Art erstellt: es werden mehr Bilder aufgenommen und normal abgespielt.
In der Rückerinnerung (aus dem Gedächtnis hervorgeholt), sind da plötzlich mehr Bilder als sonst bei einem Geschehen. Logischerweise denkt jetzt unser Gehirn, es habe auch länger gebraucht, bis das alles abgespeichert wurde, und somit entsteht ein falscher Zeiteindruck. Im Nachhinein, denn während der eigentlichen Stresssituation (Gefahr, Aufregendes, etc) hat das Gehirn andere Probleme als über Zeitwahrnehmungen nach zu denken.
Umgekehrt bedingen kleine Fehler aller Art (abgelenkte Aufmerksamkeit, aber auch zB Alkohol, Gehirnerschütterung) bei der Abspeicherung von Wahrnehmungen ins Gedächtnis, dass kleinere Lücken entstehen, die dann in der Erinnerung zusammen "geschweißt" werden, man empfindet eine so vergangene Zeit dann als schneller.
Da das Gedächtnis außerdem im Laufe der Zeit Inhalte einfach verliert, läuft normalerweise Zeit im Rückblick viel schneller ab, daher ja oft das Gefühl, die Zeit wäre zu schnell vergangen.
Mit zunehmendem Alter kommt es einem bei Festen dann schon mal vor, als hätte man dasselbe erst vor ein paar Tagen schon mal gefeiert - "Was? Schon wieder Weihnachten? War dies nicht erst vor Kurzem ...?" :)
Größere Lücken in der Erinnerung werden allerdings unter normalen Umständen auch als solche empfunden, aber was genau als große oder kleine Lücke einstuft wird, ist vermutlich unterschiedlich.
Beispiel: bei einem Autounfall fiel ich offenbar (hehe - null Erinnerung) für ein paar Minuten in Ohnmacht, wurde von Helfern (danke!), im wahrsten Sinne des Wortes "aus dem Verkehr gezogen", ins Wohnzimmer eines nahe liegenden Hauses geschleppt, wo ich aufwachte, putzmunter war, viel redete (Ja! Das klingt nach mir ;) ), und in fröhlicher Runde gemeinsan mit den Leuten dort auf die Rettung wartete.
Kurz vor deren Eintreffen fiel ich, laut Erzählungen, noch mal in Ohnmacht - und habe an all das NULL Erinnerungen!!!
Ich erwachte erst im Rettungswagen, und erst dann & dort beginnt meine Erinnerung wieder. Meine Unfallerinnerung: Auto einsteigen, bisschen fahren, im Rettungsauto liegen - und mich wundern, warum sich mein Auto so verändert hatte: war größer als vorher, der grüne Blinker blinkte blau (erstaunlich, die echt laute Sirene nahm ich zunächst einmal gar nicht wahr), ich lag irgendwie mehr auf dem Rücken statt zu sitzen, ein Typ mit Bart stand über mir und guckte besorgt (der Sani) und stellte mir saublöde Fragen nach meinem Befinden. Hey! Was geht das den an? Wie kommt der Kerl in mein Auto?
Und die wichtigste Frage: wer, zum Kuckuck, hat mein Lenkrad gestohlen???
Subjektives Zeitempfinden: 2 min, objektives Zeitvergehen: gut eine Stunde.
Subjektives Konstruieren des Geschehens: irreal, aber dafür witzig (ich weiß immer noch nicht, wer mein Lenkrad gestohlen hat und warum ...;)
Ist dieses Denken und Empfinden verrückt? Nö, nicht die Bohne, unter den gegebenen Umständen so logisch wie immer. Denn wäre in Wirklichkeit nicht eine Stunde vergangen gewesen, dann hätte mir ja wirklich wer mein Lenkrad gestohlen ...
Die Logik funktionierte, alleine ihr fehlten essentielle Informationen.
Möge im Übrigen diese meine persönliche Erzählung auch anderen Mut machen, sich mal zu trauen, von Andeutungen zu echten Berichterstattungen über zu gehen.