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Das Voynich-Manuskript

1.607 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Buch, Mysteriös, Manuskript ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Das Voynich-Manuskript

18.01.2024 um 10:53
Zitat von andy2andy2 schrieb:Wenn - und das steht wohl fest - die abgebildeten Pflanzen nicht real sind, dann macht ein Text dazu
Die bei der Blattlaus abgebildete Pflanze finde ich sehr real. Man müßte nur Kontrast und Farbe verbessern, dann könnte die in einem Botanikerbuch stehen. Man muß auch berücksichtigen, wie bei der Blattlaus, daß nicht alles 100% real ist wie wir es heute kennen.
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:Wenn die Sprache überlebt hat, welche Sprache soll das heute sein? Wenn die Sprache erhalten geblieben wäre, hätte man erst recht durch die modernen Analysen schon eine Verwandtschaft erkennen müssen.
Nimm doch mal ein kleines Königreich wie Montenegro. Das was du sagst gilt für die großen Sprachen.

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18.01.2024 um 11:00
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Die bei der Blattlaus abgebildete Pflanze finde ich sehr real. Man müßte nur Kontrast und Farbe verbessern, dann könnte die in einem Botanikerbuch stehen. Man muß auch berücksichtigen, wie bei der Blattlaus, daß nicht alles 100% real ist wie wir es heute kennen.
Wenn Fachleute sagen, dass sich die abgebildeten Pflanzen und Tiere nicht bestimmen lassen, muss man das wohl so hinnehmen. Alles andere ist Verschiebung von Torpfosten. Auch wenn Carl von Linné zum Zeitpunkt der Erstellung der Illustrationen noch nicht aktiv war, ist eine systematische Botanik doch schon wesentlich älter, und niemand, der ernsthaft mit Pflanzen arbeitet, würde sich mit vagen Abbildungen zufriedengeben.


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18.01.2024 um 13:38
Wenn es definitiv so ist, dass diese ganzen Pflanzen nicht in real existieren und man wirklich keine einzige identifizieren kann (schade, denn für mich sehen einige davon schon realistisch aus), dann spricht das extrem stark entweder für a) Fantasy oder b) einen Hoax. Denn niemand verschlüsselt geheime Rezepte o.ä. aufwendig, wenn es die Zutaten gar nicht wirklich gibt. Beim Durchschauen sah eine Pflanze aus wie eine Fleischfressende. Vielleicht hat auch jemand vorgegeben, das Buch stamme aus einem exotischen Land und enthielte die Formel für ewige Jugend oder ewiges Leben. Man müsse nur den Text entschlüsseln. Und so hat er es dann an einen Gutgläubigen verkauft.


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18.01.2024 um 14:42
Zitat von claudiacardiclaudiacardi schrieb:Wenn es definitiv so ist, dass diese ganzen Pflanzen nicht in real existieren und man wirklich keine einzige identifizieren kann (schade, denn für mich sehen einige davon sch
Man kann eine Pflanze nur identifizieren, wenn sie als Individuum betrachtet wird und die Identifizierung sie von anderen Individuen unterscheidet. Grundsätzlich bestimmt man Pflanzen - anhand bestimmter Eigenschaften. Das kann aber zugegebenermaßen in eine große Grauzone führen. Einige Planzen, die nicht mal eng verwandt sind, sind kaum zu unterscheiden. Das kann bei solchen Zeichnungen natürlich komplett verwischen. Wo es aber wirklich um die Eigenschaften bestimmter Pflanzen im doppelten Sinn geht, sind präzise botanische Abbildungen und Erläuterungen unerlässlich. Gerade wenn es um Kräuterheilkunde u. ä. geht, wo man in die Gefahr gerät, Gifte zu verabreichen. Ein Lehrbuch müsste m. E. anders angelegt sein.


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18.01.2024 um 19:44
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Das was du sagst gilt für die großen Sprachen.
Analysierbarkeit einer Sprache hängt nicht von ein paar Sprechern mehr oder weniger ab. Zur Analyse selbst wurde hier schon einiges geschrieben.
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Nimm doch mal ein kleines Königreich wie Montenegro.
Dann wird die Idee noch absurder. Im Europa der Neuzeit sollen ganze Königreiche verschwinden, die niemand kennt oder vermisst? Auch winzige Königreiche haben Handelskontakte, Diplomatie usw. zu anderen Ländern, all das wird von allen Beteiligten schriftlich dokumentiert. Das reicht eigentlich schon, um die Idee auszuhebeln, aber bleiben wir trotzdem mal dabei. Das sind Karten für die Entstehungszeit des Manuskriptes. Wo siehst du dort einen leeren Fleck, in den ein der heutigen Geschichtswissenschaft unbekanntes Königreich passt? In dem Entstehungszeitraum ab frühestens 1404 (C14) war in Europa alles schon von bekannten Mächten besetzt und es ist dokumentiert, wem was gehörte.

Europa1400Original anzeigen (2,0 MB)
Quelle: Wikipedia: Datei:Europa 1400.jpg


Europa1519Original anzeigen (1,9 MB)
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Europa_1519.JPG

@off-peak
Danke! Das hatte ich vermutet.


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18.01.2024 um 21:08
Dass auch die Abbildungen der Pflanzen nichts reales hergeben, wusste ich so nicht, aber das passt ins Bild.

Was die Sprachen anbelangt: man hat eben keine Entsprechungen gefunden. Zu keiner Sprache in Europa, auch nicht Baskisch oder Ungarisch (also Sprachen, die nicht der indoeuropäischen Familie angehören). Übrigens auch nicht zu Maya-Sprachen oder Nahuatl (Sprache der Atzteken, auch solchen Überlegungen ist schon nachgegangen worden). Und eine komplett untergegangene komplett isolierte Sprache ist nichts weiter als Spekulation, die auch nicht sonderlich plausibel ist. Es sieht eher so aus, als ob die Anordnung der Zeichen überhaupt keiner natürlichen Sprache folgt.

(Wobei ich das Fehlen von Satzzeichen gar nicht als großes Problem werte: Satzzeichen sind nämlich eine relativ junge Erfindung und stammen aus der Renaissance. Sie könnten (in der heutigen Form) tatsächlich erst nach der Abfassung des Manuskripts erfunden worden sein.)

Wie gesagt: das sind alles Überlegungen, die mich dazu verleiten, das Ganze für einen absichtlichen Hoax zu halten. Eine Fabrikation, um sie an einen reichen Kuriositätensammler zu verkaufen, egal ob Rudolf II. oder früher. Auch um 1400 sind schon Kuriositäten aller Arten von reichen Leuten gesammelt worden, in der Renaissance sind ja auch die ersten Kuriositätenkabinette aufgekommen.

Und für die Aussicht auf viel Geld wendet man schon ein paar Übungsstunden auf, um eine "Schrift" aus dem Handgelenk zu schütteln.


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18.01.2024 um 22:31
Zitat von WgahnaglFhtagnWgahnaglFhtagn schrieb:Dass auch die Abbildungen der Pflanzen nichts reales hergeben, wusste ich so nicht, aber das passt ins Bild.
Es gab zwar Versuche einer Zuordnung, die betrafen aber nur einen Teil der Pflanzen und sind umstritten geblieben. Einigermaßen klar sind von allen Abbildungen nur die Tierkreiszeichen. Also ausgerechnet Darstellungen, die von vornherein nur symbolisch zu verstehen sind und nichts Reales wiedergeben.


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19.01.2024 um 18:11
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:Das sind Karten für die Entstehungszeit des Manuskriptes. Wo siehst du dort einen leeren Fleck, in den ein der heutigen Geschichtswissenschaft unbekanntes Königreich passt?
Diese Karten sind sehr grob. Wo sind die unzähligen Fürstentümer des HRR? Es sind auf den Karten nur Machtblöcke dargestellt. Es gab viele Fürstentümer die relativ eigenständig waren und nur Tribut oder Steuern an König oder Kaiser ablieferten.

Als Beispiel die omanische Expansion, die christlichen Schreiber wurden getötet, die Bücher verbrannt, übrig blieb ein Buch, das in einem Versteck lag.


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Das Voynich-Manuskript

19.01.2024 um 20:06
Ich habe mir heute die ORF Doku zum Thema angeschaut und da wurde über die Pflanzen gesagt, dass es in der Zeit nicht ungewöhnlich war, dass die nicht naturalistisch dargestellt waren, sondern dass man eher symbolische Bilder angefertigt hat, die ihre Kräfte zum Ausdruck bringen. Naturalistische botanische Abbildungen findet man aus dem 16./17. Jahrhundert. Also wäre das nicht-realistische dann doch kein unbedingter Hinweis auf einen Fake, sondern es könnte trotzdem eine Bedeutung haben.

Außerdem fand ich noch interessant, dass gesagt wurde, dass die Anfertigung des Manuskripts mehrere Jahre gedauert haben dürfte -- stellt für mich die hoax-theorie auch wieder eher infrage.

Davon abgesehen haben mehrere expert:innen gesagt, dass man durchaus wegen der Verbreitung neuen Wissens der Ketzerei beschuldigt und verfolgt werden konnte. Es muss ja kein reines heilbuch gewesen sein, aber vielleicht die weltformel, Entstehung des Lebens o.ä. das nicht komplett mit dem damaligen christlichen Weltbild konform ging.


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Das Voynich-Manuskript

19.01.2024 um 20:17
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Diese Karten sind sehr grob. Wo sind die unzähligen Fürstentümer des HRR? Es sind auf den Karten nur Machtblöcke dargestellt.
Du kannst zum Beleg deiner Theorie gern andere Karten verwenden, wenn dir diese nicht gefallen.
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Es gab viele Fürstentümer die relativ eigenständig waren und nur Tribut oder Steuern an König oder Kaiser ablieferten.
Und genau anhand solcher Dinge wie Geldbewegungen, Lehensverhältnissen und noch vieler anderer Gründe wissen wir, dass diese Fürstentümer existierten und dort dein verschwundenes Königreich nicht gewesen sein kann. Bring doch mal irgendwelche handfesten Belege für die mögliche Existenz eines unbekannten Landes in Europa zum fraglichen Zeitraum zwischen 1404 (C14) und ca. 1600 (Entdeckung), in dem eine dem Rest der Welt ebenfalls unbekannte Sprache gesprochen wurde, die zum Voynich-Manuskript passen könnte. So überzeugt wie du schreibst, sollte dir das doch leicht fallen!
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Als Beispiel die omanische Expansion, die christlichen Schreiber wurden getötet, die Bücher verbrannt, übrig blieb ein Buch, das in einem Versteck lag.
Du hast 'ne ziemlich schlechte Meinung von den Osmanen. Ändert aber nichts daran, dass eine Sprechergruppe mit so hoch entwickelter Schriftkultur hätte international vernetzt und bekannt sein müssen.


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19.01.2024 um 20:50
Zitat von claudiacardiclaudiacardi schrieb:und da wurde über die Pflanzen gesagt, dass es in der Zeit nicht ungewöhnlich war, dass die nicht naturalistisch dargestellt waren, sondern dass man eher symbolische Bilder angefertigt hat, die ihre Kräfte zum Ausdruck bringen. Naturalistische botanische Abbildungen findet man aus dem 16./17. Jahrhundert.
Das wollte ich jetzt doch bitte mal genauer wissen :klugmaul:

Ein paar relativ schnelle Suchergebnisse:


1920px-Platearius2C Matthaeus Wellcome LOriginal anzeigen (0,7 MB)
Auszug "circa instans", ca. 1150.

Hildegard von Bingen, de plantis - keine Abbildungen überhaupt gefunden :(


1280px-Hortus Arthemisia3Original anzeigen (0,4 MB)

Hortus sanitatis. Mainz 1491, Buch I, Kapitel 39: Arthemisia


pk gart gesund alle 1920x1920Original anzeigen (0,5 MB)
Weitere Abbildungen aus dem Hort der Gesundheit. Das war schon ein gedrucktes Buch.

Ich kann jetzt nicht weiter suchen, sehe aber deutliche Hinweise darauf, dass man schon im Hochmittelalter zumindest sehr treffende schematische Zeichnungen angefertigt hat - wenn es drauf ankam, bspw. in einem Kompendium.


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Das Voynich-Manuskript

19.01.2024 um 21:21
Zitat von claudiacardiclaudiacardi schrieb:dass es in der Zeit nicht ungewöhnlich war, dass die nicht naturalistisch dargestellt waren, sondern dass man eher symbolische Bilder angefertigt hat,
Ja, die Darstellungsweise selbst ist nicht ungewöhnlich. Stutzig muss aber machen, dass Scharen von Experten sich nicht einig darüber sind, was es für Pflanzenarten sind und ob sie überhaupt existieren. Auch und gerade abstrahierte Darstellungen würden ja die wesentlichen Erkennungsmerkmale herausstellen.
Zitat von claudiacardiclaudiacardi schrieb:Außerdem fand ich noch interessant, dass gesagt wurde, dass die Anfertigung des Manuskripts mehrere Jahre gedauert haben dürfte -- stellt für mich die hoax-theorie auch wieder eher infrage.
Bei den aufwändigen Bilderhandschriften war das wirklich so, aber da geht es um die künstlerischen Spitzenleistungen (Stundenbuch des Herzogs von Berry usw.). Das Voynich-Manuskript ist dagegen nur flüchtig gezeichnet und auch die Schrift hat keinen kalligrafischen Anspruch, mich erinnert es darin ehrlich gesagt ein bisschen an unsere Schulhefte aus dem Sachkunde-Unterricht.
Zitat von claudiacardiclaudiacardi schrieb:Davon abgesehen haben mehrere expert:innen gesagt, dass man durchaus wegen der Verbreitung neuen Wissens der Ketzerei beschuldigt und verfolgt werden konnte. Es muss ja kein reines heilbuch gewesen sein, aber vielleicht die weltformel, Entstehung des Lebens o.ä. das nicht komplett mit dem damaligen christlichen Weltbild konform ging.
Pardon, aber da kommen wieder die Schauermärchen durch, dagegen ist leider auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht immun. Zumindest auf den Abbildungen ist nichts zu erkennen, was nicht auch in jeder Klosterbibliothek hätte stehen können. Zum Rest zitiere ich der Einfachheit halber mal:
Der in dieser Frage versierte Wissenschaftshistoriker Ronald Numbers stellt klar, dass die katholische Kirche keinen Wissenschaftler aufgrund seiner wissenschaftlichen Auffassungen auf den Scheiterhaufen gebracht hat: »No scientist, to our knowledge, ever lost his life because of his scientific views.« [...]

Kopernikus wurde jedoch nie verfolgt und auch Galilei, dem zwar von Seiten der Kirche mit der Verurteilung seiner Thesen Unrecht widerfahren ist, sah nie einen Kerker von innen, wurde nicht gefoltert oder gar auf dem Scheiterhaufen verbrannt, [...]

Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wird in der Literatur mit Nachdruck die vermeintliche Wissenschaftsfeindlichkeit des Mittelalters als Mythos entlarvt, wobei langsam eine breitere Öffentlichkeit die Unzulänglichkeit der These zu erkennen beginnt. [...]
Und zuletzt das Wichtigste:
Heute besteht unter den meisten Historikern darüber Konsens, dass das Christentum viele Intellektuelle des Mittelalters und der frühen Neuzeit dazu bewogen hatte, die Natur systematisch und empirisch zu erforschen. Durch die Vorstellung, dass die Natur nach christlicher Auffassung von Gott vernünftig geordnet worden und damit Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist, entstand die Motivation, diese Gesetzmäßigkeiten zu entschlüsseln. Christen, ihr Glaube und ihre Institutionen spielten gemäß dem Historiker und Mitglied der Israeli Society for History & Philosophy of Science Noah Efron (ganz im Gegensatz zu den Schulbuchdarstellungen) eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der modernen Wissenschaft, wobei die Kirche ein ganzes Jahrtausend lang die Patronin der Naturphilosophie und der Wissenschaft war, indem sie theoretische Spekulationen, Experimente, Beobachtungen, Dokumentationen und Publikationen unterstützte. Die Geschichte der modernen Wissenschaft kann gemäß dem Tel Aviver Philosophen nicht ohne die Erwähnung der Bedeutung des Christentums erzählt werden. Der Oxforder Wissenschaftshistoriker John Heilbron wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die römisch-katholische Kirche in der Zeit der Spätantike bis zu Aufklärung mehr finanzielle und soziale Unterstützung für astronomische Studien leistete, als jede andere Institution und möglicherweise mehr als alle anderen Institutionen zusammen.
Quelle: Roland Bernhard, Geschichtsmythen über Hispanoamerika
https://www.gei.de/fileadmin/gei.de/pdf/publikationen/Schriftenreihe/fulltext/SRfulltext134.pdf

Auch deshalb halte ich die Idee mit der Geheimhaltung gegen Verfolgung für unwahrscheinlich.

--------
@claudiacardi
@Nemon
Die Universität Köln hatte ein Voynich-Projekt. Dabei sind einige Videos entstanden, die sich mit verschiedenen Aspekten befassen, u. a. auch den Pflanzendarstellungen. Sie werden mit anderen Werken verglichen und die verschiedenen Theorien vorgestellt:
https://voynichsc.uni-koeln.de/pages/06-botanik/


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Das Voynich-Manuskript

19.01.2024 um 21:52
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:Pardon, aber da kommen wieder die Schauermärchen durch, dagegen ist leider auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht immun
Tatsächlich kam das aber nicht vom ORF, sondern das haben die Leute gesagt, die hautnah am Voynich Manuskript forschen (eine Frau direkt in Yale und noch irgendein Wissenschaftler, sorry habe die genauen Berufsbezeichnungen jetzt nicht auf dem Schirm). Ich kann dazu nicht viel sagen, außer dass es doch wohl trotzdem irgendeine Art von ketzerischen bzw als solche erachteten Lehren gab? Es muss ja eben nicht reine Naturforschung gewesen sein, die ja laut deinem Zitat durchaus vom Christentum unterstützt wurde. Aber wenn ich z.b. behaupte, dass die Menschheit ganz anders entstanden ist als durch Gott (nur als Beispiel) und dann um irgend so einen Mythos herum das Buch für meine kleine Sekte schreibe, dann war das doch in dieser Zeit sicher nicht ganz ungefährlich. Mit Verlaub, aber für solche und ähnliche Dinge kann man ja heute teilweise noch in anderen Ländern "auf dem Scheiterhaufen" landen. Und dass es eine gewisse Hexen- und Ketzerverfolgung damals gab, kann man doch nicht absolut als Mythos abtun, oder?


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Das Voynich-Manuskript

19.01.2024 um 21:59
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:Das Voynich-Manuskript ist dagegen nur flüchtig gezeichnet und auch die Schrift hat keinen kalligrafischen Anspruch, mich erinnert es darin ehrlich gesagt ein bisschen an unsere Schulhefte aus dem Sachkunde-Unterricht
Das glaube ich irgendwie nicht, dagegen spricht die absolute Fehlerfreiheit, das wurde in der Doku auch nochmal hervorgehoben, dass das fast eine übermenschliche Leistung sei. Also hingerotzt wurde das bestimmt nicht. Außerdem gab es da so eine interessante filmische Einstellung, da haben sie einige Bilder (etwa diese kreisförmigen Konstellationen und die Badenden Frauen) in Drehung beziehungsweise im Raffer ablaufen lassen und meinten, dass die dadurch entstehenden Bewegungsmuster wahrscheinlich Absicht waren (kann es nicht besser ausdrücken, aber es sah so aus, als würde man einen Comicfilm zeichnen wollen). Das wäre dann auch ziemlich durchdacht und mit viel Aufwand verbunden.
Insgesamt eine sehenswerte Doku wie ich finde.


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Das Voynich-Manuskript

19.01.2024 um 23:26
Zitat von claudiacardiclaudiacardi schrieb:Das glaube ich irgendwie nicht, dagegen spricht die absolute Fehlerfreiheit, das wurde in der Doku auch nochmal hervorgehoben, dass das fast eine übermenschliche Leistung sei.
Ich hatte den Vergleich natürlich nicht ganz ernst gemeint, aber ich sehe ehrlich gesagt nicht die übermenschliche Leistung daran. Fehlerfreies Schreiben kann man ja üben, z. B. in meiner Schulzeit waren fehlerfreie Diktate nicht selten, das weiß ich noch gut. Es kann auch z. B. eine Vorlage abgeschrieben worden sein. Ohne es lesen zu können, wissen wir auch eigentlich gar nicht, ob es wirklich ohne Schreibfehler ist. Und bei einem Text ohne Sinn hätte sich das Thema sowieso erübrigt. Kannst Du das Video vielleicht mal verlinken?

Man sieht schon einen großen Unterschied zu den zeitgenössischen Bilderhandschriften, wo jeder Buchstabe aussieht wie gemalt. Um nochmals auf das Beispiel mit dem Stundenbuch des Herzogs von Berry zu kommen: Neben solchen Werken wirkt das Voynich-Manuskript schon ziemlich unansehnlich.

Berry


Voynich75rOriginal anzeigen (0,5 MB)
Zitat von claudiacardiclaudiacardi schrieb:dass es doch wohl trotzdem irgendeine Art von ketzerischen bzw als solche erachteten Lehren gab?
Solche "ketzerischen" Gruppen gab es natürlich. Ungefähr im fraglichen Zeitraum z. B. die Hussiten, etwas früher kamen die Beginen in Verdacht, auch Luther wurde ja teilweise Häresie vorgeworfen. Die agierten aber alle nicht im Geheimen, sondern haben ihre Ideen offen verbreitet. Eine neue Lehre nützt ja wenig, wenn sie in der Schublade liegen bleibt. Zu den Inhalten verschlüsselter Texte mehr im nächsten Beitrag ...


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Das Voynich-Manuskript

19.01.2024 um 23:30
Ich habe gerade noch einen hochinteressanten Artikel über Geheimschriften im Mittelalter gefunden, ihre Bedeutung, Methoden und Inhalte. Das Voynich-Manuskript ist zwar etwas jünger, aber ich halte das trotzdem für relevant. Es deutet ebenfalls darauf, dass im Manuskript nichts besonders Rätselhaftes oder Brisantes zu erwarten ist.

Stephan Müller: Warum mittelalterliche Geheimschriften keine Geheimschriften sind
Am Beispiel des ‚Trierer Teufelsspruchs‘ (Trier Stadtbibliothek Hs. 564/806 8°)

Link:
file:///D:/Downloads/10.1515_9783110371345.169.pdf

Zuerst die Feststellung, dass verschlüsselte Texte fast immer ziemlich gewöhnliche Inhalte hatten:
Damit scheint der Fall klar bewertet zu sein: Eine Teufelsbeschwörung wird verschlüsselt, um Missbrauch zu verhindern und vielleicht auch um den Schreiber zu schützen, der sich mit der Aufzeichnung an der Grenze zur Häresie bewegt haben mag. Zweifel gegen eine solche eindeutige Interpretation kommen dagegen schon in quantitativer Hinsicht auf. Wir haben hier den ersten deutschen Text in Geheimschrift vor uns und die nächsten Verschlüsselungen längerer Texte werden uns erst im 13. Jahrhundert begegnen. In der chronologischen Umgebung des ‚Trierer Teufelsspruchs‘ finden sich dagegen Hunderte von verschlüsselten deutschen und lateinischen Glossen, die alles andere als brisante Inhalte verbergen.
Bei den Inhalten handelt es sich z. B. um ganz gewöhnliche Rezepte und das Interessanteste an den Texten sei eben die Schrift selber. Dazu kommt noch die Tatsache, dass die Verschlüsselungen meist leicht zu lösen sind, da sie den Schlüssel typischerweise mitlieferten und man deshalb eigentlich gar nicht von Geheimhaltung reden kann:
Gravierender ist der Befund, dass die Technik eine derart geläufige war, so dass jeder, der Zugang zu der Handschrift hatte, den Text ohne größere Probleme entschlüsseln konnte. Dass es hier nicht um Geheimhaltung geht, das belegt aus meiner Sicht aber endgültig ein Befund, der bislang übersehen wurde. Der Text nämlich ist mit Entschlüsselungshilfen ausgestattet und steht damit in der Tradition geheimschriftlicher Texte des Mittelalters, die oft ihre eigenen Schlüssel neben sich stehen haben; vor allem erfundene Alphabete stehen oft in den Handschriften, in denen sie angewendet werden.
Er kommt zu dem Schluss, dass "Geheimschrift" eigentlich die falsche Bezeichnung ist:
Wie kann man die Funktion der Geheimschrift alternativ beschreiben? Zunächst muss man dabei darauf hinweisen, dass der Begriff „Geheimschrift“ falsche Erwartungen weckt und an Formen der Geheimhaltung persönlicher und brisanter Fakten denken lässt, wobei sich besonders für das Frühmittelalter ganz pauschal sagen lässt, dass man Schrift schlicht und einfach nicht dafür benutzte, um individuelle Geheimnisse aufs Pergament zu bringen. Eine solcherart private Schriftlichkeit ist eine Sache der Neuzeit [...] Auch der Bereich der öffentlichen Schriftkommunikation, an denen moderne Formen der Spionage ansetzen würden, ist für das Mittelalter nicht das Feld, in dem wichtige Geheimnisse ungeschützt zirkulieren würden. Schrift war hier immer begleitet von körperlichen Trägern der Schrift, also von persönlich involvierten Boten;
Der eigentliche Sinn war wohl, einen Text besonders auszuzeichnen und hervorzuheben:
Die Geheimschrift lenkt die Aufmerksamkeit auf den Text, sie bedingt eine konzentrierte und vermeidet eine flüchtige Form der Lektüre und bindet den Rezipienten so stärker an den Text, als das eine Aufzeichnung in Klarschrift täte. Und, um es auf einen Punkt zu bringen: Die Form der Schrift stattet den Spruch mit einer zusätzlichen Bedeutungsdimension aus und schreibt ihm eine besondere Geltung zu, die mit einer besonderen Form der Rezeptionspraxis korrespondiert. [...] Er wird aus seiner Umgebung herausgehoben und von ihr abgegrenzt zugleich. Ein moderner Begriff von „Geheimschrift“ kann all das nicht beschreiben, sondern führt uns auf den Irrweg der Erwartungshaltung gegenüber modernen Formen von Kryptographie. Wir haben es also mit Geheimschrift zu tun, die eigentlich keine ist: Sie hält nichts geheim, schützt keinen Inhalt, schließt keinen Leser aus. Vielleicht sollte man sie besser gar nicht „Geheimschrift“ nennen.



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Das Voynich-Manuskript

19.01.2024 um 23:43
Der direkte Link aus dem vorherigen Beitrag funktioniert leider nicht. Hier geht es zur Downloadseite des Artikels:
https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110371345.169/html?lang=de


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20.01.2024 um 09:43
@Borromini
Das hier ist der Link zur Doku:
https://youtu.be/Sxw2ryfH094?si=ZYOD6UoItAlM3FJ3

Klappt das? Habe hier noch nie was verlinkt.
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:Die Geheimschrift lenkt die Aufmerksamkeit auf den Text, sie bedingt eine konzentrierte und vermeidet eine flüchtige Form der Lektüre und bindet den Rezipienten so stärker an den Text,
Das ergibt dann bei Voynich tatsächlich nicht viel Sinn, wenn man den Text trotz höchster Konzentration nicht lesen kann ;)
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:z. B. die Hussiten, etwas früher kamen die Beginen in Verdacht, auch Luther wurde ja teilweise Häresie vorgeworfen. Die agierten aber alle nicht im Geheimen, sondern haben ihre Ideen offen verbreitet.
Vielleicht waren ja diesmal Häretiker am Werk, die schlauer vorgegangen sind, indem sie ihre weisheiten verschlüsselt haben. Glaube aber doch eher an irgendwelche Geheimrezepte. Könnte es dem oder der Verfasserin nicht vielleicht einfach darum gegangen sein, ihre ultimativen Heilrezepte vor der Konkurrenz zu schützen? Deswegen wirkt das ganze Buch auch nicht ganz so künstlerisch wie andere Schriften aus der Zeit und ist tatsächlich eher eine Aufzeichnung der wichtigsten Forschungen und Erkenntnisse vielleicht eines engen Zirkels, mit denen man durchaus sein Geld verdient hat (vielleicht sogar an Höfen), aber Angst haben musste, dass diese Formeln geklaut werden.


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20.01.2024 um 09:56
@Nemon
Die Zeichnungen sehen schick aus, aber sind die denn jetzt naturgetreu und wären ohne (verständlichen) Bildtext eindeutig identifizierbar? Da fehlt mir schlichtweg das botanische Wissen. Und zumindest 2 der Pflanzen auf deinem letzten Bild sind ja offensichtlich mehr symbolisch als naturalistisch dargestellt mit Frauen- bzw. Männerkörper als Stiele.


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20.01.2024 um 10:45
Zitat von claudiacardiclaudiacardi schrieb:Die Zeichnungen sehen schick aus, aber sind die denn jetzt naturgetreu und wären ohne (verständlichen) Bildtext eindeutig identifizierbar?
Ich habe die Pflanzen jedenfalls auf Anhieb erkannt: Borretsch, Erdbeere ... und die Alraunen. Zu denen muss man wissen, dass:
Die Gemeine Alraune (Mandragora officinarum) wird vor allem durch ihre Kulturgeschichte oftmals als Ritual- und Zauberpflanze angesehen. (...) Die fleischigen, dicken Pfahlwurzeln der Alraunen werden meist bis zu 20 cm lang, sind oftmals gegabelt und sind dadurch nicht selten einer menschlichen Gestalt ähnlich.
Quelle: Wikipedia: Alraunen


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