Der Bundestagswahl-Thread. Nach der Wahl ist vor der Wahl!

shionoro schrieb:Aber wir sind uns doch einig, dass man interviews auf unfaire arten und weisen führen kann, oder? Wenn man da nichtmal ansatzweise laut werden oder gegenfragen stellen darf, dann kann man sich gegen so ein Kreuzverhör nicht wehren.

Das Kind als "Sockenpuppe" nimmt doch dem Interviewten 90% des normalen Spektrums einer Diskussion, weil man nicht rückfragen, präzisieren, kontrovers diskutieren, historische Parallelen ziehen kann usw. - das Problem hast du ja teilweise schon bei jungen Erwachsenen, bei kleinen Kindern dann ganz extrem.

bgeoweh schrieb:Da kann man auch gleich alle Kandidaten zum Welpentrainer schicken, oder auf die Kuhweide

So ein unsachlicher Vergleich soll jetzt was genau ausdrücken?
Das dir die Interviews nicht gefallen hast du doch schon deutlich gemacht.

bgeoweh schrieb:Es gibt auch Leute, die fachlich kompetent sind aber z.B. eher reserviert, ein bisschen schüchtern oder autistisch oder zwanghaft oder sonstwas, die scheißen dir in so einem Sympathieformat komplett ab, das hat aber mit der fachlichen Performance nichts zu tun.

Ja, solche Leute gibt es.
Es wurden aber hier nicht mit denen Interviews gemacht, sondern mit Laschet und Scholz.
Die sind bislang nicht durch Schüchternheit aufgefallen.
Beide haben freiwillig teilgenommen.
Hätten sie nicht tun müssen.
Sie hätten sich informieren können, auf was sie sich da einlassen, die Kids haben schon andere Interviews gemacht.
Vielleicht haben sie das auch getan. Dann war das informed consent.
Wenn nicht, nächstes mal besser vorbereiten. Kann man ja wohl von Kanzlerkandidat:innen erwarten.

@bgeoweh

Und würden Moderatoren so fragen, wie die kinder es da machen, würde man sie als unseriös wahrnehmen.

fischersfritzi schrieb:Die Kids sind jedenfalls klasse.

Ich hab's gar nicht gesehen, ok, aber finde es generell dämlich, Kinder irgendwie als Platzhalter vorweg zu schicken. Da wird bewußt eine Situation erzeugt, in der Sachlichkeit von vorne herein unmöglich ist.

shionoro schrieb:Wenn man da nichtmal ansatzweise laut werden oder gegenfragen stellen darf, dann kann man sich gegen so ein Kreuzverhör nicht wehren.

Ich wiedehole das gerne.
Ich erwarte von einer/m Kanzlerkandidat:in, dass er/sie auf unangenehme Fragen souverän reagieren kann. Ohne laut werden zu müssen.
Man kann ja von A.Merkel sonst halten, was man will, aber SIE kann das.
Und vermutlich hätte sie so ein Interview deutlich souveräner gemeistert.

fischersfritzi schrieb:So ein unsachlicher Vergleich soll jetzt was genau ausdrücken?

Ne, wieso unsachlich, auf Kabel 1 oder wo läuft gerade so eine Show, wo Promis Nutztiere aufziehen die sie dann schlachten und essen sollen, wäre doch mit Laschet/Baerbock/usw. auch total interessant, ich brauch das ganz dringend für meine politisch-emotionale Willensbildung. In der nächsten Sendung können sie dann sowas wie "Schwarzwaldhaus 1900" mitmachen, als Check ob sie hinterher Klimarettung um jeden Preis auch noch so super finden. Würde ja bestimmt interessante Einblicke bringen.

bgeoweh schrieb:Ne, wieso unsachlich

Offenbar unterscheiden sich da unsere Definitionen grundlegend.

fischersfritzi schrieb:Offenbar unterscheiden sich da unsere Definitionen grundlegend.

Davon gehe ich aus, ja.

@fischersfritzi

Richtig. Wir erwarten von einem Kanzlerkandidaten, dass man ihn schlecht und unfair behandeln darf. Und das ist schlecht. Bei allen Kandidaten.

Ja, es gibt politiker die das gut können und die, die es weniger gut können. Aber das entschuldigt nicht, dass unsere Gesellschaft das macht. Und unsere Medien.

Ich erinnere mich noch gut, wie Merkel als hartherzig dargestellt wurde, weil sie einem weinenden Flüchtlignsmädchen gesagt hat, dass sie ihr nicht versprechen kann, dass sie das Land nicht verlassen muss.
Hat Merkel nicht geschadet, weil Merkel weiß, dass ihre Reaktion besser war als so ein Martin Schulz "ich kümmere mich drum". Aber es ist trotzdem ziemlich unfair, sie in die Position zu bringen, dass sie einem weinenden Mädchen sowas sagen muss.

Und sowas sollte man thematisieren und nicht Kandidaten dafür angreifen, dass sie auf unfaire Situationen manchmal auch nicht komplett abgeklärt reagieren.

shionoro schrieb:Undzwar weil

Erfahrung. Je mehr Ideologie, desto weniger Rationalität und desto weniger Prinzipientreue. Und sowohl SPD, als auch Grüne und Linke halte ich für sehr ideologielastig. Demokratie und Freiheit sind bei denen Worthülsen, die nur solange hochgehalten werden, solange sie ihnen selbst nützlich sind.

@Tripane

Wo haben denn zuletzt Linke, SPD und Grüne demokratiefeindlich gehandelt? Also nicht einzelne mitglieder, sondern wirklich die bundes oder wenigstens landesparteien etwas angestrebt, was ganz klar gegen den geist der demokratie verstößt?

Bei CDU und FDP fällt mir da zumindest in Thüringen das Kemmerich Ding ein.

shionoro schrieb:Hat Merkel nicht geschadet, weil Merkel weiß, dass ihre Reaktion besser war als so ein Martin Schulz "ich kümmere mich drum". Aber es ist trotzdem ziemlich unfair, sie in die Position zu bringen, dass sie einem weinenden Mädchen sowas sagen muss.

Das fällt mir z.B. bei den "Wahlarena"-Sendungen auf: bei Scholz war irgendein Gast mit einem Problem (Schreiner mit eigenem Betrieb mit etlichen Angestellten, der sich wegen der Vermögenssteuer sorgte), daraufhin Scholz: Er wird ihn besuchen, sich das im Detail anschauen, blablub. Gerade auch bei Laschet, eine ältere Frau (Mitte 50) die entlassen wurde, daraufhin Umschulungen gemacht hat, aber keine Arbeit findet. Laschet: das Team der Sendung soll die Kontakte weitergeben, er würde sich persönlich drum kümmern, ihr einen Job zu vermitteln...

Schon klar, dass das als "volksnah" und "tatkräftig" rüberkommen soll, aber wir sind doch nicht beim mittelalterlichen Fürsten, wo alles gut wird, wenn man es bis zur Audienz am Hof schafft und endlich dem göttlichen sein Anliegen unterbreiten darf...

Das ist ja auch keine Lösung für systemische Probleme, sondern reine Performance.

shionoro schrieb:Wir erwarten von einem Kanzlerkandidaten, dass man ihn schlecht und unfair behandeln darf. Und das ist schlecht. Bei allen Kandidaten.

Lass mal die Kirche im Dorf.
Er war freiwillig da.
Er hätte auch sagen können, er macht das nicht.

fischersfritzi schrieb:Er war freiwillig da.

Auch nur bedingt, eine Absage ist ja keine "Neutrale" Sache sondern wird einem als Feigheit ausgelegt.

shionoro schrieb:Bei CDU und FDP fällt mir da zumindest in Thüringen das Kemmerich Ding ein.

Da kannst du aber SPD, Linke und Grüne grad dazurechnen, Stichwort Landtagsauflösung+Neuwahl (Diese Ausrede "Wir hätten die Stimmen der AFD mitnehmen müssen" kann man nicht gelten lassen).

shionoro schrieb:Bei CDU und FDP fällt mir da zumindest in Thüringen das Kemmerich Ding ein.

Als die Linkspartei-Tante dem Kemmerich die Blumen hingeworfen hat, offenbarte das eine höchst undemokratische innere Gesinnung von ihr. War aber eben nicht die Schuld von CDU und FDP.

bgeoweh schrieb:Das fällt mir z.B. bei den "Wahlarena"-Sendungen auf: bei Scholz war irgendein Gast mit einem Problem (Schreiner mit eigenem Betrieb mit etlichen Angestellten, der sich wegen der Vermögenssteuer sorgte), daraufhin Scholz: Er wird ihn besuchen, sich das im Detail anschauen, blablub. Gerade auch bei Laschet, eine ältere Frau (Mitte 50) die entlassen wurde, daraufhin Umschulungen gemacht hat, aber keine Arbeit findet. Laschet: das Team der Sendung soll die Kontakte weitergeben, er würde sich persönlich drum kümmern, ihr einen Job zu vermitteln...

Schon klar, dass das als "volksnah" und "tatkräftig" rüberkommen soll, aber wir sind doch nicht beim mittelalterlichen Fürsten, wo alles gut wird, wenn man es bis zur Audienz am Hof schafft und endlich dem göttlichen sein Anliegen unterbreiten darf...

Das ist ja auch keine Lösung für systemische Probleme, sondern reine Performance.

Ich frag mich auch, warum Politiker das machen. Das geht immer schief, das ging auch bei Schulz schief. Merkel war da cleverer, der wäre sowas nie über die Lippen gekommen, dass sie da persönlich eingreifen wird.

fischersfritzi schrieb:Lass mal die Kirche im Dorf.
Er war freiwillig da.
Er hätte auch sagen können, er macht das nicht.

Oh, er war freiwillig da, dann ist er natürlich auch freiwild. Victim blaming.

Tripane schrieb:Als die Linkspartei-Tante dem Kemmerich die Blumen hingeworfen hat, offenbarte das eine höchst undemokratische innere Gesinnung von ihr. War aber eben nicht die Schuld von CDU und FDP.

Also in einer demokratie darf man seine Meinung über jemanden nicht kund tun, indem man ihm blumen vor die Füße wirft. Noted. Meinugnsfreiheit in einer Demokratie, wo kämen wir denn da hin?

fischersfritzi schrieb:Die Kids sind jedenfalls klasse.

Ja, fand die auch super. Insbesondere weil sie auch immer wieder mal nachgehakt haben, so daß ich manchmal dachte, der Laschet klatscht dem Kind gleich eine :D

fischersfritzi schrieb:Ich bin gespannt, wie Baerbock performt.

Ich glaube, die Baerbock kann bei dem Interview richtig punkten. Die wird mit Kids wahrscheinlich richtig gut umgehen können.

shionoro schrieb:Wenn man da nichtmal ansatzweise laut werden oder gegenfragen stellen darf, dann kann man sich gegen so ein Kreuzverhör nicht wehren.

Laschet hat übrigens Gegenfragen gestellt, zwar sehr pampig, aber er hat sie gestellt.

Übrigens, man muß den Kindern aber auch zu Gute halten, daß sie die Kanzlerkanditen wenigstens ausreden haben lassen. Jeder konnte das sagen, was er zu der Frage sagen wollte.

fischersfritzi schrieb:Er hätte auch sagen können, er macht das nicht.

Ich glaube, er hat schon mal ein Interview abgesagt. Weiß aber nicht mehr welches das war.

EinElch schrieb:meine Fresse, hat da überhaupt mal jemand einen Satz beenden können?

Ich fand das Interview, von allen die ich bisher gesehen habe, auch am schrecklichsten. Dobrinth hat mit seinem Dazwischengequatsche auch mega abgenervt.

Tripane schrieb:Als die Linkspartei-Tante dem Kemmerich die Blumen hingeworfen hat, offenbarte das eine höchst undemokratische innere Gesinnung von ihr. War aber eben nicht die Schuld von CDU und FDP.

Meh, Kemmerich hat hoch gepokert aber am Ende auch nicht die Eier gehabt um durchzuziehen, da braucht man hinterher auch nicht jammern. If you come at the king you better not miss.

shionoro schrieb:Ich frag mich auch, warum Politiker das machen. Das geht immer schief, das ging auch bei Schulz schief. Merkel war da cleverer, der wäre sowas nie über die Lippen gekommen, dass sie da persönlich eingreifen wird.

Ich erinnere mich noch dunkel dass die Ambitionen von Kurt Beck (eine Art Proto-Schulz, Martin) in der Bundespolitik ein jähes Ende nahmen, als er ähnliche Sprüche ggü. einem Langzeitarbeitslosen abgelassen hat, mit dem er in einem ähnlichen Format konfrontiert wurde... irgendwas wie "Rasieren sie sich und schneiden sie sich die Haare, und ich vermittle ihnen einen Job".

peekaboo schrieb:Ich glaube, er hat schon mal ein Interview abgesagt. Weiß aber nicht mehr welches das war.

Laschet hat soweit ich weiß bei Pro7 und beim Youtuber Rezo abgesagt, Baerbock drückt sich vor Markus Lanz und der BILD, die FDP fragt niemand und alle miteinander gehen nicht zu Jung&Naiv :D

peekaboo schrieb:Laschet hat übrigens Gegenfragen gestellt, zwar sehr pampig, aber er hat sie gestellt.

Übrigens, man muß den Kindern aber auch zu Gute halten, daß sie die Kanzlerkanditen wenigstens ausreden haben lassen. Jeder konnte das sagen, was er zu der Frage sagen wollte.

Ich weiß, aber genau das wurde ihm ja negativ ausgelegt.

shionoro schrieb:Oh, er war freiwillig da, dann ist er natürlich auch freiwild. Victim blaming.

Jetzt machst du ihn auch noch zum Opfer?
Himmel...jetzt wird es wirklich absurd.