Der Bundestagswahl-Thread. Nach der Wahl ist vor der Wahl!

Seidenraupe schrieb:was Habeck meint wenn er von einer "Erzählung" spricht

Das Fremdwort zu der Hülse lautet ja "Narrativ" - und ich denke, es ist eher so was wie ein Rahmen für eine Erzählung
als die Geschichte(n) selbst.

Früher war es dieses "Volk der Dichter und Denker" und ist durch die "Richter und Henker"-Phase
(ist das von Brecht? ich weiß es grad nicht genau) völligst verbrannt.

Was mir als Beispiel (für ein "organisches Narrativ") grad einfällt wäre "We Ahr Familiy" - obwohl das natürlich etwas zu "denglisch" ist.
Aber gemeint ist halt ne "Überschrift", die die "Geschichten" (die Erzählung) nicht nur zusammen hält,
sondern auch eine "Richtung", einen Sinnzusammenhalt gibt.
An der Ahr den Wiederaufbau,
in ganz Deutschland halt die Erhaltung, bzw. Rettung unserer Lebensgrundlage, also Klima, Boden, Natur.

Quiron schrieb:"Programm" oder "Geisteshaltung".

Genau, aber halt subtiler und wirklich von allen getragen.
Und ne "Geisteshaltung" kannste halt keinem aufzwinge,
aber wenn es um eine "Geschichte" geht, sind sich alle einig, dass die Mütze des Weihnachtsmannes rot zu sein hat.

@Seegurke
@Seidenraupe

Ich verstehe die Schärfe nicht ganz.
Woher kommt diese Angst vor den Grünen oder den „linken“ Parteien?
Was fürchtet ihr bei 4 Jahren z.B. rot-grün-rot?

DalaiLotta schrieb:Genau, aber halt subtiler und wirklich von allen getragen.
Und ne "Geisteshaltung" kannste halt keinem aufzwinge,

Das ist ja eben das Ziel des politischen Wettbewerbs, die Wähler von einer Geisteshaltung zu überzeugen. Geht es nicht darum bei Wahlen?

Ich interpretiere das jetzt so, dass Habeck den letzthin in Verruf geratenen Begriff "Patriotismus" mit etwas Positiveren zu füllen versucht, als allein mit Vaterlandsliebe, die nur in die Sackgasse der Isolation führt. In diesem Fall Gerechtigkeit und Internationalität.

mchomer schrieb:Was fürchtet ihr bei 4 Jahren z.B. rot-grün-rot?

Zustände wie im politisch ekelhaften Berlin. Das gilt es um alles zu vermeiden

@Seegurke

Könntest du das bitte genauer darlegen?

Ja lies doch den Artikel vom Merkur richtig. was in Österreich funktioniert, muss doch wohl im hochindustrialisierten Deutschland auch funktionieren, natürlich müssen alle einzahlen wie in Österreich, glaube mir, man hat uns alle betrogen ! Ich habe mit Deutschen gesprochen, die vor 30 Jahren nach Österreich gezogen sind.

Gwyddion schrieb:Die Linken müssen aufpassen ob sie überhaupt die 5% Hürde schaffen.
Das scheint noch gar nicht sicher

Die kommen aber relativ sicher über eine Sonderregel rein, wenn sie mindestens 3 Direktmandate haben.
Und das sie die holen, gilt wohl als sicher.

Zeitmaschine78 schrieb:Ja lies doch den Artikel vom Merkur richtig. was in Österreich funktioniert, muss doch wohl im hochindustrialisierten Deutschland auch funktionieren, natürlich müssen alle einzahlen wie in Österreich, glaube mir, man hat uns alle betrogen ! Ich habe mit Deutschen gesprochen, die vor 30 Jahren nach Österreich gezogen sind.

Muss ergänzen, es geht darum:

Zeitmaschine78 schrieb:Es geht auch anders! In Österreich erhalten Ruheständler vom Staat deutlich mehr, ein männlicher Durchschnittsverdiener kommt dort auf rund 800 Euro mehr als bei uns.
Quelle; Merkur



https://www.merkur.de/leben/geld/rente-deutschland-oesterreich-vergleich-rentner-800-euro-ruhestand-geld-zr-90041683.html

Die durchschnittliche Jahresbruttorente liegt in Österreich bei 26.577 Euro – also 2.214,73 Euro, die in 14 Teilbeträgen ausgezahlt werden, denn in Österreich gibt es ein 100-prozentiges Urlaubs- und ein 100-prozentiges Weihnachtsgeld für Rentner. In Deutschland kommt der Standard-Rentner nach 45 Beitragsjahren nur auf 17.026 Euro, also 1.418,80 Euro, rund 800 Euro im Monat weniger.

Quelle:

Quiron schrieb:Und ne "Geisteshaltung" kannste halt keinem aufzwinge,

Das ist ja eben das Ziel des politischen Wettbewerbs, die Wähler von einer Geisteshaltung zu überzeugen. Geht es nicht darum bei Wahlen?

Setzt du da irgendwie aufzwingen und überzeugen gleich?

Ich hätte gerne mal wieder als Wählende das Gefühl, die würden hinter dem stehen, was sie suggerieren,
ja, es sollte selbstverständlich sein, dass die selbst an das glauben, was sie vorgeben.
Aber doch nicht für mich, damit ich das auch glaube, sondern damit ich weiß, dass die ihren Job anständig machen.
Und das liefern, was ich durch die Abgabe meiner Stimme "bestellt habe".

Ob ein "Narrativ", also die Slogans, die genutzt werden, manipulativ sind oder nicht, liegt doch nicht an den Worten,
die genutzt werden, sondern an den Sprechern.

Sieht man doch auch wunderbar an der "die Partei", die schlachten das moralische Durcheinander doch voll aus, sprachlich, also formal.
Und inhaltlich tut´s die AfD, indem sie große Töne spucken und dadurch enorme Aufmerksamkeit erzielen,
ohne Geist bei ihrer Haltung zu benötigen.

Quiron schrieb:In diesem Fall Gerechtigkeit und Internationalität.

Ja, so in die Richtung. Aber der Vaterland-Mythos ist halt irgendwie schon noch da und man kann ja nicht alle zu Halbwaisen erklären,
die stolz auf ihre Herkunft sind - oder es gerne wären.
Das hat weniger direkt mit Politik zu tun als mit Soziologie, oder dem psychologischen Teil, mit dem wir uns unsere Welten basteln.

Wir sind manipulierbar - aber daran sind nicht "die Narrative" schuld.
Um dies zu reduzieren, also weniger manipulierbar zu sein, bräuchte man "bessere" Narrative, nicht einfach weniger oder (nur) "andere". (Das geht hier zu sehr in´s o.t., was "besser" wäre, aber halt was realitätsnahes, treffendes, konstruktives.
Wie "We Ahr Family" halt. Ein "wir sitzen im selben Boot"-Mythos, der "trägt".)

DalaiLotta schrieb:Setzt du da irgendwie aufzwingen und überzeugen gleich?

Nein, im Gegenteil, ich stimme deiner Aussage zu. Man sollte sich freiwillig einer Geisteshaltung anschließen, weil man ihre Vorteile erkannt hat.

Quiron schrieb:Man sollte sich freiwillig einer Geisteshaltung anschließen, weil man ihre Vorteile erkannt hat.

zuallerst sollte man wohl eine eigene Geisteshaltung (Grundüberzeugung, Lebenseinstellung, Auffassung vom Leben oder wie man es synonym nennen kann) besitzen! Die eignet man sich im Laufe des Erwachsenwerdens an .
Gern kann man die von Zeit zu Zeit überprüfen.

Dafür bedarf es sicher einiges an Bildung und input. Aber ganz bestimmt keine "von Zeit zu Zeit wechselnden Erzählungen" von Politikern oder Journalisten.

Seidenraupe schrieb:zuallerst sollte man wohl eine eigene Geisteshaltung (Grundüberzeugung, Lebenseinstellung, Auffassung vom Leben oder wie man es synonym nennen kann) besitzen!

Na, das ist aber ja auch ein "Narrativ".

Und du benutzt es sogar schon in der "erweiterten Form", kannst sehen, dass es nicht "vom Himmel fällt"
(wie in den frühen Zeiten der Aufklärung angenommen), sondern

Seidenraupe schrieb:Die eignet man sich im Laufe des Erwachsenwerdens an .

Was man erst seit Ende des vorletzten, Anfang des letzten Jahrhunderts "erzählt".

Und kannst sogar auf eine systemische Ebene abstrahieren:

Seidenraupe schrieb:Gern kann man die von Zeit zu Zeit überprüfen.

Das ist genau das gemeinte: "Erzählungen" (z.B. vom Mut, sich seines Verstandes zu bedienen), die es ermöglichen,
eigene "Kapitel" zu schreiben, in dem man es lebt.

Seidenraupe schrieb:"von Zeit zu Zeit wechselnden Erzählungen"

Es geht nicht um "Schlagwörter", es geht um die Rahmenbedingungen; darum, woran wir uns orientieren.

Seidenraupe schrieb:Dafür bedarf es sicher einiges an Bildung und input. Aber ganz bestimmt keine "von Zeit zu Zeit wechselnden Erzählungen" von Politikern oder Journalisten.

Natürlich barucht man die "Erzählung" des Politikers. Man muss ja schließlich wissen, welche Geisteshaltung sie oder er vertritt, ob sie mit der eigenen in Einklang steht, oder ob sie soweit in Einklang zu bringen sind, dass man diesen Politiker in eine Amt wählen kann.

Du magst ja gerne weiter deinen Spott über die Wortwahl von Herrn Habeck ausschütten, du magst es für dich auch gern als die geeignete Reaktion darauf betrachten, anstatt über sinnvolle Interpretationen nachzudenken, du magst dich über solche Nebensächlichkeiten aufregen. Ein Zeichen für politische Urteilsfähigkeit ist es für mich nicht.

@Quiron
tut mir leid, aber die Kanzlerin, die jetzt nach 16 Jahren im Amt nicht wieder zur Wahl antritt, hat nie die Worthülse der Erzählung benutzt um ihre politischen Ansichten (überzeugend) zu vertreten.
Die hat Sätze wie "Wir schaffen das" gesagt. Daran kann man sich reiben, das kann man klasse finden oder dagegen sein-- alles möglich
aber sie hat sich nie hingestellt und gesagt: Wir müssen den Leuten eine Erzählung geben, damit sie glauben, dass wir das schaffen"

Seidenraupe schrieb:Wir müssen den Leuten eine Erzählung geben, damit sie glauben, dass wir das schaffen"

Nun, das würde auch nicht funktionieren, weil Zusammenhang und Inhalt fehlt. Herr Habeck hat das Wort aber nicht für sich stehen lassen, sondern im Kontext erläutert. Das hast du wohl in deiner Fixierung auf das Wort "Erzählung" offensichtlich übersehen.

Und doch, auch Frau Merkel hat sicher Phrasen verwendet, die auf den ersten Blick nicht verständlich waren. Aber Frau Merkel steht morgen nicht zur Wahl und daher möchte ich das nicht weiter vertiefen.

Man, ich bin so gespannt auf die Wahl.
Leider, dass muss jeder vernunftbegabte Mensch leider festhalten, ist das Kandidatenkonsortium eine pure Katastrophe. Halten wir fest:

Die politische Newcomerin, die mit etwas mehr Ehrlichkeit und etwas weniger Geltungssucht alle Sympathien auf ihrer Seite hätte haben können, die aber völlig ohne Not verbrannte. Die Parteichefin der einzigen großen Partei, die wegen mangelndem Demokratieverständnis nach Intervention in die Angelegenheiten eines Landesverbandes das Kunststück schaffte, an dem selbst die AfD scheiterte: Per Zweitstimme unwählbar sein. Die ihren eigenen Parteikollegen abwertete und sich in unsäglichen, unzähligen Gelegenheiten nie zu blöd war, blöd zu sein. Fluchen, eh das Mikro aus ist, Gestammel, wo gerade Sätze nötig sind, unterbrechen, wo jemand spricht und dann nicht mal wissen, in welchem Wald man steht, aber sicher sein, dass die Wälder ja alle völlig verschieden sind.
Die sich dann auch nicht zu schade war, jedem bei jeder Gelegenheit zu verklickern, wie wenig Schuld sie selbst bei der ganzen Shitshow des ewigen politischen Aschermittwochs trägt. Man erwartet seit Monaten, das Böhmermann endlich auflöst, das er hinter dem ganzen steckt.

Auf der anderen Seite ein elderly stateman, so farb-und konturlos wie Spargelwasser, mit der Raute der ewigen Kanzlerin bewaffnet durch Nichtstun durch den Wahlkampf gekommen, während sich die politischen Mitbewerber durch einen Fauxpas nach dem nächsten selbst unmöglich machten.
Aber oh, ach - eigentlich ist dieses Spargelwasser gar nicht so fad wie man zunächst denkt, denn mindestens tief ist es: tief korrupt. Beschiss uns alle um Rekordsummen, erinnert sich an nichts wenn man ihn fragt, man muss fast hoffen, er vergisst seinen Amtseid nicht, sollte der Wähler seinen ebensogut in die Partei des ewigen Koalitionspartners passenden Hintern doch in den großen Glaskasten an der Spree hieven.
Was er und auch sonst jeder gerne unter den Tisch fallen lässt, ist das der Roteschwarze Olaf auch ein prima Diktator in Südamerika der 80er Jahre abgegeben hätte, er ist nämlich ein verkappter Foltermörder, der mutmaßlichen Drogendealern zwangsweise Brechmittel verabreichen ließ, woran mindestens eine Person starb. Glückwunsch! Menschenverachtender Scheissdreck aus dem Willy-Brandt-Haus, genau was unser Land braucht. Raubt die Menschen aus und lässt sie kotzen bis sie sterben, 10 von 10, guter Mann, schnelle Lieferung, guter Service.

Und als Kirsche auf der Torte dann der gude Armin, der so wirkt als wäre er der letzte Überlebende beim Brand der Augsburger Puppenkiste und wäre Burratinoartig zum Leben erwacht, und macht seine Kasperlespäßle jetzt auf der großen Leinwand. Jemand, der folgerichtig an seiner Politikvorstellung festhalten will, aber so dummdreist ist, dass den Menschen zu sagen, deren Häuser gerade von Wassermassen vernichtet wurden: "Bleibt alles so wies ist, da werden wir nichts dran rütteln!" Das will jemand hören, der seine Existenz eben an den Dorfteich verloren hat und seine Erinnerungen die Hauptstraße heruntersegeln sah wie die verkackte Bounty nach der Meuterei.
Dieser mit dem Einfühlungsvermögen eines Raummeter Brennholzes ausgestatte Spaßmacher der Republik, der nicht mal so tun kann, als könne oder wolle er wirklich eine Veränderung herbeiführen und von seiner Partei, so bin ich sicher, einzig aufgestellt wurde, um geplant den Bach runterzugehen, 4 Jahre in bequemer Opposition zuzusehen, wie oben benannte Experten sich abmühen, die Scherben von 16 Jahren Unionspolitik, Corona und Klimawandel aufzulesen und sich mit den wohl nötigen, aber unpopulären Maßnahmen, wie dereinst Rotgrün unter Schröder, für weitere 16 Jahre selbst verbrennen und unwählbar machen.
Laschets Missions ist es, zu verlieren, und wäre er nur ein wenig mehr von Kompetenz befreit, würde er selbst das in den Sand setzen und Rekordergebnisse einfahren.

Gute Nacht, Deutschland, wir sind echt am Arsch.

Oh und wenn ich das anmerken darf:

Da meine Ausführungen allesamt wahr sind, täte jeder gut daran, keinen aus diesen Potpourri politischer Possierlichkeiten zu wählen. Sondern konsequent Parteien außerhalb dieses Spektrums, um ein mal klar zu machen, dass der Wähler nicht nur die Krümel vom Teller fressen will, sich nicht vorführen lässt vom Dreigespann dreister Drittklassigkeit.

Also: AfD, FDP, Linke oder Sonstige, was anderes darf man nicht wählen.

EinElch schrieb:Also: AfD, FDP, Linke oder Sonstige, was anderes darf man nicht wählen.

Uha.
Auch wenn wir außerordentlich selten einer Meinung sind, bin ich jetzt doch überrascht, dass du die AfD an erster Stelle der für dich wählbaren Parteinen aufzählst.

@fischersfritzi

Ich bin von links nach rechts durchs Parlament gegangen. Oder alphabetisch. Keine Wertung in der Aufzählung enthalten.

Ich lese von Links nach Rechts und Bundestagsdebatten verfolge ich meistens aus Perspektive des Parlaments. Da kommt die AfD halt zuerst.

¯\_(ツ)_/¯

Was ich wähle wissen die meisten hier sowieso.

EinElch schrieb:Was ich wähle wissen die meisten hier sowieso.

Ich weiß es nicht, aber ahne nichts gutes. :(
Aber gut. Es ist, wie es ist.

EinElch schrieb:Leider, dass muss jeder vernunftbegabte Mensch leider festhalten, ist das Kandidatenkonsortium eine pure Katastrophe. Halten wir fest

Wirklich sehr gut be- und geschrieben. :Y:
(keine Ironie!)