Wohin geht die Türkei unter Erdogan?

@dasewige

Was ist mit der Schweiz?
National eingestellt ist die Schweiz auch finde ich und dennoch friedliebend.
Und ich denke, es gibt sicher noch einige ähnlich eingestellte, aber trotzdem friedliebende Staaten, oder?

-->
die schweiz ist aber nicht nationalistisch und sagt sowas ähnliches wie schweiz über alles,so wie erdogan in seiner siegesrede auf seinen balkon sagte eine nation, eine fahne ein vaterland, dieser ganze patos der absolut leer ist. der in der vergangenheit und auch in zukunft nur hohle phrasen sind.

ha stimmt.
Aber dennoch würde ich nicht sagen, Nationalität ist für Kriege verantwortlich (so ähnlich hattest du es doch formuliert). Sondern es kommt in meinen Augen auf die jeweiligen Machthaber an (auf deren Charakter) - hat also alles für mich nichts mit der nationalen oder sonstigen Einstellung zu tun, sondern wirklich nur damit wie jemand drauf ist.
Erdos "Nationalwahn" ist in meinen Augen nur ein Zugmittel, ähnlich wie Religionen von Machthabern immer nur instrumentalisiert worden waren.
Ich denke, der will einfach nur an die Macht, und da ist ihm jedes MITTEL recht - so auch das "National-Argument" (weil er weiß, dass das bei einem Großteil seines Volkes zieht...)

...sie fühlen sich nämlich in der demokratischen Freiheit ihrer Wahlheimat eigentlich ganz wohl. ...
Was sie aber nicht daran hinderte anderen Menschen die Suppe einzubrocken.
...
wenn es für mich keine Option ist dort zu leben, dann nehme ich doch mit meiner Stimme keinen Einfluss auf eine dortige Wahl. Darüber sollen doch bitte diejenigen entscheiden, die unter diesem Regime dann auch leben müssen.

Sehe ich so ähnlich und was mir eben auch nicht so richtig in den Kopf will:
Wenn man die Vorteile einer Demokratie genießt, weshalb man dann für ein System stimmt, welches diese Vorteile nicht bietet?
Hat jemand eine psychologische Erklärung für dieses (für mich) Phänomen?

Optimist schrieb:Aber dennoch würde ich nicht sagen, Nationalität ist für Kriege verantwortlich

nationalität ist auch nicht für kriege verantwortlich aber nationalismus ist für kriege verantwortlich. zwischen nationalität und nationalismus gibt es einen riesigen unterschied.

Haben die Ja-Stimmer eigentlich überlegt, dass der nächste Präsident nicht Erdogan heißen muss? Bei so einem knappen Ergebnis halte ich Erdogans Sieg nicht für eine gemachte Sache. Da kann noch viel Wasser den Bosporus runterfließen.

Optimist schrieb:Wenn man die Vorteile einer Demokratie genießt, weshalb man dann für ein System stimmt, welches diese Vorteile nicht bietet?
Hat jemand eine psychologische Erklärung für dieses (für mich) Phänomen?

Das könnte man evtl. am tatsächlichen Anteil der Ja-Stimmen in Deutschland ablesen, wobei das natürlich nicht belegbar ist.
Es gibt einen Anteil an Exiltürken der sich in Deutschland abgehängt und nicht gewürdigt fühlt.
Da der Mensch aber dazu neigt Fehler erst mal nicht bei sich selbst zu suchen braucht man einen Schuldigen. In diesem Fall ist das dann eben Deutschland.
Mangelnde Integration und unzureichende Bildung werden in eine Einbahnstraße verschoben in der natürlich die deutsche Gesellschaft die Schuld trägt. 
Ich kenne beruflich dutzende Beispiele von türkischstämmigen Menschen die ganz vorzüglich integriert sind. Bei denen fiel diese Saat dann allerdings auch nicht auf ein bestelltes Feld.

Und dann kam Erdogan und predigte Milch und Honig.

Allerdings haben sich ja auch einige hervorragend gebildete hiesige Türken für das System Erdogan ausgesprochen, das kann ich mir dann auch nicht erklären.

@LDS
Danke für deine Einschätzung. Ja, halte ich auch für möglich was du schreibst.

@dasewige

Aber dennoch würde ich nicht sagen, Nationalität ist für Kriege verantwortlich

-->
nationalität ist auch nicht für kriege verantwortlich aber nationalismus ist für kriege verantwortlich. zwischen nationalität und nationalismus gibt es einen riesigen unterschied.

Hast recht, das war deine Aussage:

nationalismus hat bisher immer zum krieg geführt, jede nation ist eifersüchtig auf die anderen national staaten und will deren frönde haben um seinen homogenen volk neuen lebensraum oder den feind von außen zugeben.

Ich bezog mich mit dem Beispiel der friedliebenden Schweiz mehr auf diesen Teil deiner Aussage:

jede nation ist eifersüchtig auf die anderen national staaten und will deren frönde haben

und das finde ich eben nicht, dass das auf JEDE Nation zutrifft.
Deshalb meine Meinung, es kommt sehr auf die jeweiligen Machthaber an.

@Narrenschiffer

Narrenschiffer schrieb:Haben die Ja-Stimmer eigentlich überlegt, dass der nächste Präsident nicht Erdogan heißen muss? Bei so einem knappen Ergebnis halte ich Erdogans Sieg nicht für eine gemachte Sache. Da kann noch viel Wasser den Bosporus runterfließen.

nur das ergon eine dynastie gründen will und wie die absolutisten im 17.jahrhundert herrschen will.

@Optimist


es bezog sich auch auf die natinal staaten die dem nationalismus frönen.

Threadkiller2 schrieb:Vieleicht sind Kurden einfach zu müde um sich entgegen zu stellen ?

denke nicht, dass sie zu müde sind. wäre das der fall, hätten sie eher die wahl boykottiert. die wahlbeteiligung lag ähnlich hoch wie zur p-wahl 2015. und bei mißtrauen/abneigung ggü dem präsisystem wäre ein anstieg der ja-stimmen (siehe meine auflistung der provinzen zuvor) nicht zu erwarten gewesen. aber genau das gegenteil hat sich abgespielt.

LDS schrieb:Ich kenne beruflich dutzende Beispiele von türkischstämmigen Menschen die ganz vorzüglich integriert sind. Bei denen fiel diese Saat dann allerdings auch nicht auf ein bestelltes Feld.

Ich kenne auch viele, wobei dies fast ausschließlich Aleviten sind. Die haben meiner Erfahrung nach einfach eine gänzlich andere Einstellung als der vermeintliche "Durchschnittstürke".

Narrenschiffer schrieb:Haben die Ja-Stimmer eigentlich überlegt, dass der nächste Präsident nicht Erdogan heißen muss? Bei so einem knappen Ergebnis halte ich Erdogans Sieg nicht für eine gemachte Sache. Da kann noch viel Wasser den Bosporus runterfließen.

Vermutlich gibt es diese Option in deren Weltbild nicht. Wobei ich diesen Gedanken ehrlich gesagt gruselig finde - wer weiß was nach Erdogan kommen würde. Schlimmer geht bekanntlich immer, auch in diesem Fall. Das ist auch der Grund warum Dinge wie uneingeschränkte Präsidialmacht oder Zensurinfrastruktur immer(!) abzulehnen sind, selbst ein vermeintlich "guter Diktator" kann früher oder späteren durch einen schlimmeren ersetzt werden.

Ganz dem Threadthema entsprechend....

Sollte wir in Jahren die Bilder aus Syrien und der Türkei nicht mehr unterscheiden können, erinnern wir uns dann aber bitte daran, dass nicht der Westen schuld war.

Können wir uns darauf einigen?

Narrenschiffer schrieb:Bei so einem knappen Ergebnis halte ich Erdogans Sieg nicht für eine gemachte Sache. Da kann noch viel Wasser den Bosporus runterfließen.

yep, so schaut es aus. die oppositionsparteien wollen bzw. sind schon in den startlöchern, um einen gemeinsamen p-kandidaten zu schmieden ...

@insideman

der westen ist immer schuld, egal was er macht oder nicht macht und das ist so sicher wie das amen in der kirche.

@Corellian
Ich denke, das wird man zu verhindern wissen.

Dem TV-Sender CNN Türk zufolge soll der Ausnahmezustand erneut verlängert werden. Dafür sollen am Montag Sicherheitsrat und Kabinett zusammenkommen, die beide unter dem Vorsitz Erdogans tagen. Am Dienstag ist die nächste Sitzung des Parlaments geplant, das der Verlängerung zustimmen muss. Mit der Mehrheit von Erdogans AKP im Parlament gilt eine Zustimmung als sicher.

Ein bisschen Platz für Inhaftierungen wird sich bestimmt noch finden....

insideman schrieb:Sollte wir in Jahren die Bilder aus Syrien und der Türkei nicht mehr unterscheiden können, erinnern wir uns dann aber bitte daran, dass nicht der Westen schuld war.

Können wir uns darauf einigen?

nee nee, so einfach können wir uns nicht davon schleichen - der Westen ist immer und an allem schuld :D

(ernstlich: an vielem ist er ja tatsächlich schuld, aber halt wirklich nicht an allem)

dasewige schrieb:der westen ist immer schuld,

das haben früher schon die kommunisten in der OZ gepredigt.

und das ist immer noch so?

@Alienpenis


also hat sich die welt nicht geändert, was wollen eigentlich alle die bürger die angst vor einer veränderung haben.

@dasewige

Nein die Erdogananhänger haben nicht überlegt was passiert, wenn ihr Erdogan nicht mehr im Amt ist.

Das hab ich in Gesprächne festgestellt.

Das einzige was sie dazu sagen können ist. "Das ist dann wie in Amerika oder Frankreich"

Genauere Infos zum System selbst, und welche Sicherheiten vorhanden sind, falls mal der ein oder andere Wahnsinnige an die Macht kommt, habe ich nirgends bekommen.

Bis auf die Standardantwort "wie in Amerika oder Frankrich"

Recherchen meinerseits ergaben aber ein System, in dem zwar der Präsident vom Parlament abgewählt werden kann, jedoch der Präsidnet das Parlametbund die Minister neu ausrufen/benennen darf.

Somit könnte der neue Türkei Präsident im Falle eines Amtserhebungsverfahrens, einfach das Parlament auflösen, und eigene Leute ernennen.

Meine Recherchen berufen sich jedoch auch auf recht ungenaue Quellen ...

Kennt sich hier jemand Genua mit dem Präsendialsystem Erdogans aus ?

dasewige schrieb:was wollen eigentlich alle die bürger die angst vor einer veränderung haben.

die wollen wahrscheinlich alles so lassen, wie's eben gerade ist.
angst vor neuem, nehme ich an.

@evilparasit


bei den amis kann der präsident die beiden häuser nicht einfach auflösen und in frankreich auch nicht, desweiteren haben beide staaten eine art von revolutionärer tradition.

@Optimist

Blut ist dicker als Wasser heisst dieses Phaenomen. Man schert sich nicht um Deutsche und deren Meinung wenn man sich voellig als Tuerke sieht, auch wenn man in Deutschland lebt.