Bundeswehr am Boden

Berryl schrieb:Man braucht da nicht die Besten.
Man braucht aber Leute die WOLLEN und grundsätzlich auch KÖNNEN.

Da habe ich mich vielleicht blöd oder ungeschickt ausgedrückt. Für mich sind die Besten die, die (notfalls) bereit sind für ihr Land zu kämpfen und, wenn es für sie schlecht läuft, zu sterben.

Ich wollte damit niemanden mit ein paar Kilo Übergewicht diesen Willen und diese Fähigkeit absprechen. Nur, wenn jemand seinen Job nach Beginn der Arbeitszeit auswählt (yeahh, geil, ich muss erst um 09:00 aufstehen,dann bewerbe ich mich doch da) ist der dann deiner Meinung nach richtig bei der Bundeswehr?

Berryl schrieb:Die externen Faktoren kann man eh nicht beeinflussen.

Das haben die hier in Bulgarien super im Griff. Im Jahrhundertwinter 2016/2017 war mein Dorf (damals Gatvan) drei Wochen eingeschneit. Schneeberwehungen bis vier Meter Höhe. Dann kam das Militär mit Raupenfahrzeugen und hat sich zu uns durchgefräst. Wir haben die gefeiert wie Helden.

Und so sehe ich Militär. Die "Jungs", die kommen, wenn es echt brennt. Und ich verstehe nicht, warum das in Deutschland so wertlos ist.

Karakachanka schrieb:Ich wollte damit niemanden mit ein paar Kilo Übergewicht diesen Willen und diese Fähigkeit absprechen. Nur, wenn jemand seinen Job nach Beginn der Arbeitszeit auswählt (yeahh, geil, ich muss erst um 09:00 aufstehen,dann bewerbe ich mich doch da) ist der dann deiner Meinung nach richtig bei der Bundeswehr?

Null.

Karakachanka schrieb:Die "Jungs", die kommen, wenn es echt brennt. Und ich verstehe nicht, warum das in Deutschland so wertlos ist.

Weil dieses Land die letzten Jahrzehnte so pazifistisch wie nur möglich sein wollte.
Jetzt steht man auch da vor dem Scherbenhaufen.

Ich denke ein ziviles Jahr, wo man auch wahlweise Militärdienst ableisten könnte, wäre genau das richtige.
Dazu muss der Militärdienst natürlich auch noch so attraktiv wie möglich gemacht werden.
Außerdem halte ich es für entscheidend, dass die BW die Instandsetzung wieder selbst übernimmt.
Etwas Öffentlichkeitsarbeit würde auch gut tun.
Als ich jung war, machte die BW bei uns im Wald ein Biwak. Ich erinnere mich noch, dass da Kradmelder dabei waren und ich denen mit meiner 80er hinterhergebrettert bin. Irgendwo war dann ein Lager aufgeschlagen, da gab es so eine Art "Tag der offenen Tür" und die Soldaten haben aus der Gulaschkanone ausgeschenkt.
Ich bin damals nicht ungern zum Bund, jedenfalls hatte ich das dem Zivildienst vorgezogen. Ich sah darin auch eine Art Abenteuer.
Und, seinem Land für ein Jahr zu dienen (mit Option der Verlängerung), kann die Gemeinschaft nur stärken.
Ist halt die Frage, wo dieses Dienstjahr überall abgeleistet werden kann. Womöglich käme neben den bekannten Auswahlen auch noch die Polizei dafür in Frage.

Das alles ist wertlos, wenn die Bundeswehr nicht mal das bestehende Personal halten kann/will.
Mal als Beispiel: allein in unserer Kompanie haben in den letzten zwei Jahren sechs Stabsunteroffiziere den Dienst verkürzt und haben die Truppe verlassen. Bei den Feldwebeln würde es ähnlich aussehen, nur da pocht die BW auf die teure Ausbildung und lässt die Jungs nicht gehen. (Bei uns ist jeder Feldwebel mindestens Meister oder vergleichbar ausgebildet)

Auf der anderen Seite hat man Soldaten mit extrem viel Diensterfahrung, teilweise mit mehreren Auslandseinsätzen, ich habe z.B. fast 700 Einsatztage, die Soldaten sind oft auf mehreren Dienstposten ausgebildet, können ihren Job, sie können Einsatz. Trotzdem wird ihnen die Übernahme zum Berufsoldaten enorm schwer gemacht.
Alle paar Jahre wird das Beurteilungssystem reformiert und noch undurchsichtiger, Leute, die bis dahin gut da standen, rutschen auf einmal die Leiter wieder runter.
Statt gutes Personal zu halten, welches auch Lust auf den Scheiß hat, schmeißt man es lieber raus und kauft die Katze im Sack, die erneut teuer ausgebildet werden muss.
Zurück bleiben dann frustrierte Feldwebel, die sich nur noch um ihren scheiß kümmern und ansonsten versuchen, jeden Arbeitsauftrag abzuwehren oder weiter zu deligieren, letztendlich ist ihnen alles egal und man zählt nur noch die Tage bis zum Dienstzeitende.

Wie zur Hölle will man da mehr neues Personal rankriegen, wenn das Personal welches dort ist, null Bock hat und das auch deutlich vermittelt?
Es brechen ja eh schon viele in den ersten sechs Monaten ab, weil sie völlig desillusioniert sind, denn youtube hat da ein völlig anderes Bild gezeichnet...

@StUffz

OK, das klingt fies.

Merkst Du, dass durch Pistorius jetzt irgendwie ein neuer Wind weht?
Also, hat sich die Stimmung seit dem gebessert?

Zz-Jones schrieb:Merkst Du, dass durch Pistorius jetzt irgendwie ein neuer Wind weht?
Also, hat sich die Stimmung seit dem gebessert?

Lol, nur um mal kurz aufzuzeigen, wie schnell Änderungen in die Truppe fließen:
Unser Regiment bekommt jetzt die ersten neuen Helme, es kommen jetzt die neuen Rucksacksysteme. Das ist alles Zeug, welches unter von der Leyen angestoßen wurde.
Von Pistorius merkt man überhaupt gar nichts. Es wurden von den 100 Milliarden Sondervermögen absolut null Euro ausgegeben, wir haben in der Kompanie derzeit null geschützte Fahrzeuge, einige LKW sind über 40 Jahre alt, Nachschub lässt auf sich warten...

Zz-Jones schrieb:Ich denke ein ziviles Jahr, wo man auch wahlweise Militärdienst ableisten könnte, wäre genau das richtige.

Sprich eine Dienstpflicht.
Nennt das Kind doch beim Namen.
Die freiwillige Version davon gibt's schon.

Zz-Jones schrieb:Außerdem halte ich es für entscheidend, dass die BW die Instandsetzung wieder selbst übernimmt.

Naja.
Dieses System funktioniert, meiner Erfahrung, bei 0815 System ganz gut.
Zum Problem wirds wenn man Waffensysteme beschafft bei denen klar ist dass dir nur die Werkinstandsetzung-Wartungstrupps des Herstellers helfen DÜRFEN.
So geschehen bei dem Ausfall der Pumas heuer.
Ok war zwar auch ein bisschen eine Ausrede aber grob kommts hin.

Zz-Jones schrieb:Etwas Öffentlichkeitsarbeit würde auch gut tun.
Als ich jung war, machte die BW bei uns im Wald ein Biwak. Ich erinnere mich noch, dass da Kradmelder dabei waren und ich denen mit meiner 80er hinterhergebrettert bin. Irgendwo war dann ein Lager aufgeschlagen, da gab es so eine Art "Tag der offenen Tür" und die Soldaten haben aus der Gulaschkanone ausgeschenkt.
Ich bin damals nicht ungern zum Bund, jedenfalls hatte ich das dem Zivildienst vorgezogen. Ich sah darin auch eine Art Abenteuer.

Ich glaube seit dem bestehen der BW wurde noch nie soviel ÖA gemacht wie jetzt.
Unzählige Hochglanzmagazine und YouTube Sendungen.
'Tag der Bundeswehr' mit Aktionen im ganzen Bundesgebiet.
Und freilaufende Übungen haben seit ein paar Jahren, zumindest bei mir, auch wieder Aufschwung.

StUffz schrieb:Mal als Beispiel: allein in unserer Kompanie haben in den letzten zwei Jahren sechs Stabsunteroffiziere den Dienst verkürzt und haben die Truppe verlassen. Bei den Feldwebeln würde es ähnlich aussehen, nur da pocht die BW auf die teure Ausbildung und lässt die Jungs nicht gehen. (Bei uns ist jeder Feldwebel mindestens Meister oder vergleichbar ausgebildet)

Pff.
Das ist garnix.
Bei uns werfen mittlerweile Berufssoldaten hin.

StUffz schrieb:Zurück bleiben dann frustrierte Feldwebel, die sich nur noch um ihren scheiß kümmern und ansonsten versuchen, jeden Arbeitsauftrag abzuwehren oder weiter zu deligieren, letztendlich ist ihnen alles egal und man zählt nur noch die Tage bis zum Dienstzeitende.

Wie zur Hölle will man da mehr neues Personal rankriegen, wenn das Personal welches dort ist, null Bock hat und das auch deutlich vermittelt?

Das sehe ich auch als sehr großes Problem.
Es durchzieht alles.

Zz-Jones schrieb:Also, hat sich die Stimmung seit dem gebessert?

Der redet viel aber ist zu kurz im Amt um etwas zum reissen.

StUffz schrieb:Unser Regiment bekommt jetzt die ersten neuen Helme, es kommen jetzt die neuen Rucksacksysteme.

I.g ist es ja noch älter.
Es war ja schon mit IdZ angedacht sowas einzuführen.
Vor 10 Jahren oder noch länger.
Nur IdZ kamm für die breite Truppe niemals und ich habs genau einmal in seiner vollen Pracht gesehen.
Mobast ist i.g eine sehr abgespeckte Abwandlung davon.

Berryl schrieb:Naja.
Dieses System funktioniert, meiner Erfahrung, bei 0815 System ganz gut.
Zum Problem wirds wenn man Waffensysteme beschafft bei denen klar ist dass dir nur die Werkinstandsetzung-Wartungstrupps des Herstellers helfen DÜRFEN.
So geschehen bei dem Ausfall der Pumas heuer.
Ok war zwar auch ein bisschen eine Ausrede aber grob kommts hin.

Ich bin laut MAL im Besitz eines MAN 5to GL.
Das Ding steht seit November in einer zvilen Werkstatt und soll eine neue Ladeflächenbeplankung bekommen. Wir reden hier von ein paar Quaratmeter Holz, die neu verschraubt werden müssen.
Ein MAN 7to GL war letzte Woche im Gelände, beide Federn vorne gebrochen.
Wann die neuen Federn kommen, weiß niemand.
Wie hatten auch einen Zetros mit im Gelände, da müssen die Bremsen gezogen werden, kann die Inst nicht, das Ding geht nun zu Mercedes.
Beim örtlichen Mercedes Händler stehen immer zwischen 30 und 50 Bundeswehrfahrzeuge aufm Hof, der MAN Laden hat extra ne Fläche gekauft, geschottert und eingezäunt, da stehen nur LKW der Bundeswehr....

@StUffz
Dann geh mal zur MAN Werkstatt und trete dem Chef mal in den Hintern. Das Arbeiten scheint der ja nicht erfunden zu haben. Was würdest Du machen, wenn das Dein Privatfahrzeug wäre ?
Und warum kann so etwas nicht bei der BW in der Inst gemacht werden?

StUffz schrieb:Ich bin laut MAL im Besitz eines MAN 5to GL.
Das Ding steht seit November in einer zvilen Werkstatt und soll eine neue Ladeflächenbeplankung bekommen. Wir reden hier von ein paar Quaratmeter Holz, die neu verschraubt werden müssen.
Ein MAN 7to GL war letzte Woche im Gelände, beide Federn vorne gebrochen.
Wann die neuen Federn kommen, weiß niemand.
Wie hatten auch einen Zetros mit im Gelände, da müssen die Bremsen gezogen werden, kann die Inst nicht, das Ding geht nun zu Mercedes.
Beim örtlichen Mercedes Händler stehen immer zwischen 30 und 50 Bundeswehrfahrzeuge aufm Hof, der MAN Laden hat extra ne Fläche gekauft, geschottert und eingezäunt, da stehen nur LKW der Bundeswehr....

Ok gut.
Das funktioniert wie gesagt bei uns schon relativ gut.
Freilich musst auch mal warten aber auch nicht länger als die zivilen Werkstattkunden.

JosephConrad schrieb:Dann geh mal zur MAN Werkstatt und trete dem Chef mal in den Hintern. Das Arbeiten scheint der ja nicht erfunden zu haben.

Intressiert keinen Menschen.
LKW Werkstätte, die meistens eh dazu noch Markenbindung haben oder Wartungsverträge mit der BW Fuhrpark, gibts nur vereinzelt.
Außerdem ist es nur Job.
Die Nerven kann man sich bei der Ausgangslage sparen.

JosephConrad schrieb:Und warum kann so etwas nicht bei der BW in der Inst gemacht werden?

Weil viele Fahrzeug der garnicht selber gehören sondern der angesprochenen BW Fuhrpark.
Und die hat mit der zivilen Wirtschaft ihre Verträge.

JosephConrad schrieb:Und warum kann so etwas nicht bei der BW in der Inst gemacht werden?

Weil es gar nicht mehr genug Ist gibt?
Wir haben eine Inst Gruppe, die machen Lack TD, wechseln Reifen und kippen Öl nach.
Alles was länger dauert geht raus.
Ich wüsste nicht mal, wo das nächste Log Btl ist, wo wir das hinkarren müssten. Da wir keinen Bahnanschluss in der Kaserne haben, müsste der Müll auf nem Tieflader dahin gebracht werden, nochmal zwei Soldaten gebunden...

https://www.businessinsider.de/politik/deutschland/bundeswehr-bestell-chaos-und-mehrkosten-bei-neuen-fahrzeugen/

Die Zeitenwende liebt das.
Der Verteidigungsminister auch.

Es tut sich was.

Die Bundeswehr bestellt offenbar 18 Kampfpanzer vom Typ Leopard II A8 und zwölf Panzerhaubitzen 2000. Das geht nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters aus vertraulichen Beschaffungsunterlagen hervor, die das Finanzministerium an den Bundestag weitergeleitet hat. Die Bestellungen dienen dazu, die Lücken nach der Lieferung des entsprechenden Militärgeräts an die Ukraine wieder zu schließen.

Die Bestellung der Leopard-Panzer kostet bis 2030 rund 525 Millionen Euro. Die Kampfpanzer sollen spätestens bis 2026 geliefert werden. Die zwölf Panzerhaubitzen haben einen Preis von gut 190 Millionen Euro. Auch sie sollen bis 2026 geliefert werden. Die Vorlagen sollen in der nächsten Sitzung des Verteidigungsausschusses und dann des Haushaltsausschusses gebilligt werden.
...
Bereits am Donnerstag hatte das US-Außenministerium den Verkauf von 60 Transporthubschraubern vom Typ CH-47F Chinook an die Bundeswehr gebilligt. Für die Helikopter samt Ausrüstung sei ein Preis von 8,5 Milliarden Dollar (rund 7,8 Milliarden Euro) vereinbart worden. Die Bundesregierung hatte für die Helikopter sechs Milliarden Euro aus dem Sondervermögen für die Bundeswehr veranschlagt.

Bei den Leopard-Panzern ist zudem in einem Rahmenvertrag vereinbart, dass es eine Option für den Kauf von 105 weiteren Panzern geben soll. Umgerechnet wäre das dann ein Volumen von rund 2,9 Milliarden Euro, wenn sich die Preise nicht erhöhen. Bei der Panzerhaubitze ist die Bestellung der zwölf Systeme Teil einer bereits im März beschlossenen Rahmenvereinbarung für die Lieferung von bis zu 28 Stück.

Quelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/bundeswehr-bestellt-18-leopard-ii-und-12-panzerhaubitzen-a-ecd9b1a6-dbe2-43d9-9787-d926f4157f19

18 Panzer für 525 Millionen, also knapp 30 Millionen pro Stück. dann nochmal 105 für 2,9 Milliarden. Für ähnliche Kosten hat Polen 180 Black Panther gekauft...

taren schrieb:18 Panzer für 525 Millionen, also knapp 30 Millionen pro Stück. dann nochmal 105 für 2,9 Milliarden. Für ähnliche Kosten hat Polen 180 Black Panther gekauft...

Da muss man sich die Frage stellen, ob sich die Bundesregierung gerade von den Rüstungsunternehmen über den Tisch ziehen läßt?
Ein 2A7 kostet "nur" 15 Millionen Euro. Was ist am 2A8 jetzt so besonders, dass der dann doppelt so viel kosten soll?

Habe dieses sehr informative Video zum 2A8 entdeckt. Was den hohen Preis mMn fragwürdig erscheinen läßt, ist die Tatsache, dass der 2A8 lediglich nur eine Zwischenlösung darstellt.
Als Basis dient die ungarische Version des 2A7.

Leopard 2A8 & Leopard 2AX, die neuen Panzer für die Bundeswehr - Dokumentation

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Zz-Jones schrieb:Da muss man sich die Frage stellen, ob sich die Bundesregierung gerade von den Rüstungsunternehmen über den Tisch ziehen läßt?

Ersatzteile, die sicherstellung der langfristigen Versorgung mit selbigen, Ausbildung des Wartungspersonals und und und.
Da ist nicht nur das Systemgerät sondern ein ganzer Schwanz.
Und die wissen was sie verlangen können.