Der hybride Krieg Russlands gegen die Ukraine

Fichtenmoped schrieb:Für einen „Fake“ hat die Brücke zu viel abbekommen. Die aktuelle Kapazität ist schätzungsweise auf 20% der „normalen“ Kapazität runter für Straßen- und Eisenbahnstrecke.

Das könnte ja aber trotzdem genau so gewollt sein.
Dieses nun geschaffene Nadelöhr macht es den russischen Truppen ja quasi auch unmöglich die Brücke noch als Fluchtroute zu nutzen.
Anders herum ließe sich die Kapazität mehr als verdoppeln, würde man die Strecke nur noch in eine einzige Richtung freigeben.
Die "Überlegung" des Kremls könnte (neben einem plumpen Eskalationsgrund) also folgende sein:
Nachschub Ja, Rückzug Nein.

Offenbar hat Russland beim gestrigen Angriff seine letzten modernen Raketen eingesetzt:

„Diese 83 Raketen, die Russland heute verwendet, hat es mehrere Monate lang aufbewahrt. Dies ist, wenn wir über Marschflugkörper sprechen. Und die alten sowjetischen X-22-Raketen, S-300-Flugabwehrraketen, Tochka-U, Uragan-Raketen - dieses Zeug ist immer noch genug, aber auch nicht viel. Genug für Terror, aber nicht mehr.

Quelle: https://theins.ru/news/255882

Ich kann garnicht recht glauben, mit wie wenig Erfolg die Russen innerhalb 6 Monaten ihre ganze Raketenkampfkraft verheizen.

Weiß jemand wie es bei anderen Gefechtswaffen aussieht?

behind_eyes schrieb:Weiß jemand wie es bei anderen Gefechtswaffen aussieht?

Laut britischem Geheimdienst geht Russland wohl generell die Munition aus.

Laut britischem Geheimdienst wendet die Ukraine das Blatt gegen „erschöpfte“ russische Streitkräfte. Trotz der zahlreichen Raketenangriffe am Montag (10. Oktober), gehe Russland die Munition aus. Die Kosten und Verluste für Russland seien „schwindelerregend“. „Wir wissen – und die russischen Befehlshaber vor Ort wissen es – dass ihre Vorräte und ihre Munition zur Neige gehen“, zitiert bbc.com den Dirketor des britischen Nachrichtendienstes, Sir Jeremy.

Quelle: https://www.fr.de/politik/ticker-ukraine-krieg-russland-verluste-panzer-rueckzug-armee-news-zr-91840999.html

behind_eyes schrieb:Ich kann garnicht recht glauben, mit wie wenig Erfolg die Russen innerhalb 6 Monaten ihre ganze Raketenkampfkraft verheizen.

Weiß jemand wie es bei anderen Gefechtswaffen aussieht?

Das Problem ist die mangelnde Aufklärung und die schlechte Zielauswahl. (Eine Fußgängerbrücke mit einer Kodiak zu beschießen ist Dummheit in Vollendung!)
Außerdem scheint Russland ein Problem zu haben, die Angriffe zu koordinieren - wenn man 83 Raketen in drei oder vier Wellen los schickt, dann kann sich die Luftabwehr darauf vorbereiten. Kommen die 83 Raketen in einer Welle, dann ist die Ouftabwehr übersättigt und mehr Raketen kommen durch.
Dazu scheint es massive Probleme mit der Zielgenauigkeit zu geben.
https://mobile.twitter.com/PrateekPratap5/status/1579755589764542466

Original anzeigen (1,1 MB)
Statistisch ist das Kraftwerk getroffen…

behind_eyes schrieb:Offenbar hat Russland beim gestrigen Angriff seine letzten modernen Raketen eingesetzt:

Ukrainische Medien berichteten, es seien 20 Raketen am Dienstagmorgen eingeschlagen. Am Montag hatten die ukrainischen Behörden mehr als 80 russische Angriffe gezählt. Viele seien durch die Luftabwehr abgewendet worden. Bei dem Beschuss starben landesweit nach vorläufigen Angaben 19 Menschen, mehr als 100 wurden verletzt.

Quelle:
Sie scheinen immer noch welche zu haben. Was mich sehr wundert ist die Anzahl an Todesopfern. Entweder gibt die Ukraine falsche Zahlen an oder die Russen haben wirklich nur leere Gebäude und Plätze getroffen. Jeder Tote ist bei so nem Terroranschlag zuviel aber mit über 80 doch recht heftigen Raketen nur 18 Todesopfer, in einer Großstadt mit knapp 3.000.000 Einwohnern? Wenn die Russen ihr Arsenal so Sinn und Ziellos verballern, könnten sie selbst Luxenburg nicht in die Knie zwingen. Die besiegen sich ja quasi selbst. Im Osten holt die Ukraine immer mehr Gebiete zurück ins Land und die Russen beschießen nur zivile Ziele die 100erte Kilometer vom eigentlich Kriegsgeschehen weg sind. Ja warum auch das gegnerische Militär schwächen wenn man auch Löcher in den Sandkasten einer kiewers Spielplatz ballern kann!

KingKarma schrieb:80 doch recht heftigen Raketen nur 18 Todesopfer

Nun, das Glück der Ukrainer war, die Russen haben die 80 Raketen nicht gleichzeitig sondern in Wellen abgefeuert. Das gab der Luftabwehr zeit zu agieren. Desswegen konnte ca. die Hälfte der Raketen abgefangen werden. Nach der ersten Welle war die Bevölkerung auch alarmiert und konnte sich in die Schutzbunker flüchten. So gesehen war das etwas dumm von den Russen und für die Ukrainer Glück

Roesti schrieb:Desswegen konnte ca. die Hälfte der Raketen abgefangen werden

Auch mit 40 Raketen auf eine Großstadt finde ich " nur" 18 Todesopfer recht merkwürdig. Ja, bevor es wieder gelöscht wird. Jeder Tote ist einer zu viel aber anders kann ich es nicht ausdrücken. 18 Tote bei 40 Raketen auf Großstädte sind nun mal nicht viel. Wie kann das sein? Ich geh doch davon aus, wenn er mit den Raketen schon Terror verbreiten will, anstatt die für Schlachtfeld zu nutzen, er Ziele mit möglichst vielen Opfern auswählt und nicht nen leeren Platz! Die Gebäude die getroffen wurden sehen schon ziemlich zerstört aus. Waren die auch alle leer? Das ist wie mit dem Schweinestall zu Anfang seiner speziellen Operation. Was soll sowas? Ist ja sehr gut für die Ukraine aber was hat Russland davon? Sind die wirklich alle zu blöd oder zu voll gesoffen um Ziele auszuwählen. Jedes mal denkt man, "scheiße, jetzt wird's doch nochmal übel" und dann hat er mit seinen Raketen doch nichts getroffen.

@KingKarma

warum verschießt man Tausende Raketen auf hauptsächlich zivile Ziele?
Warum kein Einsatz auf die Strukturen im Frontbereich?
Russland scheint es einfach nicht zu können, daher der übliche Terror.

Die Ukraine mit ihren 16 Himars haben den Kriegsverlauf entscheidend verändert, sie haben die russische Logistik beschossen und zerstört.

Welche der beiden Varianten erscheinen für die Kriegsführung sinnvoller?

Russland scheint blind zu sein, die scheinen keine wirklich gute Aufklärung zu haben, ansonsten müssten die ja wesentlich mehr von den Truppen der Ukrainer mitbekommen. Charkiw, Lyman kam für die Russen offenbar komplett aus dem Nichts.
Da verplempert man lieber Hunderte Millionen mit den Angriffen von gestern.
Es ist nicht nur unverständlich so einen Terror zu verbreiten es ist auch unverständlich warum man das macht, während es an der Front lichterloh brennt für die eigenen Truppen.

Da werden jetzt wohl noch mehr russische Raketen verpuffen:

Die ukrainische Armee hat laut einem Bericht des "Spiegel" das erste IRIS-T-Flugabwehrsystem aus Deutschland erhalten. Seit dem Juni hatte die Bundesregierung die Lieferung angekündigt. Die Systeme sollen zum Schutz wichtiger Einrichtungen und ganzer Städte vor feindlichen Raketen eingesetzt werden. Erst gestern hatte Russland Städte in der ganzen Ukraine mit Raketen angegriffen.

IRIS-T ist das modernste deutsche Flugabwehrsystem, über das auch die Bundeswehr noch nicht verfügt. Geliefert wurde es direkt vom Hersteller. Insgesamt soll die Ukraine vier IRIS-T-SLM erhalten, die restlichen drei aber erst im kommenden Jahr. Das nun gelieferte Exemplar war laut dem "Spiegel" eigentlich für Ägypten bestimmt, das es aber an die Ukraine abtrat.

Quelle: https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-dienstag-171.html

Zz-Jones schrieb:Da werden jetzt wohl noch mehr russische Raketen verpuffen:

Ist halt nur eins. Vielleicht können sie es in Kiew hinstellen? Müssen aber aufpassen, dass es nicht zerstört wird.

KingKarma schrieb:... Was soll sowas? Ist ja sehr gut für die Ukraine aber was hat Russland davon? Sind die wirklich alle zu blöd oder zu voll gesoffen um Ziele auszuwählen. Jedes mal denkt man, "scheiße, jetzt wird's doch nochmal übel" und dann hat er mit seinen Raketen doch nichts getroffen.

Reale Probleme bei Zielauswahl und Treffergenauigkeit werden die Russen schon haben. Dieselben Probleme haben sie ja auch an der Front. Sie schießen mit ihrer Artillerie viel, treffen aber relativ wenig. Dito bei den Lufteinsätzen. So wenig fliegen die Russen gar nicht, aber auch hier treffen sie ziemlich wenig.

Aber die aktuellen Raketen- und Drohnenangriffe sind wirklich nur Terror. Dahinter steckt die feste Überzeugung des Kreml das die Ukraine am Rand des Zusammenbruchs stehen *muss* und ein bisschen mehr Druck diesen Zusammenbruch herbeiführt. Zudem ist es einfach eine weitere Eskalationsstufe, also etwas was der Kreml seit über 20 Jahren so macht und damit bisher durchkam. Der aus ihrer Sicht dekadente, feige, schlaffe Westen *muss* doch irgendwann seine Unterstützung zurückziehen. Jedenfalls hoffen das Putin und Co. Das sie an der Front bereits verloren haben, wissen sie sicher auch. Aber sie erhoffen und erwarten einen Zusammenbruch der Ukraine. Das ist ja auch Putins letzte Chance auf einen Sieg.

Zz-Jones schrieb:Da werden jetzt wohl noch mehr russische Raketen verpuffen:

Wurde überhaupt eine Besatzung / Inst. ausgebildet? Dafür braucht man ja länger. Und Übungsschießen jetzt auf echte Ziele?
Da sind noch Fragen offen.

antilinks schrieb:Wurde überhaupt eine Besatzung / Inst. ausgebildet? Dafür braucht man ja länger. Und Übungsschießen jetzt auf echte Ziele?
Da sind noch Fragen offen.

Die dürften ausgebildet worden sein, sind ja ~5 Monate vergangen seit der Ankündigung.
Die Ausbildung müsste vom Hersteller erfolgen, da die Bw selbst noch nicht soweit ist, bzw keine im Bestand hat.

Ahmose schrieb:also etwas was der Kreml seit über 20 Jahren so macht und damit bisher durchkam. Der aus ihrer Sicht dekadente, feige, schlaffe Westen *muss* doch irgendwann seine Unterstützung zurückziehen.

Ist das wirklich die ganze Strategie, sind die wirklich so einfach gestrickt? Die letzten aktuellen Vorbilder waren wohl die mongolischen Horden.
Hier wird der Russ. "glorreichen" Armee nicht nur die Zukunft sondern auch der Nimbus der Vergangenheit genommen - vielen Dank, Putin.

@Roesti
@KingKarma

Die Verhältnismäßig geringe Opferzahl könnte an schlechter zielaufklärung und dem Angriff in Wellen liegen. Der Angriff auf die Fußgängerbrücke zb macht ja Null Sinn. Möglicherweise dachten die russen da wäre mehr Betrieb oder vielleicht haben sie es auch für etwas anderes gehalten. Bei Artillerie und Raketenangriffen gibt es die höchsten Opferzahlen immer am Anfang sollange man noch keine Deckung suchen konnte, danach gehen die opferzahlen massiv zurück. Deshalb versuch man möglichst alle Geschosse gleichzeitig einschlagen zu lassen (Time on Target) glücklicherweise beherrschen die russen diese Taktik wohl nicht besonders gut. Nach der ersten angriffswelle dürften die meisten Einwohner Kiews in der Ubahn oder anderen schutzräumen Schutz gesucht haben.

Oder wenn man sich die Bilder aus dem Donbass ansieht wo ganze Felder voller Krater waren, sah aus wie Verdun, aber nirgendwo Stellungen der ukrainer, zerschossen Fahrzeuge oder kettenspuren. Da wird einfach dumm rumgeballert. Als ob man 8 jährigen ne Kiste Silvesterrakete in die hand gedrückt hätte.


Wie sagte ein Ukrainer mal so schön. "We're very lucky they're so fucking stupid"

@hidden

Frage mich auch wie ein russicher nationalist, der jedes Jahr bei der Parade die größe der russichen Armee feiert, dieses armselige abschneiden so verkraftet.

Man hat ich jahrelang vom Staat abzocken und verarschen lassen und bekam dafür wenigstens eine starke Armee und wurde endlich wieder gefürchtet in der welt. Halt Dinge die ein Nationalist hält gut findet. Und jetzt reichts nur noch für Internet memes.

Hätte.man das geld sinnvoll verwendet könnte es den russen so gut wie den Norwegern gehen.

Aber nö, lieber panzer bauen und Raketen. Und jetzt funktioniert der bums nicht mal

KingKarma schrieb:Was soll sowas? Ist ja sehr gut für die Ukraine aber was hat Russland davon? Sind die wirklich alle zu blöd oder zu voll gesoffen um Ziele auszuwählen. Jedes mal denkt man, "scheiße, jetzt wird's doch nochmal übel" und dann hat er mit seinen Raketen doch nichts getroffen.

Ich denke, Putin geht es dabei um die Optik. Mit dieser Art Tischfeuerwerk will er drohen und kundtun, wie erzürnt er über den Krimbrücken-Vorfall ist.

Wie man liest, rollt schon wieder der Verkehr auf der Brücke. Das geht überhaupt nicht. Hier muss man ansetzen, wenn man Putin schaden will, und das Teil endgültig versenken. Was kann schon passieren? Seine letzten 80 modernen Raketen hat er ja schon im letzten Wutanfall verbraucht.

TommyG schrieb:Putin geht es dabei um die Optik. Mit dieser Art Tischfeuerwerk will er drohen und kundtun, wie erzürnt er über den Krimbrücken-Vorfall ist.

ne du, so war das wohl nich.

Laut Angaben des ukrainisches Militärgeheimdienstes hatte Russland den schweren Raketenbeschuss ukrainischer Städte jedoch bereits seit Anfang Oktober geplant und damit schon vor der Explosion auf der Krim-Brücke.

10.10.2022 • 13:54 Uhr Kreml lobt Raketenangriffe

Quelle: https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-montag-183.html



Ich geh davon aus dass die Vergeltung für die Krim-Brücke kurz bevor steht.
Der Typ wird systematisch Spielplätze und Infrastruktur zerstören.
Da wird noch was kommen und der Winter wird für viele hart.
Die nächsten Tage/Wochen werden es zeigen.

@all Find ich gut:

16:19 Uhr
Panzerwrack darf vor russischer Botschaft ausgestellt werden

Ein zerschossener russischer Panzer darf als zeitweiliges Mahnmal gegenüber der russischen Botschaft in Berlin aufgestellt werden. Das entschied das Berliner Verwaltungsgericht und verpflichtete damit den Bezirk Mitte zur Genehmigung der geplanten Aktion eines Vereins. Das Panzerwrack könne zwar voraussichtlich nicht direkt vor der Botschaft auf dem Boulevard Unter den Linden aufgestellt werden, weil die dortige Mittelpromenade nicht für eine Belastung von 40 Tonnen ausgelegt sei. Möglich sei das aber gegenüber auf einem gesperrten Teilstück der Schadowstraße, so das Gericht.

Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html

hidden schrieb:Ist das wirklich die ganze Strategie, sind die wirklich so einfach gestrickt?

Bisher hat es ja funktioniert. Zudem ist es jetzt auch die einzige Siegeschance die ihnen noch verbleibt.

hidden schrieb:Die letzten aktuellen Vorbilder waren wohl die mongolischen Horden.

Na ja, die Mongolen am Ende des Mittelalters hatten in der Regel eine bedeutende zahlenmäßige Überlegenheit, die bessere Kampfmoral, bessere Taktik und Strategie, bessere Logistik und meist auch bessere Waffen. Und auch das Tempo ihrer Militäroperationen war beachtlich. Terror war bei ihnen eher dazu da, besiegte Völker für den Widerstand zu bestrafen. Sich den Mongolen zu ergeben garantierte nicht das Überleben. Eher im Gegenteil, denn für Kampfverweigerung oder Kapitulation hatten sie kein Verständnis.