Brexit und danach?

Der wahre Sturm bricht erst dann los, wenn die Pubs dicht machen müssen und der Tee zur Neige geht.

Die Gefahr sozialer Unruhen ist in England (regional verschieden) schon recht hoch, zumal in den Pubs normalerweise kein Tee getrunken wird.

Letztlich können Plünderungen auch einfach nur der Nahrungsbeschaffung dienen.

cpt_void schrieb:Ist doch nur der Brexit, und nicht „28 days later“..

Von der Intelligenz der Masse her wäre ich da nicht so sicher...

Es könnte auch einfach verschärften Sozialneid geben. Die Supermärkte müssen sich entscheiden, wie die verbleibende Frischnahrung aufgeteilt werden soll, und da der Preis die Nachfrage bestimmt, werden gerade Supermärkte in sozial schwachen ländlichen Gegenden, vor allem aber auch in städtischen sozialen Brennpunkten dazu übergehen, darauf zu verzichten, da die Kaufkraft nicht vorhanden ist. Es bleibt dann das Bild, dass nur diejenigen, denen es bereits gut geht, ihre Nahrungsgewohnheiten aufrecht erhalten können.

@Anaximander
Nun ja, dann wird es wirklich zu Plünderungen kommen. Die Menschen werden sich holen, was sie wollen ...
Ungerechte Verteilungen akzeptiert die Unterschicht niemals ...

Was der neue Brexitminster kürzlich gesagt hat, klang jedenfalls gar nicht gut:

“We will look at this issue in the round and make sure that there’s adequate food supplies,” Raab told a parliamentary committee when asked about his preparations for a so-called ‘no deal’ scenario. “It would be wrong to describe it as the government doing the stockpiling.”

https://www.indy100.com/article/brexit-food-supply-stockpile-dominic-raab-leave-eu-no-deal-8462636

"adequate" ist schon was anderes als z.B. "sufficient", es ist den Umständen entsprechend.

So wie man von einer Person, die sich das Genick gebrochen hat, sagt, es geht ihr den Umständen entsprechend gut.

Ach ja, und die Regierung wird sich nicht mit der Vorratslagerung selbst befassen, sie gibt lediglich Anweisungen aus an die Zuieferer, die dann wiederum sagen, dass das gar nicht möglich ist, da keine Kapzitäten vorhanden sind. Jedenfalls bedeutet es, keine frische Nahrung, denn diese vergammelt.

Gespräche zwischen Barnier und Raab wurden heute wiederaufgenommen und sollen jetzt ununterbrochen fortgeführt werden; allerdings gibt es weiterhin keinen Lösungsansatz für Nordirland, hieran könnte es scheitern. Bis spätestens Anfang November müsste ggf. ein Deal stehen.

https://www.theguardian.com/politics/2018/aug/21/uk-and-eu-to-enter-continuous-talks-to-resolve-brexit-deadlock

Anaximander schrieb:Jedenfalls bedeutet es, keine frische Nahrung, denn diese vergammelt.

Dafür haben sie doch immer noch ihren berühmt und berüchtigten SPAM.

@sharp_spence

Bei dem vielen Natriumnitrat hält sich das ewig.

Es gibt aber sowieso genug Personen im UK, die sich keine frische Nahrung (Obst/Gemüse) leisten können und sich von Fertigprodukten ernähren. Deren Zusammensetzung wird dann zwar auch "adäquat" sein, aber man wird den Unterschied nicht so merken.

und diese Personen haben dann auch mit deutlich größerer Wahrscheinlichkeit für den Brexit gestimmt.

Nur noch 18% der Briten sind der Meinung, dass die Brexit-Verhandlungen einen zufriedenstellenden Ausgang nehmen werden, 60% glauben nicht mehr daran. Im Dezember vergangenen Jahres waren beide Lager noch fast gleichauf.

https://interactive.guim.co.uk/charts/embed/aug/2018-08-21T15:32:14/embed.html

In der Süddeutschen Zeitung erscheint ein Interview mit dem Londoner Politologen Alexander Clarkson. Er glaubt nicht mehr an einen Deal, vor allem wegen der Handlungsunfähigkeit der britischen Regierung. Die Folgen hält er für dramatisch, bis hin zu einem möglichen Auseinanderbrechen des UK.


https://www.sueddeutsche.de/politik/interview-am-morgen-brexit-grossbritannien-ist-in-einer-sehr-schwachen-lage-1.4094244

Klar, das ist absehbar, in Nordirland ist das Referndum durch das Karfreitagsabkommen garantiert, und das ist ja wohl auch der Plan der EU, auf diese Weise bleibt Irland der Absturz erspart (zumindest auf mittlere Sicht). Schottland wird man dann auch nicht daran hindern können, ein Referendum abzuhalten. Der Brexit war eine demokratische Entscheidung, also muss man auch den Regionen diese demokratischen Entscheidungen lassen. Die EU wird Schottland dann auch willkommen heißen.

Die britische Regierung hat gerade eben die ersten papers zur Vorbereitung für einen no deal Brexit veröffentlicht, die meisten Felder sind allerdings noch frei, werden also noch nachgereicht:

https://www.gov.uk/government/collections/how-to-prepare-if-the-uk-leaves-the-eu-with-no-deal

Das Paper ist ja ganz nett. Haben sie auch die Leute, die das alles umsetzen können in der kurzen Zeit?

Im Kern sind es wohl überwiegend Aufforderungen, sich mit Firmen in Kontakt zu setzen, die sich damit auskennen.

Könnte ne regelrechte Branchenkonjunktur geben:
Firmen, die sich damit auskennen,
und Anwälte.
:D

Die Betriebe in Nordirland sollen in Dublin anfragen, was nach dem Brexit passiert:

In what is being seen as a deliberate attempt to put pressure on Ireland’s prime minister, Leo Varadkar, the UK government has recommended that businesses trading across the border “should consider whether you will need advice from the Irish government about preparations you need to make”.

In technical notices published on Thursday designed to help firms make specific plans for a breakdown in Brexit talks, the government said it was committed to “act in the best interests of the people of Northern Ireland”.

https://www.theguardian.com/politics/2018/aug/23/madness-northern-ireland-firms-on-ask-dublin-brexit-advice

"committed to" heißt: vergesst es!

Labour hält sich die Möglichkeit eines zweiten Referendums ausdrücklich offen - sollte die Brexit Vereinbarung bzw. keine Vereinbarung vom Parlament abgelehnt werden.

https://www.theguardian.com/politics/2018/aug/23/new-brexit-referendum-should-remain-on-the-table-says-labour

MMn ist es absolut möglich, dass das Parlament mit einem no deal Brexit nicht einverstanden ist, es könnte sicherlich auch auf Seiten der Tories Abweichler geben.

Wird der Brexit doch noch gestoppt?

Die Regierung kann natürlich jetzt nicht sagen, dass dies eine Möglichkeit ist, denn - so die Denkweise - dies würde die Verhandlungsposition schwächen.

Wenn es UK wirklich extrem schaden würde, ist dann nicht die Regierung verpflichtet, den Brexit zu canceln?

Bei uns muss die Regierung ja schwören, Schaden vom Deutschen Volke abzuwenden.

Die können doch nicht den Laden dort sehenden Auges an die Wand fahren.

Der Brexit wird vom "Spiegel" als apokalyptisches Ereignis beschrieben

Briten blicken in den Brexit-Abgrund

Der freie Warenverkehr mit der EU könnte zum Erliegen kommen. Britische Wirtschaftsvertreter fürchten in diesem Fall Lkw-Staus vor den britischen Häfen am Ärmelkanal, die Dutzende Kilometer ins Landesinnere reichen, sowie Engpässe bei der Lebensmittelversorgung

:D
Wie ist das eigentlich mit der Schweiz? Wie funktioniert da der Warenverkehr?

Für EU-Subventionen an britische Unternehmen, die über Nacht verschwänden, will London einspringen. Die Staatsbeihilfe-Regeln der EU sollen dazu in britisches Recht überführt werden.

Die Nuklearapokalypse:

Für EU-Subventionen an britische Unternehmen, die über Nacht verschwänden, will London einspringen. Die Staatsbeihilfe-Regeln der EU sollen dazu in britisches Recht überführt werden.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/brexit-grossbritannien-legt-dokumente-zu-brexit-ohne-abkommen-vor-a-1224609.html