Anschlag mit LKW auf Berliner Weihnachtsmarkt

Noch am gleichen Abend wurde ein Polizist befragt, der anscheinend am Weihnachtsmarkt patrouillierte und der von Absicht sprach, also kein Unfall. Genauso äußerten sich Augenzeugen z.B. gegenüber der BBC. Und dann der erschossene polnische Fahrer. Passt alles nicht zu einem Unfall.

Weitere Infos aus dem Reppublica Artikel:

http://www.repubblica.it/cronaca/2016/12/28/news/amri_da_berlino_a_milano_via_olanda_il_giro_d_europa_del_killer_in_fuga-154970271/?ref=HREC1-2

Die gefundene SIM Karte wurde anscheinend nie genutzt.

AA war am 22.12 gegen Mittag im Bahnhof Lyon Part-Dieu. Dort hat er bar ein Ticket für den TGV von Chambery nach Mailand Porta Garibalid für 70 Euro gekauft. Von Lyon hat er aber für 10 Euro den Bus nach Chambery genommen. Dort ist er um 17:44 in den TGV eingestiegen, aber anscheinend nach dem ersten Halt wieder raus und stattdessen in Regionalzüge. Über Bardonecchia an der französischen Grenze kam er dann in Turin um 19:13 an, und hielt sich anderthalb Studen dort auf. Um 0:58 wurde er dann am Mailänder Bahnhof von einer Überwachungskamer gesehen, um 2:15 war er am Piazza Argentina, einen Kilometer enfernt, um den Nachtbus zu nehmen. Um 2:40 aus dem Bus ausgestiegen, um 3 Uhr am Bahnhof Sesto San Giovanno, der aber geschlossen war.

Gerade eben kommt auf web.de (Archiv-Version vom 29.12.2016) die Meldung,

...ein automatisches Unfallwarnsystem [habe] den Lkw gestoppt, bevor bei dem Terroranschlag in Berlin noch mehr Menschen getötet wurden.

Da war es also "gut", dass sich der Attentäter einen modernen, einfach zu fahrenden LKW ausgesucht hat, und die Technik hat einige Menschenleben gerettet.

@Mr.Stielz

Dann hat dieses Warnsystem aber Macken... wenn ich an die Opferzahl denke.

Jein,

es hängt davon ab, was man erwartet. So wie ich das verstehe, handelt es sich um eine Art Notbremsassistent, der erst bei einem Aufprall eingreift. Von der technischen Komplexität und vom Preis vielleicht vergleichbar mit einem Airbag-Sensor. Diese Technik kann Unfälle nicht verhindern, aber Unfallfolgen deutlich mildern. In erster Linie wird dieser Assistent wohl für übermüdete und unaufmerksame Fahrer gedacht sein, also z.B. für Auffahrunfälle mit kleiner Relativgeschwindigkeit oder ein Entlangschrammen an der Leitplanke.
Perfekten Schutz vor Terroranschlägen kann man von so einem System aber nicht erwarten, und vom selbstfahrenden LKW sind wir noch ein gutes Stück entfernt.

Hatte der Scania vielleicht auch Airbags?
Sieht dann der Fahrer noch etwas?

Vielen Dank für die Info, @Zz-Jones. Sehr verwundert hat mich, wie man den

Fall[e] eines nicht mehr aktionsfähigen Fahrers

erkennen kann. Das würde mich wirklich interessieren. Da das Einfahren auf den Weihnachtsmarkt wohl nicht vorhersehbar war, hat vielleicht wirklich die Multikollisionsbremse reagiert und Schlimmeres verhindert.

@Mr.Stielz
So ein System arbeitet mit Kameras die den Abstand zum Objekt mit der gefahrenen Geschwindigkeit vergleicht, ebenso den Lenkeinschlag und die Bewegung des anderen Objektes berechnet. Wenn dann nicht reagiert wird nach einem Warton wird ein Bremseingriff vorgenommen. Einfach mal bei Scania.com nachlesen.
Mercedes. de erklärt Notbremsassistenten auch ganz gut.

@Mr.Stielz

Scania’s Advanced Emergency Braking (AEB) system uses long-distance radar technology and a forward-facing camera to alert drivers to potential collision dangers.

https://www.scania.com/group/en/reduced-collision-risk-thanks-to-scania-aeb-braking-system/ (Archiv-Version vom 29.12.2016)

Das Notbremssystem hätte aber vorher eingreifen müssen. Lkw Fahrer stellen das System oft aus weil sie ansonsten schlecht überholen können, zum Überholen fährt der Fahrer oft auf einen anderen Lkw dicht auf, das ist mit dem System aber nicht möglich weil das Fahrzeug abbremst. Hat mittlerweile jeder neuere LKW und Pkw.

@thomas74
@Zz-Jones
Der "normale" Bremsassistent ist mir einigermaßen klar, aber der Link von Scania erklärt meine Frage ganz gut:

In situations where a truck’s speed exceeds 14 km/h and an obstruction is perceived in its path, the system assesses whether the driver is in control. It does this by examining whether the brake or accelerator is activated. A typical situation where this might happen is when a truck approaches a car which is indicating a right turn just before a motorway exit.

Ein bewusstloser Fahrer lässt sich auf diese Weise wahrscheinlich gut erkennen. Wenn aber ein Terrorist den Fuß bewusst auf dem Gaspedal hat, dann hilft das leider nichts. Und vor der automatischen Vollbremsung gibt es erst noch eine Warnung.

While Scania’s AEB system is based around the latest technology, it’s crucial that drivers are still able to use their own judgement and take control of the vehicle as required. Drivers can ignore warnings about imminent collisions with either stationary or moving objects for three seconds by depressing the accelerator to kickdown mode.

An sich eine vernünftige Sache, aber gegen Böswilligkeit ist Technik ein Stück weit machtlos.

@Mr.Stielz

https://practicalmotoring.com.au/car-news/scania-trucks-run-autonomous-emergency-braking/

AEB integrates the radar and camera functions of both systems to “provide autonomous emergency braking warning and intervention, to prevent two moving vehicles colliding, or the Scania truck running into stationary traffic”.

Diese Systeme sind für vorausfahrende FAHRZEUGE konzipiert.
Sie erkennen FAHRZEUGE die im Weg sind.
Und SOLLEN verhindern daß schwere Unfälle mit anderen FAHRZEUGEN stattfinden.

Bei Top Gear wurden PKW Assis mal angespielt und Fußgängerpuppen hatten da keinen Spaß.

Was man sich von solchen Systemen verspricht und was in der Praxis fehlerfrei funktioniert...
Radarsysteme Kameras oder andere optische Systeme können und werden immer mal fehlinterpretieren.

Äääh, also ich denke, solche Fahrassistenten wurden konzipiert um Unfälle zu vermeiden und nicht um Anschläge zu verhindern.
Deswegen hat dieser Assistent wohl auch nicht zu 100% das Attentat verhindern können.

Das irritiert mich doch ein bisschen. Sollte das System eigenständig gebremst haben, sollten doch Bremsspuren sichtbar sein?

@vincent
Wieso Bremsspuren......schon mal was von ABS gehört. ....das haben LKW und Aufliegen auch schon seit Jahrzehnten. ....

@querdenkerSZ
Ja, und? Wieso sollten wegen dem ABS keine Bremsspuren sichtbar sein?

@vincent

Das kommt auf die Art des Bremsvorgangs an. Wenn man ne Vollbremsung hinlegt, dann gibt es Bremsspuren. Wenn das Sysem aber nicht voll bremst, sondern moderat, dann gibts eben keine Bremsspuren.

@davros2.0
Schon klar, aber ein Notfallbremssystem, das nur moderat bremst?

@vincent

Ja, eine Vollbremsung birgt das Risiko eines unkontrollierten Schleuderns, besonders bei Lastkraftwagen mit Frachtgut. Daher denke ich nicht, dass so ein System gleich voll in die Eisen geht.

Ein ABS verhindert das Blockieren des Rades.
1. Die optimale Bremswirkung liegt unmittelbar vor dem Blockieren, also beim gerade noch drehenden Rad.
2. Nur ein rollendes Rad bleibt lenkbar.

Wenn man das Kürzel ausschreibt erkennt man es auch am Namen.

Kein Blockieren....keine Bremsspur.