Stereotype Karnevalkostüme - Diskriminierung oder harmloser Spaß?

Fierna schrieb:Du würdest also bspw verneinen, dass wir in einer "demokratischen Gesellschaft" leben

Nein, das verneine ich nicht. Unsere Verfassung gilt ja immerhin für alle. Merkst aber selber, dass das Beispiel nicht so gut ist, oder? Ich liefere gerne ein paar.

Und die Interpretation ist auch nicht eigenartig, sondern ganz logisch.

Wenn "rassistische Gesellschaft" bedeutet, dass ja nicht jeder ein Rassist ist, könnte ich auch sagen, dass wir in einer "schwarzen Gesellschaft" leben. Die Aussage würde aber nich zutreffen. Ebenso würde ich nicht die Aussage, dass wir in einer "weißen" Gesellschaft leben, gutheißen. Wie wäre es mit "wir leben in einer multikulturellen Geselschafft"?

Aber es gibt auch weichere Begriffe, die man wählen kann, ohne dass eine absolute Aussage getroffen wird. "Mitteleuropäisch-geprägte Gesellschaft", "es gibt rassistische Strömungen in der Gesellschaft" oder "wir leben in einer Gesellschaft in der manche Individuen Nachteile aufgrund ihrer Herkunft erleben".

Ich weiß, du wirst es wieder Wortklauberei nennen, aber wenn die Logik die Bedeutung verändert, muss das auch mal gesagt werden. Auch wenn es nicht in das übliche Bild der Rhethorik passt.

Fierna schrieb:Ja, man ordnet die Leute anhand ihres Aussehens irgendeinem "Ausland" zu.

wird dir in Afrika, Asien , Lateeinamerika......genauso ergehen.
und?
es zeigt, wie Menschen ticken.
Wenn ich zB ein Edelweis oder einen Enzian kaufe im örtlcihe Gartencenter ruft das automatisch die Assoziation "Alpen/Berge" hervor. An Strand und Südsee denk ich da keinen Augenblick.
OBWOHL auch dort könnten in Gärten Enziane und Edelweiß blühen.

Bei Lamas und Alpackas denke ich auch nur bedingt an meinen Nachbarn, der hatte zwar mal 2 im Garten und sit mit denen auch raus in die Natur gelaufen -- aber eigentl assoziiere ich Lamas mit Südamerika.

ANMERKUNG: die Beispiele bitte nicht 1:1 auf Menschen übertragen!! sie zeigen lediglich fernab von Rassismus und Stereotypisierung, dass Menschen in Kategorien denken.
es sei denn, sie leiden unter fortgeschrittener Demenz, dann verliert sich irgendwann das Denken in Kategorien

Das Denken in Kategorien macht das Leben einfach, weil man nicht so viel denken muss. Der Einfache hat's halt gern einfach.

Atrox schrieb:Nein, das verneine ich nicht. Unsere Verfassung gilt ja immerhin für alle. Merkst aber selber, dass das Beispiel nicht so gut ist, oder? Ich liefere gerne ein paar.

Also ist die Gesetzeslage für dich da Anlass "absolute Aussagen" zu treffen.
Dass auch in einer "Gesellschaft" in der bspw rassistische Gesetze herrschen nicht jedes Individum Rassist ist, scheint dann plötzlich nämlich egal, was nat im Widerspruch zu folgender Aussage steht:

Atrox schrieb:Wenn "rassistische Gesellschaft" bedeutet, dass ja nicht jeder ein Rassist ist, könnte ich auch sagen, dass wir in einer "schwarzen Gesellschaft" leben.

Konträre Gedanken und Logik suche ich da verzweifelt.


Hier also deiner Meinung nach zutreffend oder eher nicht?

In Brasilien schlug sie sich unter anderem in der Politik des branqueamento nieder, mit der die „weißen“ Brasilianer die „brasilianische Rasse“ verbessern und durch Zumischung von mit Hilfe von europäischen Einwanderern importierten „weißen Blutes“ das „schwarze Element“ in der brasilianischen Bevölkerung bis zum Jahre 2012 zum Verschwinden bringen wollten. Brasilien gilt auch als extremes Beispiel für die „soziale Konstruktion“ von Rasse, wo eine direkte Zuweisung von Hautfarbe und sozialem Erfolg (bis heute) der Fall ist und sich bei einer Person der soziale Aufstieg auch in der Einordnung in eine „weißere“ Farbklasse widerspiegelt.[90]

Wikipedia: Rassismus

@lawine

Ich lebe da aber nicht und hab dadurch auch ganz überwiegend keine Nachteile, wenn es denn so ist.

Fierna schrieb:Dass auch in einer "Gesellschaft" in der bspw rassistische Gesetze herrschen nicht jedes Individum Rassist ist, scheint dann plötzlich nämlich egal

Also möchtest du mich zu der Aussage bewegen, dass wir nicht in einer demokratischen Gesellschaft leben? Immerhin gibt es gesellschaftlich ja doch Leute die "gleicher" sind als andere. Joa, vielleicht kann ein Staat demokratisch sein, eine Gesellschaft aber nicht. Ich werde darüber nachdenken.

Fierna schrieb:Konträre Gedanken und Logik suche ich da verzweifelt.

Dann kann ich dir auch nicht helfen. Ich habe jetzt mehrmals gesagt, dass ich Aussagen wie "rassistische Gesellschaft" oder alternativ "rassistische Deutsche" oder "überpriviligerte Weiße" ablehne. Wenn man staatliche Gesetze hernimmt, die für alle gelten, ja, dann kann man schon absolute Aussagen treffen. Aber mit Bezug auf wen? Auf die Gesellschaft oder mit Bezug auf den Staat? Das darfst du für dich entscheiden, so wie ich das auch für mich entscheide.

Fierna schrieb:Hier also deiner Meinung nach zutreffend oder eher nicht?

Was soll ich dazu sagen? Brasilien ist eine rassistische Gesellschaft, weil es rassistische Politiker gibt?

Die Diskussion ist mittlerweile auch ziemlich ab vom Thema. Deswegen fasse ich meine Aussagen nochmal kurz und prägnant zusammen und belasse es dann dabei:

Menschen in Kategorien einzuteilen ist immer scheiße. Unabhängig von der Herkunft.

Atrox schrieb:Menschen in Kategorien einzuteilen ist immer scheiße. Unabhängig von der Herkunft.

Ja, nur sollte man zwischen denen unterscheiden, die diese Einteilung vornehmen und zwischen denen, die das dann lediglich benennen.
Das sind nämlich nicht dieselben Menschen.

Atrox schrieb:Doch, genau das tut @Tussinelda offensichtlich.

nein, genau das tue ich offensichtlich nicht.

Und Menschen WERDEN in Kategorien eingeteilt, immer und überall. Es ist höchst lächerlich, das zu leugnen oder zu behaupten, man täte es nicht.

Natürlich neigt man dazu, Menschen zu kategorisieren - die Frage ist jedoch, was daraus für mich und sie folgt.

@Doors

auch @Fierna und @Tussinelda

in Kategorien zu denken, ist ein völlig normales menschliches Verhalten. (ich arbeite mit dementen Menschen und es ist schrecklich mitanzusehen, wie Menschen in folge krankhafter prozesse, in ihrem Kategorie-denken eingschränkt werden.

Kategorisieren ist ein ganz normaler Prozess. Bei einem Erstkontakt mit einem Menschen eine personale Zuordnung vorzunehmen ist normal (alt, jung, groß, klein, weiblich, männlich, europäisches Aussehen, asiatisches Aussehen... )

die Frage ist nur:

sind die "Schubladen " in des Betrachters Hirn für die jeweiligen Kategorien (alt, jung, groß, klein, weiblich, männlich, europäisches Aussehen, asiatisches Aussehen.....) positiv oder negativ besetzt.
das ist der Knackpunkt, da kann und muss man ansetzen.


Wenn die „Schublade“ bereits mit Vorurteilen gefüllt ist, wird es schwierig bis unmöglcih, die Person so kennen zulernen, wie sie wirklich ist.
sind die Vorurteile negativer Art , wird die PErson negativ überzeichnet wahrgenommen
sind die Vorurteile positiver Art, wird die Person positiv überzeichnet wahrgenommen

die Aufgabe der sich jede/r stellen sollte:

welche Vorverurteilungen hat er/sie in deine Kategorieschubfächer fest eingebaut??

Tussinelda schrieb:Menschen WERDEN in Kategorien eingeteilt, immer und überall

genau.
daher ja auch die Stereotype

Tussinelda schrieb:Und Menschen WERDEN in Kategorien eingeteilt, immer und überall.

Fierna schrieb:Ja, nur sollte man zwischen denen unterscheiden, die diese Einteilung vornehmen und zwischen denen, die das dann lediglich benennen.
Das sind nämlich nicht dieselben Menschen

Ja was denn nun? Kategorisiert jeder oder nur manche? Kategorisiert man nur nach der Herkunft? Gibt es auch noch andere Kategorien? Packt man eine ganze Gesellschaft in eine Kategorie?

@Atrox
Hier packt man doch auch einfach jeden weißen Menschen in die Kategorie privilegiert zu sein. Muss man sich als weißer Mensch irgendwann auch diskriminiert vorkommen, weil man weiß ist und deshalb kein Anrecht auf gleiche Rechte hat - weil man ja eh privilegiert wird.

@Atrox

Ich versuche es zu vermeiden, aber natürlich beurteile ich Menschen auf den ersten Blick nach dem Aussehen. Obwohl ich weiss, dass der erste Eindruck trügen kann. Wir alle haben unsere Klischees im Kopf - aber es kommt darauf an, zu wissen, dass es eben solche sind und diese eben trügerisch sind.

Nicht immer sind die Ersteindrücke umfassend.

Beeindruckt hat mich mal ein Treffen mit einem US-Amerikaner auf einem Cocktail-Empfang: "Hi, my name is Bill and I make 500.000 Dollars a year in advertising and of course I'm gay."
Ich war beeindruckt, wie der Knabe es schaffte, gleich bei der Vorstellung drei Dinge zu sagen, die einem Businessman hierzulande nicht mal im Vollsuff über die Lippen kämen: Vorname, Jahreseinkommen und sexuelle Präferenz. Meine Antwort erinnere ich nicht mehr. "Hmglblbm" vielleicht.

Es kommt aber daraus an, was ich aus den gegebenen Informationen mache und wie ich reagiere:

Dunkle Haut? Baseballschläger raus!
Er sagt, er sei Jude? Wo ist mein Zyklon B?
Keine Haare auf'm Kopp? Nazisau!

@lawine
ich weiß, Du hattest es auch schon verlinkt, ist aber keine neue Erkenntnis. Ich schrieb es gerade. Aber positive sowie negative Vorurteile führen eben zum gleichen Problem. Man pauschalisiert. Außer natürlich, man nimmt die Vorurteile nur dazu, um erst einmal, quasi vorübergehend eine Orientierung zu haben, auf die man sich nicht festlegt, die es aber anfänglich erleichtert sich theoretisch zurecht zu finden. Wer aber nach der Bestätigung seines Vorurteils sucht und auch nur sieht, was dieses bestätigt und den Menschen nicht als Ganzes, als Person, als Individuum mit ganz vielen wunderbaren und störenden Eigenheiten, Gefühlen, Erfahrungen, Meinungen etc sieht, der sorgt dafür, dass man Menschen Unrecht tut und sie verletzt. Wer allerdings ein Vorurteil einfach nur ohne Wertung als "grobe Schublade" benutzt, dann alles, was er sonst noch erfährt dazu nimmt, der wird sicher auch sein Vorurteil bestätigt finden, aber eben nur in manchen Punkten, manche Menschen betreffend. Man sollte also nicht aus einem Vorurteil heraus eine Aussage treffen, die Menschen per se kategorisiert

@Atrox
jeder hat Vorurteile, mit ihnen richtig umgehen, das ist das Schwierige. Und davon schreibe ich die ganze Zeit, deshalb soll man reflektieren, Kritik auch mal annehmen und nicht wie Du, kategorisch ablehnen, weil Du der einzige Mensch auf der Welt bist, der nicht rassistisch denkt und handelt, keine Vorurteile hat (überspitzt ausgedrückt, Du hast Vorurteile mir gegenüber zum Beispiel)


@Eya
ja ja, genau, der Weisse Mensch ist diskriminiert, weil er privilegiert ist. Und deshalb hat er nicht die gleichen Rechte....aha, zeig doch mal auf bitte welche Rechte Du nicht hast?

@Tussinelda
Ich schrieb „irgendwann einmal“. Lesen hilft!

Eya schrieb:Hier packt man doch auch einfach jeden weißen Menschen in die Kategorie privilegiert zu sein

Als weisser, gesunder, heterosexueller westeuropäischer Mann bin ich einem Grossteil der Weltbevölkerung gegenüber priveligiert. Ich habe es mir nicht ausgesucht. Das ist nun mal so.

Eya schrieb:Ich schrieb „irgendwann einmal“. Lesen hilft!

ja wäre furchtbar, gell? Haben andere weniger Privilegierte schon durch, stell Dir vor

Lesen können ist auch hierzulande ein Privileg:

7,5 Millionen Deutsche sind funktionale Analphabeten!

http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2016-11/analphabetismus-deutschland-erwachsene-lesen-schreiben-studie

Tussinelda schrieb:überspitzt ausgedrückt, Du hast Vorurteile mir gegenüber zum Beispiel)

Hab ich das? Ich kenne dich nichtmal wirklich.

Atrox schrieb:Ja was denn nun? Kategorisiert jeder oder nur manche?

Wieso konfrontierst du mich denn nun nach deinem Vortrag über Individuen mit vermeintlichen Widersprüchen meiner Aussagen zu Aussagen von @Tussinelda ?