Stereotype Karnevalkostüme - Diskriminierung oder harmloser Spaß?

Frau.N.Zimmer schrieb:Weil es mir auffällt, dass wenns dumm läuft, immer der Jude als Totschlagargument herhalten muss. Gegen jeden " Neger" gegen jeden "Indianer" wird der Jude in die Waagschale geworfen.
Scheinbar macht man da doch Unterschiede. Der Jude kanns ja aushalten, der ist das hier schon gewöhnt, oder wie?

Wo läuft was dumm? Dass ein ganzer Verein sich als schwarze "Wilde" verkleidet und jemand das lustig findet ist ein Beweis, dass es nicht rassistisch ist? Merkwürdige Logik, die ich deutlich zu machen versuchte: ich vergleiche die Ablehnung gegenüber antisemitischen Stereotypen mit der mangelnden Ablehnung gegenüber rassistischen Stereotypen, um deutlich zu machen, dass man sehr wohl die Diskriminierung und Grenzen des Humors wahrnehmen könnte, wenn man wollte.

In England, wo bekanntlich der Humor noch viel schwärzer ist als bei uns (oder ist das auch ein Klischee?) gab es einen Skandal, als Prinz Harry eine Nazi-Uniform als Verkleidung trug. Schwarzer Humor hat offensichtlich auch seine Grenzen.

Frau.N.Zimmer schrieb:Das ist deine Intention? Sorry, das nehme ich dir nicht ab.

Wo steht denn was anderes?

@FF
Also keine Antwort

FF schrieb:So wie über die weitgehende Ausrottung einiger "Indianer" Stämme und die Gemetzel in Afrika, die auch aufgrund solcher Stereotype geschah.

Welches Stereotyp führte zur Ausrottung der Indianer?

@Durchfall
Ok, also doch Kindergarten:
Die (weißen) Einwanderer betrachteten die Ur-Amerikaner als "Wilde", die ihrer überlegenen Zivilisation zu weichen hätten. In Kriegen, Gemetzeln, durch Vertreibung und Umsiedelung in Gegenden, in denen weder Landwirtschaft noch Jagd ausreichend Nahrung liefern konnten, kam es außerdem zu Hungersnöten.
Hätte man die Indianer als gleichwertige Menschen respektiert, hätte man nicht jeden einzelnen (!)Vertrag, der mit ihnen geschlossen wurde, gebrochen. Man hätte sie nicht wie Vieh in Reservaten zusammengetrieben und ihnen die Lebensgrundlage entzogen, ihre heiligen Stätten okkupiert und entweiht, sie zwangsweise "christianisiert" und dann trotzdem vertrieben, ihnendie Bürgerrechte verweigert u.s.w..

Genügt das erstmal, oder braucht es noch ein paar Details?

FF schrieb:Stünde nicht "jüdisch" dran, würdet ihr es nicht als solches erkennen.

Nun ja, sie rufen nicht „Helau“ sondern „Shalom“. Das hat im Prinzip so gut wie jeder kapiert.

FF schrieb:Du bestimmst also auch, ob sich jemand diskriminiert fühlen darf?
Oder ob andere das berücksichtigen möchten?

Ob sich jemand diskriminiert fühlt, entscheide jeder für sich selbst. Ob ich es lustig finde, wenn er sich diskriminiert fühlt, entscheide aber immer noch ich.

Was andere berücksichtigen möchten, ist mir dahingehend egal.

Zu deiner Frage hinsichtlich des "geldgeilen Jude", ja schon fände ich lustig.
Da muss ich glatt nochmal Borat anmachen.

Aber schön zu sehen, dass jemand von der jüdischen Gemeinde rumläuft wie der kleine Muck.

FF schrieb:Genügt das erstmal, oder braucht es noch ein paar Details?

Und was kann jetzt Winnetou dafür? Oder ein Kind dass sich so verkleidet?
Ich meine inwiefern ist Winnetou schuld an dem Ausrottung der Indianer...

@Durchfall

Der weiße Mann ist daran schuld. Und wenn du zufällig auch als weißer Mann geboren wurdest, bist du halt zufällig mit schuldig. Diskriminierung liegt in der Natur des weißen Mannes.

So versteh ich es zumindest

Atrox schrieb:Der weiße Mann ist daran schuld. Und wenn du zufällig auch als weißer Mann geboren wurdest, bist du halt zufällig mit schuldig. Diskriminierung liegt in der Natur des weißen Mannes.

Sofern es Ironie ist, köstlich. Sollte es ernst gemeint sein, fehlt mir hier die sonst üblich gespielte Betroffenenheit.

@capspauldin

Um Gottes Willen :D Ich trage die Verantwortung für das, was ich tue und für nichts anderes.

FF schrieb:Ok, also doch Kindergarten:
Die (weißen) Einwanderer betrachteten die Ur-Amerikaner als "Wilde", die ihrer überlegenen Zivilisation zu weichen hätten.

Du vergisst leider die ähnlich gravierende Dezimierung durch Krankheit. Die wurde im Grunde auch von den spanischen Conquistadores („dem weißen Mann“) verursacht, aber nicht absichtlich.
Es sei denn Du meinst nur die Nordamerikanischen Indianerstämme.

Durchfall schrieb:inwiefern ist Winnetou schuld an dem Ausrottung der Indianer...

Winnetou ist angeblich für jeden Leser als Fantasyliteratur erkennbar und ist darum vom Vorwurf des (auch positiven) Rassismus und der Stereotypisierung freigesprochen.

@AlteTante
wer sagt das?

So hatte ich das verstanden, als Antwort auf meine Frage, ob "Winnetou" nicht positiver Rassismus ist.

@AlteTante
das war die Antwort, der erste Teil bezog sich darauf, ob es Fantasy sei, der zweite Teil darauf, ob es nicht positiver Rassismus sei.

Tussinelda schrieb am 24.02.2018:nee, es ist Fiction und positiver Rassismus ist auch nur Rassismus, das hatten wir ja schon.

wie Du das jetzt so zusammenfasst ist mir, gelinde gesagt, ein Rätsel

AlteTante schrieb:Winnetou ist angeblich für jeden Leser als Fantasyliteratur erkennbar und ist darum vom Vorwurf des (auch positiven) Rassismus und der Stereotypisierung freigesprochen.

@Tussinelda
Dann klär mich auf: Ist "Winnetou" Fantasy oder positiver Rassismus?
Für Fantasy fehlen doch eindeutige Kriterien wie Drachen oder andere Fabelwesen.

Durchfall schrieb:Und was kann jetzt Winnetou dafür? Oder ein Kind dass sich so verkleidet?
Ich meine inwiefern ist Winnetou schuld an dem Ausrottung der Indianer...

Mehr als erklären kann man es nicht. Wenn Du nicht bereit bist, über die gestellten Fragen, warum man gegenüber der einen Gruppe Rücksicht nimmt, nicht aber gegenüber der anderen, macht die weitere Diskussion noch weniger Sinn, als sie auf dem Kindergartenniveau überhaupt macht.

Atrox schrieb:Der weiße Mann ist daran schuld. Und wenn du zufällig auch als weißer Mann geboren wurdest, bist du halt zufällig mit schuldig. Diskriminierung liegt in der Natur des weißen Mannes.

Unfug.

Atrox schrieb:So versteh ich es zumindest

Ja, wenn man partout nicht darüber nachdenken möchte, kann man es auf solche Aussagen, die niemand gemacht hat, reduzieren.

Chefheizer schrieb:Du vergisst leider die ähnlich gravierende Dezimierung durch Krankheit. Die wurde im Grunde auch von den spanischen Conquistadores („dem weißen Mann“) verursacht, aber nicht absichtlich.

Und das macht den Völkermord und die Versklavung der Eingeborenen in Südamerika jetzt in wie fern weniger übel? Oder hat das die Haltung der Eroberer, dass man es mit minderwertigen Menschen zu tun habe, geändert?

„Mit welchem Recht und welcher Gerechtigkeit haltet ihr diese Indios in einer so grausamen und schrecklichen Knechtschaft? Mit welcher Befugnis habt ihr diese Völker blutig bekriegt, die ruhig und friedlich in ihren Ländern lebten, habt sie in ungezählter Menge gemartert und gemordet? Ihr unterdrückt sie und plagt sie, ohne ihnen zu essen zu geben und sie in ihren Krankheiten zu heilen, die über sie kommen durch die maßlose Arbeit, die ihr ihnen auferlegt, und sie sterben – oder besser gesagt: ihr tötet sie, um Tag für Tag Gold zu gewinnen.“

Wikipedia: Bartolomé de Las Casas

Chefheizer schrieb:Es sei denn Du meinst nur die Nordamerikanischen Indianerstämme.

Die meinte ich eigentlich, denn die sind mit dem Stereotyp ja gemeint.
Macht aber keinen Unterschied, denn auch die starben obendrein an eingeschleppten Krankheiten. Trotzdem ist ihre Vertreibung und beinahe Ausrottung die Folge davon, dass man sie stereotyp als minderwertige Menschen, "Wilde" und Feinde betrachtete, auch wenn man ihnen etwas mehr Würde als Afrikanern zugestand.
Rassistischwurden sie auch dann noch als minderwertige, rechtlose Menschen betrachtet, dass sie auch, wenn sie sich zu assimilieren versuchten, trotz aller Verträge vertrieben wurden.
Wikipedia: Cherokee

FF schrieb:Und das macht den Völkermord und die Versklavung der Eingeborenen in Südamerika jetzt in wie fern weniger übel? Oder hat das die Haltung der Eroberer, dass man es mit minderwertigen Menschen zu tun habe, geändert?

Das hast du jetzt eingebracht.
Mir geht’s um die stark vereinfachenden Bezeichnungen „die Indianer“ und „der weiße Mann“, da diese Materie deutlich komplexer ist.
Ich halte die Beschreibung für unzureichend.
Es gab entwickelte Vielvölkerstaaten im prä-kolumbianischen Amerika, nicht nur den einen indianischen Archetyp von dem Du hier sprichst.

Wenn Du die Haltung der damaligen Eroberer ansprichst und die Indianer aber gleichzeitig als simplen Archetyp bezeichnest sprichst du den betreffenden Kulturen ja auch etwas ab, nämlich ihre Individualität.

FF schrieb:Ja, wenn man partout nicht darüber nachdenken möchte, kann man es auf solche Aussagen, die niemand gemacht hat, reduzieren

Dieses von oben herab-diskutieren macht Spaß, oder?

Ich denke so wenig darüber nach, dass ich mich sogar in das Thema einlese:

„In der Kritischen Weißseinsforschung wird weiterhin angenommen, dass an „Weißsein“ Privilegien und rassistische Denkmuster gebunden sind“

Ursula Wachendorfer: Weiß-Sein in Deutschland. Zur Unsichtbarkeit einer herrschenden Normalität. In: Susan Arndt, AfrikaBilder a. a. O., S. 88


Wikipedia: Weißsein

Chefheizer schrieb:Das hast du jetzt eingebracht.
Mir geht’s um die stark vereinfachenden Bezeichnungen „die Indianer“ und „der weiße Mann“, da diese Materie deutlich komplexer ist.
Ich halte die Beschreibung für unzureichend.
Es gab entwickelte Vielvölkerstaaten im prä-kolumbianischen Amerika, nicht nur den einen indianischen Archetyp von dem Du hier sprichst.

Wenn Du die Haltung der damaligen Eroberer ansprichst und die Indianer aber gleichzeitig als simplen Archetyp bezeichnest sprichst du den betreffenden Kulturen ja auch etwas ab, nämlich ihre Individualität.

Nicht ich spreche den amerikanischen Ureinwohnern ihre Individualität ab, wenn ich schreibe, dass ihnen die Individualität abgesprochen wurde, indem man sie stereotyp als minderwertige Menschen betrachtete. Ich bezichtige allerdings die Eroberer und Siedler als Kollektiv, in ganz Amerika ähnlich rigoros und rücksichtslos gegen die Ureinwohner vorgegangen zu sein oder zumindest nichts wirksames dagegen unternommen zu haben.

Atrox schrieb:„In der Kritischen Weißseinsforschung wird weiterhin angenommen, dass an „Weißsein“ Privilegien und rassistische Denkmuster gebunden sind“

Ja, und nun? Was ist Dein Diskussionsbeitrag dazu?