SPD

aero schrieb:Was wäre erst, wenn zwei politiker dort in berlin vor laufenden kameras einen politischen disput austragen, und der eine macht zum studiothema eine (wie das üblich und auch normal ist) aussage mit einem lateinischen zitat, der gegenüber nickt, und der zuschauer weis aber das der nickende "nur" mittlere reife hat ?

In deutschland wird nun mal alles sehr analytisch gesehen...

Na ja, schauen wir mal. Nehmen wir mal an, wir beide haben einen politischen Disput vor den Kameras. Es geht, sagen wir mal, um Rente, Lebensarbeitszeit usw. Ein hochbrisantes Thema.

Ich habe nun das "Glück," promoviert zu sein. Fein. Man darf mich "Herr Doktor" nennen. Ich habe sogar nicht nur einen akademischen Abschluss, ich bin praktizierender Jurist, sondern habe noch zwei ganz andere Studiengänge erfolgreich abgeschlossen, damals noch mit Diplom, heute würde man Master dazu sagen. Ich kann Latein, sogar recht gut, ich hätte also keine Probleme, meine Weisheit auf Latein zu verkünden. Wenn es sein muss, auch auf Alt-Griechisch. Ich kann meine Lieblingsphilosophen im Original zitieren, Cicero, Seneca, Plato, alles kein Problem. Kant sprach sogar Deutsch, zum Glück. Ich kann da also eine Handvoll Zitate von mir geben. Man würde vielleicht sogar merken, dass ich diese Leute verstanden habe.

Immerhin. Ich habe das Privileg gehabt, in Italien und England zu studieren, ich könnte also ein paar europäische Politiker in ihrer Muttersprache begrüssen (das kann Martin Schulz z.B. auch). Französisch kann ich auch ganz gut, sogar Hebräisch ist kein Problem. Damit könnte ich angeben, das bringt mir vielleicht ein paar Punkte irgendwo.

Und Du sitzt mir nun gegenüber. Soweit ich weiss, hast Du keinen Doktortitel sondern eine abgeschlossene Lehre. Du magst vielleicht kein Latein parat haben. Aber: wir sind ja auch nicht zusammengekommen, um über Cicero zu reden. Wir sollen was sagen zur Frage der Zukunft der Rente in Deutschland.

Wieso glaubst Du nun, dass ich automatisch besser dazu qualifiziert bin als Du? Wir sind ungefähr gleich alt. Du hast Lebenserfahrung, die z.B. auch Leben mit einer Behinderung einschliesst. Ich habe diese Erfahrung nicht machen müssen. Da hast Du zum Beispiel mir etwas voraus: Du kennst die Realität als Behinderter in Deutschland, ich kenne das nur mittelbar.

Ich glaube nicht, dass die Wähler mir nun den Vorzug geben sollten, weil ich einen Dr. vor meinem Namen herumtragen darf.

Ich habe mal eine Zeit lang in der Politik mitgemischt, vor vielen Jahren, ganz unten, in einem Gemeinderat. Und da sassen neben mir zwei Bauern, ein Lehrer, eine Krankenschwester, ein Schreinermeister usw. Und in vielen Dingen war ich froh, dass diese Leute da waren, denn sie wussten, worum es ging. Ich hatte keine Ahnung. Es ging um Kindergärten, wie man das damals noch nannte, um Umgehungsstrassen, um Steuern, um Milchquoten, um Neubaugebiete und sonstige Dinge, die das Leben der Menschen dort betrafen. Die geballte Lebenserfahrung der "Politiker," die war entscheidend dafür, dass wir gute Politik gemacht haben, die den Menschen dort etwas gebracht hat. Mein Doktortitel hat dort niemanden interessiert.

Beispiel: Die Dorfdurchfahrt sollte modernisiert werden, mit Bäumen, kleinen Parkbuchten, schön sollte es aussehen. Die Bauern fanden die Pläne auch nett, nur, mit den beladenen Erntewagen kamen sie durch die schöne aber viel engere Durchfahrt nicht mehr gefahrlos durch. Auch die Schneepflugfahrer äusserten ihre Bedenken. Der "Verkehrsexperte" aus der Landeshauptstadt, ein Ingenieur, der schaute nur mit grossen Augen. Daran hatte er nicht gedacht. Es sah doch so schön aus, was er sich vorgestellt hatte. Wir haben den Plan abgelehnt. Er hat einen neuen vorgelegt, den haben wir dann angenommen.

Ob nun kleine bayerische Alpengemeinde oder grosse Bundespolitik: gesunder Menschenverstand und Lebenserfahrung qualifizieren meiner Meinung nach Politiker. Nicht Titel oder Lateinkenntnisse.

Die SPD täte gut daran, mal wieder mit den Menschen, den sogenannten "kleinen Leuten" zu reden. Dann käme sie auch wieder auf einen grünen Zweig.

@Rick_Blaine

durchaus ein gutes Argument, vielleicht auch ein Grund warum Politiker ansichten und gefühlte oder erlebte Realität öfters auseinanderdriften.

Dieser leistungs- und demokratiefeindlichen Partei wünsche ich 0%. Sie wollen es nicht verstehen, sie können es auch nicht verstehen.
https://www.bz-berlin.de/berlin/kolumne/senat-verspricht-krankenkasse-fuer-menschen-die-anonym-bleiben
Die Berliner SPD Gesundheitssenatorin boxt den anonymen Krankenschein auch für normale Leistungen durch (sprich also nicht nur für Notfälle) - somit kann ein jeder nach Berlin fahren, sich den Schein anonym abholen und sich in Deutschland behandeln lassen.
Fragen bleiben:
- auch wenn man anonym ist, ist man automatisch mittellos? Wieso zahlen die nicht den Satz der zB GKV Freiwilligversicherten und zwar monatlich, auch wenn man nicht krank ist?
- warum zahlt ein normaler Bürger GKV Beiträge?
Diese idiotische Partei schafft eine zweite Parallelgesellschaft wo man sich absolut anonym bewegen darf und die Vorzüge des Sozialstaates genießt, aber nicht die Pflichten erbringen muss...und das in einem Bundesland der die größte Summe aus dem Länderfinanzausgleich entnimmt, ganze 4,4 Mrd.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/71763/umfrage/geber-und-empfaenger-beim-laenderfinanzausgleich/

Diese Partei (auch verstärkt im Bund den GrünInnen und Linke) spaltet die Gesellschaft. SPD darf man nicht wählen!

Rick_Blaine schrieb:Die SPD täte gut daran, mal wieder mit den Menschen, den sogenannten "kleinen Leuten" zu reden.

Also, bei mir dürfen die nicht auftauchen ;)

@Abahatschi
Tolle sache!
unser Nathan bedenkt nicht was das in der Praxis bedeuten könnte.
Anonym heißt ohne jedeweder Bedingungen und ohne Prüfung. Auch ohne Vermögensprüfung.

USA, Dialyse oder Krebs Aids behandlung OP ohne Versicherung: 500000$? 1000000$?
Flugticket nach Berlin erster Klasse und kostenlose anonyme Behandlung ohne Zuzahlung: 3000$
Mexico? Rest der Welt?

Nun KK sagte ja mal "vielleicht sind wir ein wenig zu schnell".... die Agenda scheint auch hier das Ausbluten der pösen Marktwirtschaft um das "System" zu zerstören, Berlin schafft es ja laufend massig Kapital zu "befreien".

the_unforgiven schrieb:Anonym heißt ohne jedeweder Bedingungen und ohne Prüfung. Auch ohne Vermögensprüfung.

Der Vorschlag ist auch noch aus vielen anderen Gründen schlecht durchdacht. Es stellt sich z.B. die Frage, was passiert, wenn jemand mit einer meldepflichtigen Krankheit auftaucht, oder wie man verhindern will, dass sich über diesen Weg Medikamente für den Schwarzmarkt beschafft werden, wie man verhindern will, dass sich Personen mehrfach bei verschiedenen Ärzten anonym vorstellen und mehrmals ein Rezept beziehen, wie man Abrechnungsbetrug seitens der Ärzte verhindern will und und und...

@bgeoweh
stimmt, bis hin zur Beerdigung... erst aufwändige Recherche und dann anonym und auf staatskosten.
Also das ganze ist genau der Geist von 2015 der hier wieder aus der Flasche rausdampft.
Immerhin hat man dann eine neue Branche wenn schon mit der Zigarettenfertigung die letzte Industrie dicht macht dort.

Immerhin löst man so auch das Problem der alternden RAF leute, die können nun ohne Probleme gegen impotenz und inkontinenz in Behandlung gehen.

Also ein Flugzeug oder AKW möchte ich von solchen Truppen mit DER weitsicht nicht planen oder sicherheitstechnsich analysieren lassen ;)

Immerhin muß jeder andere inzwischen ein Foto auf seiner Karte haben um auch wirklich sicher eindeutig identifiziert zu werden.

bgeoweh schrieb:Der Vorschlag ist auch noch aus vielen anderen Gründen schlecht durchdacht.

Das ist wohl so. Wie ich schon sagte (wahrscheinlich mal wieder zu kompliziert für Herrn und Hund), das ist eine sehr sozialromantische Idee und nicht gerade "realistisch". Die SPD kann aktuell eben nicht anders und das ist ihr Untergang. Entweder sie hechelt der CDU "realistisch" hinterher und verliert dabei ihr Profil oder sie stürmt halsbrecherisch voran und verliert dabei Kopf und Kragen.

Sie muss lernen, pragmatisch zu werden ohne "realistisch" zu werden. Auch wenn Schmidt Schnauze damals empfahl, wer Visionen hat müsse zum Arzt gehen, so gehören Visionen durchaus zur Politik. Aber sie müssen entweder auch verkaufbar sein oder ganz deutlich als "Visionen" gelabelt werden.

Orig.Nathan schrieb:Sie muss lernen, pragmatisch zu werden ohne "realistisch" zu werden.

aha, sie muss lernen zu Saufen ohne zu Urnieren..

Du findest das Paradox?

Orig.Nathan schrieb:Auch wenn Schmidt Schnauze damals empfahl, wer Visionen hat müsse zum Arzt gehen, so

Der letzte öffentliche Raucher, der letzte Sozialdemokrat der noch Sinn für Realität hatte.

Fedaykin schrieb:Der letzte öffentliche Raucher, der letzte Sozialdemokrat der noch Sinn für Realität hatte.

In beiden Fällen würde ich dir Peter Struck entgegenhalten ;)

bgeoweh schrieb:In beiden Fällen würde ich dir Peter Struck entgegenhalten

Durfte Peter denn in den Talkshows auch noch Rauchen?

Ok im Vegleich zu heute war sogar der Peter noch nen Held.

aber beileibe kein H Schmidt. Immerhin hat Peter als mein Damilger vorgesetzter besser gefallen als sein Vorgänger.

https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/steuertransparenz-100.html
Scholz blockiert die europaweite Besteuerungen von (Internet)Großkonzernen, bzw. das sog. Steuertransparenzgesetz, sogar entgegen seinem Parteiprogram.
Und dann dumm dreist antworten:

Warum aber blockiert der Finanzminister? Das versuchen wir am Rande einer Gewerkschaftsveranstaltung von ihm zu erfahren.

Reporter: „Warum blockieren Sie da die Wahlversprechen Ihrer eigenen Partei?“
Olaf Scholz, Bundesfinanzminister: „Ich habe das Wahlprogramm der SPD mitbeschlossen. Das ist die Faktenlage, nicht Ihre Frage. Meine Antwort!“
Reporter: „Das heißt also, die SPD hat dann etwas versprochen, was ursprünglich gar nicht beabsichtigt war, umzusetzen?“
Olaf Scholz, Bundesfinanzminister: „Es gilt das Programm, das wir beschlossen haben und das haben wir beschlossen, weil wir das richtig finden. Ich glaube, damit ist alles beantwortet, was Sie wissen wollen.“

Scholz doppeltes Spiel. Offiziell befürwortet er mehr Steuertransparenz, hinter den Kulissen aber blockiert er sie für ganz Europa. Die Konzerne können dann wohl weitermachen wie bisher. Gut für IKEA oder Buchhändler Amazon. Der zahlt in Deutschland kaum Steuern, anders als Dorothee Juck mit ihrem Buchladen. Sie hatte auf mehr Steuertransparenz gehofft.

SZ auch zu dem Thema:
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/steuertransparenz-eu-country-by-country-reporting-1.4339940

In Dänemark scheint es bei den Sozialdemokraten sehr gut zu laufen, anscheinend vor allem dank rechter Politik.
https://kurier.at/politik/ausland/daenische-sozialdemokraten-siegen-mit-rechter-politik/400515736

„Ich mag das Gefühl, wenn ich eine Sache abschließen und mich der nächsten widmen kann“, sagte Mette Frederiksen einmal über sich selbst. Nun steht die Chefin der dänischen Sozialdemokraten vor ihrer bisher größten Herausforderung.

Wie erwartet hat ihre Partei laut Exit Polls und ersten Auszählungsergebnissen die heutigen Parlamentswahlen mit gut 26 Prozent der Stimmen gewonnen und erringt gemeinsam mit anderen linksgerichteten Parteien die Mehrheit im Parlament. Damit dürfte Frederiksen die bisher jüngste dänische Regierungschefin werden und Lars Lokke Rasmussen im Amt nachfolgen.

Zudem heißt es:

Frederiksens Erfolgsformel ist so einfach wie umstritten: Wohlfahrt für dänische Staatsbürger und Härte gegenüber Migranten.

Sie schaffte es unter anderem mit Forderungen, Asylanträge nur noch in „Auffangcentern“ in Nordafrika entgegenzunehmen, Wechselwähler von rechts zurückzuholen und die seit 2001 anhaltende Serie von Stimmenverlusten zu stoppen.

Unter Polit-Beobachtern galt Frederiksen, die jüngster Regierungschef in der dänischen Geschichte werden will, eigentlich stets als linksgerichtet.

Die Zeitung Politiken bezeichnet sie als „Sozialdemokratin in vierter Generation“, die Arbeiterblut in ihren Venen habe.

„Sie hat sich mit politischen Themen beschäftigt, seit sie sechs oder sieben Jahre alt war“, sagt ihr Vater Flemming Frederiksen, ein früherer Schriftsetzer und sozialdemokratischer Aktivist.

Venom schrieb:In Dänemark scheint es bei den Sozialdemokraten sehr gut zu laufen, anscheinend vor allem dank rechter Politik.

„Die Weißen sollen Leistungen bekommen, die Braunen nicht“, spitzt Bech Seeberg die Mentalität vieler Wähler zu. Eine nationalistische und gleichzeitig soziale Politik weckt in Deutschland Unbehagen – nicht so in Dänemark. „Die beiden Themen werden nicht zusammengedacht“, sagt Bech Seeberg. Und so wird eine rechte Einwanderungspolitik in Kombination mit einer linken Sozialpolitik eine schwächelnde sozialdemokratische Partei wohl erneut zur regierungsfähigen Volkspartei machen.

https://www.tagesspiegel.de/politik/parlamentswahlen-in-daenemark-sozialdemokraten-die-mit-rechten-themen-erfolgreich-sind/24412466.html

"eine rechte Einwanderungspolitik in Kombination mit einer linken Sozialpolitik"
hat auch Höcke schon mal als Ziel durchgucken lassen.

eckhart schrieb:"eine rechte Einwanderungspolitik in Kombination mit einer linken Sozialpolitik"
hat auch Höcke schon mal als Ziel durchgucken lassen

Den Höcke kann man aus meiner Sicht in die Tonne schmeißen (hat auch so oder so nichts mit links zu tun), die dänischen Sozialdemokraten ganz gewiss nicht. Könnten sich wohl unsere (AT) und eure (DE) Sozen einiges davon abgucken, wobei hier für die österreichischen Sozialdemokraten mehr Potenzial besteht mit Leuten wie Hans-Peter Doskozil.

Fedaykin schrieb:Der letzte öffentliche Raucher, der letzte Sozialdemokrat der noch Sinn für Realität hatte.

ich gewöhne mich langsam daran, dass Pausenclowns hier die Qualität von Politikern danach beurteilen, ob sie kerngesunde studierte Raucher sind oder eben nicht. Wer nicht raucht und nicht studiert hat ist schon mal raus. Ne Krankheit darf sich eh keiner leisten...

Venom schrieb:Den Höcke kann man aus meiner Sicht in die Tonne schmeißen (hat auch so oder so nichts mit links zu tun)

Genau deshalb, weil Höcke auf die gleiche Weise wie die dänischen Sozialdemokraten argumentiert, muss das betont werden!
Nicht,weil jemand auf den Nationalsozialisten Höcke hereinfallen soll!
Die dänischen Sozialdemokraten sollten darüber nachdenken!
Deshalb ist es wichtig!

In ca 90 Tagen wird Höcke das Thema hochkochen lassen!

(Im Moment kocht es im ARD-Nachtmagazin hoch)

eckhart schrieb:Genau deshalb, weil Höcke auf die gleiche Weise wie die dänischen Sozialdemokraten argumentiert, muss das betont werden!
Nicht,weil jemand auf den Nationalsozialisten Höcke hereinfallen soll!
Die dänischen Sozialdemokraten sollten darüber nachdenken!
Deshalb ist es wichtig!

Worüber sollten die dänischen Sozialdemokraten denn nachdenken? (Wer sagt denn, dass sie es nicht tun? :X)

Venom schrieb:Worüber sollten die dänischen Sozialdemokraten denn nachdenken?

Eine nationalistische und gleichzeitig soziale Politik weckt in Deutschland Unbehagen – nicht so in Dänemark.

Nur darüber! Das reicht!

eckhart schrieb:Eine nationalistische und gleichzeitig soziale Politik weckt in Deutschland Unbehagen – nicht so in Dänemark.

Nur darüber! Das reicht!

Die dänischen Sozen sind keine Nationalisten. Oder willst du ihnen linken Nationalismus unterstellen? :X