Entwickelt sich Deutschland negativ als Wirtschaftsstandort?
gestern um 08:19So ist nun mal das System aufgebaut, da der Staat in ein System von Sparern und Schuldner eingebettet ist und dieses Systems muss man begreifen.Röhrich schrieb:Schulden und noch mehr Schulden.
Das ist ein logisches System und keine Theorie.
Das System heißt, wenn einer in der Volkswirtschaft spart, muss ein anderer sich verschulden, sonst bricht die Wirtschaft ein. Stichwort: Austeritätspolitik.
Warum ist das so? Weil Ersparnisse, die auf der Bank liegen, sind ja von irgend woher gekommen. Die sind ja nicht vom Himmel gefallen. Das waren Löhne und Einkommen die die Unternehmen und der Staat bezahlt haben.
Bei einer funktionierenden Wirtschaft müssen die aber wieder zurück zu den Unternehmen, damit die überleben können.
Die Unternehmen können nicht sagen wir mal 100 Milliarden an Löhnen und Gehältern an die Menschen auszahlen und am Ende des Monats bekommen sie nur 90 Milliarden zurück.
Das kann nicht funktionieren. Das ist kein gutes Geschäftsmodell, denn früher oder später gehen alle Unternehmen pleite.
Es muss sich also immer jemand in der Höhe der Ersparnisse verschulden.
Es ist nur die Frage WER sich verschuldet, nicht, ob man sich verschuldet, sondern WER sich verschuldet.
Wie kommst Du darauf?Röhrich schrieb:Der Staat im Wohnungsbau baut in der Regel noch teurer und ineffizient.
Übrigens gibt es keinen anderen Staat auf der Welt der eine so hohe Staatsverschuldung hat wie Japan.Röhrich schrieb:Griechenland hatte ja mal vorgemacht wie super das System mit den Schulden ist.
Japan ist ein entwickeltes und reiches Land. Hat ungefähr 125 Millionen Einwohnern, eine Wirtschaftsleistung pro Kopf wie Frankreich, größtenteils eine moderne Infrastruktur und eine niedrige Arbeitslosenquote.
Die Staatsschulden von Japan betragen ca. 260% im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung.
Die Schuldenquote in Deutschland beträgt gerade mal 64%.
Aber warum ist Japan trotz dieser hohen Staatsverschuldung und riesiger Anleihekaufprogramme eigentlich noch nicht pleite gegangen? Warum sind die Zinsen und die Inflation in Japan so niedrig?
Hohe staatlichen Defizite werden ja oft als Inflationstreiber gesehen. In Japan ist die Geldmenge 2020 etwa 14 mal so groß wie 1990. Von Inflation aber keine Spur. Japan hat fette staatliche Defizite, aber keine Inflation.
So weit ich weiß, haben, bis auf Deutschland, alle G7 Staaten mittlerweile eine Staatsverschuldung von über 100%, weil sie investieren.
In Deutschland haben wir eine sehr niedrige Schuldenquote, von derzeit 64%, also sehr viel weniger als bei den anderen.
Und unsere Wirtschaft (Binnenwirtschaft) geht krachen. Löhne sinken, den Leuten geht's immer schlechter, wir lassen die Infrastruktur auf den Nacken künftiger Generationen verrotten. Das Bildungssystem ist komplett im Arsch, die Schulen sind marode und das Schienennetz ist verrottet.
Übrigens führt sparen nicht immer zu einem niedrigen Schuldenstand, denn obwohl Griechenland bis zum geht nicht mehr gespart hat, ist der Schuldenstand dennoch gewachsen.
Warum war das so?
Nun ja, wenn man versucht auf Teufel komm raus zu sparen, also man entlässt Staatsbeamte, man kürzt Renten, man kürzt im Sozialstaat, dann bricht auch die Wirtschaft ein.
Und wenn die Wirtschaft einbricht und es gibt weniger Einkommen, weniger Unternehmensgewinne, dann gibt es auch weniger Steuereinnahmen.
Das heißt der Schuldenstand kann steigen, obwohl die Wirtschaft schlecht läuft, obwohl es den Menschen schlechter geht, obwohl die Investitionen zurückgeschnitten werden.
Ein hoher Schuldenstand oder eine hohe Neu-Verschuldung sagen also nichts darüber aus, ob das gut oder schlecht ist.
Auch Frankreich hat 6% Neuverschuldung. Deutschland ist gerade mal bei 1%. Das heißt aber nicht das Frankreich in die Zukunft investiert, als gäbe es kein Morgen mehr. Das ist nicht der Fall. Da muss man immer unterscheiden.
Leute, die sagen, wir haben ein Ausgabeproblem, muss man immer fragen: "Wen willst Du ärmer machen?", denn wenn der Staat weniger ausgibt, bekommt die Zivilgesellschaft weniger. Das was der Staat ausgibt sind in der Regel die Einnahmen der Zivilgesellschaft.Röhrich schrieb:Deutschland hat kein Einnahmeproblem, es hat ein Ausgabeproblem.
Nö, die Wirtschaft befindet sich in einer Rezession, weil der Staat Austeritätspolitik macht, also weniger ausgibt, weil er nicht investiert und weil wir uns derzeit in eine konsumgetriebene Wirtschaftskrise befinden.Röhrich schrieb:Wirtschaftlich geht es bergab, weil die Kosten für Unternehmen zu hoch sind
Die Menschen kaufen nichts mehr, weil sie Dank Christian Lindners Sparpolitik (Austeritätspolitik) nichts mehr in der Tasche haben.
Doch, genau so löst man das Problem, in dem der Staat Schulden macht, kurbelt er die Wirtschaft an. Dann passiert also genau das, was Du willst. Wirtschaftswachstum.Röhrich schrieb:das löst man doch nicht, wenn man mehr Schulden macht
Du musst verstehen, dass durch Schulden machen das Bruttoinlandsprodukt steigt. Dieses Geld geht in die Wirtschaft. Es ist Unsinn zu sagen: Schulden machen schadet der Wirtschaft. Das stimmt einfach nicht.
Innerhalb der kapitalistischen Wirtschaftslogik ist Schulden machen kein Übel, sondern eine Notwendigkeit.
Inwiefern wird durch die Aufnahme von Krediten der Bundeshaushalt belastet?Röhrich schrieb:und dadurch der Bundeshaushalt in Zukunft damit für lange Zeit belastet wird.
Steuersenkung für Unternehmen kurbeln aber nicht die Wirtschaft an. Wenn es in einem schlechten Konsumklima Steuersenkung gibt, dann passiert eine Sache. Die Unternehmen packen sich die Gewinne in die Tasche und das war's.Röhrich schrieb:weil die Kosten für Unternehmen zu hoch sind
Unternehmen investieren, wenn sie glauben, dass sie mehr verkaufen. Sie können mehr verkaufen, wenn Menschen mehr Geld haben und mehr konsumieren. So einfach ist das.
Wenn die Unternehmen die Unternehmenssteuer gesenkt bekommen, dann ist das einfach eine direkte Subvention in die Tasche von reichen Menschen.
Die Unternehmen sitzen ja nicht da und denken sich: „Ich würde ja gerne investieren, aber ich habe leider kein Geld dafür."
Deutsche Unternehmen haben mittlerweile so viel Geld auf der hohen Kante zu liegen, wie noch nie zuvor in der Geschichte.
Die haben durch die Wirtschaftskrise mittlerweile so viel Geld gespart, dass das über 25% des Bruttoinlandsprodukts sind.
Da reden wir buchstäblich über eine Billion Euro, die die Unternehmen einfach auf der hohen Kante zu liegen haben. Die haben nicht zu wenig Geld. Die brauchen keine Steuersenkung. Die brauchen volle Auftragsbücher. Aber das ist halt auch etwas was Leute, die durch die Neoklassik indoktriniert sind, nie verstehen werden.
Die wissenschaftliche Lehre vom Kapitalismus nennt sich Neoklassik.