Wie findet ihr die Aktivistengruppe "Letzte Generation"

cejar schrieb:ich würde wohl auch ausflippen, wenn ich ein schwer krankes Kind im Auto hätte das dringend zum Arzt oder ins KH müsste.

Jeder würde das, dass ist einfach eine menschliche Reaktion.... als ob da irgendjemand lange fackeln würde.

@borabora

Naja.. die Gedanken die man so persönlich hegt wurden auch beeinflußt durch den Unfall mit der nun hirntoten Fahrradfahrerin.. und den paar Minuten Verhinderung, bedingt durch die Blockade, die die Rettungskräfte verspätet eintrafen. Vlt. hätte man das verhindern können.
Die Autofahrer mit der nicht eingehaltenen Rettungsgasse tragen im übrigen auch ihren Anteil dazu bei.

Was ... der Gedanke treibt mich um, wenn es nun meine Frau gewesen wäre?

Das mindeste was ich verliere ist die Fassung....

cejar schrieb:Das könnte ich sogar nachvollziehen, das ist ein Risiko dem man sich eben aussetzen muss, ich würde wohl auch ausflippen, wenn ich ein schwer krankes Kind im Auto hätte das dringend zum Arzt oder ins KH müsste.

Ihr würde ihn von der Strasse ziehen, seine Haut an den Händen kann Nachwachsen.
Und ist nicht schwerwiegend wie ein Kranken / schwer Krankes Kind im Auto. (akuter Notfall)

fischersfritzi schrieb:Menschen in Lebensgefahr transportiert man in der Regel nicht im privaten PKW.

Manchmal fühlen sich Personen schlecht, also krank, dann fährt man sie, je nachdem, zum Krankenhaus.
Kann da einige reale Beispiele aus der Familie schreiben.
Ob Lebensgefahr besteht, weiß i. d. R. nur ein Arzt.

Ein Laie erkennt Lebensgefahr nicht (immer), wie bei meiner Schwester.
2 Stunden später wäre es zu spät gewesen.

borabora schrieb:Manchmal fühlen sich Personen schlecht, also krank, dann fährt man sie zum Krankenhaus.
Kann da einige reale Beispiele aus der Familie schreiben.
Ob Lebensgefahr besteht, weiß i. d. R. nur ein Arzt

Ich bin tatsächlich mit Blinddarm noch selbst ins Krankenhaus gefahren, da ich Schmerzen hatte, aber nicht die Schwere der Situation erkannt habe. War sogar recht knapp.

fischersfritzi schrieb:Menschen in Lebensgefahr transportiert man in der Regel nicht im privaten PKW.
Bei Lebensgefahr ruft man immer Rettungswagen, weil der viel schneller vorankommt und Sonderrechte im Straßenverkehr hat.

Man muss jetzt auch nicht mutwillig irgendwelche komplett unwahrscheinlichen Szenarien entwerfen.

Nenene... das kann ich so nicht stehen lassen.
Da der RTW zu lange gebraucht hätte, bin ich bei meinem ( im Nachhinein festgestellten Gallensteinabgang ) zügig ins KH gefahren, unter ungeheuerlichen Schmerzen. Mein Blutdruck war schon bis kurz vor Schlaganfall eskaliert. Also quatsch nicht von unwahrscheinlichen Szenarien nur weil Dir das noch nicht vorgekommen ist.

fischersfritzi schrieb:Menschen in Lebensgefahr transportiert man in der Regel nicht im privaten PKW.
Bei Lebensgefahr ruft man immer Rettungswagen, weil der viel schneller vorankommt und Sonderrechte im Straßenverkehr hat.

Man muss jetzt auch nicht mutwillig irgendwelche komplett unwahrscheinlichen Szenarien entwerfen.

In der Regel klebt man sich auch nicht auf Straßen, das ist ja auch total unwahrscheinlich... die hocken da regelmäßig an einer der Hauptzufahrtstraßen zur Charité, das ist jetzt leider kein ganz so weit hergeholtes Szenario. RTWs mit und ohne Patienten sind da auch schon oft genug irgendwo im ausgelösten Stau steckengeblieben, da hilft denen ihr Blaulicht auch nix mehr.

Gwyddion schrieb:Nenene... das kann ich so nicht stehen lassen.

Ich auch nicht.
Im tiefsten Winter mit Glatteis und Schneefall wurden wir gebeten, meinen Vater selbst ins KH zu bringen, da aufgrund der Witterung die Hin- und Rückfahrt mit RTW viel zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Kostbare Zeit.
So ungewöhnlich ist das also nicht und kommt sehr viel öfter vor, als hier kleingeredet wird.

Gwyddion schrieb:Wo habe ich von Gewalt gesprochen? Wo habe ich von Selbstjustiz gesprochen? Bitte belegen... nicht nur hineinphantasieren.

Die Frage
"Gewalt auch" ging ganz konkret an @borabora

Bezügluch Selbstjustitz hab ich dich ganz konkret gefragt.
Hättest du auch ganz einfach und ganz konkret beantworten können, dann hätten wir uns die Folgebeiträge sparen können.
Aber du hast es vage gehalten.

fischersfritzi schrieb:Aber du hast es vage gehalten.

Natürlich... ich schrieb vorhin schon von Affekt. Also was willst Du genau von mir?

Je nachdem wie man ''gestrickt'' ist kann es einem ja auch passieren dass man nur mit Unwohlsein und halbwegs erträglichen Schmerzen aufbricht und sich der Zustand unterwegs erst weiter verschlechtert. Manche reagieren ja auch sehr stark auf Streß, da reicht dann vielleicht die Tatsache im Stau zu stecken für die zusätzliche Panikattacke. Und man muss ja für die hypothetische Notwehrsituation auch nicht tatsächlich in Lebensgefahr sein, es reicht wenn man es glaubt und davon überzeugt ist. Ich möchte den Typen sehen der total cool bleibt wenn die Ehefrau, Freundin oder der Freund sich auf dem Beifahrersitz krümmt und schreit dass er/sie es nicht mehr aushält, kalkweiß wird und schwitzt wie ein Schwein.

Interested schrieb:So ungewöhnlich ist das also nicht und kommt sehr viel öfter vor, als hier kleingeredet wird.

In Berlin ist das Rettungssystem auch notorisch überlastet und macht nur Notfälle, da kriegst du durchaus öfter gesagt dass du mit dem Taxi kommen oder dich fahren lassen sollst wenn du es noch irgendwie hinbekommst. Das ist schon eine Sache die am Tag mehrmals vorkommt.

https://www.t-online.de/region/berlin/id_100017918/berliner-rettungsdienst-lange-wartezeiten-im-notfall-feuerwehr-am-limit.html

cejar schrieb:Darum geht es ja gerade - natürlich haben die Reeder Einfluss auf die IMO, da sind wir ja wieder bei meinem Ausgangspunkt, das es gerade auch im Interesse der Reeder ist, positiv mitzugestalten - unter anderem auch weil es der Markt verlangt

Wenn diese Reeder also nur Gutes wollen, wieso registrieren sie sich dann nicht in ihren Heimatländern und wählen stattdessen den kapitalistischsten Weg, auch mit dem Wissen das dafür sogar die Sicherheitsstandards etc automatisch nicht so hoch hängen wie in Ländern wie Frankreich, Deutschland etc..

Ich sehe das Gute in der Organisation und achte ihre Erfolge, aber ich sehe auch ne Menge Turbokapitalisten die diese Organisation finanzieren und mit Sicherheit darauf achten das sie dort nicht mehr Auflagen haben als anderswo, sonst wären sie zum Beispiel nicht in Panama registriert.

Ich sehe aber deinen Punkt und teile ihn auch ein Stück weit.

Als sie mit Farbbeuteln gegen Wände geschmissen haben, wurden das Auto, die Jacke und eine Frau selbst (unbeteiligte Passantin) getroffen. Ist es echt so unwahrscheinlich, dass die in ihrer Wut auf die Aktivisten eingeschlagen hätte? Aus einem Affekt heraus? Ich denke nicht und mit solchen Reaktionen müssen die Aktivisten - insbesondere nach dem Berlin Vorfall schlicht rechnen. Auch mit Autofahrern, die im Stau stehen und nicht vorankommen, denen eine Sicherung durchbrennt. Auf dem Schaden bleibt die Passantin übrigens auch sitzen! Das ist auch Sachbeschädigung - einfach so. Scheißegal, wie die Leute ihre Schäden reguliert bekommen.

Ich weiß nicht, ich kann den Aktionen nichts abgewinnen. Die Ziele sind richtig, die Art ist falsch. Man muss da wirklich andere Ansätze finden und die Leute ins Boot holen.
Wieso denkt man überhaupt, mit dem verursachten Abnerv ausgerechnet jene Leute abzuholen?

Das Guerilla Gardening fand ich die durch aus bessere Lösung, die @martenot da vorgeschlagen hat. Konstruktiv und da würden sich auch mehr Menschen dran beteiligen. Um ansonsten diese Ziele umzusetzen, tun die Leute was im Alltag. Das kann man den Menschen in den Staus ja wohl nicht ansehen, um ihnen das abzusprechen, nur weil sie an einem Werktag zur Arbeit fahren. Wie klimaneutral sie sich sonst verhalten, weiß doch keiner hier, um das zu negieren, oder?

Die Sonderrechte, die ein Rettungsfahrzeug hat, nützen aber nichts, wenn irgendwer meint, er hätte Sonderrechte, den Verkehr willkürlich zu behindern.

Der Rettungswagen muss dann warten, bis sich der angestaute Verkehr, ausgelöst durch "Klimaretter", aufgelöst hat.

Man sollte auch beachten, das Apotheken oder Krankenhäuser mit Medikamenten beliefert werden u. auch mal Medikamente nach Hause geliefert werden, die Patienten dringend benötigen.

Organspenden oder Transporte gibt es natürlich auch, die kein Aufschub erlauben.

Solange einige nicht selbst betroffen sind, haben sie leicht reden.
Jeder kann in nicht wünschenswerte Situationen kommen u. auch Menschen, die einem am Herzen liegen, natürlich auch Menschen, die man nicht kennt, deren Schicksal aber doch berührt.

Ich finde schrecklich, das das quasi abgetan wird, zugunsten der (Klebe)sitzer.

Nicht zuletzt von den Aktivisten selbst, die sich scheinbar oder tatsächlich darüber hinwegsetzen.

Meine Solidarität werden sie deshalb nie bekommen.

peekaboo schrieb:Sofern das stimmt, ist das schon mal mehr was andere machen. Die Frage ist nur, reicht das, könnte man da noch mehr tun und wie sieht es mit der eigenen Doppelmoral aus?
Basic266 schrieb:

Also mein CO 2 Fußabdruck ist schon ziemlich gut: Ich esse seit zehn Jahren kein Fleisch mehr, fahre seit ca. 7 Jahren kein Auto mehr und geflogen bin ich auch seit 10 Jahren nicht mehr.
Und schlussendlich lebe ich direkt am Anfang eines Naturschutzgebietes in einem Tinyhouse.
Ich mag eben nur keine Doppelmoral.

peekaboo schrieb:Verstehe ich das richtig? Solange nur ein Land nicht bei der Bekämpfung des menschengemachten Klimawandels mitmacht, sollten alle anderen Länder auch nichts dagegen unternehmen?

Nein, verstehst Du nicht richtig. Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass die Klimakrise global/gemeinsam mit anderen Ländern durch internationale Kooperation bekämpft werden muss.
Ein Beispiel: Es macht keinen Sinn hier keine Steinkohle mehr zu fördern, um sie dann im Ausland (in der Vergangenheit aus Russland) zu kaufen. Also - global betrachtet.
Nicht, dass ich für Kohlekraftwerke wäre oder für Fracking oder für AKWs. Aber wenn wir beispielsweise Frackinggas importieren, ja dann wird halt irgendwo anders die Umwelt zerstört und Deutschland hat ne positive Bilanz. Global betrachtet doch keine Lösung.

behind_eyes schrieb:Rechtfertigt das höhere Ziel der Rettung der Menschheit die Aktionen welche teilweise Menschenleben gefährden?

Nö. Weil das Ziel so nicht erreicht werden kann. Dann kannst auch SUV Fahrer umlegen - für den guten Zweck.. das geht nicht

Ich will hier gar nicht in die Diskussionsschiene des "Für und Wider" , der Festklebeaktionen einsteigen.

Trotzdem meine Meinung dazu:

Ich halte diese Aktionen für gescheitert.

Sie werden der immensen Bedeutung des Komplexes, "drohende Klimaerwärmung", mit allen katastrophalen Folgen, für die gesamte Menschheit nicht gerecht.

Sie verfehlen ihr Ziel, das Thema an die Menschen heran zu tragen und sie nachhaltig zum Nachdenken und Handeln zu bewegen.

Hitzige Diskussionen werden zwar ausgelöst...Diese beschäftigen sich aber zum überwältigenden Teil, nur mit der Aktion selber. Der eigentlich gewollte Denkanstoß...Wir müssen nachdenken und im Sinne einer möglichst gering ausfallenden Klimaerwärmung endlich handeln...kann durch die Festklebeaktionen nicht transportiert werden.

Viel mehr noch...Das Diskussionsklima wird durch diese Aktionen, in einen absolut negativen Grundtenor gezogen.

Sobald das Thema Klimaerwärmung auf den Tisch kommt, tauchen vor dem geistigen Auge vieler Bürger, sofort auf Hauptverkehrsstraßen sitzende Menschen, in roten oder gelben Warnwesten auf.

Das Dilemma der Aktivisten halte ich momentan für nicht auflösbar. Protest und Demonstration, der die Bevölkerung nicht "zwingt" ihn wahrzunehmen, wird ignoriert und verpufft im "allgemeinen Alltagsrauschen" wirkungslos...er wird nicht gehört oder gelesen.