Sarrazin: Hart aber fair?
01.09.2018 um 12:51Anzeige
Noch 1914 gab es in Kleinasien 25 Prozent Christen, heute gibt es in der Türkei bloß noch 1 ProzentStimmt das? Und wenn ja WARUM? @cheroks
CurtisNewton schrieb:Stimmt das? Und wenn ja WARUM? @cherokshat wahrscheinlich was mit der Säuberungswelle der Jungtürken Wikipedia: Jungtürken#Der Militärputsch des Triumvirats Enver-Cemal-Talât 1913 ab 1915 zu tun, die ja auch für den Genozid an den Armeniern verantwortlich waren.
Realo schrieb am 29.06.2016:Nur wegen dem Holocaust hat Israel keinen Freifahrschein, für immer und ewig gegen die Menschenrechte verstoßen zu dürfen und damit durchzukommen, weil sie leider eine besiondere Vergangenheit als Opfer hinter sich haben. Ich bin der Ansicht, man muss das eine vom anderen trennen, sonst erlaubt man ihnen Dinge, die allen anderen Völkern nicht gestattet sind. Oder anders gesagt: Der Welpenschutz muss irgendwann mal aufhören.Ist Antisemitismus wieder "in"? (Seite 105) (Beitrag von Realo)
Realo schrieb:Das Einzige, was ich geschrieben habe, ist, dass Jerusalem nicht die Hauptstadt Israels ist und dass Netanjahus Siedlungspolitik aggressiv und falsch ist. Und dass ich mich dagegen verwehrt habe, deshalb "antisemtisch" geschimpft zu werden!nicht der Wahrheit entspricht.
Dass Thilo Sarrazin keine hohe Meinung von Arabern und Türken hat, ist kein Geheimnis seit seinem Bestseller "Deutschland schafft sich ab" von 2010, der mit seinen umstrittenen Thesen zu Integration und Einwanderung einen Diskurs in Deutschland angestoßen hat. In dem Buch hatte der frühere Berliner Finanzsenator und Bundesbanker muslimischen Einwanderern pauschal Bildungsdefizite und Integrationsverweigerung vorgeworfen. Schon damals sah Sarrazin Muslime als Bedrohung der westlichen Gesellschaften, doch explizit mit der Religion des Islam befasste er sich nicht. Das holt er in seinem neuen Buch "Feindliche Übernahme" nun nach.https://www.dw.com/de/feindliche-übernahme-von-thilo-sarrazin-was-ein-islam-experte-vom-neuen-buch-hält/a-45301044
Abstruse Anmaßung
Dem Islam nähert er sich über den Koran, den er nach eigener Aussage ganz gelesen haben will. So richtig dieser Ansatz zunächst erscheint, ist doch sein Anspruch, ohne Arabisch-Kenntnisse oder theologische Vorbildung durch die alleinige Lektüre des Koran die Kernaussagen des Islam bestimmen zu können, eine absurde Anmaßung. Er selbst gibt offen zu, dass er bei seiner Koranexegese "ausschließlich" seinem "unmittelbaren Textverständnis" folgt, als wäre der Koran ohne Berücksichtigung des Entstehungskontextes und der Rezeptionsgeschichte wirklich zu verstehen.
Was nicht seiner Interpretation entspricht, ignoriert er. Auf die Mehrdeutigkeit des Textes oder seine poetische Dimension geht er nicht ein. Statt den Koran als Ganzes zu betrachten, reißt er einzelne Passagen aus ihrem Kontext und reiht sie nach Themen geordnet aneinander. Der "religiöse Gehalt" des Koran sei "sehr schlicht, die Vorgaben für den Gläubigen sind dafür umso klarer", findet Sarrazin. Sein Fazit: Das Heilige Buch der Muslime drehe sich obsessiv um Fragen der Sexualität und sei voller Hass auf Ungläubige und Aufrufe zur Gewalt.
GattungenWikipedia: Koranexegese
Ignaz Goldziher hat in seinem heute noch wegweisenden Werk Die Richtungen der islamischen Koranauslegung (1920) die Entstehung und Entwicklung der Koranexegese erstmals dargelegt und dabei die primären Stufen der Koranauslegung, ferner die dogmatischen, mystischen und sektiererischen Richtungen der Exegese inhaltlich erörtert.
John Wansbrough (1977) unterscheidet bei der Analyse der inhaltlichen Struktur der ältesten im Druck zugänglichen Korankommentare in ihrer chronologischen Reihenfolge fünf Gattungen: erzählend- erbaulicher Kommentar („haggadic commentary“); schari'a-orientierter Kommentar („halakhic commentary“); philologisch-textgeschichtlicher Kommentar („masoretic commentary“); rhetorisch-stilistischer Kommentar („rhetorical commentary“) und allegorischer Kommentar („allegorical commentary“).
Bemitleidenswerte Borniertheithttps://www.dw.com/de/feindliche-übernahme-von-thilo-sarrazin-was-ein-islam-experte-vom-neuen-buch-hält/a-45301044
Wer einmal in Istanbul, Granada oder Kairo gewesen ist, kann nur staunen über die Aussage, "eine selbstständige islamische Baukultur hat sich nie entwickelt". Wer den prachtvollen Platz des Imam in Isfahan kennt, wird kaum zustimmen können, dass Muslime keinen "planvollen Städtebau mit Achsen und öffentlichen Plätzen" kennen. Es offenbart auch eine geradezu verblüffende Ignoranz und Überheblichkeit, wenn er behauptet, Muslime hätten "außerhalb von Märchenstoffen" keine eigene Literatur entwickelt - als habe es Dichter wie Hafis, Saadi oder Mevlana nie gegeben.
Wenn Sarrazin allen Ernstes als Beleg für die kulturelle Rückständigkeit der islamischen Welt ihren Mangel an Sinfonieorchestern anführt, zeigt dies in aller Krassheit seine eurozentrische Perspektive. Dass es einen anderen Begriff von Kultur und Schönheit geben kann als in Europa, geht ihm offenbar nicht in den Kopf. Statt den Reichtum, die Komplexität und die Eleganz der Ornamente auf Teppichen, Kacheln und Fassaden zu würdigen, sieht er nur die Abwesenheit menschlicher Bilder und Skulpturen. Für so viel Borniertheit kann man Sarrazin fast bedauern.
sacredheart schrieb:Das ist ja nun leider keine Fiktion, sondern übliche Praxis bei Islamisten, die wohl kaum für differenzierte Betrachtungsweisen bekannt sind.Womit Sarrazin nur eins wieder beweist - er bricht den kompletten Islam auf den politischen, fundamentalistischen herunter und schert alle über einen Kamm.
sacredheart schrieb:Ist denn die Herangehensweise an den Koran von Herrn Sarrazin so falsch?Möchtest du gerne in Club der Sarrazin-Versteher ? (Hr.Sarrazin ?! das ich nicht lache !)
sacredheart schrieb:Insofern kann man aus dieser naiven Betrachtungsweise ganz gut herleiten, was eben diese Leute daraus lesen. Das ist ja nun leider keine Fiktion, sondern übliche Praxis bei Islamisten, die wohl kaum für differenzierte Betrachtungsweisen bekannt sind.Sarazzin redet nicht von Islamisten, sondern von Türken und Arabern in Deutschland. Das diese Leute oftmals ein falsches Koranverständnis haben ist ja bekannt.
che71 schrieb:Muslime hätten "außerhalb von Märchenstoffen" keine eigene Literatur entwickelt - als habe es Dichter wie Hafis, Saadi oder Mevlana nie gegeben.er wird falsch zitiert: darum auch die Betonung von "Dichter".
Darum wurden die mathematischen Werke der Inder und die philosophischen Texte der Griechen ins Arabische übersetzt, nicht aber Werke der griechischen Literatur, weder die Ilias noch die Dramen und Komödien der klassischen Zeit.Zur Abbildung von Menschen:
Diese waren nicht »nützlich« und darum uninteressant.
Außerhalb von Märchenstoffen gab es bis ins 20. Jahrhundert hinein keine Literatur aus islamischen Ländern, keine Dramen, keine Komödien, keine Romane.
che71 schrieb:sieht er nur die Abwesenheit menschlicher Bilder und Skulpturen.mir würde das sehr fehlen und halte das für ein unnötige Einschränkung der Kunst
che71 schrieb:als wäre der Koran ohne Berücksichtigung des Entstehungskontextes und der Rezeptionsgeschichte wirklich zu verstehen.?
Eine historisch-kritische Interpretation des Textes könnte - ähnlich wie im Fall der Bibel - auch zu einem anderen Ergebnis kommen. Sie
gilt aber bei vielen Autoritäten des Islam als unislamisch. Die Anhänger einer historisch-kritischen Argumentation werden mit dem Vor-
wurf der Gotteslästerung (Apostasie) konfrontiert oder müssen gar um ihr Leben fürchten
che71 schrieb:man könne den Koran nur wörtlich verstehen,der Koran ist explizit das Wort Gottes. Nicht göttlich inspiriert wie die Bibel.
che71 schrieb: verschiedene Arten der Exegese im Islam gibt, genauso wie im Christentum:und keine kann die Legitimierung der Sklaverei im alten und neuen Testament erklären
sacredheart schrieb:bzw nahezu täglich jemanden abstechen, um dann mit Mitte 30 auf Jugendstrafrecht zu machen.
Bishamon schrieb am 06.09.2018:er wird falsch zitiert: darum auch die Betonung von "Dichter".Haben wir hier den nächsten Sarazzin-Versteher ?!
Bishamon schrieb am 06.09.2018:Er schreibt, dass eine historisch-kritische Interpretation zu einem anderen Ergebnis kommen kann:Bei welchen Autoritäten des Islams wäre das so ?
Eine historisch-kritische Interpretation des Textes könnte - ähnlich wie im Fall der Bibel - auch zu einem anderen Ergebnis kommen. Sie
gilt aber bei vielen Autoritäten des Islam als unislamisch. Die Anhänger einer historisch-kritischen Argumentation werden mit dem Vor-
wurf der Gotteslästerung (Apostasie) konfrontiert oder müssen gar um ihr Leben fürchten
Bishamon schrieb am 06.09.2018:der Koran ist explizit das Wort Gottes. Nicht göttlich inspiriert wie die Bibel.Das reicht nicht als Argumentation, das könnte man auch von der Bibel behaupten, je nachdem welchen christlichen Fundamentalisten man fragt.
sacredheart schrieb am 06.09.2018:Ist denn die Herangehensweise an den Koran von Herrn Sarrazin so falsch?Ja ist sie.