Sind die Deutschen ausländerfeindlich?

xionlloyd schrieb: Aber Stolz auf geistige Persönlichkeiten sein, diesen dann aber national begrenzen? Warum ist man als Deutscher dann nicht auch auf ausländische Dichter, Denker und Wissenschaftler stolz? Schließlich teilt man auch mit denen immerhin noch den Planeten . . . wenn unter Umständen auch zu einer anderen Zeit. Aber wie wir gelernt haben ist das ja kein Hinderniss . . . aber nein, man muss es dennoch irgendwie regional oder national eingrenzen.

Ganz im Stile von PEGIDA.

Lokal: Wir, die paar hundert, sind DAS Volk - Und der Rest? - ist Nichts.

National: Wir, die paar Millionen, sind die gesamte Menschheit und die anderen Wesen finden von uns keine Beachtung, weil nur WIR Deutschen die wahren Menschen sind.

@KillingTime

KillingTime schrieb: Auf seine Vorfahren.

So, so... Auf seine Vorfahren soll man stolz sein... Gut, dann bin ich jetzt stolz auf alle meine Vorfahren aus denen ich hervorgehe. Angefangen vom allerersten Einzeller, der mal vor Jahrmillionen gelebt hat, bis hin zu mir, dem Jetztmenschen.

Man bin ich jetzt stolz und endlich auch ein richtiger Deutscher, natürlich mit weißer Haut, ganz ganz wichtig!

tudirnix schrieb am 04.04.2016: Wissenschaftler.

Zb. auf Einstein, ein Jude und Flüchtling.

@Aldaris

Aldaris schrieb: Linksfaschisten darüber bestimmen, wer Nazi ist und wer nicht.

Und welche Art von Faschisten sind eigentlich diejenigen, die darüber bestimmen, wer ein Linksfaschist ist und wer nicht?

@xionlloyd
Was steht hinter deiner Frage? Was war genau der Auslöser deinerseits dir diese Frage zu stellen?
Hat es was damit zu tun, was wir in der Vergangenheit gemacht haben?

peekaboo schrieb:dann bin ich jetzt stolz auf alle meine Vorfahren aus denen ich hervorgehe. Angefangen vom allerersten Einzeller, der mal vor Jahrmillionen gelebt hat

In deiner Chronik gibt es anscheinend keine berühmten Vorfahren. Schade aber auch. :D

KillingTime schrieb: In deiner Chronik gibt es anscheinend keine berühmten Vorfahren. Schade aber auch.

Du sprachst von Vorfahren, nicht von "berühmten" Vorfahren.

peekaboo schrieb:Und welche Art von Faschisten sind eigentlich diejenigen, die darüber bestimmen, wer ein Linksfaschist ist und wer nicht?

Echte Antifaschisten. Mit Hirn und Verstand. Undogmatisch.

Aldaris schrieb:Echte Antifaschisten.

Selbsternannte Antifaschisten, die sich auch noch für die Echten halten. Na ja... -.-

Aldaris schrieb:Mit Hirn und Verstand

...und ohne Herz. Wie immer.

peekaboo schrieb:Selbsternannte Antifaschisten, die sich auch noch für die Echten halten. Na ja... -.-

Du hast recht. Viele halten sich für Antifaschisten, insbesondere verwirrte Jugendliche, die etwas Action wollen.

peekaboo schrieb:...und ohne Herz. Wie immer.

Wie immer? Kennen wir uns?

Wohl kein Volk treibt die Selbstverachtung so gerne, wie die Deutschen.

Ob man rein theoretisch darauf stolz sein kann, einem bestimmten Volk anzugehören oder eine Staatsbürgerschaft zu besitzen, darüber kann man sich streiten.
Doch provoziert noch immer die Äußerung, man sei stolz, Deutscher zu sein - eine Äußerung vielleicht in Ermangelung eines besseren Ausdrucks, ohne die Absicht, jemand anderen herabzuwürdigen - den sofortigen Verdacht, jemand sei ein Nationalist, ja ein Rechtsradikaler.

Denn man kann die Neigung beobachten bei Menschen, moralisch stets im Recht sein zu wollen.
Das kann man nur in Abgrenzung zu anderen, die moralisch im Unrecht sind. Je schneller, desto besser - jemand ist stolz, Deutscher zu sein, das waren die Nazis auch, also muss derjenige ein Nazi sein und ist damit ein moralisch verwerfliches Subjekt, nicht wie man selbst, der weiß, was gut und richtig ist.

Doch vergessen diejenigen, die moralische Autorität in Anspruch nehmen, den Wert der Identität für Selbstsicherheit und damit für Integration.
Wenn ich weiß, wer ich bin, wenn ich mit mir selbst im reinen bin, dann bin ich selbstsicher. Wenn ich ein gesundes Selbstbewusstsein habe, dann brauche ich auch keine Angst vor Ver- oder Überfremdung haben durch andere.
Denn dann kann ich dem Anderen sagen:,,Meine Werte sind diese und jene. Willst du mit mir leben, können wir uns über einige Dinge unterhalten, die dir auch passen, andere aber sind indiskutabel."

Integration von Ausländern im Sinne friedlichen Zusammenlebens kann nur erfolgreich sein, wenn man sich seiner eigenen Identität sicher und bewusst ist.
Nur dann kann man in ein Gespräch eintreten mit den Zuwanderern, wie die zukünftige, gemeinsame Gesellschaft aussehen soll. Wenn dagegen keiner weiß, was Sache ist, dann entstehen immer mehr Konflikte.

Ich kann auch sagen, ich sei stolz darauf, Deutscher zu sein, OHNE andere herabzuwürdigen.
Ich treffe in dieser Aussage überhaupt keine Aussagen über andere Nationalitäten oder Völker.

Aldaris schrieb: Kennen wir uns?

Wie kommst du jetzt auf dich? Ich nahm an deine Aussage war ganz allgemein. Oder hältst du dich für einen echten Antifaschisten mit Hirn und Verstand, der bestimmt, dass Leute, die andere als Nazi bestimmen, Linksfaschisten sind?

Kc schrieb:Doch provoziert noch immer die Äußerung, man sei stolz, Deutscher zu sein - eine Äußerung vielleicht in Ermangelung eines besseren Ausdrucks, ohne die Absicht, jemand anderen herabzuwürdigen - den sofortigen Verdacht, jemand sei ein Nationalist, ja ein Rechtsradikaler.

Hast du mal darüber nachgedacht, warum das so sein könnte? "Wer Deutschland nicht liebt, soll verschwinden" ist ein typischer Spruch aus der rechtsextremen Ecke. es sagen nun mal bei uns eben nur Nationalisten "ich bin stolz ein Deutscher zu sein". Wenn ein Ami sagt, "proud to be american" ist das nicht gleich nationalistisch, das sang sogar Bruce Springsteen, den man nicht gleich nationaliostischer Umtriebe verdächtigen muss. Was auch damit zu tun hat, dass die Amis im 2. WK auf der richtigen Seite waren.

Wenn sie hier in der Nacht mit 2 Promille im Blut "Deutschland, Deutschland" grölen, kann man sicher sein, dass das nicht unbedingt die sind, mit denen man gerne ein Bier trinken würde. Man kann dann immer froh sein, dass diese Leute nicht an der Regierung sind.

Es gibt wenig Gründe sich patriotisch zu zeigen, etwa nach der gewonnenen WM, wenn man mit der Fahne durch die Straßen fährt. Wer jedoch die Fahne am Auto auch noch ein halbes Jahr danach dran hat oder eine Nationalflagge im Garten aufstellt - in Amerika eine Selbstverständlichkeit - ist meistens etwas mehr als ein Patriot, nämlich ein Nationalist.

@Kc
da kann ich dir in allen Punkten zustimmen!

Kc schrieb: moralisch stets im Recht sein zu wollen.
Das kann man nur in Abgrenzung zu anderen, die moralisch im Unrecht sind. Je schneller, desto besser

welche demagogische Leitlinie dahinter steckt, mag ich nicht wissen
mit Erziehung zu selbstbewussten, kritikfähigen Persönlichkeiten hat das nichts zu tun.

Realo schrieb:es sagen nun mal bei uns eben nur Nationalisten "ich bin stolz ein Deutscher zu sein".

Deswegen müsst ihr es einfach anders formulieren:

Boris Becker: "Stolz, deutscher zu bin"

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tudirnix schrieb:man kann aber auch ggf stolz darauf sein etwas verstanden zu haben, was jemand einst sagte, der lange vor und gelebt hat, dabei ist es allerdings völlig unwichtig und unerheblich, welchen Gefilden der entstammte.

Vollkommen richtig.
Ich bin zB. stolz darauf, was ein Meister Eckhart oder ein Hermann Hesse sagte.
Aber ich bin ebenfalls stolz darauf, was ein Tich Nhat Hanh oder was ein Matthieu Ricard
sagen, weil ich mit ihnen vollkommen übereinstimme.

@Realo

Realo schrieb: "Wer Deutschland nicht liebt, soll verschwinden" ist ein typischer Spruch aus der rechtsextremen Ecke. es sagen nun mal bei uns eben nur Nationalisten "ich bin stolz ein Deutscher zu sein"

Wer Deutschland nicht mag... der kann auch gehen. Natürlich. Diese Meinung haben nicht explizit die Rechten gepachtet.
Und nein... es würden viel mehr sagen "Ich bin stolz ein Deutscher zu sein" wenn diese Aussage halt nicht mit rechtsextremen Gedankengut in Verbindung gebracht würde.
Deutschland bietet halt mehr wie nur Schwarz / Weiß.

*Ich bin stolz ein Deutscher zu sein* ist auch nicht unbedingt eine Erfindung von Rechtsnationalen oder Rechtsextremen..

Schon Jakob Loewenburg, ein Jude im 1900 Jahrhundert tätigte eine ähnliche Aussage mit selbigem Kerninhalt.

Ich freue mich, dass ich Deutscher, dass ich Jude und Lehrer bin; ich bin stolz darauf, und doch sind alle drei stark genug, um vor dem Hunger, vielleicht auch vor dem Verhungern zu schützen? Ideale? O wie schön, wie groß, wie erhaben. Aber wo bleiben sie, wenn dein Magen dich fragt: Wovon leben?

Wikipedia: Jakob Loewenberg

"Stolz" hat natürlich einen faden Beigeschmack. Man erhebt sich unwillkürlich über andere. Das muß dazu natürlich auch gesagt werden.

Die Werke Loewenbergs wurden bei der Bücherverbrennung 1933 in Deutschland vernichtet. Kurz vor seinem Tod schrieb Jakob Loewenberg: Wenn ich jemals auf etwas stolz war, so war es darauf: Deutscher und Jude zu sein.
@Gwyddion
Und Jakob Loewenberg verfügte über die "Gnade der frühen Geburt" und demzufolge auch über die Gnade des rechtzeitigen Sterbens lange vor dem III. Reich
und vor dem III.Weg.

@eckhart

eckhart schrieb:Und Jakob Loewenberg verfügte über die "Gnade der frühen Geburt" und demzufolge auch über die Gnade des rechtzeitigen Sterbens lange vor dem III. Reich

Das trifft auch auf Julius Cäsar zu. Vlt. hat man diesen "Stolz" damals auch anders interpretiert.

Gwyddion schrieb:Schon Jakob Loewenburg, ein Jude im 1900 Jahrhundert tätigte eine ähnliche Aussage mit selbigem Kerninhalt.

Die Nationalisten waren damals der progressivste Teil des Volks, weil sie endlich von derWillkürherrschasft der Landesfürsten runter wollten und so wie Frankreich eine eigene Republik anstrebten, um endlich freie Bürger werden zu können, was in der gescheiterten Revolution von 1848 mündete.
Wikipedia: Vormärz

Dazwischen liegen 200 Jahre und 2 selbst begonnene und verlorene Weltkriege und ein Holcaust.
Du willst aber wohl nicht wirklich ins 19. Jahrhundert zurück?

@Realo

Realo schrieb:Du willst aber wohl nicht wirklich ins 19. Jahrhundert zurück?

Weder 200 Jahre noch 1400 Jahre... dafür wäre mir im Moment ein Sprung 500 Jahre voraus ganz lieb :)

Edit: Da kann man mal sehen wie Nationalsimus einst und heute interpretiert wurde/wird
( wertfrei ).