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Sollen Hartz4 Empfänger Schnee schaufeln?

3.957 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Schnee, Hartz4 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Sollen Hartz4 Empfänger Schnee schaufeln?

03.02.2011 um 08:24
@Warhead
ab wann darf man den Lohn sagen nach deiner Meinung ???

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Sollen Hartz4 Empfänger Schnee schaufeln?

03.02.2011 um 08:24
@Sommer075
Hier...das ist der Dreck den du als pures Gold anpreist


USA: Vier Jobs, drei Kinder, keine Wohnung
In den USA fallen immer mehr Menschen durch die Maschen des sozialen Netzes
NDR Info / Das Forum / 26.12.2003
Feature von Frank Hessenland

Grace Ross, Gründungsmitglied und Kopf der Nichtregierungsorganisation 'Sisters together against poverty' also: 'Schwestern - vereint gegen die Armut': 'Eins muss ich sagen: das Sozialsystem hierzulande verdient seinen Namen nicht. Hier sterben Menschen buchstäblich wegen unzureichender medizinischer Versorgung. Auf der anderen Seite haben wir hier die besten Krankenhäuser und Ärzte der Welt.'
Benjamin Sawjer ist Hotelfachwirt. Noch vor wenigen Jahren hatte er Haus, Familie und Job. Wegen einer chronischen Erkrankung wurde er entlassen. Inzwischen droht ihm und seinem Sohn die Obdachlosigkeit.

Lisa Andrew: 'Ich bin 35. Ich finde die Zustände für die Armen hier in Massachussetts, einem der reichsten Staaten der USA, empörend. Seit Jahrzehnten werden nur die Reichen reicher, die Armen aber ärmer. Ich muss 70 Stunden in der Woche arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen Vor kurzem habe ich angefangen, aktiv gegen die Armutsprobleme der Gesellschaft zu kämpfen und mich politisch zu organisieren.'
Lisa Andrew ist Mutter von 4 Kindern, Hilfsarbeiterin und politische Aktivistin. Um das Auskommen ihrer Familie zu sichern, arbeitet sie als Bürokraft, als Fahrerin und als Pflegerin für geistig Behinderte. Darueber hinaus organisiert sie Demonstrationen gegen die Schliessung von Obdachlosenheimen und den Abriss von Sozialwohnungen.

Grace, Benjamin und Lisa - alle aus Marlboro, Massachussets im Nordosten der Vereinigten Staaten - sind aus unterschiedlichen Perspektiven täglich mit dem Teufelskreis der Armut in den USA konfrontiert. Als Sozialarbeiter, Betroffene, oder als politische Aktivisten.
Wenn Grace Ross zum Beispiel ihr Büro im ersten Stock eines kleinen Gebäudes im Zentrum der 80.000 Einwohner Stadt Marlboro betritt, wartet schon eine Reihe von Ratsuchenden vor der Tür. Sie alle leben unterhalb der Armutsgrenze.
Die Behörden in Marlboro haben die öffentliche Rechtsberatung kürzlich auf zwei Stunden pro Woche reduziert - aus Kostengründen und, wie Grace sagt, um es den Armen schwerer zu machen, sich in einer der reichsten Gemeinden der USA aufzuhalten. Also hat Grace die Rechtsberatung für Arme privat übernommen. 13 Millionen Amerikaner fielen im letzten Jahr unter die Armutsgrenze, steht in einem Bericht der New York Times. 40 weitere Millionen waren davon bedroht. Der wirtschaftliche Aufschwung der letzten Monate findet diesmal ohne die Schaffung neuer Stellen statt, heisst es weiter. 'Obdachlosigkeit ist ein großes Problem für viele hier,' sagt Grace Ross 'Der durschnittliche Obdachlose in Massachusetts ist ein sechsjähriges Schulkind. Seine Eltern konnten wegen der geringen Gehälter die Miete nicht mehr zahlen. Sie können aber die Gegend auch nicht verlassen, denn hier haben sie ihr Einkommen. Also schlafen sie in ihren Autos, waschen sich bei Freunden und kommen so durch. Eine der Frauen, die wir hier betreuen, hat das ein ganzes Jahr lang so gemacht. Sie arbeitet am Empfang bei einem der großen Telefonkonzerne. Sie verdiente 16.000 Dollar im Jahr, musste aber noch 3 Kinder ernähren. Sie konnte sich damit keine Wohnung mehr leisten, verdiente aber zuviel, um staatliche Unterstützung bekommen zu können. Also schlief sie mit den Kindern in ihrem Auto. In einem ganz einfachen PKW. Ich habe keine Ahnung, wie sie das gemacht hat. Aber sie hatte alles probiert: Notunterkünfte, Wohngeld. Sie bekam nichts. Als sie dann an Selbstmord dachte, hat sie uns angerufen.
Frag‘ mich nicht, wie Leute mit drei Kindern ohne Wohnung überleben. Wie die es schaffen, dann auch am nächsten Morgen um acht bei der Arbeit zu erscheinen, weil sie keine Sozialhilfe bekommen und das Geld brauchen. Ich weiß es einfach nicht. Aber sie müssen es. Manchmal bleiben sie bei Freunden. Dort dürfen sie aber auch nur für eine Woche bleiben, sonst droht denen die Kündigung. Manchmal ist der Ausweg einfach ein neues Kind zu kriegen, so absurd das ist. Die Frau, von der ich sprach, hat 16.000 USD verdient. Das war zu viel für die Behörden, die 12.000 USD für eine Familie mit drei Kindern als Armutsgrenze ansetzen. Allerdings gilt ein Embryo ab dem 6. Schwangerschaftsmonat als Person. Die Frau wurde also schwanger. Damit galt sie sie als Familie mit vier Kindern und bekam nach einem Jahr einen der begehrten Plätze im Obdachlosenheim.'

Härter als in Europa war es in Amerika immer. Doch seit Präsident Roosevelts New Deal in den 30er Jahren gab es immer eine gewisse Grundversorgung, die zuletzt von Bill Clinton in radikaler Weise gekürzt worden ist. Einerseits wurden die Sätze der Unterstützung drastisch gesenkt, andererseits der Zeitraum für Langzeitarbeitslose auf fünf Jahre begrenzt. Die gleichzeitig geplanten Bildungsmassnahmen wurden nicht verwirklicht. Das Resultat konnte sich sehen lassen: Die Arbeitslosenrate sank auf 3 %. Die Wirtschaft schien zu boomen. Doch die niedrige Arbeitslosenquote verdeckte nur den Blick auf die wahren Zustände. Zum einen sind die sozialen Systeme der USA nun schlechter denn je darauf vorbereitet, einen Wirtschaftsabschwung durchzustehen. Zum anderen sei auch das amerikanische Jobwunder der letzten Jahre zu einem großen Teil ein Statistikbetrug, sagt Grace Ross. Es wird immer schwerer, staatliche Hilfe zu bekommen. So werden immer mehr Menschen gezwungen, unter Bedingungen zu arbeiten, die vor Jahren noch nicht vorstellbar waren. Fast die gesamte untere Mittelschicht droht ins unterste Einkommensniveau abzurutschen, während große Teile der ehemaligen Arbeiterschicht mittlerweile als arm gelten können. Soziale Unterstützung erhalten sie allerdings nicht. Millionen arbeiten bis zu 16 Stunden am Tag, um überhaupt ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Gleichzeitig sind die Einkommen der reichsten Amerikaner in den letzen 15 Jahren um 80% gestiegen. Die Einkommen der Ärmsten nur um 2 %. Diese Entwicklung vollziehe sich seit 20 Jahren in Amerika, sagt auch der Armutsexperte Gary Chaison von der Harvard University in Cambridge.
'Löhne, Krankenversicherung, minimaler Kündigungsschutz, Arbeitszeiten, alles wird in Frage gestellt. In mancher Hinsicht ist das der Globalisierung zuzuschreiben. Die Arbeitgeber glauben, sie können alles mit den Gewerkschaften machen. Sie müssen nur damit drohen ihren Produktionsstandort zu verlagern, was sie hier in Amerika leicht tun können. Das wirkt besonders auf die weniger gebildeten Arbeiter. Speziell in Amerika macht es die Gesetzeslage aber den Gewerkschaften auch besonders schwer, sich zu organisieren. Das kommt noch hinzu.'

Lias Andrews: 'Also, wir hatten bislang jeder zwei Jobs, mein Mann und ich. Zwei Jobs und drei Kinder. Und ich war schwanger mit meinem vierten Kind. Ich hatte eine Arbeit mit 70 Stunden in der Woche und eine mit 45 Stunden. Ich habe von 7 Uhr morgens bis 10.30 abends gearbeitet. Ein paar Stunden haben sich die Jobs am Tag auch überlappt. Das waren einmal ein Taxifahrdienst und dann Behindertenhilfe. Ich habe also auf Fahrgäste gewartet, die telefonisch ordern, und habe gleichzeitig körperlich und geistig Behinderte in einem Heim gepflegt. Waschen, Anziehen, Füttern, usw. Reich werden kann man davon nicht, denn ich musste auch eine Tagesmutter für meine Kinder zahlen. Das kostet 300 Dollar die Woche und dann kommen die Kosten für die Krankenkasse dazu, nochmal 300 Dollar die Woche privat. Denn der Arbeitgeber zahlt nichts davon. Also wurden die Finanzen trotz der ganzen Arbeit nicht besser. Aber es ging immerhin. Dann hat sich die Konjunktur verschlechtert und mein Mann hat beide Jobs verloren. Jetzt wird es hart.'
Lisa Andrews stammt aus einer Eisenbahnerfamilie. Als ihr Vater vor zehn Jahren den Stellenkürzungen der amerikanischen Eisenbahngesellschaft Amtrack zum Opfer fiel und arbeitslos wurde, geriet die Familie in die Schuldenfalle. Lisa musste im Alter von 14 neben der Schule zu arbeiten beginnen, um die Familie zu unterstützen. Ihre Geschwister ebenso. Mit 19 bekam sie ihr erstes Kind. Mit 20 riss sie von zu Hause aus. Sie hörte nie auf zu arbeiten, aber das Einkommen reichte nie, um auch nur eine kleine Rücklage zu bilden. Lisa blieb also arm. Dabei handelt es sich hier nicht um ein besonders schweres Schicksal, das bestätigt auch die Harvard Soziologin und Armutsforscherin Katherine Newman. Eine ganze Schicht von Amerikanern - meist aus klassischen Berufen - ist in den letzten 20 Jahren an die Armutsgrenze geraten: 'Die meisten Armen, die ich in New York kennengelernt und deren Leben ich untersucht habe, kamen nicht aus armen Elternhäusern. Es waren meistens Familien ehemaliger Angestellter des öffentlichen Dienstes. Deren Grosseltern waren schon Postbeamte oder Zugpersonal, Busfahrer oder ähnliches. Aber diese Arbeitsplätze sind in den letzen zwei Jahrzehnten einem immensen Stellenabbau zum Opfer gefallen. Also genau die Berufe, die diese Familien seit Generationen geprägt hatten, verschwanden in grosser Zahl. Das sind nun genau die Leute, die heute als working poor bei Reinigungsfirmen oder bei Burger King arbeiten.'

Zeitgleich zum Wegfall der angestammten Arbeitsplätze und der Streichung der sozialen Sicherungssysteme, schotten sich die Bildungseinrichtungen landesweit immer mehr von den unteren Schichten ab, beschreibt die Soziologin: 'Jedesmal, wenn die New Yorker Universität ihre Studiengebühren um 1000$ anhebt, verliert sie 40.000 Studenten. Bislang zahlt man da 4.000 Dollar im Jahr und sie wollen es jetzt auf 5.000 erhöhen. Das geschieht nicht nur in New York, sondern überall in den USA. Überall gehen die Zahlungen für Univer-sitäten zurück und werden auf die Schultern der Studenten übertragen. Das heißt aber, dass die unteren Einkommensgruppen aus dem Bildungsangebot herausfallen mit allen Folgen, die das für die Entwicklung der Gesellschaft hat.'

Die Problematik ist der Organisatorin von 'Sisters together against Poverty', Grace Ross, bewusst. Sie kann sich darum allerdings kaum kümmern. Zu dringend sind die aktuellen Probleme für Menschen, die einmal in den Niedriglohnbereich geraten sind. Es werde immer schwieriger, dort wieder herauszukommen, sagt sie und beschreibt den einsetzenden Teufelskreis. Einmal bieten Arbeiten als Reinigungskräfte oder Personal in Fastfoodketten kaum Aufstiegschancen oder gar Karriereleitern. Will man aus dem Trott heraus, muss man sich selbstständig um andere Arbeit bemühen. Die hohe Arbeitsbelastung von 60 und mehr Stunden macht dies jedoch kaum möglich. Sie führt im Gegenteil oft zu gesundheitlichen Problemen. Doch hier beginnt meist der weitere Absturz, denn krank sein ist mit grossem finanziellem Risiko verbunden. Niedriglohnarbeiter müssen sich in den USA meist privat versichern. Mit 500 Dollar im Monat sind sie dabei. Das aber können sie sich nicht leisten. Die staatliche Krankenversicherung Medicaid, die für die Ärmsten der Armen einspringt, zahlt nur noch in lebensbedrohlichen Notfällen.

Katherine Newman: 'Wir haben hier keine allgemeine Krankenversicherung. 40 Millionen Amerikaner sind einfach nicht krankenversichert. Das heißt auf der einen Seite, sie erhalten ihre medizinische Versorgung auf die letzten Endes teuerste Weise, nämlich in Notfallstationen, nachdem die Erkrankungen chronisch geworden sind oder lebensbedrohlich. Dann werden sie von Medicaid, der Versorgung für die Ärmsten der Armen, betreut. Aber man muss schon sehr arm sein, um dafür anerkannt zu werden. Ich habe Leute aus dem untersten Lohnniveau gesehen, die sich nicht über Wasser halten konnten und trotzdem nicht für Medicaid zugelassen waren.'
Seit der Governeur von Massachusetts im letzten Jahr die Zuschüsse für Brillengläser und Zahnbehandlung gestrichen hat, sagt Grace, geraten wieder mehr Leute unter noch stärkeren Druck.
'Eine Menge Leute, die arbeiten konnten, weil sie ein wenig ärztliche Hilfe bekamen, werden jetzt ihren Job verlieren, weil sie ganz einfach Zahnschmerzen haben. Etwa so wie Alice, eine Mitarbeiterin von mir, die wochenlang nicht arbeiten konnte, weil sie Karies hatte. Sie konnte die Schmerzen nicht aushalten, aber die Ärzte schickten sie nach Hause, weil auch sie ohne Krankenversicherung durchkommen muss. Der Zahn entsprach ausserdem noch nicht den Notfallkriterien für die Armenkrankenversicherung Medicaid. Also stellte man sie vor die Alternative, entweder 400 Dollar für die Behandlung zu zahlen oder sechs Wochen zu warten. Sie konnte nicht zahlen, wartete unter Schmerzen sechs Wochen bis der Zahn schlecht genug war, um von Medicaid akzeptiert zu werden. Dann wurde er ihr umsonst gezogen. Was soll ich sagen, so ist es eben. Das Absurde daran ist, dass Leute aus der ganzen Welt nach Massachusetts kommen, um sich hier behandeln zu lassen, und die Leute, die hier im Schatten der besten Krankenhäuser der Welt wohnen, keinen Zugang zu diesen Einrichtungen haben.'

Doch es sind nicht nur die Krankheitskosten, die Arme schwer belasten. Auch Lebensmittel und Mieten sind für ärmere Leute teurer. Ein Philadelphiakäse kostet in den kleinen Läden in der Metropole Boston 3,5 Dollar. Für Brot zahlt man ebenfalls 3 Dollar. Eine Flasche Wein gibt es nicht unter 10 Dollar. Denn in den ärmeren Vierteln der Innenstädte gibt es keine der riesigen billigeren Supermärkte, wie sie in den reichen Vorstädten stehen. Am teuersten sind jedoch die Mietpreise. Ein Zimmer mit Toilette auf dem Gang ist in Boston nicht unter 600 Dollar Kaltmiete monatlich zu erhalten. Für Arbeitslose oder Niedriglohnarbeiter mit 6-8 Dollar Stundenlohn bedeutet das, entweder 100 Stunden die Woche zu arbeiten oder auf Krankenversicherung, Wohnung, Auto oder Essen zu verzichten. Was aber passiert, wenn ein Notfall eintritt?

Etwa so wie bei Benjamin Sawjer, einem ehemaligen Restaurant-Chef und alleinerziehenden Vater. Auch er sitzt auf dem Beratungssofa der Organisation 'Sisters together against poverty'. Unruhig rutscht der distinguierte hochgewachsene 44-jährige hin und her. Sein grauer Anzug ist etwas verrutscht. Sein Scheitel exakt gezogen. Gerade wurde er als Verkäufer eines Videoladens entlassen. Seine Perspektiven sind düster: 'Morgen werde ich von meinem Job hier entlassen. Das Geschäft ist Pleite gegangen. Ich weiss es seit zwei Tagen. Ich habe eine Ein-Zimmer-Wohnung, die mich 730 Dollar im Monat kostet. Dann muss ich im Winter bis zu 400 Dollar pro Monat für die Heizung zahlen. Dann noch Strom und Essen und ein Auto, um zur Arbeit zu kommen. Insgesamt brauche ich 2000 Dollar zum überleben. Als Sozialhilfe bekomme ich, wenn ich Glück habe, 300 Dollar und nochmal 110 Dollar für Essensmarken. Das reicht nicht einmal, um die Miete zu bezahlen. Es wird also sehr schwierig werden.'
'Der Wohlfahrtsstaat ist sehr schwach geworden auch auf dem Wohnungsmarkt. Es ist sehr sehr schwierig geworden, eine Sozialwohnung zu bekommen. Wir bauen auch keine Sozialwohnungen mehr. Für viele Niedrigverdiener bedeutet das, dass sie ihre Kinder im Teenageralter arbeiten schicken müssen, um die Miete zu bezahlen. Einfach, weil man es nicht schafft, die Lebenshaltungskosten zu bestreiten, weder mit Sozialhilfe noch mit einem eigenen Einkommen im Niedriglohnsektor.'

In dieser prekären Lage ist auch Benjamin Sawjer. Er spricht in ruhigem Ton und wählt seine Worte genau. Sein Sohn sei mit 11 Jahren noch nicht alt genug zu arbeiten. Er könne also nichts zum gemeinsamen Lebensunterhalt beitragen. Gleichzeitig verweigert der Staat selbst dem Kind eine Krankenversicherung, was die Familie letzten Sommer alle Ersparnisse gekostet hat und ihn als Vater erneut in die Schuldenfalle trieb. Seine Augen werden feucht, als er erzählt:
'Da ich zur Zeit noch ein Einkommen habe, wurde meinem Sohn der Anspruch auf Medicaid, die Krankenversorgung für Arme, verweigert. Wenn ich nicht gearbeitet haette, wäre er versichert gewesen, aber so war er es also nicht. Und dann ass er letzten Sommer sein Lieblingsgericht: Shrimps. Eine halbe Stunde nach der Mahlzeit hatte er entsetzlich roten Ausschlag überall auf der Haut. Es sah aus wie ein Sonnenbrand 3. Grades. Und er bekam Todesangst. Er bekam einen Kreislaufzusammenbruch, sein Puls begann zu flirren, er fühlte Druck auf dem Brustkorb. Wir rasten in ein Krankenhaus, und beschrieben die Symptome. Sie brachten uns sofort in die Notaufnahme. Die Ärzte waren grossartig, sie gaben ihm Antiallergika und nach 20 Minuten war er wieder o.k. Das Problem ist nur, dass ich für diese Behandlung 2000 Dollar zahlen soll, die ich einfach nicht habe.'

Als Grace Ross die Geschichte hört, schüttelt sie nur den Kopf. 'Ja so sei es in Massachusetts jetzt, sagt sie. Noch vor 3-4 Jahren übernahm der Staat unbegrenzten Krankenversicherungsschutz für Kinder bis 18 Jahre. Nach den jüngsten Kürzungen sei das vorbei. Für Benjamin kam es nach dem allergischen Anfall seines Sohnes noch schlimmer. Um nicht sein Auto gepfändet zu bekommen, was in einer 80.000 Einwohnerstadt wie Marlboro ohne einen einzigen Bus einer Existenzvernichtung gleichkäme, musste er einen Offenbarungseid leisten. Nach Prüfung sämtlicher Einzahlungen muss er nun 50 US-Dollar im Monat an das Krankenhaus abzahlen. Dann stellte die zuständige Stelle am Rande der Untersuchung jedoch fest, dass Sawjer den Termin zur Meldung seines Einkommens an die Wohnungsbehörde um einige Tage überschritten hatte. Benjamin Sawjer fiel zurück in Umstände, unter denen er keinerlei finanzielle Reserven mehr aufbauen kann.

'Vor einiger Zeit bekam ich noch etwas Wohngeld. Ich habe den Anspruch darauf jetzt verloren, weil ich dem Wohnungsamt nicht schnell genug mitgeteilt habe, dass ich ein Einkommen habe. Man muss das Amt innerhalb von 48 Stunden informieren und ich habe diese Frist verpasst. Sie haben mir nun das Wohngeld gestrichen, weil sie sagen, ich hätte sie betrogen. Damit bin ich für alle Zukunft ausgeschlossen von den öffentlichen Wohnungsprogrammen. Punktum.'
Benjamin Sawjer weiß, dass er am Ende ist. Wie er es auch dreht und wendet, er kommt aus eigener Kraft nicht mehr hoch. Er ist in den Strudel geraten, den die Aushöhlung des Sozialstaates gerissen hat. Die Behörden verweigern Hilfe. Offenbar bleibt ihm und seinem Sohn nur noch der Weg in die Obdachlosigkeit, falls sich in den naechsten zwei Wochen kein Job für ihn findet. Grace Ross wiegt bedächtig den Kopf. Es sieht wirklich schlecht aus für Benjamin, meint sie. Das einzige, was man in seinem Fall versuchen kann, ist, gerichtlich gegen die Behörden vorzugehen.
'Es gibt da eine Menge ähnliche Fälle wie Benjamins. Zur Zeit werden in Massachusetts 360 Familien in Hotels untergebracht, weil die Obdachlosenheime voll sind. Sie haben ihre Verfahren gegen die Regierung gewonnen. Wir stellen hier die Anwälte oder sagen den Betroffenen, wo sie einen Anwalt umsonst gestellt kriegen. So machen wir das auch mit Benjamin. Die meisten wissen nichts von diesem Weg. Aber ja, es gibt Tausende Familien in Massachusetts, die in derselben Situation wie Benjamin sind.'
Grace Ross telefoniert derweil den Rest des Tages, schreibt Protestbriefe, vermittelt Anwälte. Sie versucht, einen ehrenamtlichen Busdienst für Bedürftige auf die Beine zu stellen, nachdem die Stadt keinen öffentlichen Personennahverkehr mehr finanziert. Sie organisiert den naechsten Protestzug in Boston mit. Man müsse doch etwas tun, wenn nun 7000 Familien von angenommenen Asylbewerbern keine Krankenversicherung mehr erhalten; wenn Brillengläser ebensowenig im Leistungskatalog sind wie die Zahnbehandlung. Am besten wäre es, eine Bewegung zu organisieren, sagt sie, oder wenigstens einen Protestzug, der Eindruck mache. Und während Grace spricht, ist die wartende Lisa schon Feuer und Flamme. Vielleicht können sie und ihr Mann dabei mitmachen und genug Sponsorengelder finden, um auch selbst ein wenig besser dazustehen. Es ist eine gute Idee für Anfang nächsten Jahres sagen sie. Am besten am Todestag von Martin Luther King im März. Ja, das ist es. Bis in den späten Abend reden sie, spekulieren über Finanzierungsmöglichkeiten und die Wirkung eines Marsches der Armut in den reichen Vierteln des Landes. Denn irgendwas muss man doch tun gegen diesen Druck.


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Sollen Hartz4 Empfänger Schnee schaufeln?

03.02.2011 um 08:27
@Sommer075
Wenn man davon leben kann ohne zum Bezahlamt rennen zu müssen,so das es auch mal für nen Urlaub an fernen Gestaden reicht...alles klar soweit


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03.02.2011 um 08:29
@Warhead
ja kann ich doch und du auch. Wo ist jetzt das Problem?


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03.02.2011 um 08:31
@Sommer075
Kann ich nicht...kein Geld,kein Jobnetzwerk,kein Job


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03.02.2011 um 08:33
@Warhead
warum hast du denn kein Job ? Ich meine wo liegt das Problem in deiner Situation ? Ich kenne dich ja nicht?


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03.02.2011 um 08:39
Mobbing...Kopfausbeutung...Diebstahl kreativen Potentials


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03.02.2011 um 08:43
@Sommer075
Ich hab ADHS und Asperger,ich bin ne asoziale Assel,gemeinlästig,störend,nicht ausgestattet mit den nötigen Social Skills,bei mir gibts kein Small talk,kein blablabla übers Wetter,kein Shakehands...wenn mir ein Arschloch freudestrahlend seine Pranke zwischen die Schulterblätter kloppt bereut er das eine Zehntelsekunde später


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Sollen Hartz4 Empfänger Schnee schaufeln?

03.02.2011 um 08:43
sowas nennt man Selbstmitleid und ist nicht förderlich bei der Jobsuche!


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03.02.2011 um 08:52
@Sommer075
Ich war noch nie ein guter Blender und Verkäufer...daher vertret ich offensiv mein Recht auf Nichtstun bei vollem Lohnausgleich,ansonsten,geh los und besorg du mir nen Job von dem man leben kann,anstatt immer nur davon zu bramabarsieren...ist wie ein Gottesdienst,die Adepten beten und beten,aber die Gottesbeweise bleiben stets aus


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Sollen Hartz4 Empfänger Schnee schaufeln?

03.02.2011 um 09:59
Zitat von Sommer075Sommer075 schrieb:sowas nennt man Selbstmitleid und ist nicht förderlich bei der Jobsuche!
Schon allein die Jobsuche, bzw. das Auswahlverfahren der Bewerber ist mittlerweile völlig pervertiert.
Jeder vernünftige Mensch sollte froh sein, so einen wie @Warhead einstellen zu dürfen.

Unternehmer verzichten doch auch nicht auf den Kauf einer gelegentlich gefährlichen Maschine, wenn sie dadurch die Gelegenheit bekommen 3 Arbeitsplätze wegzurationalisieren.

@Warhead weiß wie ich das meine, ;)


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03.02.2011 um 10:13
@eckhart
Drei Jobs??
Weg sind nur der sogenannte Creative Director und sein speichelleckender Adlatus...die Büromieze brauch ich noch um jemanden zum Beschimpfen und Bewerfen zu haben,die mir die ganzen Idioten vom Halse hält die ich bei irgendwelchen Entscheidungen unterminiert habe weil sie eh keine Ahnung haben oder nix selbst entscheiden können


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03.02.2011 um 13:28
Zitat von WarheadWarhead schrieb:Drei Jobs??
Ich weiß, ich weiß - ich will doch hier niemanden mit der Wirklichkeit erschlagen. :D


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03.02.2011 um 13:32
@Warhead
meinst du, du kommst mit asberger und ads noch aus ?
sorry ;)

buddel


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03.02.2011 um 17:12
Zitat von Sommer075Sommer075 schrieb:ab wann darf man den Lohn sagen nach deiner Meinung ???
Mindestlohn 10 Euro, z.B. für Hilfsarbeiten.Alle Ausbildungsberufe und akademische Berufe natürlich weitaus höher.

Unter 10 Euro sollte Arbeit verboten werden.


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Sollen Hartz4 Empfänger Schnee schaufeln?

03.02.2011 um 20:26
@eckhart
Aber ich...ich streichel schon meinen Basy
Weiss ja keine Sau,am allerwenigsten aber die Aktionäre und Investoren,wofür die ganze Kohle draufging damals,beim Pixelpack.
Pizza und Schnitzelbringdienst,jeden Tag,jede Woche,gratis und verspest,die Kühlschränke zum bersten gefüllt mit Haägen Dasz und Red Bull.Kicker,Flipper und Poolbillard...einmal die Woche kam Dr.Dot zur Massage um müde Kreativenmuskeln zu neuen Höchstleistungen fitzumassieren,ein sauteurer Ayurvedaguru der beim kleinsten *stöhn*zur Stelle war...dafür waren unsere Gagen zum Piepen,die meisten liessen sich ihre Arbeit in Aktien auszahlen,mit Sperrfrist versehen...als die dann rum ablief war Pixelpark ein Pennystock...so wie Razorfish,die Aktie war mal bei 12000 oder so...jetzt kannste damit Wände tapezieren...Zum Glück war ich nicht so dämlich mir 70% des Lohns in Aktien aufs Auge drücken zu lassen.Ansonsten haben wir das Geld zum Fenster rausgeschaufelt...und heute...Pixelpark sitzt ausgerechnet in dem Komplex wo ich mein Bioladencontainern betreibe,sieh da,Pixepack produziert den meisten Müll,auch Nichtmüll...Aktivboxen hol ich dort in Serie raus,säckeweise nagelneues Netzwerkkabel,Tastaturen,HUBs,Mäuse,Geschirr,Fernseher uswusw

@Vymaanika
Zehn Euro...klar,wenn man in ner finnischen Blockhütte in karelischen Wäldern lebt und sich seine Nahrung aus den Bäumen schiesst reicht das


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03.02.2011 um 20:31
@Warhead

lol ja, irgendwo hast du schon recht.In einer Talkrunde neulich ging eine für den Stundenlohn von 3,50 arbeiten.Für 2 Euro gibts einen Strick zum aufhängen, sicher die bessere Methode, als Scheisse der Mittelschicht für 3,50 vom Klodeckel zu kratzen.


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03.02.2011 um 20:32
@Warhead
du lebst im schlaraffenland :D

@buddel
menschen mit besonderheiten sollten mit denen auch in einer gesellschaft leben können -

von meinem sohn verlangte man bei der arge, dass er sein "berufsfeld" eingrenzen soll - ich sagte: sie meinen tätigkeitsfeld -

ähm ja - ich darauf - wenn mein sohn sagt, dass er alles macht, dann macht er alles - punktum u. wenn sie für ihn eine stelle finden, wo man sich auf seine "besonderheiten" einstellt, wo man verständnis für best. eigenheiten hat und sich drauf einstellt, dann ist das eine echt gute leistung . ..


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03.02.2011 um 20:32
Als Maßnahme bei erwiesenen Schnorrern..warum nicht?!
Aber: nur an öffentlichen Gebäuden = Allgemeinheit, nicht für irgendwelche Unternehmer oder Villenbesitzer, die zu geizig sind, sich einen Räumdienst zu ordern!

Der Plan scheitert sowiso..wenn man so guckt, wie gelähmt die Verwaltung bei jederkleinen Änderung reagiert...


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03.02.2011 um 20:47
@Warhead
danke für den post - war sehr ernüchternd

auch ich tauge nicht für diese welt - und ich habe keinen aspi . .

ich kann nicht ab, wenn andere mitarbeiter mies behandelt werden


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