Bürgerkrieg im Irak
22.07.2016 um 15:40Anzeige
Im Juni 2016 nahmen irakische Truppen die Stadt Falluja ein, die seit Januar 2014 vom sogenannten Islamischen Staat (IS) kontrolliert worden war. Neben den regulären Truppen beteiligten sich zum wiederholten Mal schiitische Milizen an den Kämpfen. Sie sind Teil der ‚Volksmobilisierungseinheiten‘, einem breiten Bündnis schiitischer paramilitärischer Kräfte, das 2014 gegründet wurde, um den IS zu bekämpfen. Die meisten dieser Milizen stehen aber nicht unter dem Kommando der irakischen Regierung, sondern der iranischen Revolutionsgarden, von denen sie auch ausgebildet, beraten und teilweise finanziert werden. Zwar tragen sie maßgeblich dazu bei, dass der IS zurückgedrängt wird. Doch mit jedem Sieg der Milizen kommt die iranische Führung ihrem Ziel näher, im Irak einen Staat im Staate nach dem Vorbild der Hizbullah im Libanon zu schaffen. Das schwächt die irakische Zentralregierung und verhindert politische Veränderungen, die nötig wären, um des IS langfristig Herr zu werden. Denn die Abhängigkeit der Milizen von Iran und ihre Gewalttaten gegen Zivilisten schüren Ressentiments unter den Sunniten des Landes.Den Text kann man als PDF hier abrufen: http://www.swp-berlin.org/de/publikationen/swp-aktuell-de/swp-aktuell-detail/article/die_volksmobilisierung_im_irak.html (Archiv-Version vom 23.08.2016)
Vorbereitet von mehreren Luftangriffen der US-geführten Allianz sind am Sonntagmorgen kurdische Kämpfer in mehrere Dörfer bei Mossul vorgerückt. Aus der kurdischen Verwaltung verlautete, der Einsatz diene der Vorbereitung einer Offensive auf die Millionenstadt selbst.http://www.srf.ch/news/international/kurden-kaempfer-bereiten-angriff-auf-mossul-vor
Der IS reagierte mit dem Beschuss der herannahenden Truppen, zudem wurde mindestens eine Autobombe gezündet. Über dem Kampfgebiet waren schwarze Rauchwolken zu sehen. Möglicherweise verbrannten die Islamisten Autoreifen, um die Sicht für Luftangriffe zu verschlechtern.
Nach dem Selbstmordattentat eines Jungen in der Türkei griffen Beamte einen Minderjährigen in Kirkuk auf, der eine Bombe am Körper trug.
Auf Bildern der Nachrichtenagentur Reuters ist zu sehen, wie Polizisten dem 13-Jährigen den Gürtel abnehmen. Danach wurde dieser laut der kurdischen Nachrichtenagentur Rudaw kontrolliert gesprengt. Gemäss den Beamten soll der Junge den Gürtel unter einem Leibchen von Barcelonas Stürmerstar Lionel Messi getragen haben. Bei seiner Festnahme sei er in Tränen ausgebrochen.
Bei der Polizei habe der Junge ausgesagt, sein Vater habe ihm den Auftrag für das Attentat gegeben, meldete der Sender weiter. Dem Jungen zufolge hatte sich bereits sein Bruder bei einem Selbstmordanschlag in Kirkuk in die Luft gesprengt.http://www.srf.ch/news/international/kind-mit-sprengstoffguertel-im-irak-gestoppt
In exclusive interviews, photos and research, The Associated Press has documented and mapped 72 of the mass graves, the most comprehensive survey so far, with many more expected to be uncovered as the Islamic State group’s territory shrinks. In Syria, AP has obtained locations for 17 mass graves, including one with the bodies of hundreds of members of a single tribe all but exterminated when IS extremists took over their region. For at least 16 of the Iraqi graves, most in territory too dangerous to excavate, officials do not even guess the number of dead. In others, the estimates are based on memories of traumatized survivors, Islamic State propaganda and what can be gleaned from a cursory look at the earth. Still, even the known victims buried are staggering — from 5,200 to more than 15,000.http://bigstory.ap.org/article/7b538929486f493da85e84d7ee7470a5/buried-thousands-72-mass-graves-ap-finds (Archiv-Version vom 31.08.2016)
Die USA entsenden weitere 600 Soldaten nach Irak, wie US-Aussenminister Ashton Carter ankündigte. Demnach vereinbarte US-Präsident Barack Obama mit dem irakischen Ministerpräsidenten Haider al-Abadi die Entsendung der zusätzlichen Soldaten.http://www.srf.ch/news/ticker (Archiv-Version vom 05.02.2016)
Sie sollen die irakischen Truppen bei der Vorbereitung auf den Sturm auf die Stadt Mossul ausbilden und beraten.
Mossul wird seit Juni 2014 von der Terrormiliz Islamischer Staat gehalten. Die Stadt im Norden Iraks ist vor allem wegen der Erdölproduktion in der Region von strategischer Bedeutung. Durch den Kampf um Mossul könnten nach Angaben der UNO bis zu einer Million Menschen in die Flucht getrieben werden.
Zudem beobachten westliche Geheimdienste, dass sich Kader und Kämpfer der Gruppe zunehmend Richtung Syrien absetzen.die Stadt wurde wie üblich so präpariert, dass bei einem Abzug möglichst nichts mehr stehenbleibt,
Seit März 2015 haben irakische Truppen und schiitische Milizen den IS aus 17 grösseren Städten vertrieben, darunter Falludscha, Ramadi und Tikrit. Drei der vier überwiegend von Sunniten bewohnten Provinzen, Anbar, Diyala und Salaheddin, sind bis auf kleinere Gebiet vom IS befreit, die verbleibende, Niniveh mit der Hauptstadt Mossul, soll nun folgen.http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Der-IS-setzt-sich-nach-Syrien-ab/story/24012148
IS-Festung Mossul
Allerdings hat der IS in den vergangenen beiden Jahren massive Verteidigungsanlagen um die Stadt angelegt, in der sich noch 1,2 Millionen Menschen aufhalten sollen, unter anderem mit Öl gefüllte Gräben und Zehntausende Sprengfallen, die Minenfeldern gleichen. In der Stadt selbst haben die geschätzt 4500 IS-Kämpfer ein Tunnelnetz angelegt, in dem sie sich vor Luftangriffen geschützt bewegen können.
Offensive gegen Mossul erwartethttp://www.heute.de/nordirak-schlacht-um-mossul-unvermeidbar-45538248.html?tabNo=2 (Archiv-Version vom 10.10.2016)
Der türkische Premier Yildirim betonte, die Truppen seien im Norden des Nachbarlandes stationiert, um die Bevölkerungsstruktur in der Region zu erhalten. Der türkische Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hatte in einem Interview am Wochenende gesagt, nach der Befreiung Mossuls von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) dürften dort nur sunnitische Araber, Turkmenen und sunnitische Kurden leben.
Das stieß im mehrheitlich von Schiiten bewohnten Irak auf scharfe Kritik.
Die fruchtbare Ebene vor Mosul gilt als Kornkammer des Landes und ist Hauptsiedlungsgebiet der Assyrer im Irak. Bevor der IS im September 2014 kam, lebten hier religiöse und ethnische Gruppierungen über Jahrtausende Seite an Seite – Christen, Jesiden, Schiiten, Turkmenen, Sunniten.http://www.20min.ch/ausland/news/story/Das-Dorf-zwischen-den-Fronten-10028296
Jetzt leben in Mosul keine Christen mehr, die Kleinstädte der Niniveh-Ebene sind leer, viele Dörfer komplett zerstört. Gewachsen ist hier allein das gegenseitige Misstrauen.
In Bashika hat die Türkei um die 4500 Sunniten trainiert, die faktisch als Miliz von Athil Nujeifi fungieren. Der frühere Gouverneur von Mosul ist politisch und wirtschaftlich eng mit der Türkei verbandelt, wird von Irakern aber für die Misere von Mosul mitverantwortlich gemacht.http://www.nzz.ch/international/nahost-und-afrika/kampf-gegen-den-is-die-tuerkei-und-der-irak-streiten-um-mosul-ld.120542
Iraq’s Al-Hashd Al-Watani Forces; Troublemaker for Mosul Liberation?http://www.ibn-tv.com/2016/06/iraqs-al-hashd-al-watani-forces-troublemaker-for-mosul-liberation/ (Archiv-Version vom 24.06.2016)
Alwaght- Atheel al-Nujaifi who was the governor of Mosul at the time of fall of the Iraqi northern city to ISIS terror group and who is currently based in Erbil and has formed a militant group dubbed al-Hashd al-Watani (Arabic for National Mobilization) in an interview with the British newspaper the Daily Telegraph has talked about his views on ISIS terrorist group and the prospective relations of Iraq’s Sunnis as well as the Mosul city with the country’s central government. Major points of his remarks are as follows:
“Stay of Mosul under the rule of ISIS is better than liberation of the city at the hands of a Shiite army. Some Mosul residents seek liberation at any expense but a majority of the city people believe that remaining under the rule of the terrorist group is better than liberation by the Shiite forces. In 2014, ISIS took control of Mosul because the people there did not feel the central government as their legal representative. They observed the Iraqi army as an occupying force. The idea of an Islamic caliphate in Mosul led by Sunnis is attractive to the residents of Mosul. Although life under ISIS is difficult due to the prisons and lashing, however, Mosul made some progresses. ISIS brought about de-centralization to the country. The future of Mosul is not in the hands of Baghdad’s politicians. We agree with some ISIS’ measures while come against others. ”
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Forming al-Hashd al-Watani force
Backed directly by the neighboring Turkey, al-Nujaifi formed a militant force in the areas around Mosul which are under control of Kurdistan region government. The all-Sunni force is dubbed al-Hashd al-Watani . So far about 4,000 fighters were armed after passing training and organization courses. The number of al-Hashd al-Watani’s fighters is set to rise to 10,000.
Erdogan replied, “I want to make it clear that Turkey, Saudi Arabia, Qatar and the Western coalition will not allow sectarian domination. … But there is a major question: Who will then control the city? Of course, Sunni Arabs, Sunni Turkmens and Sunni Kurds. ",
Iraq's Shiite-dominated Popular Mobilization Units (PMU), also called Hashid Shaabi, "must not be allowed to enter Mosul," Erdogan continued.
The People's Mobilization (Arabic: الحشد الشعبي Al-Hashd Al-Sha'abi),Wikipedia: Popular Mobilization Forces
ais an Iraqi state-sponsored umbrella organization composed of some 40 militias, which are mainly Shia Muslim groups, but there are Sunni Muslim, Christian, and Yazidi groups as well.[7]
Naturally, that statement did not sit well with Shiite Turkmens, Shiite Arabs, Shabaks, Kakais, Yazidis and Christians who live in Mosul. Even the Sunnis in the PMU were upset. It was reported on all Iraqi channels. Erdogan’s stand on Mosul disappointed the Turkmens who saw Turkey as a guaranteeing power for them and embarrassed the Turkmens regarding other Iraqi sects.auch das irakische Militär ist zusammengesetzt aus verschiedenen Ethnien und Schiiten wie Sunniten,
A Mosul Turkmen who was part of an unofficial diplomatic effort to improve relations between Turkey and Iraq in the first years of AKP rule in the early 2000s now feels devastated. He answered Al-Monitor’s questions with his own:http://www.al-monitor.com/pulse/originals/2016/10/turkey-iraq-mosul-isis-operation-tigris.html
“Why did Turkey wait for two years doing nothing against [IS]? Now it says [the Shiite] Hashid Shaabi should not enter Mosul. Fine, then why didn’t you let [the Sunni] Hashd al-Watani, which you claimed to have trained, fight? What were you waiting for? Others marched from Baghdad to Mosul, fighting their way and paying the price for it. Now you are telling them, ‘Stop.’ Who is going to listen to you? You say only Sunni Arabs, Sunni Turkmens and Sunni Kurds will remain in Mosul. Why are you talking only of Sunnis?
There are at least 12,000 Shiite Turkmens in the Iraqi army, police and Hashid [forces] fighting IS.
Why didn’t you help Turkmens until today? You gripe about Iran, but Iran was on board to help from day one. Why weren't you? Even Ersad Salih, the chairman of the Iraqi Turkmen Front, openly said, ‘Turkey is not coming for us.’ This is what Turkmens feel.”
Many in Iraq believe Turkey intends to split the country, even though Erdogan keeps saying Turkey supports the territorial integrity of Iraq. Two days before calling for an end to Turkey’s military presence in Iraq, the Iraqi parliament rejected the request of some Sunni parties to create new federal zones and declared that Mosul’s administrative boundaries will not change. Of course, this example is just another omen of what is in store for Mosul after its liberation.
Nach über tausend Jahren ist Mosul heute eine rein muslimische Stadt. Und das soll sie nach der „Befreiung“ auch bleiben, jedenfalls wenn es nach dem türkischen Staatspräsidenten Tayyip Erdogan geht, der jüngst erklärte:http://jungle-world.com/von-tunis-nach-teheran/3890/ (Archiv-Version vom 10.10.2016)
„After Mosul will be rescued from Daish, only Sunni Arabs, Turkmen and Sunni Kurds should remain there.“
Nur was eigentlich bedeutet es, Mosul nun “befreien” zu wollen? Tragfähige Pläne, was man nach dem Day After denn machen solle existieren keine, die Bodentruppen (Schiitische Milizen, irakische Armee, kurdische Peshmerga etc. pp.), sind heillos zerstritten und dann droht eine humanitäre Katatsrophe.http://jungle-world.com/von-tunis-nach-teheran/3893/ (Archiv-Version vom 11.10.2016)
Denn mit bis zu einer Million Flüchtlingen aus der nordirakischen Stadt wird gerechnet. Und wie man die unterbringen und versorgen will, steht völlig in den Sternen.
In der irakischen Hauptstadt Bagdad sind bei einem Selbstmordanschlag mindestens 30 Menschen getötet worden. Dutzende weitere wurden verletzt, wie Polizei und Sanitäter mitteilten.http://www.srf.ch/news/ticker (Archiv-Version vom 05.02.2016)
Der Attentäter verübte den Anschlag inmitten einer schiitischen Feier im nördlichen Stadtteil Al-Schaab. Die Terrormiliz IS hat sich zu der Tat bekannt.
Die irakische Armee hat über der Stadt Mossul nach eigenen Angaben zehntausende Flugblätter abgeworfen. Sie warnt die Bevölkerung vor einer grossen Militäroffensive, die bald beginnen werde.http://www.srf.ch/news/ticker (Archiv-Version vom 05.02.2016)