Katalonien auf dem Weg in die Unabhängigkeit?

Cass schrieb:Zum Beispiel die Schwaben? Also Teile des heutigen Baden-W., des heutigen Bayerns und Teile von Berlin.

Teile von Berlin?
Nein. Sie sind ja vor noch nicht so langer Zeit in Berlin eingewandert und es gab in de 90ern grobe Vertreibungsversuche:
In Restaurats mit schwäbischer Küche wurden den Gästen Spätzle über die Köpfe gekippt.
Sollte bedeuten: Schwaben, verzieht euch.
Und Teile von Berlin werden zwar Klein Anatolien genannt, werden aber nie zur Türkei gehören.

Die Katalonier sind in Katalonien verwurzelt.

Und ob die Schwaben in BaWü oder um Augsburg die Autonomie wollen?
Ich glaube nicht.

Trotzdem gibt es in der EU tatsächlich Volksgruppen, in denen es gärt.

Cass schrieb:Gut, aber was ist mit anderen, die im heutigen Katalonien leben und keinen neuen Staat wollen?

Die haben nix zu melden, das sind ja Zuagraste. Genau das ist ja das Problem heutzutage das Leute sich einfach irgendwo ansiedeln und dann meinen sie koennten da alles mitbestimmen, siehe z.B. Nordirland Konflikt.

Cass schrieb:Und dürfen sich dann andere Volksgruppen in Europa auch auf ihre Eigenständigkeit berufen?

Ja.

Cass schrieb:Und was ist wenn Menschen einen neuen Staat gründen wollen, die gar keine Volksgruppe sind?Darf man das denen verbieten? Zum Beispiel die Norditaliener?

Nein, wenn sie Unabhaengikeit wollen, sollen sie sie haben.

passato schrieb:Genau das ist ja das Problem heutzutage das Leute sich einfach irgendwo ansiedeln und dann meinen sie koennten da alles mitbestimmen

Wie Moschee-bauende Muslime in Mitteleuropa? :o:

Cass schrieb: Zum Beispiel die Norditaliener?

Die Südtiroler würden sich wohl eher dem nördlichen Nachbarn anschließen wollen. Es gibt in Europa ja einige Landesgrenzen, die nicht mit den Volks (=Sprach)-Grenzen übereinstimmen. Als Beispiele seien noch Eupen-Malmedy und Karabach genannt. Wie ich glaube schon erwähnt zu haben, treffen in solchen Fällen die UN-Direktiven von der Integrität der Landesgrenzen und das Selbstbestimmungsrecht der Völker aufeinander.
Falls in diesem Sachverhalt mal ein Präzendenzfallgeschaffen werden würde, mit einem positiven Ausgang für das Interesse der Völker, könnte dies eine Lawine lostreten - andere Völker könnten sich darauf berufen und ebenfalls ihr Recht einfordern. Und genau deshalb hält die UN die Beine still - der Karabach-Konflikt ist seit über 20 Jahren ungelöst, obwohl dort die Sachlage meiner Meinung nach ziemlich eindeutig ist...

Ich hätte gerne folgenden neuen Staat:

Bayern - Baden-Württemberg - Schweiz - Österreich - Lombardei - Südtirol - Piemont - Friaul - Slowenien - Tschechien - Slowakei

Der neue Bundesstaat soll wie die Schweiz in Kantone eingeteilt werden
Bayern und Baden -Württemberg z.B. in die Kantone

Baden - Schwaben - Franken - Nieder- und Oberbayern

Wirtschaftskraft, Mentalität und direkte Demokratie!

Cass schrieb:Ich hätte gerne folgenden neuen Staat:Bayern - Baden-Württeminberg - Schweiz - Österreich - Lombardei - Südtirol - Piemont - Friaul - Slowenien - Tschechien - Slowakei Der neue Bundesstaat soll wie die Schweiz in Kantone eingeteilt werden Bayern und Baden -Württemberg z.B. in die KantoneBaden - Schwaben - Franken - Nieder- und OberbayernWirtschaftskraft, Mentalität und direkte Demokratie!

Na, dann brauchst du ja nur die genannten Einwohner von deiner Idee zu ueberzeugen... ist natuerlich schon einiges an Ueberzeugungsarbeit zu leisten, aber warum nicht? Es waere auf jeden Fall ein ziemlich produktiver Staat. Fang schon mal an Broschueren drucken zu lassen.

ist uebrigens eine sehr gute Idee mit den Kantonen und der direkten Demokratie, wenn die ganze Welt wie die Schweiz organisiert waere haetten wir schon laengst ein Paradies auf Erden mit Reichtum und Frieden fuer alle.

passato schrieb:ist uebrigens eine sehr gute Idee mit den Kantonen und der direkten Demokratie, wenn die ganze Welt wie die Schweiz organisiert waere haetten wir schon laengst ein Paradies auf Erden mit Reichtum und Frieden fuer alle.

Wie kommst du denn darauf?

Verschwinden dann automatisch Erdbeben, Hochwasser, Dürrekatastrophen, Vulkanausbrüche?
Müllhalden?
Werden alle Länder zu Steuerparadiesen?
Gibt in es in Banken aller Weltkantone plötzlich Wertsachen von Verfolgten des Naziregimes in den Schließfächern, das stillschweigend verborgen wird?
Werden alle Länder Touristenländer, mit den Attaktionen, die die Schweiz zubieten hat?
Berge, Skisport, Kulturschätze

Wäre doch witzig. Außer natürlich man lebt dann in einem Staat, in dem per direkter Abstimmung vom Volke die Sklaverei offiziell wiedereingeführt wird und man zu einer der Personengruppen gehört, die versklavt werden dürfen.

Ups

frauZimt schrieb:Verschwinden dann automatisch Erdbeben, Hochwasser, Dürrekatastrophen, Vulkanausbrüche?Müllhalden?

nein

frauZimt schrieb:Werden alle Länder zu Steuerparadiesen?

ja

frauZimt schrieb:Gibt in es in Banken aller Weltkantone plötzlich Wertsachen von Verfolgten des Naziregimes in den Schließfächern, das stillschweigend verborgen wird?

nein

frauZimt schrieb:Werden alle Länder Touristenländer, mit den Attaktionen, die die Schweiz zubieten hat?
Berge, Skisport, Kulturschätze

nein

Direkte Demokratie funktioniert nur in Kombination mit einer starken naturrechtlichen Bindung der Verfassung oder in einer vollends aufgeklärten und emanzipierten Gesellschaft.

paranomal schrieb:Direkte Demokratie funktioniert nur in Kombination mit einer starken naturrechtlichen Bindung der Verfassung oder in einer vollends aufgeklärten und emanzipierten Gesellschaft

Ein wahres Wort. Es gibt tatsaechlich Voelker die sind noch nicht mal reif fuer eine normale Demokratie, wie man ja jetzt an etlichen Beispielen sehen kann.

passato schrieb:Ein wahres Wort. Es gibt tatsaechlich Voelker die sind noch nicht mal reif fuer eine normale Demokratie, wie man ja jetzt an etlichen Beispielen sehen kann.

Bei Staaten die noch halb in der Monarchie hängen trifft dies meiner Meinung auch zu ;)

Vltor schrieb:Wäre doch witzig. Außer natürlich man lebt dann in einem Staat, in dem per direkter Abstimmung vom Volke die Sklaverei offiziell wiedereingeführt wird und man zu einer der Personengruppen gehört, die versklavt werden dürfen.

Ups

Dann gründet man einen neuen Staat :D

taren schrieb: passato schrieb:
Ein wahres Wort. Es gibt tatsaechlich Voelker die sind noch nicht mal reif fuer eine normale Demokratie, wie man ja jetzt an etlichen Beispielen sehen kann.

Bei Staaten die noch halb in der Monarchie hängen trifft dies meiner Meinung auch zu ;)

Scheint mir manchmal bei uns so zu sein
Die goldenen Blätter/Adelsschmonzetten gehen weg wie warme Semmeln

"Fürstin von Thurn und Taxis" lässt sich mit "Fürstin" anreden.

Überhaupt scheinen die Leute vergessen zu haben, dass der Adel in D. abgeschafft wurde.
Sehnsucht nach einer gerechten Herrschaft?

Dagegen kommt es mir wunderbar vor, dass die Menschen in Katalonien für ihre ideen auf die Straßen gingen.

(Auch wenn ich die Idee nicht unterstützen kann, als Europäerin)

frauZimt schrieb:(Auch wenn ich die Idee nicht unterstützen kann, als Europäerin)

Man kann sie durchaus - vielleicht sogar gerade als - Europaeer unterstuetzen.

Fuer mich sollte Europa "Einheit in Vielfalt" bedeuten, also moeglichst viele verschiedene Voelker leben in einem gemeinsamen Wirtschafts- und Werteraum zusammen ohne ihre eigenen Identitaeten aufgeben zu muessen. Und schon sind wir wieder beim Schweizer Modell mit Kantonen. Es ist eben einfach unschlagbar. Das Heil liegt in dezentraler Einheit statt in zentralistischer Molochbuerokratie.

passato schrieb:Die haben nix zu melden, das sind ja Zuagraste. Genau das ist ja das Problem heutzutage das Leute sich einfach irgendwo ansiedeln und dann meinen sie koennten da alles mitbestimmen, siehe z.B. Nordirland Konflikt.

Ach so, ne Völkische Blut und Boden Sache, tja sehr sinnvoll, die EU und sonstiges kann ein Hypothetisches Katalonien schon mal knicken, oder es spaltet sich selber noch mal auf in Katalonien und Spanische zugehörig Katalonien.

passato schrieb:ist uebrigens eine sehr gute Idee mit den Kantonen und der direkten Demokratie, wenn die ganze Welt wie die Schweiz organisiert waere haetten wir schon laengst ein Paradies auf Erden mit Reichtum und Frieden fuer alle.

LOL, wie Naiv.

Katalonien-Spanien-Problem ist doch gar nicht so kompliziert.
Mit kompliziert meine ich "vielschichtig".
durch ungeschicktes Verhalten auf beide Seiten (und ich glaube besonders auf spanischer) ist die Lage leider verfahren.
Man hätte miteinander konstruktiv verhandeln müssen.

Ohne die Verhältnisse dort näher zu kennen, denke ich, dass sich Katalonien mehr Einfluss auf die Landespolitik wünscht- im Gegenzug zu den hohen Abgaben, die Katalonien leistet.
Das läuft dich bei uns nicht anders. Stichwort: CSU.
Bayern, das auch ein finanzstarkes Bundesland ist, hat die CSU und wenn man an die CSU-Minister denkt, die unser Land bisher gesehen hat, politisch sehr erfolgreich.
Könnte so ein Modell ein Weg sein, den Katalonien-Konflikt zu befrieden?

frauZimt schrieb:Ohne die Verhältnisse dort näher zu kennen, denke ich, dass sich Katalonien mehr Einfluss auf die Landespolitik wünscht- im Gegenzug zu den hohen Abgaben, die Katalonien leistet.

ES geht nur um das Geld, also um so ein Egoismus weil es in der Region mal gut läuft. Natürlich wäre das passe im Falle einer Sezession ohne Plan und EU Mitgliedschaft etc

Fedaykin schrieb:ES geht nur um das Geld, also um so ein Egoismus weil es in der Region mal gut läuft. Natürlich wäre das passe im Falle einer Sezession ohne Plan und EU Mitgliedschaft etc

Das glaube ich auf gar keinen Fall!
Es geht nicht nur um Geld.

Dann würde sich nie ein Widerstand quer durch die Gesellschaft aufstellen.
Ist auch nicht der Eindruck, den ich während eines katalonien Aufenthaltes hatte,- vor 30 Jahren.

frauZimt schrieb:Das glaube ich auf gar keinen Fall!
Es geht nicht nur um Geld.

Doch, selber gesagt. Ansonsten würden eben die Minderheiten Rechte Gelten, oder anders, Katalanen haben alle Minderheitenrechte in Spanien aber eben kein Recht auf Sezession.

Aber lies doch den Thread und alles zum Thema und nenne mir die tiefen Gründe ausser Geld, und Regionalnationalismus.

30 Jahre ist etwas lange her..

Fedaykin schrieb:30 Jahre ist etwas lange her..

@Fedaykin
Ich lese hier schon mit - nicht täglich- aber immer wieder.
Und gerade dieser Punkt ist ja strittig.

Im Geld kann man es auf den Punkt bringen, aber es geht den Kataloniern darum, dass sie sich nicht "spanisch" fühlen,
dass sie eine eigene Kultur und Geschichte haben.

Ich hab es schon mal geschrieben.
Als ich damals in Barcelona war, ich kann kein Spanisch, war total froh, aus meinem Langenscheidt zusammenzukriegen, was ich sagen wollte
Ich glaube, ich wollte etwas zu essen kaufen, herrschte mich ein alter Herr an- mindestens 80 Jahre alt- :
Parla Catalan!
Da musste ich passen. Katalanisch konnte ich nun schon gar nicht. Und er hat mir nichts verkauft.

Und was heisst 30 Jahre sind lange her.
Das ist es doch! Und wenn es 70 Jahre wären.
Der Konflikt ist nicht neu.

frauZimt schrieb:Im Geld kann man es auf den Punkt bringen, aber es geht den Kataloniern darum, dass sie sich nicht "spanisch" fühlen,
dass sie eine eigene Kultur und Geschichte haben.

Ich schätze deine Beiträge.

Aber hier sehe ich es anders. Und ich denke, man kann auch von einer Erfahrung aus der Vergangenheit nicht so ohne weiteres Gesetzmäßigkeiten für Heute ableiten.

Ich war schon öfters in Katalonien. Und ich persönlich finde, dass sich die Kultur der Katalanen von Spanien viel weniger unterscheidet wie z.B. die Kultur der Nord- von den Süditalienern oder die Kultur der Bayern von den Ostfriesen.

Es mag z.B. eigene Gerichte geben, aber im Grunde schmeckt das dort alles spanisch. Barcelona ist eine internationale Metropole. Die ist nicht mehr katalonisch wie München bayrisch.
Und Mallorca ist für mich eine spanische Insel. Der Kleidungsstil ist spanisch.
Musik ist spanisch. Klar ist es eine eigene Region, aber ein eigenes Land? Das ist doch weit hergeholt.

Katalonien und seine Einwohner sind nun mal seit Jahrzehnten eng mit Spanien verbunden.
Da färbt das eben ab.