Corellian schrieb:es gibt demnach - meiner beurteilung nach - 2 parteien, die eines gemein haben: den koran gelesen & verstanden zu haben! aber die einen sehen darin eine (normale) religion, die anderen etwas, das man sprichwoertlich aus der westlichen, abendlaendischen kultur fernhalten/verbannen muss.
letztere genannte erweckt in mir durch ihren argumentationsstil & durch ihre audrucksweise eher den eindruck, im koran die grundsaetzliche schuld fuer den herrschenden terrorismus zu sehen. allzu oft wird o. werden andere ursachen & gruende, die diesen terrorismus foerdern bzw. erst die noetige entwicklung ermoeglicht haben, sehr gerne & bewusst ausgeblendet!
schade, denn so kann man sich in einem diskurs nicht naeher kommen. im gegenteil. die kluft wird groesser.
Da stimme ich Dir aus ganzem Herzen zu, außer dass ich nicht glaube, dass irgendwer hier die Bibel und den Koran komplett gelesen und verstanden hätte.
Moses77 schrieb:Tausendfacher weltumgreifender Mord im Namen des Propheten, heute und nicht in der Vergangenheit, ist die größte Gefahr für unsere Sicherheit, die aktuell besteht.
Du machst es Dir wie viele hier damit auch zu einfach. Und zwar wird übersehen, dass die Geschichte der Staaten, in denen jetzt Bürgerkriege und Glaubenskriege herrschen, sehr eng mit unserer verknüpft ist und die europäischen Staaten und USA auch nach der Kolonialzeit immer noch massiv in die Wirtschaft, Politik und Machtverhältnisse eingegriffen haben. Jahrzehntelang hat man die Regierung unterstützt, die reibungslose Wirtschaftsbeziehungen versprach, vollkommen ungeachtet dessen, was diese Regierung für die Bevölkerung bedeutete.
Dann hat man wie zu guten alten Kolonialzeiten die Bodenschätze, Kaffee und Kakau mit horrenden Schutzzöllen für verarbeitete Ware belegt und beutet weiterhin den Reichtum der Länder aus, ohne jedoch (wie noch in Kolonialzeiten) für Bildung und Gesundheit oder ähnliche Lästigkeiten zuständig zu sein. Sollen sich die Hilfsorganisationen drum kümmern, die gegen die Macht- und Wirtschaftsverhältnisse keine Chance haben.
Eine zeitlang duldet und unterstützt man Diktatoren, bis die aufmüpfig werden, dann bombt man sie weg und wundert sich, dass das entstandene Machtvakuum von jahrzehntelang unterdrückten Extremisten genutzt wird und sich der Hass auf den mit den bisherigen Herrschern kooperierenden Westen entlädt.
In Niger bleibt von all dem Uran, das dort unter katastrophalen Bedingungen abgebaut wird, kein Gewinn bei der Bevölkerung. Frankreich importiert 1/3 seines Urans auf Afrika, und hat auch mit dem an den Franc/Euro geketteten Währungssystem der zentralafrikanischen Staaten unmittelbar Einfluss auf die Wirtschaft. Ist das nun Zufall, dass ausgerechnet diese Staaten zu den ärmsten und rückständigsten Afrikas gehören?
Von Waffengeschäften will ich gar nicht erst anfangen.
Die größte Gefahr für unsere Sicherheit sind diese politischen und wirtschaftlichen Zustände, deren Entstehung wir mit verursacht haben. Wir haben den Extremismus und die Instabilität mit zu verantworten, haben uns Feinde geschaffen und wundern uns nun, dass der dort herrschende Terror und Fanatismus nun auch hierher herüberschwappt.
Plötzlich soll unsere Kultur und Religion friedlicher sein .... weil wir uns nicht mehr selbst die Hände schmutzig machen? Nein, wir blasen nur ein paar Millionen an Unterstützung irgendwelchen Rebellen oder ein paar Waffen jener Regierung in den Hintern, kungeln unsere Geschäfte in Hinterzimmern aus, ignorieren als Touristen einheimische Kultur, Umgangsformen und Bekleidungsgewohnheiten, jubeln über einen arabischen Frühling bis wir begreifen, dass manche Diktatur mehr Freiheit für die Bevölkerung bedeutet als eine Demokratie, in der extremistische Splitterparteien die Politik bestimmen und tun nun so, als wäre es alles eine Frage der Religion.
Als hätte es Amokläufe und Terrorismus nicht auch schon von Nicht-Islamisten gegeben. Direkt in Europa, sogar in Deutschland.
Als gäbe es die tiefen Klüfte z.B. kreuz und quer durch die französische Gesellschaft nicht, die noch viel ausgeprägter sind als in Deutschland.
Dort zeigt sich, wie sich die Folgen der Kolonialgeschichte bis in unsere heutige Zeit hinein auswirken ... und wir tun so, als wäre das graue Vergangenheit und nicht unsere Verantwortung. Gnade der späten Geburt und so. Aber nein, die Franzosen sind doch Liberté, Égalité, Fraternité und so, sind doch quasi das Herz Europas ... wie kann das sein, dass die über 20% rechtsradikal wählen?
"Sollen sich die Muslime nicht wundern, wenn der Islamismus Hass auf den Islam schürt" ...
Ja, aber dann sollen wir uns auch nicht wundern, wenn unsere Einmischung woanders Hass auf die westliche Kultur schürt.
(Wer Polemik findet, kann sie behalten.)