Was bringt euch euer (Un-)Glaube?
27.10.2016 um 09:20Anzeige
off-peak schrieb:Was habt Ihr Gläubigen eigentlich nur andauernd für Probleme mit Sex?Ja und das kritisieren Atheisten zurecht an Religionen. Ich habe nie gesagt dass Frauen Eigentum sein sollen, nur das Ehebruch in unserer Gesellschaft weniger schlecht angesehen wird als in Abrahamischen Religionen und das Finde ich schlecht.
Gebe es weniger Verklemmte oder Leute, die meinen, Partner wären auf Lebzeiten ihr Eigentum, dann gäbe es in unserer Gesellschaft garantiert weniger Leid.
Nerok schrieb:Eh watt bitte?Nein nur der Ehebruch. Sex vor der Ehe endet auch öfter in Leid als andersrum. Ich würde lieber Krankenhausreif geschlagen, als das meine Frau mich hintergeht. Man kann das Ende der Liebe auch ganz human regeln, ohne zu hintergehen, durch die Scheidung. Darum ist Ehebruch eine sinnlose und böse Handlung die imo zurecht in Abrahamischen Religionen strafbar ist. Und nein ich will andere nicht dafür bestrafen, sondern hoffe einfach, dass Menschen erkennen, dass sie anderen möglichst wenig Leid zufügen sollten. Wenn man nach dieser Regel lebt, sollte man sich zumindest überlegen ob das One Night Stand wirklich das mögliche Leid wert ist. Zum Beispiel werden viele Frauen für Sex verarscht, verlieben sich und werden weggeschmissen. Das ist kein Verhalten mit dem ich etwas zutun haben will, und ich finde es schlecht dass solche Menschen einfach ungestraft davonkommen. Es kann aber jeder anders Leben und einen anderen Glauben haben.
Sex außerhalb der Ehe ist für dich schlimmer als wenn ich dich mit einem Baseballschläger krankenhausreif schlage?
Onlyonecansave schrieb:Jesus ist ein Geistwesen, und weder du noch ich haben eine Ahnung, was Er persönlich in dieser Welt bewirkt hat, vor oder nach Seinem Dahinscheiden.Man weiß zwar verhältnismäßig wenig über das Leben Jesu. Aber ein Geistwesen war er nicht, sondern sehr wohl real und existent. Dass ausgerechnet ich als Atheist dir das sagen muss, mutet doch recht eigenartig an!
Onlyonecansave schrieb:Ich habe eine sehr geringe Chance eine Geschlechtskrankheit zu bekommen,Das Problem lässt sich auch anders lösen.
Onlyonecansave schrieb:und die Chance dass ich meine Frau im Bett mit jemand anderem erwische ist auch geringer als beim durchschnittbürger.Bist Du sicher? Kennst Du die Statistiken?
BioGenEthiker schrieb:Dieser Zustand muss irgendwie auch als neurologischer Zustand im Kortex als Erregungsmuster repräsentiert sein.Du sagst es. Aber was bringt einem das? Klar, wie jeder andere mentale Zustand auch, so wird auch dieser mit einem bestimmten kortikalen Erregungszustand einhergehen – ob das jetzt religiöse Ekstase, ein mystisches All-Einheitserlebnis, die Liebe des Evangelikalen zu Jesus ist oder ob ich Zahnschmerzen habe, einen Baum sehe, ergriffen einer Bach-Kantate lausche oder die Formeln der Quantenmechanik verstehe. - Bei jedem dieser Erlebnisse und Gedanken wird mein Gehirn einen anderen neurologischen Zustand haben.
Nerok schrieb: Wo genau wird der Gesellschaft eigentlich so groß Leid angetan wenn Menschen außerhalb der Ehe Sex haben..?Vom betrogenen Ehepartner dürfte dies wohl noch der eitle Rachegott sein, welcher ja bekanntlich nicht minder besitzergreifend ist als so mancher patriarchalische Stammesführer mit seinen vier Ehefrauen.
anonyheathen schrieb: Wenn Pascal am 23. November 1654 von abends halb elf bis ungefähr eine halbe Stunde nach Mitternacht zufällig in einem MRT- oder PRT (Positronen-Emissions-Tomografie)-Gerät gelegen hätte – könnten wir dann sein Erlebnis nachvollziehen?Natürlich nicht, ich denke es ist schon klar worauf du mit deinem Beitrag hinaus möchtest.
anonyheathen schrieb:Aber was bringt einem das?Wissenszuwachs. Und das ist das, warum Grundlagenforschung betrieben wird. Man ist neugierig und möchte wissen, was es mit bestimmten Dingen auf sich hat. Hier ist es eben die Korrelation zwischen subjektivem Wahrnehmen und messbaren neuronalen Zuständen.
BioGenEthiker schrieb:Spontan fällt mir Ludwig Feuerbachs Diktum "Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde."Achso, und du denkst oder glaubst das deine 'bilde' das/der richtige ist?
waterfalletje3 schrieb:Achso, und du denkst oder glaubst das deine 'bilde' das/der richtige ist?Vermutlich weil es ausser dem Menschen keine Spezies auf diesem Planeten gibt, die dafuer infrage kaeme ...
Erkläre mir wieso, sodas ich es verstehe.
waterfalletje3 schrieb:Achso, und du denkst oder glaubst das deine 'bilde' das/der richtige ist?Nein. Ich denke, dass Gott ein Bild ist, dass sich der Mensch gemacht hat, um die Differenz zwischen Macht und Ohnmacht des Menschen in Bezug auf das Wirken der Natur in eine Gestalt zu bringen, die dem Denken zugänglich ist. Auf diese Weise entsteht die Illusion, der erfahrbaren Ohnmacht scheinbar Herr zu werden, indem man ein vertrauensvolles Verhältnis zum gemachten Gott eingeht. Und das ist dann das, was @Argus7 hier als Selbstbetrug bezeichnet.
off-peak schrieb:Bist Du sicher? Kennst Du die Statistiken?Es gibt wahrscheinlich keine Statistiken darüber, ich schreibe aus meiner Sicht. Statistiken über fremdgehen von Gläubigen und Atheisten sind wohl problematisch. Bei Gläubigen gibt es natürlich viel mehr Menschen, die in die Ehe gezwungen werden, oder sich nicht scheiden lassen dürfen. Meiner Erfahrung nach vertraue ich mein Herz lieber jemanden an, der denkt, dass Liebe etwas heiliges ist, als einem der denkt, dass Liebe nur eine Chemische Reaktion ist. Aber ja, es gibt auch sehr moralische Menschen unter dem Volk der Atheisten.
Wie auch immer, es zeigt aber deutlich, dass es bei diesen Sexverboten darum geht, sich selbst das Hoheitsrecht über den Körper eines anderen zu sichern. Was der andere denkt und fühlt, ist einem dabei egal. Man macht sich auch keine Gedanken darüber, ob man nicht selbst die Ursache dafür sein könnte, dass der Partner zur Seite springt.
Oder ob es nicht einfach evolutionär-normal wäre, dass Partner gerne mal woanders naschen.
Ebenso setzt man Sex mit Liebe bzw lebenslanger Sicherheit (nur für sich natürlich, denn für den Partner könnte es glatt ein unangenehmer Zwang sein) gleich. Und man offenabr nur lieben, wenn der andere keine anderen Bedürfnisse hat als man selbst. Im Grunde genommen liebt man seine Bequemlichkeit, nicht den anderen Menschen.
Libertin schrieb:Dein gesunder Lebenstil in allen Ehren, aber es gibt auch genug Menschen die ganz ähnliche Werte und Normen vertreten wie Du, nur dass diese dafür keine übernatürliche Instanz brauchen die sie zu einem "moralischen" Leben auffordert, das machen sie nämlich aus ganz anderen Motivationen von sich aus, daher ist das auch keine wirkliche Frage des Glaubens oder Unglaubens sondern eher der eigenen inneren Einstellung, auch wenn du das höchstwahrscheinlich anders sehen wirst.Ja man kann auch moralisch handeln, wenn man nicht religiös ist. Ich kann nur sagen, dass ich gefühlt moralischer handle seit ich religiös bin, also bringt mir der Glaube eine bessere Moral.
MahatmaPech schrieb:Der Glaube an sich ist eine Denkform des Menschen, die wir nicht unterdruecken koennen.Nein. Der Glaube ist ein Resultat der Sozialisation. So etwas bekommt man bereits in der frühkindlichen Entwicklung mit, wenn sich Eltern, Verwandte und Bekannte diesbezüglich unterhalten bzw. diverse Ritualpraktiken vollziehen, die mit dem Glauben assoziiert sind.
MahatmaPech schrieb:Dazu bilden wir uns im Anschluss eine Meinung, bzw. Einstellung oder sogar - warum auch immer - Ueberzeugung.Vorausgesetzt, das soziale Umfeld ist tolerant genug, um eine wirkliche Entscheidungsfreiheit zuzulassen - einschließlich einer unvoreingenommenen Abwägung von Pro- und Kontra-Argumenten. Anderenfalls ist das nur Indoktrination.
MahatmaPech schrieb:Nach einer ersten, unteren und kollektiven Phase des Glaubens kann es zur Wahrnehmung kommen.So etwas nennt man dann Autosuggestion: Das Geglaubte manifestiert sich als Wahnidee und entfaltet in der Psyche ein Eigenleben, das sich bis zur fanatischen Besessenheit steigern kann.
MahatmaPech schrieb:Wahrnehmung entseht durch Erfahrung und umgekehrt.Wahrnehmung entsteht primär durch Sinneseindrücke. Sekundär werden auch Illusionen und Halluzinationen "für wahr genommen", wenn man außerstande ist, kritisch zu hinterfragen und zu prüfen.
MahatmaPech schrieb:Dies liegt daran, dass es unmoeglich ist, einem Mitmenschen zu veranschaulichen, was wahrgenommen und erfahren wurde, ...Ach nein, blumige Metaphern gibt es zuhauf - ebenso wie suggestive Behauptungen, gepaart mit unterschwelligen Drohungen schlimmster Strafen, wenn man das Behauptete nicht glaubt. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt ...
MahatmaPech schrieb:Die Begriffe Religare (Religion) und beispielsweise Yoga bedeuten uebersetzt, dass eine (verloren gegangene) Verbindung wieder hergestellt wird, bzw. wieder angeknuepft werden kann.Also "Yoga" ist mit dem deutschen Begriff "Joch" verwandt - man nimmt sich selbst an die Zügel, um bestimmte Erfahrungen hervorzurufen. Da ist nichts mit "Rückbindung", sondern eher mit "Bindung" - nämlich des Denkens, um Abschweifungen zu vermeiden. Yoga ist eine Praxis der Konzentration, um eins mit Gott zu werden (Gott wird in den Yoga-Sutras mit Ishvara bezeichnet).
MahatmaPech schrieb:Grundanvorderung hierfuer sind nicht zu sehr an Dogmen zu verhaften, Unvoreingenommenheit und Offenheit.Na ja, schön wär's ...
MahatmaPech schrieb:Da längst nicht alle Menschen an höhere Wesen glauben, kann man diese Deine Annahme getrost als nicht wahr in die Tonne treten. Entweder können einige Menschen dieses „Denken“ unterdrücken oder haben es gar nicht oder aber diese Annahme hier:
Der Glaube an sich ist eine Denkform des Menschen, die wir nicht unterdruecken koennen
BioGenEthiker schrieb:trifft es besser. Glauben ergibt sich, vereinfacht ausgedrückt, aus der Tatsache, dass Menschen anderen vertrauen können und dem Umstand, dass sie das auch müssen, weil sie unfertig geboren auf den Good Will (man beachte die faszinierende sprachliche Nähe zu God´s Will ) anderer Personen, in erster Linie die als übergroß und übermächtig, aber auch als liebend, empfundenen Eltern, einfach vertrauen müssen. Daher glauben Menschen, was diese erzählen bzw vertrauen oft darauf, dass sie von übermächtigen Wesen (Eltern-Kind Projektion) beschützt werden.
Der Glaube ist ein Resultat der Sozialisation.