@Idu Götter der Bibel
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Götter (Bibel)
In der Bibel tauchen neben JHWH, dem Gott Israels, eine Reihe anderer Gottheiten auf. Sie stehen für die altorientalische Welt des Polytheismus, mit dem sich Israels Glaube an den einen Gott auseinandersetzte.
In der Begegnung der verschiedenen Stämme, Völker und ihrer Religionen kam es zu einem Austausch ihrer Gottesvorstellungen, wobei diese von den Israeliten teilweise übernommen, teilweise abgewehrt und tabuisiert wurden. Als Dokument der israelitischen Religionsgeschichte reflektiert die Bibel diesen Prozess.
Dabei wird das nachexilische Geschichtsbild, wonach Israel in seiner Frühzeit allein JHWH verehrte, dann durch „Abfall“ zu Göttern Kanaans seine Identität und staatliche Selbständigkeit verlor, von den Propheten zum 1. Gebot zurückgerufen wurde, bis schließlich die Kultreform Josias dessen Alleingeltung durchsetzte, durch außerbiblische Dokumente in Frage gestellt. Heute sieht die Bibelforschung den JHWH-Monotheismus weniger als Ausgangspunkt, sondern eher als Ergebnis der Bibelentstehung, die im 4. Jahrhundert v. Chr. mit der Kanonisierung der Tora zu einem vorläufigen Abschluss kam.
Die wichtigsten Bezeichnungen für den Gott der Bibel JHWH behandelt der Artikel JHWH.
Kanaanäisches Pantheon[Bearbeiten]
El („Starker, Mächtiger, Erster, Gewaltiger, Führer, Gebieter, Oberhaupt“): höchster Gott des kanaanäischen Pantheons, Götterkönig und Himmelsgott, Fruchtbarkeitsgott, Göttervater, „Schöpfer der Erde“ und „Vater der Menschheit“, Vorsteher der Götterversammlung, Erhalter von Himmel und Erde, mit Stierhörnern dargestellt, Gatte der Ashera, Vater oder Mann der Anath, Bruder des Dagan, musste aufgrund des Verlustes seiner Zeugungsfähigkeit im Alter später Vorherrschaft an jüngeren Baal abtreten, zu dem er in Konkurrenz stand und der teilweise auch als sein Sohn gilt, auch westsemitischer Gattungsname (Appellativ) für Gott oder göttliches Wesen, immer mit verschiedenen Städten oder Bergen verbunden, in der Bibel Bestandteil zahlreicher Orts- und Personennamen[1]
Baal („Eigentümer, Herr, Besitzer, Gatte“): Fruchtbarkeits-, Wetter-, Regen- und Sturmgott, gestorbener und wiederauferstandener Gott, dessen jährlicher Tod im Winter mit einigen Trauerritualen verbunden war und dessen Wiedergeburt im Sommer gefeiert wurde und dem auch Kinderopfer dargebracht wurden, Gatte und Bruder der Anath und Sohn des Dagan und der Ashera, teilweise auch Sohn des El, häufig erstgeborene Stieropfer dargebracht, sein Symbol ist ein Stier, der eine Kuh begattet, auch westsemitisches Beiwort (Appellativ) für einen Gott, oft mit einer bestimmten Stadt, Berg oder Ort verbunden,[2] kommt in zahlreichen biblischen Eigen- und Ortsnamen vor, erscheint in der Bibel als Widersacher Jahwes (zum Beispiel der Kampf Elijas gegen die 450 Propheten des Baal auf dem Berg Karmel, welcher als Gottesurteil fungiert), sein Kult wird von den alttestamentarischen Propheten bekämpft, in der Bibel oft auch Allgemeinbezeichnung für falschen Gott, „Götzen“, dem nicht geopfert werden soll und in diesem Sinne häufig auch im Plural verwendet, wird oft auch mit Kultprostitution verbunden (zum Beispiel 2 Kön 18)
Aschera, von aschere (Kultpfahl): Symbol der meist nackt dargestellten Ashera sind heilige Kultobjekte aus Holz, wahrscheinlich entästete Bäume oder Pfähle in Gestalt eines hohlen Baumstammes, die entweder mit Kopf der Göttin bekrönt waren oder in einer Aushöhlung die Gestalt der Göttin in sich einschlossen, häufig in dieser Bezeichnung in Bibel gebraucht, Gattin des El, höchste kanaanäische Göttin, Göttin der Mutterschaft, der Liebe und der Fruchtbarkeit sowie Himmelsgöttin, Mutter der Anath und des Baal, gilt als „Mutter der Götter“ und verkörpert das erdhafte, gebärende Prinzip,[3] Isebel besaß 400 Propheten der Ashera, die mit ihr zu Tische aßen, Frauen webten das Zelt der Ashera, Manasse von Juda setzte ihr Bildnis neben dem des Jahwe im Jerusalemer Tempel und ließ sie dort als seine Frau verehren, wurde später durch die Kultreformen des Josia aus Juda wieder aus dem Tempel entfernt, bei Jeremia als „Himmelskönigin“ und „Herrin des Himmels“ bezeichnet, der sternförmige Opferkuchen gebacken wurden, gelegentlich wird sie mit der Astarte verwechselt und mit ihr gleichgesetzt (2 Mos 34,13; 5 Mos 7,5; 16,21; Ri 3,7; 6,25.26,28.30; 1 Kön, 14,15.23; 15,13; 18,19; 21,3; 23,15; 2 Kön 17,10.16; 21,3.7; 23,4,6,7,14.15; 2 Chr 33,3; Jer 7,18; 17,2; 19,25; 44,17)
Astarte, hebräisch Aschtoret: Göttin des Venusgestirns, der Fruchtbarkeit, der Liebe und Schönheit, Muttergöttin, Schwester, Mutter und Geliebte des Adonis, Kult mit heiliger Hochzeit verbunden, bei dem sie sich symbolisch mit dem "Himmelskönig" vermählte, in der Bibel als weibliche Entsprechung zum Fruchtbarkeitsgott Baal, der die Männlichkeit personifizierte, als weibliches Prinzip in all seinen Aspekten und Allgemeinbezeichnung für weibliche nicht israelitische „Götzen“ meistens in der Wendung Baale und Astarten,[4] gilt dort als Hauptgöttin und „gräulicher Götze von Sidon“, mit sakraler Prostitution verbunden, die in der Bibel kritisiert und verboten wird, Opfer an sie werden verboten, König Salomon führte ihren Kult für eine seine zahlreichen nichtisraelitischen Nebenfrauen ein, gelegentlich auch mit der Ashera verwechselt und mit ihr gleichgesetzt (1 Mos 38,21; 5 Mos 23,7,17.18; Ri 2,13; 10,6; 1 Sam, 7,3f.; 12,10; 31,10; 1 Kön 11,5.33; 14,24; 2 Kön 23,13; Jer 7,18; 44,17f.)
Anat: Kriegs-, Liebes-, Schutz-, Fruchtbarkeits- und Liebesgöttin, Schwester und Gattin des Baal, beweint, bestattet und erweckt diesen nach seinem erfolglosen Kampf gegen den Todes- und Unfruchtbarkeitsgott Mot wieder zum Leben, entweder Tochter des El und der Ashera oder Frau des El,[5] taucht als Name in der Bibel nicht auf, jedoch verweisen manche Wissenschaftler darauf, dass sich die Richterin und Prophetin Debora aus dieser Kriegsgöttin entwickelt habe und so entmystifiziert wurde, des Weiteren war ihr Bild auch im Tempel der Nilinsel Elephantine, einer ägyptischen Militärkolonie der Juden, in der diese zeitweise im persisichen Exil lebten, neben dem des Jehu (Jahwe) in seinem dortigen Tempel zu finden und galt dort als seine Frau sowie als sein himmlischer Wille
Schamasch: (der Sonnengott, Gott des Wahrsagens und von Recht, Wahrheit und Gerechtigkeit)[6]: im siebten Jahrhundert vor Christus wurden Wagen und Rosse des Sonnengottes im Vorhof des Jerusalemer Tempel zur Verehrung gestellt (2 Kön 23,11), taucht namentlich nicht auf, Astralkult
Atargatis eigentlich Atar-ata, römisch Dea Syria ("syrische Göttin"): syrische gehörnte große Göttin und Mutter-, Schutz- und Fruchtbarkeitsgöttin und Entsprechung zur phönizischen Astarte, ihre Diener waren die Galloi, entmannte Priester in Frauenkleidern, zu ihrem Ritual gehörte unter anderem ein Feuer- und Fackellauf im Frühjahr, bildete mit ihrem Mann Hadad und ihrem Sohn Simios eine göttliche Trias, ihr Hauptkultort war Hierapolis-Bambyke in Syrien,[7] in den Makkabäerbüchern wird ein Heiligtum (Atergateion) der Göttin in Karnajim erwähnt, das von Judas Makkabäus zerstört wurde, er erschlug dort 25000 Menschen (2 Makk 12,26)
Babylonisches Pantheon[Bearbeiten]
Marduk hebräisch Merodach oder Mordechai: höchster Gott des babylonischen Pantheons, babylonischer Schöpfer- und Himmelsgott sowie Weltenherrscher, der den mythischen Chaosdrachen Tiamat besiegt, Stadtgott von Babylon (Babel) und Reichs- und Hauptgott von Babylonien, Göttervater, verkörpert den Planeten Jupiter,[8] (der biblische Prophet Daniel entlarvt, dass seine Opferspeisen von den Priestern selbst gegessen werden und besiegt seinen Drachen), besaß Zikkurat Esagila von Etemenanki in Babel, am Neujahrsfest musste der König in einer gewaltigen Prozession "die Hand des Gottes ergreifen", um dadurch das Wohlergehen des Staates zu sichern (Dan 14 apokryph)
Hadad auch Baal-Hadad ("Herr des Donners") Beiname Rammon ("Groller, Donnerer") oder Hadad-Rimmon hebräisch zu Rimmon ("Granatapfel") entstellt: aramäischer Name für den babylonischen Gott Adad, den Wetter-, Wind-, Gewitter-, Sturm-, Vegetations- und Donnergott sowie Hauptgott von Damaskus, mit Kultort unter anderem in Assur, Aleppo und Damaskus, Zincirli und Dura-Europos, bildete mit seiner Gemahlin Atargatis und seinem Sohn Simios eine göttliche Trias,[9] ein Stier galt als sein Symbol, zahlreiche biblische Ortsnamen wie Hadad-Rimmon oder Rimmon-Perez ("Granatapfel-Tal") sind nach ihm benannt, aramäische Könige wie Ben-Hadad ("Sohn des Hadad"; 1 Kön 15,18; 2 Kön 6,24) oder Hadad-Eser ("Hadad ist Hilfe"; 2 Sam 8,3) sowie edomitischen (1 Kön 11,14.19,21) haben sich nach ihm benannt,[10] wird in Zusammenhang mit Trauerritualen dieses gestorbenen und wiederauferstandenen Gottes an einer Stelle bei Sacharja erwähnt, im Zweiten Buch der Könige bat der syrische Heerführer Naaman Jahwe nach seiner Heilung von Aussatz im Jordan durch den Propheten Elischa darum, in Gegenwart des Königs von Aram im Tempel des Rimmon weiter vor diesem Gott kniehen zu dürfen, da sein König sich dabei mit seinem Arm auf ihm abstützte (2 Kön 5,17f; Sar 12,11)
Nabu biblisch Nebo: babylonischer Götterbote, Gott der Weisheit, der Wissenschaft, der Astrologie, der Schreibkunst sowie Schreiber und Inhaber der Schicksalstafeln, Sohn des Marduk und Gatte der Nanaja, verkörpert den Planeten Merkur,[11] wird an einer Stelle bei Jesaja zusammen mit seinem Vater Bel genannt, dessen "Götzenbilder" gefallen waren und den Tieren zu tragen gegeben wurden, taucht in zahlreichen Herrschernamen wie Nebukadnezar, Nabopolassar, oder Nabonid auf, auch der Berg Nebo auf dem Mose stirbt, ist nach ihm benannt (Jes 46,1; Jer 48,1)
Tamuzu hebräisch Tammuz: babylonischer Frühlings-, Fruchtbarkeits- und Hirtengott sowie Gatte der Ishtar, gestorbener und wiederauferstandener Gott, sein jährlicher Tod war mit einigen Trauerritualen und Wehklagen verbunden[12], die bei Ezechiel erwähnt und kritisiert werden (Hes 8,14)
Tiamat: babylonischer urzeitlicher Chaosdrache und Personifikation des Urmeeres (Salzwasserozean) vor der Schöpfung, Urmutter des Alls und Mutter der ersten Gottheiten, von Marduk besiegt,[13] taucht in manchen Bibelstellen versteckt, wenn auch nicht namentlich erwähnt, auf, so im immer wieder angedeuteten Mythos vom Kampf mit dem Chaosdrachen und auch in der Urflut Tehom, teilweise auch mit Leviathan gleichgesetzt, an dem dieser alte Mythos anklingt
Bel („Herr“): akkadischer Luftgott, Herrscher all dessen, was zwischen Himmel und Erde ist, "Herrscher der Länder" und Schöpfer von Welt und Mensch, hatte Hauptkultort mit Tempel Ekur („Berghaus“) in Nippur, teilweise anderer Name für Marduk-Merodach oder Enlil,[14] Baruch kritisiert Tempelprostititution, die für diesen Gott praktiziert wurde, auch akkadischer Wortbestandteil in zahlreichen Götternamen, oft in Verbindung mit Städtenamen, entspricht dem syrischen Baal (Jes 46,1; Jer 50,2; 51,44; Bar 6,41)
Nergal: syrischer und babylonischer Kriegs-, Jagd-, Unterwelts- und Pestgott sowie Personifikation der sengenden Mittagshitze- und Sonne[15], der an einer Stelle zusammen mit anderen weniger bekannten Göttern aufgezählt und ihren Heiligtümern, die die Menschen ihnen erbauten, erwähnt wird, hatte Kultort in Kutha (2 Kön 17,30)