Optimist schrieb:Zum Beispiel - wie du auch richtig beschrieben hast - dass Jesus den Leib bzw. die Gemeinde darstellt
Schau dir die "Paulus"-Stelle genau an - es ist das Prinzip einer Personifizierung.
Es geht dort nicht um den Begriff "Gemeinde" sondern um den Begriff "Messias".
Die Mitglieder sind der Messias. Das sind keine Zuhörer, keine Fans, sondern sie sind "das Ding".
Jetzt lies dir nochmal durch:
"Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen[13], da bin ich in ihrer Mitte" (
Link)
=> Wer oder was ist "Jesus"?
Optimist schrieb:Ein Zeitraum kann kein Geburtsdatum sein.
Jedenfalls, nicht bei einem Lebewesen, also auch nicht bei einer Person.
Ist "Geburt" aber Teil einer Personifizierung, dann muss man lediglich die Personifizierung rückgängig machen und dann ins 1. Jhd. schauen, was mit der Kombination "Konflikt mit Herodes" und "römischer Steuererhebung" in Bezug auf die Messias-Thematik im Judentum zusammenhängt.
Das ist nicht so schwer, denn hierfür gibt es nur einen Treffer - aber ein Treffer genügt ja auch.
Aus dem "Paulus"-Text kann man ganz einfach ablesen, was hinter der Personifizierung steht.
Mit dem Ergebnis schaut man ins 1. Jhd., und zwar in Bezug auf "Konflikt mit Herodes", "römischer Steuererhebung" und "Messias".
Ein relativ einfacher Analyseschritt und schon stehen die Geburtsangaben (also der "Geburtszeitraum") super harmonisch da, ohne jeglichen Widerspruch.
Optimist schrieb:Jesus wird in der Bibel doppeldeutig beschrieben - einmal stellt er metaphermäßig die Gemeinde dar und andere Male eine reale Person.
Es ist keine Doppeldeutigkeit, sondern eine Personifizierung, sozusagen eine Bildgestaltung unter Beachtung/Einarbeitung von Historie.
Wenn man die damalige Zeit kennt, dann erkennt man, was mit der Personifizierung und der Bildgestaltung angesprochen wird.
Kennt man die Zeit nicht, dann wirkt es wie eine wundersame Abenteuergeschichte rund um eine Person.
Literarische Personifizierung: "Jesus geht 40 Tage in die Wüste".
Realität im 1. Jhd.: es hat sich tatsächlich etwas in die Wüste verlagert.
Literarische Personifizierung: "Jesus wird bestialisch gefoltert und stirbt am Kreuz".
Realität im 1. Jhd.: die Römer haben das, wofür "Jesus" steht, tatsächlich bestialisch gefoltert, am Kreuz hingerichtet und es kam mind. einmal zu einem Untergang.
Literarische Personifizierung: "Jesus steht von den Toten auf und spielt wieder mit".
Realität im 1. Jhd.: das, wofür die "Jesus"-Figur steht, wurde tatsächlich im 1.Jhd. nach mind. einem Untergang fortgesetzt (und letztlich geht das gesamte Christentum auf diese Fortsetzung zurück).
Ein ganz entscheidender Punkt zwischen Bibeltext und dem, was im 1.Jhd. tatsächlich geschehen ist, ist der, dass sich die "Jesus"-Figur nicht damit beschäftigt.
Der literarische „Jesus“-Messias setzt sich trotz Wanderidyll nicht mit den Messias-Vorgängen in seiner Zeit auseinander.
Die simpelste Erklärung hierfür ist:
Die wundersame Abenteuergeschichte der "Jesus"-Figur ist die (literarische) Beschäftigung mit den damaligen Messias-Vorgängen.
Das Erstaunliche ist, dass die "Personifizierung an sich" im Christentum zum wesentlichen Faktor geworden ist, denn die Gläubigen lesen den "Paulus"-Text und verstehen ihren Zusammenschluss („Gemeinschaft der Gläubigen“) als eine Bewegung, an die sie explizit als Instanz glauben (noch vor Vergebung der Sünden und der Auferstehung! –
Link), die den messianischen Effekt entfaltet.
Schau dir die Katholische Kirche an. Sie versteht sich als "allein selig machend".
Im Prinzip könnte man der Katholischen Kirche einen Namen geben und ihre Geschichte literarisch wie die Lebensgeschichte einer Person ausgestalten - "juhu, der Messias ist zurück und erlangt Macht in der Welt".
Auch zur historisch kritischen Methode kann man etwas sagen:
Dass die historisch kritische Methode aus dem Text einen "historischen Jesus" herausarbeitet, ist kein Kunststück, denn es steckt ja Historie drin, nur ist es halt keine Person.
Das wiederum könnte die historisch kritische Methode nur erkennen, indem sie ihre Theologie nicht hineinsteckt, aber das kann sie nicht, denn sie gehört letztlich zu einem Glaubensangebot, das auf der "Jesus"-Person aufbauen möchte.
Optimist schrieb:Jesus war real
Nein, nicht "Jesus" war real, sondern "Jesus" ist die Personifizierung von etwas, das sich im 1.Jhd. abgespielt hat.
Ich kann nur wiederholen:
Bereits die Geburtsdaten, die wesentlichen "Paulus"-Texte, die Matthäus-Stelle usw. usf. zeigen es auf.
Es ist im Text nicht versteckt.
Es wird ja auch nicht die sonderbare Konstellation versteckt, dass ein "Paulus", der wie ein Lehrer auftritt, die wesentlichen Festlegungen trifft.
Da darf man ruhig mal eine Sekunde darüber nachdenken. Es macht sofort Sinn, wenn die "Jesus"-Figur keine Person darstellt und es tatsächlich im 1.Jhd. zur Rolle des Lehrers (der nicht der Messias ist) gekommen ist - exakt so war es auch.
Du musst dir die Frage stellen:
wie kann es aus dem Judentum heraus dazu gekommen sein, dass eine "Jesus"-Person ins (Anbetungs-)Zentrum gezogen wird - Juden machen so etwas nicht.
Die Antwort ist ganz einfach: die "Jesus"-Figur steht nicht für eine Person.
Wenn dir mal klar ist, was mit der literarischen "Jesus"-Figur angesprochen wird, dann kannst du dir die Geschichte zu "Jesus und dem Dämon 'Legion'" genauer anschauen.
Für all die sonderbaren Angaben, wie "Legion", "2000", "Schweine", "ins Wasser treiben" und auch für die "Ablehnung durch die Einwohner" entsteht auf einmal ein konkreter Sinn.