Inv3rt schrieb:Die Ergebnisse sind auf der verlinkten Seite, im Reiter...Ergebnisse verlinkt:
Ich habe mir die beiden aufgeführten Artikel angeschaut. Leider sind sie hinter einer Bezahlschranke, so dass ich mir nur die Abstracts durchlesen konnte. Aus dem Abstract des ersten der beiden Artikel hatte ich bereits zitiert. Hier ging es um mechanosensitives Replizieren. Je nach der Art der mechanischen Beeinflussung der "Bibliothek" (Ansammlung verschiedener Moleküle mit -SH-Resten, die bei Verknüpfung untereinander Disulfidbrücken bilden) bilden sich entweder hexamerische Replikatoren (beim Schütteln), heptamerische Replikatoren (beim Rühren) oder gar keine Replikatoren (ohne mechanische Beeinflussung).
Daraus schließen die Autoren auf die Freisetzung gehemmter Energien (self-inhibited state) aufgrund mechanischer Einwirkungen, so dass dann die Bildung von Replikatoren und der Prozess der Replikation ausgelöst wird. Dieses Material kann außerdem photochemisch beeinflusst werden, indem die Disulfidbrücken über Spaltungen dann ausgetauscht werden, so dass sich andere Kombinationen ergeben.
Der zweite Artikel beschreibt die Aufdeckung der Selektionskriterien von Replikatoren, die aus mehreren Bausteinen bestehen, aus einer "Bibliothek". Hierzu gibt es eine Grafik:

Zu erkennen ist hier die Auswahl aus mehreren Molekülvarianten aus der "Bibliothek", die zum Zusammenbau von Replikatoren genutzt werden. Dabei wurden bis zu sechs verschiedene Bausteine zur Verfügung gestellt, die sich durch ihre wasserabweisenden Eigenschaften voneinander unterschieden haben. Zwei Selektionskriterien konnten unterschieden werden:
1. Die Replikatoren benötigen eine kritische Makrozyklus-Größe, um sich zu Fibrillen zusammenzufügen, die dann weiterwachsen. In der Grafik ist das erkennbar, wo sich die Abzweigung erst nach fünf Zwischenschritten ergibt, während kleinere Zyklen von drei oder vier Zwischenschritten lediglich in der Kombination von Bausteinen zu Replikatoren stagnieren, ohne diese kritische Schwelle zur Selbstorganisation zu überschreiten.
2. Eine effiziente Replikation tritt nur für diejenigen Bausteine aus der "Bibliothek" auf, die in Abwesenheit eines Replikationswegs in geringer Häufigkeit vorkommen. Das bedeutet, dass die Seltenheit eines Bausteins einen limitierenden Faktor darstellt bzw. dass die mehrheitlich vorhandenen Bausteine einen hemmenden Effekt auf die Replikation haben.
Möglicherweise sind diese beiden Selektionskriterien gemeint, auf die in der Pressemitteilung angespielt worden ist, als man von "Mutationen" und "um zwei Bausteine konkurrieren" sprach. Nach meinem Gefühl ist das etwas überzogen interpretiert, da wir es hier mit einer Art von Kombinatorik zu tun haben, die nach dem Finden einer Lösung nicht weiter evolvieren, sondern in einer best-end-solution stagnieren. Die "Konkurrenz" gelangt dann an ein Ende.
Übertragen wir das auf RNA, würde das bedeuten, dass es eine optimale Sequenz gibt, die gefunden werden muss, aber danach keine weitere Entwicklung mehr stattfindet. Genau das ist jedoch das Problem des "egoistischen Replikators" - er überwuchert alles und stagniert dann, nachdem er alle verfügbaren Ressourcen für die Reproduktion seiner selbst vereinnahmt hat. Ein "best-end-solution"-Szenario endet folglich in einer Sackgasse, aber führt nicht zur Entstehung einer lebendigen Struktur.