Was geschah mit Flug MH370?

Moin, mir fällt auf, dass er z.B. den solar cycle von 2014 zur Erklärung der Verstärkung der Reichweite und des Signals benutzt. Er behauptet, dass die 2014 Situation quasi exzeptionell gut war für seine Theorie und man könne diese nicht mehr heute darstellen. Trotzdem hat er doch Flüge von seinem „Testpiloten“ in 2021 machen lassen, die auch nachvollziehbar gewesen sein sollen. Merkwürdige Argumentation!
Zur greyline propagation sollte eigentlich klar sein, dass diese nur in Nord Süd und umgekehrt funktionieren sollte. Da die Schweiz und Sydney aber nicht 180 Längengrade voneinander entfernt sind, wie können sich dann dadurch Signale verstärken?
Gleiches Problem bei der TEP, auch hier liegt eine eindeutige Nord Süd Gebundenheit vor mit Abweichungen von bis zu 20 Grad. Auch spielt TEP nur für Frequenzen bis 10 MHz eine Rolle.
Erste Gedanken und Funde zu den drei Punkten …

jerrylee2016 schrieb:mir fällt auf, dass er z.B. den solar cycle von 2014 zur Erklärung der Verstärkung der Reichweite und des Signals benutzt

Mir ist auch nicht so wirklich klar, wieso er dies immer wieder erwähnt.
Niemand bestreitet doch, dass der Sonnen-Zyklus Auswirkungen auf das Signal hat.
Die in der Datenbank abgespeicherten Werte, mit denen jeder arbeiten muss, sind aber ja unter diesen Auswirkungen entstanden.
Wie könnte man, wie von Godfrey wiederholt behauptet, diese Auswirkungen nun also überhaupt ignorieren?

Und, was hat Reichweite mit Detektierbarkeit zu tun? Unzweifelhaft sind die Reichweiten ja zum Funken und sich unterhalten gegeben. Täglich nutzen Funkamateure ihre Geräte rund um den Globus.
Er benutzt die obigen drei Argumente, um die Reichweite zu erklären, es geht immer um propagation. Mit einem 1 W Signal auf 14 MHz wird es wirklich sehr eng, denn die Rückwärts scatter, die hier wohl zählen, liegen dan um die -80dB. Das ist für WSPR zu wenig, jedenfalls für die Ianello Gleichungen.
Unten in seiner Antwort sollen aber neue Gleichungen sein, so weit bin ich noch nicht gekommen, das ist ja ein riesiger Berg zu lesen. Bis später mal …

Zz-Jones schrieb:Du hast das Paper, dem er seine "Interessante" Grafik entnommen hat, demnach auch gelesen?

Ja, aber das ist nur Theorie. Godfrey müsste halt zeigen warum eine bestimmte Frequenzverschiebung von z.B. 0,3 dB oder weniger MH370 zuzuordnen sind. Und nicht irgendeiner anderen Ursache inklusive Fehlertoleranz. Zudem müsste man den Zustand der Ionosphäre vom Tag des Verschwindens kennen, und zwar ziemlich genau. Modelle helfen da nur grob weiter.

Na ja, und dann müsste er auch erstmal die Basics offenlegen. Woher hat er denn die WSPR-Logdaten? Wie zuverlässig sind die Quellen? Immerhin wurde das bestenfalls von Privatleuten gesammelt. Wurde das gegengeprüft? Ehrlich, das Godfrey nicht ernst genommen wird, ist doch kein Wunder.

servicecrew schrieb:Da würde ich gerne einsteigen. Vor einigen Tagen hatte ich die Vermutung geäußert, dass womöglich nur Godfreys Programm in der Lage sein könnte die WSPR-Anomalien einem Flugzeug zuzuordnen. Es hörte sich für mich zunächst so an als hätte er dafür eine eigene Software entwickelt. Was ja auch zu seinem Lebenslauf gepasst hätte. Klar, diese müsste kohärent auf physikalisch- und mathematisch nachvollziehbaren Grundlagen basieren.

Aber wie ich deinem Post entnehme, ist dem nicht so? Er bedient sich also schon vorhandener Software? Ich stehe leider gerade auf dem Schlauch, weil ich von „Matlab“ und „Proplab“ vorher noch nie gehört habe und mir generell die Skills in Mathematik und Physik (bei mir war’s sogar nur der Grundkurs, @Flybywire;-)) fehlen. Könntest du da vielleicht etwas Licht ins Dunkel bringen, oder versuchen es für Laien verständlich zu erklären? Das wäre super.

Godfrey selbst hat den Zusammenhang zwischen den verschiedenen Datenquellen und benutzer Software hier erklärt:

https://www.mh370search.com/2021/11/30/mh370-preliminary-findings/comment-page-2/#comment-1268

Der hier im Forum hämisch kommentierte Blindtest wurde übrigens seinerzeit von Godfrey ausführlich kommentiert publiziert. Godfrey erläutert die dabei detailliert seine Methode, die begangenen Fehler und Lessons Learned, die zu Verbesserungen im Vorgehen führten, bevor er mit der Rekonstruktion des Fluges von MH370 begann.

https://www.dropbox.com/s/9ge7c0m5rhs68yh/GDTAAA%20Blind%20Test.pdf?dl=0

Es würde natürlich helfen, wenn man so etwas gelesen und verstanden hätte, bevor man Kritik übt.

Papaya64 schrieb:Es würde natürlich helfen, wenn man so etwas gelesen und verstanden hätte, bevor man Kritik übt.

Dann erklär doch mal, was an diesem "Blind Test" so "blind" und erfolgreich war?

@Papaya64
@Zz-Jones

Erstmal vielen Dank für die schnellen Antworten. Also wenn ich es richtig verstanden habe, erstellt Godfrey Excel-Tabellen und Tabellenkalkulationen und füttert diese mit den verschiedenen öffentlich zugänglich Daten (z.B WSPRnet Daten, ADS-B Daten, Wetterdaten usw.). Am Ende lässt er diese Daten dann graphisch durch Matlab darstellen. Stimmt die Richtung?

servicecrew schrieb:Stimmt die Richtung?

Keine Ahnung.

9. The entire process and findings will be documented in full in the two upcoming papers that I am preparing.

Quelle: s.o.

Wieso er da nicht Tacheles redet und wir weiterhin lediglich orakeln können, weiß wohl nur er.

Übrigens, auf die eigentliche Frage, bevor dann ja seine lange Aufzählung kam, ist er wieder mal nicht eingegegangen:

Would you upload your GDTAAA software to an open-source repository such as GitHub?

Quelle: https://www.mh370search.com/2021/11/30/mh370-preliminary-findings/comment-page-2/#comment-1268

Zz-Jones schrieb:Übrigens, auf die eigentliche Frage, bevor dann ja seine lange Aufzählung kam, ist er wieder mal nicht eingegegangen:
Would you upload your GDTAAA software to an open-source repository such as GitHub?

Dazu schrieb Richard Godfrey:

I have previously published my software and documented the software architecture

Quelle: https://www.mh370search.com/2021/11/30/mh370-preliminary-findings/comment-page-2/#comment-1268

Ich überlasse es Dir als Hausaufgabe, die Veröffentlichung zu finden.

servicecrew schrieb:Also wenn ich es richtig verstanden habe, erstellt Godfrey Excel-Tabellen und Tabellenkalkulationen und füttert diese mit den verschiedenen öffentlich zugänglich Daten (z.B WSPRnet Daten, ADS-B Daten, Wetterdaten usw.). Am Ende lässt er diese Daten dann graphisch durch Matlab darstellen. Stimmt die Richtung?

Das ist der grobe Rahmen. Vermutlich werden aus Exveltabellen eher Datenbanken, so dass sich diese verknüpfen lassen.
Mit ProLab-Pro visualisiert er die WSPR-Daten. Ob er damit auch die Strecke von MH370 graphisch darstellt oder nicht, ist unerheblich.

Wenn ich das machen müsste, würde ich auf eine komplett datenbankgestützte selbstprogrammierte Anwendung (Programm) setzen. Und das hat er wohl auch getan. Hier ist dann von Interesse, welche Datenbanken dem zugrunde liegen und was das Programm mit den Datenbankauswertungen macht.
Die Ausgabe ist dann nur noch Schmuckwerk.
Von Interesse ist der Quellcode des Programmes.

Papaya64 schrieb:Ich überlasse es Dir als Hausaufgabe, die Veröffentlichung zu finden.

Lol.

Ohne einen Download-Link (Google ergibt auch nichts) ist das eine reine Behauptung, drum habe ich es ja auch gar nicht erst erwähnt.

Nachtrag:

Godfrey lässt ohnehin nur die Kommentare zu, die ihm genehm sind.
Sollte der User "Will" also anschließend nachgefragt haben, könnte es ihm wie Ed Anderson ergangen sein, der dann notgedrungen mit seiner Antwort auf Reddit ausweichen mußte:

https://www.reddit.com/r/amateurradio/comments/rhwiqg/applying_high_frequency_weaksignal_propagation/hp60ztd/?utm_source=reddit&utm_medium=web2x&context=3

Ich schätze die Beiträge von Ed Anderson, da er recht plausibel darstellt, warum er die Godfrey-Methode anzweifelt.
Godfrey müsste endlich einmal konkret werden. Ich fürchte aber, seine beiden Papiere werden keine Klarheit schaffen.

WSPR existiert und wenn Godfrey belegen kann, dass er durch ein von ihm entwickeltes neues Programm in der Lage ist,
selbst sehr schwache Signale zu identifizieren und deren Abweichung auf MH370 zurückzuführen, dann könnte ich das
zumindest als Möglichkeit in Betracht ziehen. Wenn er sich nur auf bekannte Daten und vorhandene Berechnungs-Modelle
bezieht, die er neu interpretiert, dann gehe ich davon aus, dass er sich mit seiner durchaus interessanten Überlegung
verrannt hat und nur mehr versucht, ohne Gesichtsverlust aus der Sache wieder herauszukommen.

Eine neuerliche Suche nach MH370 wird sich dann daraus aber leider nicht ergeben.

Aringarosa schrieb:Ich schätze die Beiträge von Ed Anderson

Ich auch.
Dazu ist er dann aber auch noch unheimlich höflich geblieben:

I don’t think he was intentionally changing my words into a straw man argument, but genuinely misunderstood them.

Quelle: https://mh370.radiantphysics.com/2021/12/19/wspr-cant-find-mh370/#comment-32861

Beachtlich, nachdem Godfrey ihm seine Worte zunächst so derartig im Munde verdrehte und ihm anschließend dann sogar ja noch die Möglichkeit nahm, innerhalb des Blogs darauf reagieren zu können.

Habt ihr mal diesen langen Post von ihm mit den vielen links vom 28.12. 14:38 gelesen? Ich habe nicht den physikalischen Background, komme aber mit Texten gut klar, da ich beruflich damit zu tun habe.. Seine ganze Argumente zielen meist darauf ab, dass WSPR generell funktioniert und durch einige, durchaus im Web widersprüchlich diskutierte, physikalische Erscheinungen verstärkt werden kann. Solar Cycle, Grey line, PET usw, es fällt immer schwer, mir zumindest, die Argumente hinsichtlich allgemein funktionierendem WSPR und speziellem Aufspüren von Flugzeugen zu unterscheiden. Grey line und PET werden im Web auch anders dargestellt, nämlich als hauptsächlich in Nord-Südrichtung funktionierend.
Logisch geht anders wenn er z.B. den 2014 Sonnenzyklus für die Einmaligkeit der „günstigen“ Bedingungen hernimmt, dann aber wieder selbst versucht, durch „seinen“ Piloten Beweisflüge ausführen zu lassen, die dann trotz der eigentlich nur damals geltenden Bedingungen funktionieren.
Seine ganz unten aufgeführte Habilitation über Vortex Verwirbelungen und die Arbeit über Radar als Detektor haben mMn fast gar nichts mit dem WSPR Thema zu tun. Sorry, falls ich mich da irre.
Dieser Post kommt mir ein wenig vor, als wolle man Kritiker mit Text zuschei….
Was haltet ihr davon?

Ich frage mich schon die ganze Zeit, ob sein lautes Gerufe nach dem Sonnen-Zyklus (angebliches Ignorieren seiner Kritiker) nicht noch zum Eigentor werden könnte.
Das WSPR-Signal wird ja nicht nur an der Ionosphäre reflektiert, sondern ebenso ja auch am Grund. Das Signal um 17:16 UTC bspw. wurde auf seinem Weg von der Schweiz nach Australien 5x reflektiert, 3x an der Ionosphäre und 2x am Boden.
Es gibt jedoch keine verlustfreie Reflexion am Boden bei festem Untergrund (nur an der Wasseroberfläche).
Eine entscheidende Rolle spielt hierbei dann der Grundwasserspiegel.

Die Reflexion von Kurzwellen an der elektrisch leitfähigen Ionosphäre ist verlustarm, funktioniert aber nur bis zu einer einfallswinkelabhängigen Grenzfrequenz (Maximum Usable Frequency – MUF). Die Reflexion am Boden ist für den größten Teil der Erde, nämlich die leitfähigen Ozeane ebenfalls verlustarm; bei den Kontinenten ist sie von der Leitfähigkeit des Bodens, insbesondere vom Grundwasserspiegel abhängig.

Quelle: Wikipedia: Kurzwelle#Reflexion an Schichten der Ionosphäre

Sofern Reflexionen über festem Grund stattfanden, wäre das doch dann im Grunde eigentlich auch ähnlich bedeutend?

jerrylee2016 schrieb:Dieser Post kommt mir ein wenig vor, als wolle man Kritiker mit Text zuschei….
Was haltet ihr davon?

Mein Reden.

Beitrag von Zz-Jones (Seite 2.651)

@Zz-Jones Trotzdem können Sie von Fachleuten ja gelesen und beurteilt werden. Ich kann es leider nicht, mir fallen halt nur etwas logisch zweifelhafte Dinge auf. Dasselbe Argument einmal als ausschließend und dann als doch allgemein zu benutzen ist halt merkwürdig.Er argumentiert unsauber, auch bei grey line und PET
Nicht alle wollen ihm Böses oder gehen ihn harsch an. @370location ist ein gutes Beispiel, wie Du ja schon erwähnt hast.
Ich finde es einfach nur sehr schade, dass die Chance auf eine neue Suche immer mehr abnimmt, Dieser Ort erscheint mir sehr interessant, ist er doch im Suchgebiet, ist nicht mehr von OI untersucht worden und wegen seines schwierigen Terrains sicherlich ein Kandidat für eine erneute Suche, aber das ist nur meine unmaßgebliche Meinung …

jerrylee2016 schrieb:Ich finde es einfach nur sehr schade, dass die Chance auf eine neue Suche immer mehr abnimmt, Dieser Ort erscheint mir sehr interessant

Vielleicht wird ja unabhängig von Godfrey trotzdem eine neue Suche angeschoben. Schiffhauer hatte ja bereits mehrfach erwähnt, dass es eine wesentlich bessere Methode als WSPR geben würde (STANAG4285), bei Iannello fand das Anklang. Möglich, dass hinter den Kulissen da auch bereits schon dran gearbeitet wird.

Die (nicht ganz ernst gemeinte) Prognose von Schiffhauer gibt ein wenig Anlass zur Hoffnung:

Zwei nur halbwegs ernstgemeinte Prognosen, nun: zum einen wird Richard Godfrey Ehrenmitglied des DARC e.V. (mit vollem Recht, denn er hat mit den dafür goldrichtigen Methoden dem Ansehen des Amateurfunks einen schweren Schlag versetzt), zum anderen wird man die Black Box von MH370 an der prognostizierten Stelle finden – was dann aber auch ganz & gar nichts mit WSPR zu tun haben wird. Und die “Pseudowissenschaftler” werden jubelnd ihre Aluhüte in die Luft werfen.

Quelle: https://dk8ok.org/2021/12/ (Archiv-Version vom 27.01.2022)