@tektonEin Beispiel:
Johannes 1,1-2
Der Anfangsteil umfaßt Johannes 1, 1-18; wobei sich dieser Teil noch ein wenig weiter aufgliedern läßt. Gleich die allerersten Verse 1-3 sind von großer Bedeutung, und werden leider meist völlig in Widerspruch zu der zuvor erwähnten allgemeinen Wahrheit bzgl. des Evangeliums ausgelegt.
Johannes 1,1-2
1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
2 Dasselbe war im Anfang bei Gott.
In einer Sprache, die uns heute vielleicht ein wenig fremd vorkommt, werden hier im wesentlichen drei Begriffe miteinander in Bezug gesetzt: (1) "Anfang", (2) "Wort" und (3) "Gott".
Es ist empfehlenswert, diese Verse wiederholt zu lesen, und zwar genauso, wie sie da stehen -- keine anderen Wörter in Gedanken hineinbringen, nicht diese Wörter in Gedanken durch andere ersetzen, nein! Wir müssen unseren Sinn zunächst absolut eisern genau auf das gerichtet halten, was hier steht. Hier steht "Anfang", das bedeutet "Anfang"! Hier steht "Wort", das bedeutet "Wort"! Hier steht "Gott", das bedeutet "Gott"! Ansonsten wird hier keine andere Sache oder Person erwähnt.
"Moment, Moment … " werden wohl einige schon kaum noch an sich halten können und vor lauter Voreingenommenheit durch ihre bisherigen Vorstellungen und von anderen Theologen übernommenen Lehren laut vor sich hin sagen. "Moment …" — was denn? Ja, mir ist auch bekannt, was weiter hinten in diesem Kapitel noch steht, deshalb sollten wir aber noch lange nicht "ein Pferd von hinten aufzäumen", oder? Wer steigt denn bitte eine Leiter hinauf, indem er von oben herunterspringt? Schön langsam, und mal eiserne Disziplin üben … Steht hier "Anfang"? Steht hier "Wort"? Steht hier "Gott"? Fein, dann werden wir zunächst auch davon ausgehen, daß genau das auch jeweils gemeint ist, und wir werden diese Begriffe nicht einfach durch andere ersetzen.
Wir sollten als nächstes versuchen zu verstehen, was hier über diese 3 Begriffe gesagt wird und in welcher Beziehung diese hier zueinander stehen.
"Im Anfang …"
"Im Anfang …", so beginnt das Johannesevangelium. Zuerst sollten wir uns vielleicht fragen, von welchem Anfang dies möglicherweise handeln könnte, oder? Manche werden zwar diese Frage für fast überflüssig halten, denn immerhin ist ihrer Meinung nach absolut klar, daß dieser Anfang hier natürlich der Anfang der Schöpfung der Welt sein muß, von dem auch in 1. Mose 1 berichtet wird. Nur, ist das so absolut klar? Muß das genau so sein? Gibt es nicht auch andere "Anfänge" in der Bibel? Bezieht sich das Wort "Anfang" immer auf den allerersten Anfang, als Gott Himmel und Erde schuf?
Ein Blick in eine Konkordanz gibt Aufschluß, und es wird klar, daß nicht an allen Stellen, an denen vom "Anfang" gesprochen wird, auch der Beginn der Schöpfung gemeint ist. Vielmehr geht es an manchen Stellen um den Anfang einer bestimmten Sache, einer bestimmten Zeitspanne, oder Aktivität, usw. Daher ist auch hier erst zu bestimmen, von welchem Anfang diese Verse handeln.
Außer dem allerersten Anfang der Himmel und Erde in 1. Mose 1,1 kommt vom Zusammenhang her nur noch eine Alternative wirklich in Frage, die wir auch durchaus näher erwägen sollten. Wie zuvor aufgezeigt, handelt das Johannesevangelium von Jesus als dem Sohn Gottes, dem Christus. Darum geht es in diesem Evangelium: Jesus wird als der eingeborene Sohn Gottes verkündet. "Im Anfang" mag hier vielleicht ein Hinweis auf "den Anfang des Sohnes Gottes" sein. Dann würde uns in diesen zwei Versen geschildert und mitgeteilt, was es mit dem Anfang Jesu, dem Beginn des Sohnes Gottes, auf sich hatte. "Im Anfang (Jesu Christi) war das Wort … " Ist das eine plausible Möglichkeit? Durchaus.
Dann sollten wir darauf achten, ob es dazu eventuell weitere Schriftstellen gibt, die ein solches Verständnis als Wahrheit bekunden und eine solche Sicht eventuell bestätigen; oder aber, ob es Stellen gibt, die eher zu einer anderen Lösung hin tendieren. Eine sehr bedeutsame Stelle findet sich in 1. Petrus 1.
1. Petrus 1,20
20 Er [Jesus] ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen,
Diese Aussage des Apostels Petrus verdeutlicht eine für unsere Studie sehr wichtige Wahrheit bzgl. des Herrn Jesus Christus: Es gab eine lange Zeit, von "ehe der Welt Grund gelegt wurde" bis hin zu "am Ende der Zeiten", während der Jesus zwar in Gottes Vorsehung (d.h. "zuvor ausersehen") war, aber während der er noch nicht als Person, als ein lebendiges Wesen, "offenbart" (manifestiert, in sichtbarer und tatsächlicher Gestalt, als Person existent) war. Dieser Vers gibt uns somit weiter Aufschluß über das, was in Johannes 1 berichtet wird und hilft uns dabei, die dort offenbarten Wahrheiten richtig zu verstehen.
Bevor Jesus empfangen und geboren wurde, "existierte" er in Gottes Vorsehung, war er Teil von Gottes Plan zur Erlösung des Menschen. In unserem Sprachgebrauch würden wir davon sprechen, daß er in "Gottes Gedanken" existierte, denn "ausersehen" hat mit Gedanken, Plan und somit mit "Wort" zu tun, denn Gedanken werden in Worte gefaßt und auch in Worten mitgeteilt.
Wir können sehen, wie beide oben angesprochenen Bedeutungen von "im Anfang" in Frage kommen. Dann aber wird uns hier in 1. Petrus 1,20 noch ein weiterer Hinweis darauf gegeben, daß Jesu "Anfang" in der Tat auch mit dem allerersten "Anfang" überhaupt einhergeht, denn es heißt ja, daß Jesus bereits von Gott ausersehen war, "ehe der Welt Grund gelegt wurde".
"…war das Wort"
Als nächstes in Johannes 1,1 müssen wir den Ausdruck "war das Wort" korrekt zu verstehen suchen. Johannes verkündet: "Im Anfang war das Wort …" Mit anderen Worten, wovon auch immer hier die Rede ist, das war oder begann im Anfang als "Wort".
"Wort" ist hier die Übersetzung des griechischen Wortes logos. Dem Wort logos werden in dem Altgriechisch-Deutsch Großwörterbuch von Menge-Güthling, 26. Aufl. 1987, folgende Bedeutungen zugeschrieben (nur Stichworte teilweise hier wiedergegeben):
Rede, Sagen, Ausdruck, Spruch, Wort, Kunde, Sage, Gedanke, Erwägung, Überlegung, Berücksichtigung, Bedeutung, Geltung u.a.
Auch in anderen Wörterbüchern finden sich die gleichen Bedeutungen für das Wort logos wieder. Die Grundbedeutung "Wort" bzw. "Gedanke" oder "Erwägung" (welche ja durch Worte dann formuliert werden), trifft auch hier in Johannes 1 zu, und es besteht absolut kein Grund, logos irgendeine andere Bedeutung zu geben.
Im Laufe der Geschichte, deuteten griechische Philosophen den Begriff logos sehr spezifisch auch für das "göttliche Grundprinzip", bzw. bedachten diesen Begriff mit einem "Gottheit"–Denken. Schließlich wurden solche Gedankenmodelle über logos durch einige Kirchenväter in den frühen Jahrhunderten n.Chr. in die christliche Lehre übernommen, da diese bemüht waren, ihre bisherige von griechischer Philosophie geprägte Überzeugung mit der biblischen Lehre über Gott in Einklang zu bringen. Es entwickelte sich insbesondere in Alexandrien in Ägypten eine Theologie, die bis heute als "Logos-Christologie" bekannt ist, und in der Jesus mittels des Begriffs logos und einer spezifischen Auslegung von Johannes 1 ganz im Sinne griechischer Philosophie zur einer "Gottheit" erhoben wird. Dies wird erreicht, indem man das griechische Gedankengut bzgl. logos nun in Johannes 1 auf diesen Begriff im biblischen Bericht überträgt und dann die gemachten Aussagen, allerdings bezeichnenderweise doch nur zum Teil, zur Bestätigung benutzt.
Man sollte aber besser dabei bleiben, den hier verwendeten Begriffen keine außerbiblischen Bedeutungen zu geben, sondern sie so verstehen, wie sie hier zunächst einmal verwendet wurden.
"… das Wort war bei Gott"
Die nächste Aussage in Johannes 1,1 verkündet uns, daß dieses Wort, das im Anfang war, bei Gott war. Interessanterweise wird diese Wahrheit von Trinitariern zumeist einfach übergangen in ihrem Eifer, den nächsten Ausdruck ins Spiel zu bringen. Wir lesen davon, daß das Wort "bei [pros]" Gott war. Diese Aussage stellt eindeutig fest, daß das Wort nicht in irgendeiner Form mit Gott identisch sein kann, sondern vielmehr von Gott unabhängig ist. Es besteht eine bestimmte Beziehung zwischen Wort und Gott, denn das Wort ist bei Gott, aber dieses Wort ist nicht Gott, ist nicht identisch mit Gott.
Das Wort für "bei" ist im griechischen Text das Wort pros, es bedeutet hauptsächlich "hin … zu", "in Richtung auf", "bei", "nahe bei", übertragen zeigt es auch an, was man u.a. als "im Bezug auf", "im Blick auf", bezeichnen könnte.
"und Gott war das Wort"
Danach folgt die Aussage "und Gott war das Wort", die immer wieder als Beweis dafür herhalten muß, daß Jesus eindeutig Gott sei. Es könne ja doch wohl kaum deutlicher gesagt sein, behaupten die Vertreter der Trinitätslehre. Nun, wie klar und deutlich wird denn hier gesagt, daß Jesus Gott ist?
Als erstes kann man feststellen, daß "Jesus" hier gar nicht erwähnt wird! Hier ist nirgends von "Jesus" die Rede … hier ist von "Gott" die Rede, und hier ist von "Wort" die Rede. Warum wollen es die Trinitarier nicht dabei belassen? Die Behauptung, diese Aussage beweise, das Jesus Gott ist, beruht offensichtlich nicht auf dem hier an dieser Stelle Gesagten, sondern bezieht ein besonderes Verständnis anderer Aussagen in der Schrift an dieser Stelle dann mit ein.
von Bibelcenter.de