"Organisierte Trollerei": Das selbsterhaltende Weltbild und die Folgen

@kurzvorbei

Sind wir das?

Ich erkenne in Deiner Erklärung eine persönliche Gewichtung, nach der die Dir wichtigen Argumente von "Experten" stammen, während die Dir nicht genehme Darlegung "selbst ernannten Autoritäten" zu geschrieben wird.

Ich das nicht die genaue Spiegelung der Vorgehensweise, die Du der Gegenseite vorwirfst?

@Commonsense
Nein, natürlich nicht. Die Experten verbergen sich ja schließlich nicht hinter (albernen) Pseudonymen.

@kurzvorbei

Einem anonymen Forum vorzuwerfen, daß es anonym ist, sehe ich nun auch nicht als beste Argumentation.

Ist es nicht so, daß die von Dir angeführten Experten eine überprüfbare Historie aufweisen, die dazu angetan ist, ihre Aussagen einzuschätzen?

Und sind überprüfbare Fakten schlechter, weil derjenige, der darauf hinweist, anonym ist?

Letztlich geht es darum, vorliegende Beweise, Argumente und Ansichten zu bewerten, ihren Bezug zur Realität nachzuweisen und abzugleichen. Der Urheber solcher Argumente ist dabei erst einmal zweitrangig und kommt erst dort ins Spiel, wo eine Prüfung der Fakten nicht möglich ist, z. B. bei sogenanntem "Insiderwissen", wo es eben notwendig wird, zu überprüfen, ob der Autor tatsächlich zum Kreis der Insider gehört...

@Commonsense
Wobei man überprüfbare Fakten wohl eher nicht in irgendwelchen .gov Links und amerikanischen Spatenmagazinen findet :)

@kurzvorbei

Die findet man überall, auch dort. Nur wird man sie nicht mit solchen Organen überprüfen können, wie auch nicht mit Aussagen bekannter VT-Autoren, Publikationen des Kopp-Verlags usw.

@Commonsense
Was bedeutet, dass wir "Fakten" generell nicht wirklich prüfen können und deshalb auf unser Bauchgefühl angewiesen sind :)

@kurzvorbei
klar kannst du fakten prüfen. wie kommst du auf die idee das das nicht möglich ist?

@kurzvorbei

kurzvorbei schrieb:Was bedeutet, dass wir "Fakten" generell nicht wirklich prüfen können und deshalb auf unser Bauchgefühl angewiesen sind :)

Rationalität, Logik, Plausibilität etc. hätten wir statt "Bauchgefühl" auch noch zur Verfügung. Nur mal so als Hinweis. :D

@CarlSagan
Das sind ja nur Synonyme zu "Bauchgefühl" :)

@kurzvorbei

kurzvorbei schrieb:Das sind ja nur Synonyme zu "Bauchgefühl" :)

Dass du das so siehst, glaube ich dir sofort. :)

Wobei ich zugeben muss, dass uns neben dem Bauchgefühl auch der gesunde Menschenverstand weiter hilft :)

@kurzvorbei

kurzvorbei schrieb:Wobei ich zugeben muss, dass uns neben dem Bauchgefühl auch der gesunde Menschenverstand weiter hilft :)

Was wahrscheinlich der Grund dafür ist, warum wir Gewitter heute nicht mehr für den Zorn der Götter halten und Krankheiten nicht mit Dämonenaustreibung bekämpfen, obwohl unser Bauchgefühl dahingehend doch mal sehr deutlich war.

Auf "Bauchgefühl" verlassen.... ich weiß nicht... Das mag in zwischenmenschlichen Beziehungen einen gewissen Wert haben. Aber zum verstehen unserer Welt und dessen, was darin passiert, wohl eher nicht.

@CarlSagan

dazu passt der spruch eines weisen mannes:

"House: Following your heart is easy. Following your brain is tough."

@Nerok
In der Tat.
Nachdenken ist Arbeit. Zumindest dann, wenn man sich der eigenen Denk- und Wahrnehmungsfehler bewusst ist und diese aktiv zu vermeiden sucht. Dann ist es nicht nur Arbeit, sondern auch unbequem. :)

Da ist es viel einfacher irgendwelchen Behauptungen zu glauben, die die eigene Meinung widerspiegeln.

@CarlSagan

das Hirn versucht das aktive Denken soweit wie möglich zu vermeiden, weil es sehr energieintensiv ist (das mit den rauchenden Köpfen ist gar nicht sooo weit hergeholt) und langsam.
Deshalb greift es (wenn man es lässt) auf das gute alte "Bauchgefühl" zurück. Braucht wenig Energie, geht schnell und liefert annehmbare Ergebnisse (aufgrund von bereits gemachten Erfahrungen). Was neues wird man mit "Bauchgefühl" nicht lernen, aber wenn es im Gebüsch raschelt und das "Bauchgefühl" sagt: Tiger!Tiger! (Burning bright?) Lauf weg! ist das eine völlig annehmbare und schnelle Alternative.
Zusätzlich aktiviert eine Bauchgefühlentscheidung das Belohnungssystem, was ja auch ganz logisch ist: Braver Mensch, haste Energie gespart

ist natürlich nur was ich mal gelesen habe.
Das Buch heisst glaub ich Schnelles Denken, Langsames Denken.

@staples

Ich glaube, das ist auch der evolutionäre Hintergrund der Pareidolie: Wenn man hundert mal vor etwas wegläuft, das aussieht wie ein Tiger, war es einmal wirklich einer - ein einziges mal aufgefressen werden reicht aber schon, um seine Gene nicht mehr weitergeben zu können. Nur mal so am Rande, ich verschwinde auch schon wieder aus diesem Thread.

*Querschlägergeräusch/Überschallknall*

@staples
Das mag sicher auch ein Grund sein.

Aufgrund unserer Evolution sind wir geneigt, in unserer Wahrnehmung bestimmten Mustern zu folgen.
Wie @Dahergelaufen bereits so schön darstellte, rettet uns ein "Typ I Fehler" – ein Falsch Positiv – das Leben. Etwas raschelt im Gebüsch, es könnte, wie du schriebst, "Tiger! Tiger!" (In what distant deeps or skies, burnt the fire of thine eyes?) sein, also treten wir lieber die Flucht an. Daher ist es in der Tat eine annehmbare Alternative, da sie Leben rettet.
Wer einen Typ 2 Fehler begeht ("wird schon kein Tiger sein") der lief Gefahr, gefressen zu werden.

Daraus entstand der Effekt der "Patternicity" oder "Agenticity" (Shermer). Im Laufe der Evolution zahlte sich der Typ 1 Fehler aus. Es kam uns zugute, hinter jedem Rascheln einen "aktiven, intelligenten Agenten (bzw. Akteur)" oder ein bestimmtes "Muster" zu vermuten.
Im Prinzip sind wir, evolutionär gesehen, die Nachkommen der vorsichtigsten und paranoidesten Vorfahren. :D

Heute schlägt sich das darin nieder, dass wir diese Effekte nur mit Mühe kompensieren können. Unser Gehirn ist derart "verdrahtet", dass es Muster in zufälligem Rauschen sehen will, wenn nicht gar muss. Wir vermuten hinter so ziemlich allem, was wir wahrnehmen, unterbewusst noch immer einen "intelligenten Agenten". Irgendwer oder irgendwas, dass quasi vorsätzlich die Dinge hat so geschehen lassen, wie sie passiert sind. Die erste Erklärung die uns einfällt, wird oft als die "Lösung" wahrgenommen.

Verstärkt wird der Effekt z.B. durch einen Mangel an Verständnis für Naturgesetze, wissenschaftliche Prinzipien, politische Zusammenhänge etc.
Je weniger ich selber über die Rahmenbedigungen eines Ereignisses weiß oder je weniger ich sie verstehe, desto eher bin ich geneigt, mein erstes Bauchgefühl als Erklärung zu akzeptieren.

Hier mischen sich quasi die evolutionär geprägten Denkmuster (oder -Fehler) mit dem "Argument aus persönlichem Unglauben", bei dem eine These zurückgewiesen wird, weil sie einem subjektiv als unglaublich erscheint.

Man denkt vielleicht:
"Wie hätten die Entführer am 11. September die Flugzeuge kapern können, wenn sie keine Hilfe der US-Regierung hatten? Ich kann mir das nicht vorstellen."

Und lässt dabei außer Acht, dass immer schon Flugzeuge unter den wildesten Umständen entführt wurden. Wenn ich Menschen, mit der Absicht ein Flugzeug zu entführen, auf eine Maschine buchen kann, warum soll ich dann nicht mehrere Menschen auf verschiedene Maschinen buchen können?

Das bedeutet nicht, dass die Entführer keine Hilfe gehabt haben können. Es ist aber nicht logisch anzunehmen, dass sie eine derartige Hilfe haben mussten.

CarlSagan schrieb:Je weniger ich selber über die Rahmenbedigungen eines Ereignisses weiß oder je weniger ich sie verstehe, desto eher bin ich geneigt, mein erstes Bauchgefühl als Erklärung zu akzeptieren.

Das ist sicher sehr wichtig.

Was mir gerade durch den Kopf ging: Es soll alles einfach sein, bequem, einfach zu bedienen (z.b. Smartphones, weil ichs gerade in der Hand habe und mir dabei gedacht hab: Irre ist diese Feature praktisch, macht vieles so einfach!

Mir wird von google vorgegaukelt, dass ich das Wissen der Welt jederzeit in der Hand halte. Ich brauche mich nicht anstrengen, das ist angenehm. Ich brauche eine Lösung für ein Problem - Google, nicht selbst herumdenken und probieren.

Was dazu führt, dass man davon ausgeht, dass alles einfach IST. Nur das Bauchgefühl wird benötigt und macht einen faul. Denkfaul.

Ich habe das (Bauch)gefühl, dass es sich alles gut anfühlen muss. Wenn ich mich ändern müsste, meine Vorstellungen über Bord werfen müsste, das furchtbar anstrengend und unangenehm wäre. Also habe ich das ausprobiert :) Ich habe mich gezwungen! VT und sogar rechte Esoterik ernst zu nehmen und den Leuten gegenüber nicht sofort verbal die Krallen auszufahren. Es fühlt sich wirklich Scheisse an, wie ein Ziehen im Schädel :)

Walk a mile in their shoes dachte ich. Schubladisiere nicht.
Zurück kann man nicht, wenn die Frucht gekostet ist, aber bei mir ergab sich eine Art Distanz, die mich davon abhält, mich dauernd zu ärgern :)

staples schrieb:VT und sogar rechte Esoterik ernst zu nehmen und den Leuten gegenüber nicht sofort verbal die Krallen auszufahren. Es fühlt sich wirklich Scheisse an, wie ein Ziehen im Schädel :)

...wenn sich bei Dir schon nach der Lektüre deutlich hahnebüchenem Quarks ein leichtes Ziehen einstellt, solltest Du die organisierte Trollerei unserer prallen Massenmedien jedenfalls meiden wie die Pest. :D
Was solls eigentlich bringen sich hier in erhabener Position zu wähnen, während man gleichzeitig - immer wieder aufs Neue - der Propaganda aller möglichen Parteien ausgesetzt wird? Machen wir uns nich nur selbst was vor, indem wir uns für komplett unempfänglich gegenüber all diesen Einflüsterungen und Verlockungen halten?
Orwellsche Dialektik oder nur die übliche Dissonanzvorbeugung? Wann genau sind Verschwörungstheorien eigentlich derartig undenkbar geworden, als daß man sie neuerdings gefahrlos in einem Satz mit rechter Esoterik gleichstellen könnte um ... welche Verhältnismäßigkeiten noch genau anzudeuten? Ah... klar soweit: VTler sind so gut wie alle braun und die Mutti wirds schon regeln?
Soll mich das jetzt vergessen lassen daß die Operation Gladio genauso bittere Realität darstellt wie die Kriminalisierung der kompletten Erdbevölkerung im Dienste einer ominösen Nationalen Sicherheit? Alleine der NSU-Untersuchungsausschuß belegt doch immer wieder die ganz reale Verschwörung diverser Aktenschredder gegen unsere treuen Staatsdiener, welche auf diese Weise deren aufrichtigste Bemühung um Aufklärung streifen-artigst zu vereiteln wissen...
Aber es waren jetzt sicher nich die rechten Esoteriker vom Verfassungsschutz, denen wir diese NSU-Morde höchstwahrscheinlich noch zu verdanken haben, über die Du Dich hier austauschen wolltest. Oder gar irgendwelche VTs zu Aktenordnern und deren mysteriösen Begegnungen der letzten Art mit Schreddern im Schatten halbdunkler, weil sparsam beleuchteter, Amtshallen?
:trollsanta:

Ich habe gerade eine sehr traurige Erfahrung machen müssen.
Anscheinend gibt es hier User, die zwar nach außen hin den Eindruck machen gegen bezahlte Trolle vorzugehen, unter vier Augen aber dann doch die Pseudoskeptiker schützen. Also vorsicht vor solchen false-flag Agenten!