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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

22.994 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Psiram, Homöopathie, Pharmaindustrie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

gestern um 11:03
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Ich finde auch, dass "Placebo" viel mehr zum Schimpfwort geworden ist als notwendig, denn nachweislich gibt es zahlreiche "krankhafte Zustände" bei denen die Wirkung eines Placebos von großem Nutzen sein kann
sehe ich genauso. Den psychischen Effekt bei Krankeheiten sollte man eben nicht unterschätzen - weder bei der Heilung, aber auch bei der Entstehung.
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Ich arbeite wenn angezeigt auch ab und zu mit Placebos, vor allem bei Tieren mit "Verhaltensproblemen" bei denen medizinische Ursachen hinreichend ausgeschlossen sind
das ist ja klasse :)
Zitat von FraukieFraukie schrieb:...bei jemandem dessen Hund oder Katze sich z.B. nach einem Umzug oder so aufgrund von Stress die Pfoten blutig leckt oder sich gar durch knabbern selbst verstümmelt
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Die Tierhalter erfahren, dass es sich um einen Placebo gehandelt hat und es ihr ganz ureigener Verdienst ist, dass es ihrem Tier besser geht
finde ich sehr gut, dass du ihnen dann reinen Wein einschenkst.
Was ich bei der ganzen Sache noch nicht so richtig verstehe (nur ansatzweise):
Die Tierhalter geben also nun ein Mittel, in dem Glauben, dass dieses hilft. Aber inwiefern ändern sie denn dadurch (durch die Gabe des Mittels) ihr eigenes Verhalten?
Ich könnte mir lediglich vorstellen, dass sie durch ihren Optimismus, dass es helfen könnte, dann eine positivere Ausstrahlung haben.
Ist es ALLEINE das, was dann dem Tier hilft?
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Und ich mach das nicht nur damit mein Gewissen rein ist, sondern, weil diese Menschen grundsätzlich gestärkt aus diesem Abschlussgespräch hinausgehen und wissen, dass sie es sich gerne zutrauen dürfen ihrem Tier (und meist übertragen sie das auch erfolgreich auf ihre Mitmenschen) den notwendigen "emotionalen Support" zu geben, der bei einer behandlungsbedürftigen Erkrankung zur Heilung beiträgt und bei einem Problem das kein medizinisches Eingreifen notwendig macht sogar ausreichend sein kann
Gut, jetzt wissen sie es, dass sie selbst für eine andere, bessere Ausstrahlung sorgen können.
Aber das weiß doch so mancher Tierhalter auch selbst, dass sein Verhalten Einfluss auf das Tier hat - also auch ohne die Erfahrung mit dem Placebo wissen sie das.
Worauf ich jetzt hinaus will: Selbst wenn man das wei0, es ist doch so schwer umzusetzen, sein eigenes Verhalten zu steuern - oder?
Zum Beispiel eben, wenn der Hund aufgeregt oder ängstlich ist, dann macht man sich doch automatisch Sorgen... das kann man doch schlecht kontrollieren? Das Placebo hatte einem Zuversicht gegeben und konnte helfen, aber wenn das dann wegfällt, wie soll ein ängstlicher und besorgter Charakter die Zuversicht selbst aufbauen - also ohne äußere Hilfe?
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Bezahlen lasse ich mir gute, seriöse Arbeit. Evidenzbasiert, schulmedizinisch, wissenschaftlich fundiert, sowas
das ehrt dich :)


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

gestern um 14:33
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Die Tierhalter geben also nun ein Mittel, in dem Glauben, dass dieses hilft. Aber inwiefern ändern sie denn dadurch (durch die Gabe des Mittels) ihr eigenes Verhalten?
Tatsächlich ganz genauso, wie es auch der Fall wäre, wenn sie selbst ein Mittelchen nähmen an dessen Wirkung sie glauben.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Ich könnte mir lediglich vorstellen, dass sie durch ihren Optimismus, dass es helfen könnte, dann eine positivere Ausstrahlung haben.
Ist es ALLEINE das, was dann dem Tier hilft?
Exakt. Ich würde es aber nicht nur Optimismus nennen.
Meist ist es eine Mischung aus vielen Gefühlen die dann zu einer Entspannung beitragen von der wir wissen, dass Tiere (besonders die zu denen man eine Bindung hat) dies noch viel besser wahrnehmen können als viele Menschen.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Aber das weiß doch so mancher Tierhalter auch selbst, dass sein Verhalten Einfluss auf das Tier hat - also auch ohne die Erfahrung mit dem Placebo wissen sie das.
Aber jemand den es stresst, dass es seinem Tier schlecht geht und der sich Sorgen, vielleicht sogar Vorwürfe macht kann nicht immer im Blick darauf handeln.
Mensch ist dann zu Hause, sieht "Hund fängt wieder an sich die Pfoten zu lecken." denkt sich "Oh nö, nu hat mein armes Schnuffel wieder so einen Stress (Milben, Allergien und Co wurden ja schon ausgeschlossen)."
"Und ich kann nichts machen! im Gegenteil, vielleicht erzeuge ich den Stress sogar durch irgendwas das ich mache."
"Wenn der so weiter leckt, dann muss er wieder nen Halskragen umkriegen und das macht ihn immer so traurig."

Und die Luft im Raum wird immer "Dicker". Sein Mensch, dem der Hund vertrauen möchte, dass er jedes Problem schon im Griff hat kann sich in ein regelrechtes Wrack verwandeln.
Die ganze Körpersprache ist angespannt, Stresshormone sind für Hunde wahrnehmbar, viele Halter unterbrechen immer wieder was sie tun um immer wieder zum Hund zu gehen, kurz streicheln, kurz sagen "Och bitte, bitte hör doch damit auf, wird doch alles gut."
Und diese Spirale hat dann oft keinen intuitiven Ausgang und das Halter und ich schon eingehend darüber gesprochen haben was alles Stressfaktoren sein könnten und das der Halter bereits alles getan hat um dies zu verbessern verliert in einem Raum in dessen Luft man die Anspannung schneiden kann fast jede Bedeutung.

Im Idealfall zieht der Halter dann die von mir so schön gestaltete Verpackung raus (meine Kunstlehrer wären entsetzt, aber ey, ich hab denen gesagt, dass man auch ohne Talent manchmal was zustande kriegt :) ).
Dann sagen sie: "So Schnuffel, nu kriegste was von diesem super tollem, neuem Medikament, Tante Fraukie hat gesagt das hat schon vielen wie Dir geholfen und dann fletzen wir uns zusammen aufs Sofa, schauen einen Film, vielleicht gibbet ja sogar ein paar feine Leckerli? auf jeden Fall machen wir uns nen schönen entspannten Abend, mit dem neuen "Medikament" können wir beide diese Ruhe ja richtig gut brauchen."

Hund versteht nix außer "Leckerli, Zusammen UND dass sein Mensch unbesorgt ist, was für die meisten Hunde heißt "Endlich hat mein Mensch wieder alles im Griff und egal wovor er so eine Angst hatte, es muss weg sein."
Da legt man sich dann je nach Typ und Situation doch gern entspannt zum Menschen aufs Sofa und schaut später entweder zu wie schön der Mensch die Teller spült oder widmet sich seinem Lieblingsspielzeug während Mensch so langweiliges Zeugs tut.
Wichtig ist ja nur: "Mensch ist nicht mehr so verdammt angespannt und nervös, also wird schon alles in Ordnung sein."
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Worauf ich jetzt hinaus will: Selbst wenn man das wei0, es ist doch so schwer umzusetzen, sein eigenes Verhalten zu steuern - oder?
Das ist der Job des Placebos, in dieser konkreten Situation steuert man sein Verhalten nicht selbst.
Man denkt man habe etwas gegeben das hilft und verhält sich dementsprechend.

Wenn sich unser kleiner Hundeopa mal wieder seinen Rücken so klemmt, dass er sich irgendwo verkriecht und traurig guckt (sonst liegt er immer entweder in unserer Nähe oder bei seinem Kumpel (der vermutlich sein Sohn ist).
Dann geht es mir doch genauso. Ich kann mir denken wie taff man sein muss um es mit nem Kampfgewicht von 3,5kg auf Spaniens Straßen und in der Tötungsstation zu schaffen, dass man es sich da nicht leisten kann Schwäche zu zeigen und kann mir gut ausrechnen WIE so ein geklemmter Nerv wehtun muss damit er es sich überhaupt anmerken lässt.
Ich mag nicht wirklich empathisch sein, aber selbstverständlich will ich nicht, dass mein Hund so ein "Autschi" hat und natürlich stresst es mich ihn so zu sehen.
Dann red ich mit ihm, geb ihm ne Spritze (da ist dann natürlich ein echtes Schmerzmittel drin) und sobald das im Hund ist merk ich, wie ich mich entspanne, denn ich weiß dann, dass es ihm entweder in 10 Minuten besser geht, oder ich ihm sobald das Schmerzi anschlägt vorsichtig den Rücken ausstreichen und massieren kann und mit welchen Bewegungen wir einen Wirbel der sich etwas verschoben hat wieder dahin zurückkriegen wo er hin muss.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Zum Beispiel eben, wenn der Hund aufgeregt oder ängstlich ist, dann macht man sich doch automatisch Sorgen... das kann man doch schlecht kontrollieren?
Das ist korrekt, aber wenn man ein Mittel hat bei dem man entweder weiß das es wirkt oder einen Placebo bei dem man davon überzeugt ist, dass er hilft, dann reicht allein dieses Wissen, dass man positiven Einfluss auf die Situation nehmen kann ganz erheblich dabei diese Kontrolle zurück zu erlangen.
Entweder ganz bewusst "So, nu haste was bekommen, wird gleich besser, komm, beschäftigen wir uns mit was anderem." oder unbewusst "Wird gleich besser.." = man gibt sich die "Erlaubnis" sich zu entspannen.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Das Placebo hatte einem Zuversicht gegeben und konnte helfen, aber wenn das dann wegfällt, wie soll ein ängstlicher und besorgter Charakter die Zuversicht selbst aufbauen - also ohne äußere Hilfe?
Wenn der Placebo dieses eine Problem scheinbar gelöst hat und man dann erfährt, dass da gar nix drin war, sondern man selbst die Zuversicht ausstrahlen musste um die Situation besser zu machen, dann können viele Menschen lernen in der nächsten Situation daran zu denken "Moment, das nächste Mal, hat MEIN Verhalten den großen Unterschied gemacht, ich reiß mich jetzt also zusammen und zwar so, dass Wuffel-Schnuffel ganz genauso davon überzeugt ist, dass ich schon alles im Griff habe.
Und nachdem das dann zum ersten Mal funktioniert hat...
Das ist eine Erfahrung die den meisten Menschen dann noch mehr Auftrieb gibt.

Natürlich funktioniert es nicht immer aber die absolute Überzahl an besorgten Tierhaltern ist zu sehr viel mehr in der Lage als sie für möglich halten.
Sicher, manche müssen lernen wie sie sich selbst in Anspannungssituationen im Griff halten, aber der Mehrzahl muss man eigentlich nur "beibringen"/aufzeigen, dass sie es schon immer gekonnt haben und das nur noch nicht wussten.
Und da ist es dann auch egal ob es um Haustiere, Kinder oder oder geht.

Lange Zeit hat der "Globulimob" ja daraus eine künstliche Validierung gezogen:
Ich weiß gar nicht wie of ich gehört hab (meist von Leuten denen es eingetrichtert wurde um ihnen überteuerte Kügelchen und Co zu verkaufen):
"Das es auch bei Säuglingen und Tieren wirkt beweißt doch, dass es eine Wirkung haben muss, denn weder ein Säugling noch ein Hund kann doch an eine Wirkung glauben und somit von einem Placebo profitieren."

Und dann fallen die Groschen extrem schnell, wenn man erklärt, dass der Placeboeffekt weit über das was der Patient "glaubt" hinaus geht.
Das grade ein Säugling oder ein Hund ganz erheblich davon beeinflusst werden welche Stimmung in ihrem Umfeld bzw gar in ihrer Bezugsperson (mit der sie vermutlich sogar grade Körperkontakt haben) vorherrscht.
Sie wissen/spüren doch, dass der Zustand dieses Umfeldes/dieser Bezugsperson erhebliche Effekte auf ihre eigene Situation hat.
Sie wissen, dass sie sich nicht selbst versorgen können sondern darauf angewiesen sind, dass dieser Mensch/diese Menschen auf die sie sich verlassen alles schön im Griff haben.

Sich vorzustellen, dass "Placeboeffekt" damit anfängt und endet was sich derjenige denkt, der ein Mittel einnimmt ist viel zu eng gedacht.
Ein entspanntes Umfeld mit einer Bezugsperson die nicht buchstäblich "krank vor Sorge" ist, ist nicht nur für "Hilflose" wichtig, sondern für jeden Menschen und jedes Tier, das in diesem Sozialverband lebt.
Und wenn sich "der Chef" entspannt, weil er das gute Gefühl hat mit einem Placebo positiven Einfluss auf die Situation genommen zu haben greift dieser Effekt sehr viel weiter um sich als von Menschen die ihren Lebensunterhalt mit Kügelchen und Co verdienen gern behauptet.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:das ehrt dich :)
Ja... leider.
Manchmal denk ich ich sollte meinen Eltern mal ne ordentliche Ansage machen...
Wenn ich seh WIE leicht sich so manche Leute die Taschen voll machen... ohne Zeit und Geld in Bildung zu stecken und sogar von den Möglichkeiten Gebrauch machen sich jeder (rechtlichen) Verantwortung für das was sie tun, labern oder in irgendwelchen Büchern veröffentlichen zu entziehen...
Da denk ich mir manchmal schon:
"Oh... DANKE, dass ihr mich zu nem Menschen erziehen musstet der sein Geld mit ehrlicher Arbeit verdienen will...*grummel*".
Aber sobald ich wieder in irgendeinen Spiegel schaue oder weiter nachdenke weiß ich wieder, dass ich ihnen dafür durchaus was schulde, denn ich bin zufrieden mit dem was ich bin und obwohl ich sicher nicht perfekt bin, ich gehe zumindest nicht über Leichen um mir die Taschen voll zu machen/mich anbeten zu lassen und auch darauf, dass mir erfolgreich beigebracht wurde dafür einzustehen, wenn ich mal Fehler mache bin ich stolz.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

gestern um 14:48
@Fraukie

Den Kunden vorzuspielen man würde ihnen ein wirksames Mittel mitgeben ohne sie darüber aufzuklären, dass es sich um Pseudomedizin handelt und stattdessen zu behaupten, dass es sich in der "Erprobungsphase" befindet oder die Werbeversprechen der Hersteller zu nutzen, finde ich nicht ethisch.

Über Homöopathie nicht aufzuklären und sie stattdessen zu legitimieren, indem man sie "verschreibt" oder Kunden anträgt, ist in meinen Augen keine gute Idee.
Das führt nur dazu, dass man die Leute glauben macht, dass diese Mittel eine Wirkung haben und heilen, weil sie schließlich von der Ärztin empfohlen werden oder in der Apotheke erhältlich sind.
Da hätte ich Sorge, dass nach den "Verhaltensproblemen" anschließend ernsthafte Erkrankungen mit Pseudomedizin "behandelt" werden, weil man es den Kunden ja so beigebracht hat.

Placeboeffekte gibt es meines Wissens nach auch, wenn man weiß, dass es sich um ein Placebo handelt.
Das könnte man den Kunden sagen oder lieber gar nichts mitgeben.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

gestern um 14:53
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Worauf ich jetzt hinaus will: Selbst wenn man das wei0, es ist doch so schwer umzusetzen, sein eigenes Verhalten zu steuern - oder?
Durch dich - bzw. deine sehr guten Erklärungen - habe ich nun so richtig gut verstanden, weshalb Placebo auch bei Tieren wirkt (dafür danke ich dir sehr👍).
Natürlich habe ich das jetzt falsch ausgedrückt 😉 - das Placebo an sich wirkt natürlich gar nicht.
Aber dieser Akt des Verabreichens und auch schon alleine die Verpackung haben diese positiven Effekte auf den Menschen und sekundär dann eben Auswirkungen aufs Tier.
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Wenn ich seh WIE leicht sich so manche Leute die Taschen voll machen... ohne Zeit und Geld in Bildung zu stecken und sogar von den Möglichkeiten Gebrauch machen sich jeder (rechtlichen) Verantwortung für das was sie tun, labern oder in irgendwelchen Büchern veröffentlichen zu entziehen...
das ist wirklich schlimm, was es für geldgierige Menschen ohne Skrupel und Gewissen gibt. Und traurig wie schamlos manche die Not von Anderen ausnutzen.
Und das Schlimmste, damit verunglimpfen sie die Placebos, die ja durchaus ihre Berechtigung haben - somit auch die Kügelchen, WENN sie rein nur als Placebo eingesetzt werden und nicht mehr versprechen als sie können. Und vor allem, wenn sie nicht solche Wucherpreise hätten...
Zitat von LepusLepus schrieb:Den Kunden vorzuspielen man würde ihnen ein wirksames Mittel mitgeben ohne sie darüber aufzuklären, dass es sich um Pseudomedizin handelt und stattdessen zu behaupten, dass es sich in der "Erprobungsphase" befindet oder die Werbeversprechen der Hersteller zu nutzen, finde ich nicht ethisch
wenn sie aber den Kunden gleich reinen Wein einschänken würde, könnte es doch gar nichts nützen.
Placebos entfalten doch ihre Wirkung nur dann, wenn man nicht weiß, dass es eines ist, mMn.
Ich würde zumindest sowas nicht übel nehmen, wenn ich hinterher aufgeklärt werde, würde einsehen, dass es nicht anders machbar war.
Zitat von LepusLepus schrieb:Placeboeffekte gibt es meines Wissens nach auch, wenn man weiß, dass es sich um ein Placebo handelt
das kann ich mir für mich so gar nicht vorstellen.
Ich nehme doch kein Mittel, wo ich genau weiß, das ist keine wirkende Substanz drin und hoffe dann, dass es wirkt?


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

gestern um 15:06
Hier gibt es einen Bericht und eine kleine Studie dazu, dass Placebos selbst dann einen Effekt haben, wenn die Patienten darüber aufgeklärt wurden:
Manchmal spielt es keine Rolle, ob ein Medikament einen medizinischen Wirkstoff besitzt. So können Placebos das Befinden von Patienten verbessern und zum Beispiel Schmerzen lindern. Dass man dafür nicht einmal verheimlichen muss, dass es sich um ein wirkstofffreies Medikament handelt, legt eine neue Studie der Universitätsmedizin Essen nahe.
Quelle:
https://www.laborpraxis.vogel.de/selbst-wenn-man-bescheid-weiss-placebos-helfen-a-904298/

Hier ist noch ein schöner Artikel zum Thema, der erklärt auch anderes rund um den Placeboeffekt:
Placebos wirken auch ohne Täuschung

Weil unbewusste neurobiologische Prozesse mit am Werk sind, wirken Scheinmedikamente auch ohne Täuschung. Das belegte Ted Kaptchuk von der Harvard Medical School mit seinem Team 2010 als einer der Ersten. Die Mediziner teilten Patienten mit Reizdarmsyndrom in zwei Gruppen ein. Die eine erhielt keine Behandlung, die andere nahm drei Wochen lang zweimal täglich ein Placebo und wusste das auch. Das Wort "Placebo" stand sogar auf der Pillendose. Trotzdem verbesserten sich die Symptome signifikant stärker als in der Kontrollgruppe.
Quelle:
https://www.quarks.de/gesellschaft/wissenschaft/so-funktioniert-der-placebo-effekt/


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

gestern um 23:46
Zitat von LepusLepus schrieb:Den Kunden vorzuspielen man würde ihnen ein wirksames Mittel mitgeben ohne sie darüber aufzuklären, dass es sich um Pseudomedizin handelt und stattdessen zu behaupten, dass es sich in der "Erprobungsphase" befindet oder die Werbeversprechen der Hersteller zu nutzen, finde ich nicht ethisch.
Damit liegst Du sogar so richtig, dass es (zumindest in Deutschland) sogar verboten ist.
U.A. das meinte ich mit:
Zitat von FraukieFraukie schrieb:ein Etikett gestalten, das wirkungsvoll und rechtlich wasserdicht ist (ich darf ja kein Placebo als wirksames Arzneimittel verkaufen
Das war in sofern schlecht ausgedrückt, denn es ist nicht auf den Verkauf beschränkt sondern bezieht sich auf JEDE Abgabe oder Anwendung.
Und das ist auch richtig so.
Ich weise nicht nur explizit darauf hin, dass es sich um kein zugelassenes Arzneimittel handelt, weil es keinen wissenschaftlichen Wirkungsnachweis gibt, sondern das steht auch auf jedem meiner selbst gestalteten Etiketten.
Der Hinweis, dass ich damit bei anderen Patienten bereits gute Erfolge erzielt habe entspricht der Wahrheit.
Und die Aufklärung, dass jeder dieser "Behandlungserfolge" jedoch weder mein Verdienst ist noch dem voll und ganz wirkstofffreiem Mittelchen zuzuschreiben ist, sondern diese Ehre dem Halter und dessen Fähigkeit sein Tier emotional zu unterstützen gebührt, diese Aufklärung ist fester Bestandteil der Beratung/Therapie.

Ganz genauso wie die Tatsache, dass jeder Halter nach diesem Gespräch sehr umfassend darüber informiert ist, dass der Placeboeffekt für sich genommen zwar besser als sein Ruf ist, aber natürlich auch was er leisten kann und was nicht; bzw in welchen Situationen er als alleinige "Therapie" in Frage kommt und wann er nur begleitend von Nutzen ist.

Ziel ist es ja, dass der Tierhalter mit einem verbessertem Selbstbewusstsein aus der Behandlung geht und mit dem Wissen, dass er den positiven Effekt der im aktuellem Fall durch den verabreichten Placebo zu Tage getreten ist jederzeit abrufen kann und das ganz ohne irgendeine Form der Pseudomedizin zu benötigen, sondern einzig und alleine durch das Wissen:
"Ich kann eine Besserung/den Heilungsprozess durch meine Ausstrahlung fördern."

Sicher wäre es besser, wenn ich den Tierhaltern einfach sagen könnte "Reiß Dich zusammen, jede Deiner Unsicherheiten, Sorgen usw macht eine Besserung unwahrscheinlicher!"
Aber leider funktionieren Menschen so nicht, bzw nur sehr Wenige.
Darüber hinaus muss ich auch stets bedenken, dass ich keinerlei Qualifikationen in Sachen Psychotherapie für Menschen habe und es deswegen vermeiden muss ein Gespräch zu führen, dass darauf hinauslaufen könnte, dass der Tierhalter sich schuldig fühlt, weil die Tatsache, dass er sich merklich um ein Tier sorgt der Besserung oder gar Heilung im Weg steht.

Also nutz ich das neben meinen Flyern, Artikeln und Co als Teil meines "Zwergenaufstandes gegen die Pseudomedizin".
Leider sieht es ja nicht danach aus als würde da endlich die Gesetzgebung mal ausm Quark kommen.
Es zählt also jeder, insbesondere natürlich Ärzte, Apotheker und Co, die sich ihrer wissenschaftlichen Verantwortung bewusst sind/werden und klar Stellung beziehen.

Angefangen hat es damit, dass ich vor meinem Berufseinstieg auch mal total begeistert davon war wie gut das Mittel (ich glaub es waren Bachblüten) gegen die "Angst" (Angst klingt etwas niedlicher als die Panik mit der Stuart Little es zu tun hatte) meines Hundes halfen.
Leider hat mich aber niemand aufgeklärt..
Ich wurde nur irgendwann selbst "misstrauisch", recherchierte rund um Homöopathie, Bachblüten, Schüssler Salze und Co...
Rannte gegen die gleiche Wand wie bei Religion, ich bin einfach nicht gut darin an etwas zu glauben.
Zumal es auch damals schon nicht nur keine Beweise für eine Wirksamkeit gab, sondern schon bereits mehr und mehr Studien die eher das Gegenteil belegten.
Irgendwann zählte ich dann 1 und 1 zusammen:
Ein Hund der bisher kaum Gute, aber tonnenweise abgrundtief grausame Erfahrung mit Menschen hat und bei dem ich versuche das richtige Maß zwischen "gib ihm Zeit und Raum" und "Er muss sich mit einem gewissen Umgang mit mir hinreichend sicher fühlen um ein zumutbares Leben zu führen." zu finden.
Das es so einem Hund helfen kann, wenn der Mensch (bei dem er zumindest darüber nachdenkt ob er sowas wie "Vertrauen" nochmal riskieren will) in akuten, besonders schlimmen Angstsituationen sich alle 10 Minuten vorsichtig nähert, ruhig aber gefasst mit ihm spricht, sanft den Arm um ihn legt, ihm 3 Tropfen komplett wirkungslose, aber auch nicht irgendwie eklig schmeckende Tropfen (der Apotheker hat das Zeug für Kinder und Tiere immer mit NaCl-Lösung statt irgend einem Alkohol angerührt) in die Lefze träufelt, dann "Good boy" sagt, sich langsam entfernt und sich um den Hund herum normal und entspannt bewegt leuchtete mir ein.

Immerhin hatte ich das gute Gefühl ich könne irgendwas tun was ihm hilft und das hat dann dazu geführt, dass meine Körpersprache ihm zunehmend den Eindruck, dass "alles gut ist" vermittelt hat, seine Fortschritte haben mich dann weiter bestärkt usw.

Ich bin fest davon überzeugt, dass ich und folglich auch jedes meiner Tiere davon profitiert hätten, wenn mir das jemand genau so erklärt hätte.
Immerhin hatte auch meine Berufswahl etwas damit zu tun, dass ich mich überhaupt intensiv genug damit beschäftigt habe um zu diesem Schluss zu kommen, nicht jeder hat da die Zeit oder den Antrieb zu.

Während meiner Arbeit als TAH (also noch vor dem Studium) habe ich angefangen mich mit "Alternativmedizin" auseinander zu setzen. Zum Glück hatte ich einen sehr kritischen Tierarzt als Ausbilder (und Mentor), wollte es aber wie so oft genau wissen.

Zunächst weil ich dachte: "Wenn da irgendwas bei ist, dass doch gut ist, dann will ich das wissen." und das hatte sicher auch mit dem scheinbarem Erfolg dieser "Antiangsttropfen" bei Stuart zu tun.

Und weitergegraben habe ich dann primär, weil ich immer "wütender" wurde.

Nicht mal "nur" wegen des Verkaufs von Hoffnung für teuer Geld, auch nicht "nur" wegen des Schadens der nahezu immer billigend in Kauf genommen und nur all zu oft auch tatsächlich angerichtet wird.
Patienten, die einfach zu spät einem Schulmediziner vorgestellt werden.

Was mich fast mehr als alles Andere sauer macht sind so viele Dinge.. z.B.

- die "ungeschriebene goldene Regel der Pseudomedizin (egal ob human oder für Tiere)":
Wenn die "Therapie" erfolgreich ist und der Patient gesund wird, dann wird diese Anekdote als Beweis für die Wirksamkeit verkauft.
Bleibt der Erfolg aus oder das Ganze endet gar mit Asche zu Asche...
Dann hat nie der Quacksalber oder das Schlangenöl versagt, sondern "schuld" ist immer der Patient/Halter/Fürsorgeberechtigter.
Nicht positiv genug gedacht, die Therapie mit Pfefferminztee unwirksam gemacht oder gar schulmedizinische Beratung oder gar Therapie in Anspruch genommen, es gab einen anderen "Seelenplan" oder oder oder.

- wie oft Opfer oder gar Journalisten entlarven, dass das Lied "wir begleiten nur und verweisen insbesondere bei schweren Erkrankungen stets auf einen Schulmediziner" in Kameras gesungen und auf Webseiten veröffentlicht wird..
Ist die Tür aber zu und Opfer und Heilpraktiker allein wird daraus katastrophal oft, dass man nur helfen könne, wenn der Patient mit dem hinreichendem Vertrauen und der Absicht gesund zu werden kommt und das ginge nur wenn man sich nicht von Schulmedizinern reinreden ließe und sich am Besten auch von Freunden und Familie distanziert, wenn die zu oft fragen ob man nicht doch lieber mal den Rat eines echten Arztes einholen wolle.

- die "Überbehandlung". Für jedes "Problemchen" gibt es ein Mittelchen, für jede Nervosität vor Prüfung, Date, Vorstellungsgespräch und Co Bachblüten gar in praktischer Bonbon-Form
Das Vertrauen darein, dass es Situationen gibt die dieses Wunderwerk namens "Immunsystem" bestens im Griff hat und das Vertrauen darein, dass man lernen kann Ängste aus eigener Kraft zu besiegen wird regelrecht abererzogen.
Dabei sehe ich bei Tierhaltern so oft wie gesund es für einen Menschen ist zu lernen, dass er eine Situation die ihm beängstigend erscheint selbst meistert und eine Freundin die als Familienhebamme arbeitet berichtet das Gleiche über junge Eltern.

Aber mit Leuten, die erkennen, dass sie selbst die Ruhe ausstrahlen können die einem geliebten Menschen oder Tier helfen und das leichte Verletzungen und Erkrankungen manchmal gar nicht behandelt werden müssen..
Damit lässt sich keine Kasse machen und das sind immerhin die Fälle in denen der Heilpraktiker am wenigsten riskiert, dass ein unschöner Ausgang seinem Ruf _etwas_ unzuträglich sein könnte.
Diese Abhängigkeit vom "Mittelchen für jedes noch so kleine Problem" aufzugeben würde die Einkünfte ganz erheblich schmälern.

Wenn ich einen Schulmediziner aufsuche um eine Krankmeldung zu bekommen, da habe ich schon öfter gehört "Bleiben sie daheim damit sie sich ausruhen können und niemanden anstecken, aber Behandlungsbedürftig ist ihre Erkrankung nicht."

Kunden von Heilpraktikern erzählen mir praktisch nie von Terminen die mit einem "Das wird von ganz Alleine wieder und bedarf kein Eingreifen." oder dem Rat "Legen sie sich ins Bett und trinken sie viel Tee." enden... gibt ja gegen Alles ein tolles Mittelchen.

Wie es aussieht können wir nicht darauf zählen, dass der Gesetzgeber hier tätig wird, gleich gar nicht in einem geologisch überschaubarem Zeitraum.
Also zählt jeder einzelne, der seinen Beitrag leistet diesen Machenschaften das Handwerk zu legen bzw das Füllen der Taschen etwas zu erschweren.
Zitat von LepusLepus schrieb:Über Homöopathie nicht aufzuklären und sie stattdessen zu legitimieren, indem man sie "verschreibt" oder Kunden anträgt, ist in meinen Augen keine gute Idee.
Keine Sorge, Aufklärung gehört definitiv zu meiner "Berufung".
Den Begriff Homöopathikum benutze ich bei meinen Placebos übrigens nicht.
Zum Einen wäre das rechtlich problematisch, denn im Grunde wäre das "Etikettenschwindel".
Wer ein homöopathisches Mittel in den Verkehr bringt, der ist seinen Abnehmern zwar keine wirksames Arzneimittel schuldig, aber gemäß der "berechtigten Kundenerwartung" ist man ein Produkt schuldig, dass dem rituellen Prozess der homöopathischen Potenzierung unterzogen wurde und das ist bei den von mir abgegebenen Placebos ja nicht der Fall.

Außerdem würde das auch die Katze recht umgehend aus dem Sack lassen, denn meine "Warum bei mir keine Homöopathika und Co zum Einsatz kommen/erworben werden können - Flyer" dürften die Erwartungshaltung der Patientenbesitzer an die Wirksamkeit erheblich abschwächen, würden sie von mir plötzlich doch ein Homöopathikum bekommen.
Auch das Vertrauen in mich würde nicht wachsen und das völlig zu Recht.

SpoilerWer schon länger zu mir kommt, der weiß, dass ich Placebos und Globuli in verschiedenen Formen primär deswegen im "Sortiment" habe, weil ich es insbesondere Katzenhaltern empfehle Selbige zu nutzen um sie Haustieren ab und zu mit Leberwurstpaste oder Ähnlichem zu verabreichen, damit man darüber informiert ist wie man am Besten Tabletten in sein Tierchen kriegt bzw diesbezüglich rumprobieren und "trainieren" kann bevor die Gabe eines Medikamentes in Tablettenform mal notwendig ist und es sich für Tierhalter eher nicht lohnt sich für diesen Zweck Placebos in der Apotheke zu kaufen (die Meisten sind in Packungsgrößen ab 50 Stück erhältlich was zum Üben doch etwas viel ist).

Aber ich weiß ja was Du meinst, also auch wenn ich andere Beschreibungen nutze ist das Gespräch bei dem ich voll und ganz darüber aufkläre fester Bestandteil der Therapie.
Also kein Tierhalter bleibt in dem Glauben das die Rolle des von mir abgegebenem "Schlangenöls" über den Placeboeffekt hinausging.
Das ist ja ein ganz wichtiger Teil der von mir erbrachten Leistung und erfüllt 3 Zwecke:

1. die Unterstützung von Patient und Halter in der akuten Situation durch den Placeboeffekt
2. die Stärkung des Halters durch die Erkenntnis, mehr Vertrauen in sich selbst und den eigenen Einfluss auf das Wohlbefinden seines Schützlings zu haben
3. die unweigerlich damit verbundene Aufklärung bzw Erkenntnis, dass die "Wer heilt hat Recht" und "Offensichtlich sind die Studien die das Gegenteil belegen falsch, wenn ich doch Kunden habe die bestätigen können, dass die Behandlung mit Mitteln und Methoden ohne jeden wissenschaftlichen Hintergrund zur Besserung oder gar Heilung beigetragen haben - Verkaufsmasche" sich genau damit entkräften lässt:
Mit dem Verständnis, dass "Placeboeffekt" eben nicht bedeutet "hat keine Wirkung" sondern "Kann durchaus wirksam sein, nur eben nicht über den von den Verkäufern behaupteten Weg, der darüber hinaus dazu missbraucht wird Wucherpreise zu rechtfertigen und Profit aus Fehlinformationen zu ziehen die nicht nur unmoralisch sondern aus den von Dir genannten Gründen auch wirklich gefährlich sind.

Ich bin sehr stolz darauf, dass viele Tierhalter es sogar aussprechen, dass sie nach so einer Behandlung incl dieses Gesprächs "lebenslang immun gegen das Hereinfallen auf einen Heilpraktiker und jede Form von (als solche erkennbare) Pseudomedikamente" sind.
Und selbst bei denen die es nicht so explizit aussprechen bin ich mir sehr sicher, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich auf der Kundenliste eines Heilpraktikers oder eines anderen Vertreibers von Pseudoarzneimitteln wiederfinden ganz erheblich gesunken ist.
Zitat von LepusLepus schrieb:Da hätte ich Sorge, dass nach den "Verhaltensproblemen" anschließend ernsthafte Erkrankungen mit Pseudomedizin "behandelt" werden, weil man es den Kunden ja so beigebracht hat.
Die Sorge habe ich keinesfalls.
Jemand der umfangreich über den Placeboeffekt informiert wurde, also vollkommen im Bilde ist, dass das Mittel, das ich mitgegeben oder dem Tier verabreicht habe nur zur Besserung/Heilung beigetragen hat, weil es dem Tierhalter (also denjenigen der das Mittel nicht mal eingenommen hat) dabei geholfen hat für ein weniger angespanntes Umfeld zu Sorgen und er sich in Zukunft folglich auch sicher sein kann, dass er die Fähigkeit besitzt die dafür notwendige Ruhe auszustrahlen ganz ohne das irgendein Pseudomedikament im Spiel ist;

warum sollte jemand mit dieser Erfahrung/diesem Informationsstand auch nur auf die Idee kommen, dass sich mit einem solchen Mittel irgendwas behandeln lässt?
Das widerspräche doch vollkommen der Information, das keinerlei pharmakologische Wirkung im Spiel war, sondern nur der Placeboeffekt, der erreicht hat, dass der Halter sich weniger hilflos gefühlt hat und deswegen Ruhe ausstrahlen konnte, die sich auf sein Tier übertragen hat.

Daraus zu schlussfolgern, dass man bei der nächsten Lungenentzündung mal Globuli probiert sehe ich doch als extrem unwahrscheinlich an.

Da machen mir Tierarzpraxen, -kliniken und Apotheken bei denen Homöopathika und Co direkt im Regal neben den echten Medikamenten stehen und allein dadurch eine scheinbare Aufwertung erfahren deutlich mehr Sorgen.
Das und die Tatsache, dass ich von mindestens einer der wenigen Apotheken in Deutschland die aus Prinzip keinerlei Pseudoarzneimittel vertreibt und dazu auch offen Stellung bezieht weiß, dass sie regelmäßig Post bekommen die man getrost als Drohungen auffassen darf.

Als ich meine ersten "Warum sie bei mir keine Homöopathika und Co für ihr Tier erwerben können-Flyer" fertiggestellt hatte habe ich nur über einen kurzen Zeitraum einige wenige sehr unschöne Mails erhalten, teils von aufgebrachten Heilpraktikern, teils anonym aber seither nicht wirklich viel.
Ich bin zum Glück ein recht "kleiner Fisch" und meine Bedenken mal mit Betonschuhen in der Weser zu landen sind daher nicht soooo groß.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Lepus schrieb:
Placeboeffekte gibt es meines Wissens nach auch, wenn man weiß, dass es sich um ein Placebo handelt
das kann ich mir für mich so gar nicht vorstellen.
Ich nehme doch kein Mittel, wo ich genau weiß, das ist keine wirkende Substanz drin und hoffe dann, dass es wirkt?
Doch, doch. Da hat @Lepus schon recht.
Leider fällt dieser Effekt jedoch meiner Erfahrung nach zumeist sehr viel schwächer aus und der prozentuale Anteil bei dem keine Wirkung zu beobachten ist, ist deutlich höher.

Was an und für sich schon sein ganz eigenes Mysterium ist.
Immerhin sollte man meinen, dass der explizite Hinweis, dass es sich um ein Mittel ohne wissenschaftlich nachgewiesene Wirksamkeit handelt im Grunde nur eine hübsche Umschreibung für die Information, dass es sich um einen Placebo handelt bzw mindestens handeln könnte ist.

Allerdings sind Heilpraktiker ebenfalls verpflichtet bzw rechtlich besser abgesichert, wenn sie sich vom Kunden unterschreiben lassen, dass sie darüber aufgeklärt wurden, dass die erbrachten Leistungen und erworbene Mittelchen und Co über keinen wissenschaftlichen Wirkungsnachweis verfügen.
Und trotzdem lassen immer mehr Menschen immer mehr Geld dort und viel zu oft nicht nur ihr Geld sondern auch ihre eigene Gesundheit oder die eines Menschen oder Tieres um dessen Wohlergehen sie gar noch besorgter sind als um das Eigene.

Von einigen Erfahrungsberichten weiß ich, dass manch Heilpraktiker sich diese Unterschriften "nebenbei" besorgt und "verdeckt" von Ablenkungstaktiken auf die jeder Taschenspieler neidisch wäre.
Aber ich kann nicht annehmen, dass jeder Heilpraktiker dies tut bzw bei jedem Termin und jeder Abgabe irgendwelcher Mittelchen damit so erfolgreich ist, dass nicht zumindest einige Kunden wissen was sie unterschrieben und/oder für teures Geld erworben haben obwohl sie schwarz auf weiß haben, dass sie keinen Anspruch auf irgendeine nachweisbare Wirksamkeit haben.

Und so einfach, dass ich sagen will "Tjo, dann stehen wohl jeden Tag mehrere Dumme auf." ist es eben auch nicht.

Meiner Befürchtung nach bleibt "Hoffnung" einfach ein Produkt, dass sich sehr teuer vermarkten lässt und bis der Gesetzgeber eingreift wird das auch so bleiben.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

um 03:59
Optimist schrieb:
das kann ich mir für mich so gar nicht vorstellen.
Ich nehme doch kein Mittel, wo ich genau weiß, das ist keine wirkende Substanz drin und hoffe dann, dass es wirkt?
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Doch, doch. Da hat @Lepus schon recht.
Leider fällt dieser Effekt jedoch meiner Erfahrung nach zumeist sehr viel schwächer aus und der prozentuale Anteil bei dem keine Wirkung zu beobachten ist, ist deutlich höher
genau das waren auch meine Gedanken, nämlich dass sicherlich die Wirkung abgeschwächt sein wird, wenn man weiß dass es ein Placebo ist.
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Was an und für sich schon sein ganz eigenes Mysterium ist.
Immerhin sollte man meinen, dass der explizite Hinweis, dass es sich um ein Mittel ohne wissenschaftlich nachgewiesene Wirksamkeit handelt im Grunde nur eine hübsche Umschreibung für die Information, dass es sich um einen Placebo handelt bzw mindestens handeln könnte ist
das sehe ich ehrlich gesagt nicht so.
Denn wenn es heißt "ohne wissenschaftlich nachgewiesene Wirksamkeit", bedeutet das in meinen Augen erst mal nur, dass es keinen wissenschaftlichen Nachweis gibt, weil z.B. (vielleicht aus finanziellen Gründen) keine Studien gemacht wurden.
Das beutet also für mich nicht zwingend, dass ein Mittel keine Wirksamkeit bzw. keine wirksamen Inhaltsstoffe hat.

Wenn ich dann allerdings - wie im Falle von Homöopathie - erfahre, dass im Grunde gar kein Wirkstoff enthalten ist, dann ist es mir logisch, dass sowas gar nicht wirken kann, dann ist natürlich der Fall klar.

Und was deine Placebos für die Tiere betrifft: wie gesagt, ich käme zunächst gar nicht auf die Idee, dass es Placebos sind, nur weil du mir sagst "ohne wissenschaftlich nachgewiesene Wirksamkeit" - DAS wäre also für mich kein Kriterium.
Jedoch wie ich gestrickt bin (hinterfragend) würde dein Placebo dennoch "auffliegen" ;) ... alleine deshalb, weil ich dich fragen würde, was dein Mittel für Bestandteile enthält.

Was würdest du mir dann antworten? Dann müsstest du sicherlich Farbe bekennen und dann wäre bei mir (und meinem Tier) der Erfolg dahin.
In der Hinsicht ist es also gut für deine Therapie, dass viele Menschen nicht so skeptisch und hinterfragend sind wie ich ;)
(ich sehe es auch bei meinen Bekannten und Freunden, wenn die zu Humanmedizinern gehen - die meisten fragen nicht, was genau sie bekommen...)
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Allerdings sind Heilpraktiker ebenfalls verpflichtet bzw rechtlich besser abgesichert, wenn sie sich vom Kunden unterschreiben lassen, dass sie darüber aufgeklärt wurden, dass die erbrachten Leistungen und erworbene Mittelchen und Co über keinen wissenschaftlichen Wirkungsnachweis verfügen.
Und trotzdem lassen immer mehr Menschen immer mehr Geld dort und viel zu oft nicht nur ihr Geld sondern auch ihre eigene Gesundheit oder die eines Menschen oder Tieres um dessen Wohlergehen sie gar noch besorgter sind als um das Eigene
das ist wirklich schlimm und erschreckend.


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