Doppelmord Babenhausen

Alice_im_Wl schrieb:Das Gutachten habe ich leider noch nicht gelesen. Ob das Schlüsse sind oder Zitate aus diesem, kann ich somit noch nicht beurteilen.

ich fände aber beides fatal.

-Strate darf so einen Schluss überhaupt nicht ziehen, meiner Meinung nach.
-Ein Gutachten kann doch unmöglich zu so einem "Ergebnis" kommen. Ein Gutachten ist ja per se immer nur lediglich eine Momentaufnahme.

Menschen verändern sich im Laufe ihres Lebens.
Gerade für Darsow hat sich ja im Prinzip einfach alles in seinem Leben geändert.
Wir kennen das doch selbst aus unserem eigenen Leben, ich habe vor 5 Jahren Dinge getan, die für mich heute nicht mehr im Ansatz nachvollziehbar sind und die ich auch nie wieder so tun würde.
Ich habe vor 10 Jahren Dinge getan, die kommen mir so absurd vor, das ich mich manchmal frage, ob das tatsächlich Ich war.
Unter Umständen kann AD selbst nicht mal mehr nachvollziehen, was ihn da eigentlich am Tattag geritten hat.

Aber über Darsows Persönlichkeit, Stressfaktoren, persönlichen Leidensdruck etc. zum Tatzeitpunkt, kann man mit einem heutigen Gutachten keine Aussage mehr treffen.

Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass diese beschriebenen Attribute heutzutage total treffend für seine Persönlichkeit gewählt sind.
Ein Bezug zur Tat lässt sich so aber unmöglich herstellen.

Watt schrieb:Der Ausgang des Urteils kann nur zuungunsten ADs ausgehen.
AD wird auch nicht für die entstehenden Kosten für die zukünftige Pflege von AT aufkommen können, daher wird die Kammer ein mildes Urteil fällen und AT an einen Opferausgleichsverein verweisen.

Anja T. war bereits vor dem Tod ihrer Eltern tagsüber in einer Pflegeeinrichtung untergebracht.
Ob man ihm da die gesamten Pflege anlasten kann, würde ich mal in Zweifel ziehen.

Alice_im_Wl schrieb:Sehr interessant!! Na zumindest hat Frau Dr. med. Nahlah Saimeh einen hervorragenden Ruf.

Auch eine Dr. Saimeh kann sich irren. Siehe den Höxteraner Fall. Der damals verurteilte Täter wurde von der Forensik nach zwei Jahren in die JVA geschickt, da eine von ihr attestierte Schuldunfähigkeit nicht gegeben ist.

emz schrieb:Anja T. war bereits vor dem Tod ihrer Eltern tagsüber in einer Pflegeeinrichtung untergebracht.
Ob man ihm da die gesamten Pflege anlasten kann, würde ich mal in Zweifel ziehen.

Ja sicher, da müsste man dann vielleicht manches gegenrechnen. Das wäre dann aber eine Frage der Höhe des konkreten Schadensersatzes, also eine bloße, wenn vielleicht auch komplizierte, Rechenaufgabe. Es wäre keine Frage dessen, was uns hier interessiert, nämlich, OB ÜBERHAUPT und wenn ja, warum der Beklagte Andras Darsow gegenüber der Klägerin Astrid Toll, vertreten durch ihren Vormund, schadensersatzpflichtig ist.

CaiaLia schrieb:Ich bin hier rechtlich 0,0 bewandert und google brachte mir hier keine Ergebnisse, vermutlich auch, weil ich hier nicht weiß, wie ich genau suchen sollte, bzw. was ich eingeben muss, um da etwas zu finden.

"Haftung Ehepartner Zuerwerbsgemeinschaft / Gütertrennung" wären meinem Suchworte. Allerdings habe ich mich noch nicht eingelesen. Mindestens der erste Fall würde wohl ein ruinöses Ende nehmen. Vielleicht möchte sich einer unserer Experten hierzu äußern; das juristische Drumherum dürfte wieder spannend und lehrreich werden.

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass der Eindruck den man von Menschen bekommt, halt auch total täuschen kann.
Ich erinnere da an einen Markus Mundo, der seit Jahren tränenreich seine Unschuld bekundet und mit fast kindlicher Ausstrahlung total "harmlos" rüberkommt.
Er hat dennoch seinen Vater und Bruder getötet.

Ich glaube diese Täter begeben sich bewusst in so eine "Rolle".
Es wird einem vorgeworfen ein kaltblütiger Mörder zu sein, also verhält man sich, quasi als Reaktion darauf, extrem freundlich, zurückhaltend, lieb und "ungefährlich".
Wobei genau hier bei mir die Alarmglocken angehen.
Jemand, der tatsächlich unschuldig in den Knast geht bzw. im Knast sitzt, von dem würde ich zu jeder Zeit immer eine latente Wut und Aggression erwarten.
So ein defensives und konfliktscheues Auftreten ist da, meiner Meinung nach, völlig fehl am Platz.


Menschen haben oftmals eine dunkle Seite.
Von dieser dunklen Seite bekommen halt Freunde, Familie und der Partner halt einfach nichts mit.
Sie ist aber dennoch da.


Es ist unbestreitbar, dass sich Darsow wohl in einer sehr angespannten Lage befunden haben muss zur Tatzeit.
Das Urteil erläutert dies ja sehr gut.
Das Motiv ist also im Prinzip schon relativ klar erkennbar.

Ob nun Gutachten hin oder her.
All das entkräftet ja nicht die Indizien.

Das stärkste Indiz sind nach wie vor, die bei Darsow gefundenen Schmauchspuren, die in ihrer elementaren Zusammensetzung, identisch mit denen des Tatortes sind.
Das Indiz ist meiner persönlichen Meinung nach, so dermaßen "stark", dass man hier im Grunde schon von einem Beweis sprechen könnte.

Die Online Recherche bezüglich Schalldämpfern und die Tatsache, dass Darsow zufällig in der Tatnacht alleine zuhause war, lasse ich von mir aus sogar noch mit genug Verschwörungstheorien und "Zufällen" "wegerklären".

Aber für diese Schmauchspuren, hätte ich nach wie vor immer noch gerne eine Erklärung.

Na, beim Schadensersatz und Schmerzensgeld aus unerlaubter Handlung, wie es juristisch heißt, haftet generell nur der zum Schadensersatz Verpflichtete mit seinem eigenen Vermögen bzw. es haften die Erben dieses Vermögens, aber nicht die ganze Sippe gleich mit. Da spielen Zugewinn- und Gütergemeinschaft keine Rolle, der Ehegatte, sofern er (noch nicht) Erbe ist, haftet nicht mit.

Bitter für den Ehegatten kann es aber werden, wenn ihm die eine Haushälfte gehört und dem zum Schadensersatz verurteilten Ehepartner die andere Haushälfte. Die Gläubiger des verurteilten Ehegatten könnten nun natürlich hinsichtlich der Haushälfte des Schuldners die Zwangsversteigerung des Hauses veranlassen, um ihren Anteil herauszubekommen. Aber ich glaube, das wird jetzt sehr theoretisch bzw. hypothetisch…

Frau Darsow deutet hier ja schon an, dass es bei ihrem Mann nichts zu holen gebe:

Absurd findet sie die Klage des Landes Hessen, denn ihr Mann besitze derzeit nichts außer drei T-Shirts und einer Hose. „Er hat nicht mal mehr ein eigenes Konto“.

Quelle: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region-und-hessen/doppelmord-von-babenhausen-wiederaufnahme-verfahren-bleibt-moeglich-17864908.html

MisterEko schrieb:Das stärkste Indiz sind nach wie vor, die bei Darsow gefundenen Schmauchspuren, die in ihrer elementaren Zusammensetzung, identisch mit denen des Tatortes sind.
Das Indiz ist meiner persönlichen Meinung nach, so dermaßen "stark", dass man hier im Grunde schon von einem Beweis sprechen könnte.

Das ist interessant wo subjektiv die Schwerpunkte liegen. Bei mir ist es z.B genau umgekehrt. Ich halte dir Schmauchspuren für eher nicht relevant und die Recherche nach dem Schalldämpfer für ein starkes, schon ein beweiskräftiges, Indiz.

Aber ist eigentlich Haarspslterei. Weil im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass du und ich die Feststellungen im Urteil zumindest in wesentlichen Teilen schlüssig genug finden, dass wir daraus eine Täterschaft Darsows herleiten. Und so hat es das Gericht- korrekterweise- auch gemacht.

@Deus_ex_Machin

Deus_ex_Machin schrieb:Demnach passe das Persönlichkeitsbild von Andreas Darsow – er wird in dem Gutachten als resilient, ruhig, nachdenklich beschrieben – nicht zur Tat und deren Hergang.

Das ist ja spannend…
Weist die Tat doch sehr wohl Merkmale auf, die gerade nicht für Affekt und Aggression sprechen.
Bis auf die erste Angriffssituation gab es keine Konfrontation mit den Opfern. Die Gegenwehr war geplant minimiert. Dazu war im Vorfeld der Bewegungsmelder präpariert und der Zeitpunkt günstig gewählt. Zwei der Opfer schliefen.
Das war keine Überfallaktion, bei der Impulsivität und Aggression nötig waren.
Als Täter würde man hier nicht den saufenden Schlägertyp suchen, oder?
Wenn das mal nicht zu einem Bumerang für Dr. Strate wird…

CaiaLia schrieb:WER kann genau damit belastet werden?

Es geht hier ja um eine Schadenersatzklage und da kann nur Herr Darsow mit seinem Vermögen herangezogen werden...eine "Sippenhaft" gibt es in Deutschland nicht.

Sollte er also Miteigentümer der Immobilie sein oder über sonstiges Vermögen verfügen, wird sich der Kläger bei gewonnenem Prozess daran schadlos halten können.

Deus_ex_Machin schrieb:Der Verteidiger von Andreas Darsow, Dr. Gerhard Strate, hatte noch kurz vor der Verhandlung ein psychiatrisches Gutachten von einer Düsseldorfer Expertin vorgelegt, das im Auftrag der JVA Schwalmstadt angefertigt worden war. Demnach passe das Persönlichkeitsbild von Andreas Darsow – er wird in dem Gutachten als resilient, ruhig, nachdenklich beschrieben – nicht zur Tat und deren Hergang. Es bestehe „eine erhebliche Diskrepanz“, sagte Strate.

Die Mittel, zu denen in diesem Mordfall gegriffen wird, werden defintiv immer billiger.

Mir geht da gerade eine Frage durch den Kopf. Was bedeutet das eigentlich, dass über eine evtl Beweisaufnahme entschieden wird? Bedeutet das, dass wenn das Gericht sagt es gibt keine neue Beweisführung, dass der Klage automatisch stattgegeben wird ? Oder bedeutet das nur, dass das Zivilgericht anhand der vorliegenden Unterlagen eine Entscheidung trifft ob der Klage stattgegeben wird oder nicht ?

LaBaLiLaDy schrieb:Mir geht da gerade eine Frage durch den Kopf. Was bedeutet das eigentlich, dass über eine evtl Beweisaufnahme entschieden wird? Bedeutet das, dass wenn das Gericht sagt es gibt keine neue Beweisführung, dass der Klage automatisch stattgegeben wird ? Oder bedeutet das nur, dass das Zivilgericht anhand der vorliegenden Unterlagen eine Entscheidung trifft ob der Klage stattgegeben wird oder nicht ?

Ganz einfach:

Wenn das Gericht am 30.3. keine Beweisaufnahme anordnet, gibt es der Klage statt. Dann wäre es davon überzeugt, dass die vorliegenden Entscheidungen für die erforderliche Überzeugungsbildung genügten. Ordnet es eine Beweisaufnahme an, dann deshalb, weil es meint, über die Klage nicht ohne eine solche entscheiden zu können.

Mein Tipp: Es wird keine Beweisaufnahme geben, sondern Stattgabe. Die Vorsitzende hat sich durch ihre (scheinbar) offene Verhandlungsführung ewige Diskussionen mit Strate erspart.