dots schrieb:Zum anderen frage ich mich was eigentlich "früh" bedeuten soll.
Wurde AD nicht erst ca. ein Jahr nach der Tat verhaftet?
Die Tat passierte am 17.04.2009. Darsow wurde kurz danach als Zeuge vernommen, so wie ziemlich sicher alle Nachbarn auch. Das ist reine Routine in so einem Fall, bei der es zum einen darum geht, zum einen rauszufinden, ob jemand konkrete Beobachtungen rund um die Tat gemacht hat und zum anderen natürlich auch darum, etwas über das Umfeld und die Lebensumstände der Opfer herauszufinden. Da sind Nachbarn (genau wie Verwandte, Freunde, Kollegen etc. der Opfer) nunmal geeignete und damit wichtige Zeugen.
Wegen der Bauschaumparikel am Tatort recherchierten die Ermittler im Internet nach einer Bauanleitung für einen Bauschaumschalldämpfer und fanden genau eine Bauanleitung, die konkret genug war, um so ein Teil nachbauen zu können
Die Polizei hat ein Rechtshilfegesuchen in der Schweiz gestellt, Staatsanwaltschaft des Kantons Zürichs am 28.05.2009 veranlasst, dass die Liste der IP-Adressen, die im Zeitraum vor der Tat auf diese Seite zugegriffen hatten, sichergestellt werden sollten. Und auf dieser Seite fand sich dann eine (!!!) IP-Adresse aus dem Wohnort der Opfer, die zur Firma gehörte, in der der direkte Nachbar der Opfer arbeitete.
So eine Spur kann die Polizei selbstverständlich nicht einfach igniorieren. Man lehne sich mal etwas zurück und stelle sich einen seit 2009 ungelösten ColdCase vor, in dem die heutigen Ermittler bei der routienemäßigen Durchsicht nach neuen Spuren in den Akten diese Info finden und feststellen würden, dass diese Spur nicht weiterverfolgt wurde. Das würden doch alle empört über die skandalöse Polizeiarbeit schimpfen und von Ermittlungsfehlern sprechen!
Man hat diese Spur also weiter untesucht und dabei auch noch herasugefunden, dass die Suche nach der Bauanleitung auch noch von Darsows Rechner, dem direkten Nachbarn der Opfer getätigt wurde und sie von diesem Rechner aus sogar ausgedruckt wurde.
Zudem hatten zwischenzeitlich Spürhunde, die Geruchsproben aller (!) Nachbarn der Tolls vorgelegt bekommen hatten, eine Spur vom Tatort zur Firma, in der Darsow arbeitete, gefunden.
Das Ganze hat etwa 2 Monate gedauert, am 23.07.2009 wurde Darsow dann festgenommen und als Beschuldigter vernommen, außerdem das Haus und das Auto verwanzt.
Da kann man also wohl wirklich nicht von "vorschneller Festlegung" sprechen. Natürlich sind in der ganzen Zeit parallel alle möglichen weiteren Spuren in dem Fall abgearbeitet worden. Aber die sind eben alle ins Leere gelaufen, während sich bei Darsow immer weitere Indizien ergaben, die auf ihn als Täter zeigten.
Deshalb ist die Behauptung, die Ermittler hätten sich vorschnell auf Darsow "eingeschossen", genau das, was
@dots schreibt, nämlich nichts mehr als eine Standard-Ausrede. Eine hohle Floskel die gerne benutzt wird, um anzudeuten, dass es da draussen sicher noch viele andere Spuren auf den wahren Täter gibt, die die Polizei aber nicht gefunden hat, weil diese frühzeitige Festlegung ihr Sichtfeld eingeschränkt und sie blind dafür gemacht hat.