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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.655 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wald, Entführung, München ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

02.03.2018 um 23:00
@2r2n

Nein, ich kann mir auch kein anderes Motiv vorstellen ausser raeuberischer Erpressung. Der wollte das Geld. Wenn irgendein kranker Geist der Familie schaden wollte, dann haette er das anders gemacht. Und behalten wollte er das Kind ja sicher auch nicht, denn das Versteck war nur kurzfristig ausgelegt.

Wie war denn die soziale Struktur der Gegend beschaffen? Ich kenne es so von Doerfern, dass es eigentlich nur zwei Gruppen von Leuten gibt, die alteingesessenen und die zugereisten, wobei die zugereisten irgendwie niemals diesen Status verlieren. Die sind auch nach 30Jahren noch zugereist.

Und die alteingesessenen halten zusammen und verpfeifen niemanden.

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2r2n ehemaliges Mitglied

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

03.03.2018 um 07:52
@AnnaKomnene
Ich Eching gab es (und gibt es) das alte Bauerndorf nördlich der B12 (Heute A96) und das südliche, das hauptsächlich aus Zugereisten besteht. Das ist näher am Ammersee und hier wohnen auch einige Leute, die man wohl als reich bezeichnen könnte. Trotz der sicherlich vorhandenen Zäsur in solchen Dörfern halte ich es für einen Ausnahmefall, dass die Alteingesessenen ein Verbrechen vertuschen. Ganz im Gegenteil, in unserem Fall wurde hinter vorgehaltener Hand jeder unter Verdacht genommen. So entstand auch der Verdacht gegen Mazurek (Allerdings auch ein Zugereister, das stimmt schon, einen vom alten Dorf hätte man nicht so unter Verdacht genommen). Man hat sich da zunächst was zusammengereimt und dann wurde die Idee von einem LKA-Angehörigen, der das mitbekommen hat, an die Kripo FFB, die zuständig war, weitergeleitet. Es wurden immer mehr Indizien gesammelt und im Dorf und den Nachbardörfern kochte die Gerüchteküche. Er war zwar bei der Wasserwacht und im FDP Ortsverein tätig und wegen der Fernsehklinik, die er in Utting betrieb, durchaus ein Begriff, aber durch den hohen Ermittlungsdruck war es möglich, alle und jeden zu verdächtigen und bei ihm passte halt auch einiges und er wirkte für viele nicht sympathisch. Ein knappes halbes Jahr nach dem Verbrechen kam dann Pfaffinger auf den Plan. Da kam es dann zu dem nicht protokollierten Geständnis und dem Widerruf am gleichen Tag.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

03.03.2018 um 09:28
@2r2n
@ErwinKöster
irgendwie muss Ursula zu der Kiste im Wald gebracht worden sein. Welche Möglichkeiten hätte es gegeben? So wie die Kiste im Inneren aussah könnte man sich auch vorstellen, dass sie sogar gebeten worden sein könnte, selber hinabzusteigen und sich dort hinzusetzen, das Lachgas könnte erst zum Einsatz gekommen sein nachdem sie sich weigerte das zu tun.

Wieviele Kilometer liegen zwischen dem Ort des Überfalls am Seeufer und dem Ort an dem die Kiste vergraben war?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

03.03.2018 um 10:51
Zitat von meerminmeermin schrieb:Wieviele Kilometer liegen zwischen dem Ort des Überfalls am Seeufer und dem Ort an dem die Kiste vergraben war?
Um die 800 m. Viele deiner Fragen beantwortet die Tatortskizze.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

03.03.2018 um 20:04
Schwierig brauchbare Fotos zu finden.
Aber für mich scheint die Sonnenschein Batterie nicht neu zu sein.
Ansonsten habe ich den Eindruck als wären zwei Täter mit höchst unterschiedlichen IQs beteiligt evtl. ein Südländer.
Denkbar ist auch das während der Tat einer ausgestiegen ist.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

03.03.2018 um 20:08
Weiß nicht, ob es sich schon bis hierher rumgesprochen hat, ich habe es gerade eben erst entdeckt:

https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Paukenschlag-in-Augsburg-Fall-Ursula-Herrmann-wird-neu-aufgerollt-id40561766.html (Archiv-Version vom 31.03.2018)


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

03.03.2018 um 20:16
Das Fernglas wird wahrscheinlich dazu gedient haben um zusehen, ob ein Kind auf einem Fahrrad oder den Weg zufuß den Weg runter kommt. Das konnte man dann ja von weitem schon beobachten, das das Kind oder ob es alleine ist. Man hätte aber auch damit rechnen müßen, das aus gegengesetzter Richtung evtl. Fussgänger vielleicht sogar mit Hund einen Spaziergang dort machen würden.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

03.03.2018 um 23:00
@2r2n

Ist Wasserwacht so etwas wie DLRG? Hatte M eine fortgeschrittene Ausbildung in Erster Hilfe?

Ich frage mich weiterhin, wie jemand auf die Idee mit einer Lachgas Betaeubung kommen koennte.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

03.03.2018 um 23:04
Zitat von meerminmeermin schrieb:So wie die Kiste im Inneren aussah könnte man sich auch vorstellen, dass sie sogar gebeten worden sein könnte, selber hinabzusteigen und sich dort hinzusetzen, das Lachgas könnte erst zum Einsatz gekommen sein nachdem sie sich weigerte das zu tun.
Wenn sie den Tätern (noch dazu in der Dämmerung) freiwillig gefolgt wäre dann doch nur wenn sie sie entweder gut gekannt hätte oder von ihnen unter irgendeinem Vorwand in den Wald gelockt worden wäre. Ist das realistisch? Bei einer Entführung versuchen die Täter doch alles um nicht erkannt zu werden. Kurzer sidestep: Im Mordfall Anja Aichele geht die Polizei davon aus, dass sie die Stiegen zur Siedlung rauf, die sie bei Dunkelheit naturgemäß immer gemieden hat, in der Mordnacht nur deshalb nachts hochging, weil sie in Begleitung von jemandem war den sie kannte. Aber ein Kind würde normalerweise - wenn überhaupt - so spät doch nur mit anderen Kindern die es kennt mitgehen, oder? Nach Auskunft von Herrn Herrmann war sie ein eher vorsichtiges Kind; außerdem war sie an diesem Abend schon spät dran. Ihr Vater hatte sich bereits telefonisch nach ihrem Verbleib erkundigt. Nein, so kann es nicht gewesen sein.

Außerdem: Auch eine fast 11 jährige lässt sich nicht einfach von Maskierten aufhalten und/oder vom Rad zerren und quer durch den Wald tragen. In nicht bewusstlosem Zustand hätte sie doch um Hilfe schreien oder sich wehren können. Ein hohes Risiko für die Täter. Ich habe nach einiger Überlegung folgenden Verdacht: Sie wurde durch irgendetwas abgelenkt oder aufgehalten, ein über die Strasse gespanntes Seil hätte schon genügt. Jedenfalls wurde sie genötigt vom Rad zu steigen. Dann wurde sie von hinten attackiert und sofort betäubt. Diese Vorgangsweise wäre für die Täter am einfachsten und risikolosesten gewesen.

@2r2n
Zitat von 2r2n2r2n schrieb am 28.02.2018:Hinzu kommt noch, dass im Zusammenhang mit dem Oktoberfest Attentat (das weiß man heute, damals war das noch umstritten), das genau ein Jahr vorher verübt wurde, einige Erddepots gefunden wurden, und zwar Ende Oktober 81.
Zunächst danke für die interessanten Ausführungen zum Thema Neonazis! Ihnen ist der Komplex "Gladio/stay behind" sicher ein Begriff. Die Rehabilitierung und Instrumentalisierung der "Ehemaligen" im Nachkriegsdeutschland manifestiert sich in diesem Bereich ua darin, dass Reinhard Gehlen (als GenMjr Leiter der Abt "Fremde Heere Ost" im Amt Ausland/Abwehr von Canaris) begonnen hatte ehemalige Nazis für die Geheimdienstarbeit rekrutieren, etwas das auch später vermutlich weitergeführt wurde. Man hat sich mutmaßlich auch solcher Gruppen als Mannschaften bedient. In Italien ist es offenkundig, dass hinter dem Anschlag von Bologna 1980, rund einen Monat vor dem Oktoberfestattentat, rechtsextreme Gladio-Mannschaften steckten. Der Journalist Ulrich Stoll, der diesen Bereich recherchierte, hat herausgefunden, dass es vorher gemeinsame "Manöver" mit deutschen "stay behind"-Leuten gab. Und in der Tat sind die Stimmen nie verstummt, die nicht nur die Einzeltätertheorie in Frage stellten, sondern auch die Verquickung von deutschen Neonazis mit st beh - Hintergrund vermuteten; und diese Spur führt unter anderem zu besagtem Heinz Lemke:
Ulrich Stoll: Das bayerische Landeskriminalamt hat erst jetzt die Spurenakten zum Oktoberfestattentat freigegeben. Die Ermittler der Sonderkommission Theresienwiese hatten demnach bereits einen Tag nach dem Oktoberfestattentat die Information auf dem Tisch, dass ein Rechtsextremist in Niedersachsen, der Förster Heinz Lembke, große Mengen an Waffen und Sprengstoff besaß und das Material in der Neonazi-Szene anbot. Bisher dachte man, die Spur zu Lembke sei lediglich in ein anderes Verfahren, die Ermittlungen gegen die rechtsterroristischen "Deutschen Aktionsgruppen", eingeflossen. Doch die Münchner Soko hatte den Tipp und versuchte nicht einmal herauszufinden, ob es Verbindungen Lembkes zu Gundolf Köhler und der Wehrsportgruppe Hoffmann gab. Ein Jahr lang suchte man nicht nach Lembkes Waffenverstecken.
https://www.heise.de/tp/features/Hatten-die-einen-Tipp-dass-ein-Attentat-am-Abend-geplant-war-3364477.html?seite=all

Der politische Hintergrund damals war ja auch recht pikant, denn das Attentat passierte ja kurz vor der Bundestagswahl, bei dem FJS als Kanzlerkandidat der Union antrat.

Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen: Ein mögliches "Erddepot" im Weingarten mit einem "Altnazi" als Pächter und Zeugenaussagen von Uniformierten im Wald. Und die WSGs, die man kurz vorher an die Kandare genommen hatte hatten sicherlich auch Finanzbedarf. Und dann wird ein Kind entführt. Ich finde die "Neonazi-Theorie" nicht mal so abwegig.

Oder haben die Täter durch Zufall ein altes "stay-behind" Depot entdeckt und P. brauchte das vorhandene Loch nur noch zu adaptieren - vielleicht deshalb seine merkwürdigen Aussagen?

Gruß EK


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

04.03.2018 um 00:06
Attentat und Ermittlungen:

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-01/muenchen-oktoberfest-anschlag-bnd-akten

Bezüglich Lemke gibt es auch Akten des MfS.

Hoffmann, der selbst im Juni 1981 verhaftet wurde, klagt übrigens auch heute noch jeden, der in mit dem Oktoberfestattentat in Verbindung bringt.


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2r2n ehemaliges Mitglied

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

04.03.2018 um 08:30
@ErwinKöster
Ich denke auch, dass die schnelle Betäubung die wahrscheinlichste Variante ist.
Die Idee mit der Nazi Querverbindung kam mir 2013. Ich habe mich damals mit stay behind/gladio beschäftigt und mir fiel auf, dass die Waldkunde bei Menschen dieser Couleur eine wichtige Rolle spielte. Weil mir 2012 die Nazi Gesinnung des alten Jagdpächters zugetragen wurde und ich die Neonazi Beobachtung aus den Spurenakten noch im Hinterkopf hatte, hat sich da eine Tattheorie daraus entwickelt. Ich hatte zu dem Zeitpunkt email Kontakt zu Dr. Daniele Ganser, der 2008 das Buch über die NATO Geheimarmeen herausbrachte und er hielt meinen Gedankengang für möglich. Allerdings ist vollkommen klar, dass es hier auch einige Lücken gibt: Die einzige Entführung, die auf ein Gladio Netzwerk zurückzuführen ist, war die von Aldo Moro 1978 in Italien. Und da ging es um das Kernthema: Law an Order muss gestärkt werden, linke/kommunistische Strömungen sollte geschwächt werden. Hier passen die Anschläge von Bologna und München, beide 1980 gut, denn beide sollten den Linken in die Schuhe geschoben werden, um Stimmung gegen sie zu machen. Das ist für alle CSU Anhänger besonders tragisch, weil FJS, neben vielen anderen Aktionen am "Rande der Legalität" genau das auch gemacht hat. Eine Woche vor der Bundestagswahl. Aber es gibt namhafte CSU Politiker, die haben sogar ein Bild von ihm überm Bett. Und wir haben einen Flughafen, der nach ihm benannt ist. Schon irre.
Um zurückzukommen zum Thema: Von einer Entführung zur Geldbeschaffung aus den Reihen von Gladio ist mir nichts bekannt. Aber es wäre möglich, dass es nach 1980 tatsächlich mehr in diese Richtung ging. Je länger der kalte Krieg andauerte, desto mehr Selbständigkeit bekamen diese Gruppierungen. Und ihre Ausbildung beinhaltete hauptsächlich menschenverachtende Tätigkeiten im militärischen Kontext. Eine Kindesentführung wäre etwas Neues gewesen. Allerdings nicht für Italiener. Es gab in den 70ern und 80ern meines Wissens eine regelrechte "Entführungs-Industrie" und 1 Mrd Lire wäre eine typische Erpressungssumme gewesen. Im Herbst 81 waren das ungefähr 2 Mio DM. Das war genau das geforderte Lösegeld. Gladio und organisierte Kriminalität: Das geht schon zusammen.
Ob Pfaffinger etwas damit zu tun hat? Das wäre in dem Kontext aus meiner Sicht noch unwahrscheinlicher. Jemand der so unzuverlässig ist, kann nicht Teil einer Verbrechensplanung sein. Übrigens auch ein Grund, falls Mazurek doch etwas mit der Tat zu tun hat: Pfaffinger dafür auszuwählen, für ihn ein Loch zu graben, ist ziemlich idiotisch. Die Gefahr, dass er sich nach der Freilassung des Opfers verplappert ist viel zu hoch. Das Risiko sind die Verbrecher sicherlich nicht eingegangen.
Für mich ist immer noch rätselhaft, warum das die Staatsanwaltschaft behauptet hat und das Gericht auch noch geglaubt. Kollektiv.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

04.03.2018 um 14:06
Tag zusammen, hallo Herr Herrmann.
Die Entführung von Ursula erschien mir(64') schon damals, obwohl ich kein Hintergrundwissen hatte, sehr sehr sinnlos. Da wird ein Kind geopfert für was, ein paar kilo Altpapier?
Wenn die Täter wirklich scharf auf die 2 Millionen DM wären, dann würden sie mit Ursula ganz anders umgehen.Sie hätten sie mindesten bis zu Geldübergabe behütet und nicht in einem Erdloch verbudelt mit dem Risiko dass sie dort stirbt.
Weiss vielleicht wie das Versteck damals entdeckt wurde?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

04.03.2018 um 15:46
Zitat von GeheimratGeheimrat schrieb:Weiss jemand vielleicht wie das Versteck damals entdeckt wurde?
Die Pressemitteilung der Polizei (S.2, letzter Absatz) beschreibt das recht ausführlich.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

04.03.2018 um 17:19
@ErwinKöster

Es war auf jeden Fall jemand, der einen Bezug zu diesem Waldstueck hatte, der ein Auto hatte (die Kiste musste ja transportiert werden) und der wusste, wie er sich dort bewegen musste, um nicht aufzufallen.

Und das bringt mich zum naechsten Punkt. Er hatte ein Auto, das gross genug war, um die Kiste zu transportieren. Wieso hat er das Opfer nicht im Auto weiter weg gebracht? Damals war DNS Analyse noch nicht verbreitet. Er haette gute Chancen gehabt, dass das nicht herauskommt. Dazu haette er ein weiter weg liegendes Versteck bauen koennen, wo sie nicht so schnell gefunden wuerde. Oder wo man ihn nicht vielleicht noch erwischen wuerde, wenn er nach ihr sieht oder sie freilaesst.

Er hat sich genau an diesem Ort sicher gefuehlt.

Ja es stimmt, es gab damals in Italien einige Entfuehrungen und Morde, die der Mafia zugerechnet werden. Es gab auch eine Fernsehrserie namens alleine gegen die Mafia zum Thema. Ein bekannter, etwas spaeterer wirklicher Fall waere zB Emmanuela Orlandi.

Wuerde irgendeine paramilitaerische Nazigruppe mit Techniken der organisierten Kriminalitaet so handeln? Sagen wir mal gesetzt den Fall, sie wuessten um dieses Waldstueck, haetten konspirative Anfahrtswege ausgekundschaftet, trieben sich sowie oefter in Waeldern herum, um dort Krieg zu spielen, und haetten auch Erfahrung im Ausheben von tiefen Loechern in einem solchen Gebiet (geht ja nicht immer, manchmal sind Felsen im Weg). Das koennte schon sein. Dann haetten sie einen Bezug zu diesem Wald, waeren aber nicht weiter in der Gegend bekannt. Dann koennten sie einfach dort ein Kind abfangen und es auch gleich dort vergraben.

Wichtig finde ich insgesamt vor allem, dass der Taeter ueberhaupt erst einmal auf die Idee gekommen ist, eine Kiste im Wald zu vergraben. Es gibt viele Moeglichkeiten, Verbrechen zu begehen, um sich zu bereichern. Eine Kindesentfuehrung ist moralisch so ziemlich das letzte, und diese Entfuehrung hat eine Menge Planung und Muehe gekostet.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

04.03.2018 um 18:18
Ich habe mich noch mal in einige zeitgenoessische Entfuehrungsfaelle eingelesen, und wenn man die mit diesem hier vergleicht, dann wird doch gleich klar, dass es dem Taeter an Intelligenz wie auch Kreativitaet gefehlt hat.

Es gibt ja doch einige Versatzstuecke, die man zur Organisation einer klassischen Gelduebergabe verwenden kann. "Fahren Sie mit einem Auto mit einer bestimmten Geschwindigkeit diese Strecke, und wenn sie X Erkennungszeichen am Strassenrand sehen, halten sie an und lassen das Geld liegen. Dann fahren sie weiter." Und wenn der Erpresser keine Polizei im Auto oder Hubschrauber sieht, kann er das Gald einfach einsammeln und wegfahren.

Das hat er so halb hinbekommen, nur dass das Detail mit dem Fiat eher hinderlich gewesen waere, und auch unnoetig.

Ich habe weiterhin das Gefuehl, dass es sich hier um einen biederen, ortsansaessigen Bayern gehandelt hat, der wenig kriminelle Erfahrungen hatte. Nicht dass das eine Nazi Gesinnung ausschliessen wuerde... aber ich sehe hier irgendwie nach eingehender Betrachtung nicht den Weitblick, den man in der organisierten Kriminalitaet erwarten wuerde.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

04.03.2018 um 18:29
@ErwinKöster

Hoffmann verklagt die Leute, die ihn mit dem Attentat in Verbindung bringen, möglicherweise zu Recht. Im unmittelbaren zeitlichen Umfeld des Attentats hatte er ganz andere Dinge im Kopf. Er versuchte gerade unter erheblichen Schwierigkeiten einige Militärfahrzeuge über die deutsche Grenze zu bringen. Die Attentäter sind m.E. weniger in der WSG, als im Umkreis der kurz zuvor offiziell aufgelösten Deutschen Aktionsgruppen zu suchen. Es handelt sich aus deren Sicht möglicherweise um eine "Vergeltungsaktion".

Gundolf K. war nie Mitglied der WSG. Er hat dort lediglich an Wehrübungen teilgenommen ohne formal beizutreten


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

04.03.2018 um 20:20
Zitat von roberndrobernd schrieb:...(S.2, letzter Absatz) beschreibt das recht ausführlich
Vielen Dank


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2r2n ehemaliges Mitglied

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

04.03.2018 um 20:21
@Benandante
Gibt es nähere Hinweise zu den offiziell aufgelösten Deutschen Aktionsgruppen? Sind damit stay behind Formationen gemeint?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

05.03.2018 um 19:16
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:"Fahren Sie mit einem Auto mit einer bestimmten Geschwindigkeit diese Strecke, und wenn sie X Erkennungszeichen am Strassenrand sehen, halten sie an und lassen das Geld liegen. Dann fahren sie weiter." Und wenn der Erpresser keine Polizei im Auto oder Hubschrauber sieht, kann er das Gald einfach einsammeln und wegfahren.
Stammt das aus einer Krimi-Komödie?
Stell dir einmal vor, du wärst als routinierter Ermittler auf Kapitalverbrechen spezialisiert. Hättest du so einen Erpresser nicht erwischt?

Sicher hat die Polizei Fehler gemacht, die man ihr auch angekreidet hat. Aber dämlich war sie wirklich nicht. Bis auf Ausnahmen war es saubere Ermittlungsarbeit, von der wir als Amateurdetektive nur träumen können.

Gruß RoBernd


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

05.03.2018 um 23:01
Zitat von BenandanteBenandante schrieb: Im unmittelbaren zeitlichen Umfeld des Attentats hatte er ganz andere Dinge im Kopf. Er versuchte gerade unter erheblichen Schwierigkeiten einige Militärfahrzeuge über die deutsche Grenze zu bringen.
Wer er da dabei? Soviel ich weiß wurde versucht am Vorabend des Attentats einen Konvoi von drei "Unimogs" beladen mit Kübelwägen über die österreichische Grenze zu bringen. Sie wurden aufgehalten und an der Weiterfahrt gehindert. Zumindest niemand der vier bekannten Personen, die am Konvoi teilnahmen war Hoffmann. ABER: Hoffmann bekam ein anderes Alibi für diesen Tag und den folgenden, dadurch wurde er entlastet.

Was merkwürdig ist: Nicht nur der Zeitpunkt (Ablenkungsmanöver?) sondern auch die Tatsache, dass Ein- Aus- und Durchfuhr von Kriegsmaterial nach Österreich aufgrund seiner "immerwährenden Neutralität" problematisch ist (Bundesgesetz vom 18. Oktober 1977 über die Ein-, Aus- und Durchfuhr von Kriegsmaterial StF: BGBl. Nr. 540/1977). Also, wenn ich so eine Operation plane erkundige ich mich doch vorher, ob so etwas überhaupt möglich ist. Oder? Wochen später wurde die Ladung dann über Hamburg per Schiff in den Libanon transferiert.
Zitat von 2r2n2r2n schrieb:Gibt es nähere Hinweise zu den offiziell aufgelösten Deutschen Aktionsgruppen? Sind damit stay behind Formationen gemeint?
Es sind Kontakte der "DAG" von Roeder, Vorderbrügge und Hörnle mit Heinz Lembke seit 1977 nachgewiesen und zwar auch am Tag vor dem Attentat in München, bei dem es um die Aushändigung von Sprengstoff ging (der angeblich nicht ausgehändigt wurde). Hinweise, dass Roeder und seine (wenigen) Gefolgsleute SBO-Leute waren gibt es mW nicht. Sie hatten mehrere Anschläge auf Asylheime durchgeführt. Lembke war bestens in der rechtsextremen Szene vernetzt, hatte auch an Anschlägen teilgenommen und würde vom Anforderungsprofil her als SBO-Agent passen (siehe dazu Äußerung des Generalbundesanwalts). Außerdem gibt es Abhörprotokolle des MfS, die 1977/78 südlich von Lüneburg Funksprüche eines Agentenpaares empfing, um die es um SBO-Depots in diesem Bereich ging (Agentengruppe 27). Aber nachgewiesen werden konnte nichts.

1990 wurde jedoch bekannt dass ein Partnerdienst des BND Kontakte zu rechtsextremen Gruppen unterhalten hatte, das die "Strategie der Spannung" (also das Ziel von Gladio) zur Verhinderung einer kommunistischen Regierung anwenden sollte.

Eine Anfrage von Bündnis ´90/die Grünen an die BReg ob Lembke ein V-Mann gewesen sei und Depots für SB angelegt wurden im Oktober 2014 nicht ausreichend beantwortet.

Lit: Erich Schmidt-Eenboom/Ulrich Stoll: Die Partisanen der NATO. Stay-Behind-Organisationen in Deutschland 1946–1991, S. 210-235

@2r2n

Frage: Gab es damals am Westufer des Ammersees irgendwelche rechtsextrem anmutenden Vereine oder dgl? Mir ist nur ein Verlag in Dießen bekannt.

Haben die Ermittler seinerzeit wirklich die Kiste über längere Zeit in Klaus Strobls Gasthof Eberhardt ausgestellt, sodass jeder sie angreifen konnte? Für ein Asservat eine etwas merkwürdige Vorgangsweise. Es hätten doch auch die vielen Fotos in den Medien zu Hinweisen genügt?


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