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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.655 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wald, Entführung, München ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

30.06.2018 um 22:55
Noch was. Die Stenorette-Diktiergeräte von Grundig garantierten "bequemes Umspulen ohne Suchlaufstopps durch zweimaliges Drücken bzw. Ziehen am Schiebeschalter." Ob es das beim Stenorette A von 1981 auch schon gab weiß ich nicht.

Gruß EK

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

01.07.2018 um 14:59
Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread gelesen, allerdings möchte ich einfach mal den Fall aus der anderen Richtung aufrollen, da mit persönlich erhebliche Zweifel an der Richtigkeit der Verurteilung gekommen sind und ich daher fast zu 100 Prozent davon ausgehe, dass der wahre Täter noch auf freiem Fuß ist.

Der Prozess an sich ist für mich schon eine Darstellung juristischer Inkompetenz, vor allem wenn man den grade laufenden Prozess des Bruders gegen den vermeintlichen Täter betrachtet.

1. Das Geständnis des angeblichen Mittäters P. erwies sich als völlig haltlos, da in der gegenwärtigen Verhandlung der beteiligte Beamte bereits ausgesagt hatte, dass es sich lediglich um ein von P. verfasstes Gedächtnisprotokoll handeln solle, welches erst zwei Monate nach der Festnahme entstanden sein soll. Dabei stellt sich schnell heraus, dass es ein echtes Geständnis mit Unterschrift nie gab, das Gericht die Aussagen des Beamten aber so wertete, als wenn diese der Weisheit letzter Schluss wären. Die Anfertigung des Protokolls ging wohl auf den Druck des damaligen Leiters der Sonderkommission zurück, der dringend Ergebnisse forderte.P. wies durch diesen Umstand sogar darauf hin, dass das ganze Protokoll seine Erfindung sei, wobei er diese nur mit mehr Details ausgeschmückt hätte.

Auch das angebliche Täterwissen stammte demnach aus einem Polizeibericht, der bereits 1981 an die Presse gegeben wurde - ausreichend Zeit also, damit P. die Informationen aus diesem entnehmen konnte. Der am 23. November vernommene Beamte wies ausdrücklich darauf hin, dass er P. für einen psychopathischen Alkoholiker hielt, dem man kein Wort glauben könnte. Allerdings ist es grade dieses Geständnis, dass Werner M. bis heute schwer belastet, obwohl es Aufgrund der Umstände niemals als Beweismittel hätte zugelassen werden dürfen.

2. Das Gutachten über den Tonträger und das verwendete Grundig Modell TK 248 ist inzwischen mehrfach angegriffen worden und war bereits zum Zeitpunkt der Verwendung als Beweis vor Gericht, nicht als solcher zulässig. Selbst im bestehenden Wiki-Artikel wird darauf hingewiesen, dass das Gutachten einige technische Details nicht berücksichtigte. Schon aus diesem Grund kann es nicht ernst genommen werden.

In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass niemals überprüft wurde, welchen Einfluss die damals verwendete Telefonleitung auf den Klang hatte. Schließlich handelte es sich um einfache Kupferleitungen, die nicht wie heute durch digitale Technik in der Sprachqualität aufgewertet wurden.

Das Grundig Modell TK 248 wiegt fast 13 Kilo, ein Gewicht das nicht so einfach mit sich herumzuschleppen ist und was in einer öffentlichen Telefonzelle mit Sicherheit für Aufmerksamkeit gesorgt hätte.

Einen genaueren Einblick in die technischen Eigenschaften kann man sich hier:

http://www.tonbandmuseum.info/einblick-grundig-tk248.html (Archiv-Version vom 06.07.2018)

und hier

http://www.hifi-wiki.de/index.php/Grundig_TK_248

verschaffen.

Da kommt ein handliches Gerät schon in eher in Frage, wobei aufgrund der verwendeten Teile die erwähnten Störungen bei einer Unzahl an Geräten die damals verkauft wurden, hätten auftreten können. Somit ist die Fixierung auf genau dieses Modell bereits ein absoluter Fehler. Selbst die Behauptung, dass unzählige hunderte Geräte getestet wurden lässt sich nicht halten, da bei einer Überspielung auf ein kleineres Gerät wesentlich Probleme auftreten, die auch bei jedem anderen Gerät zu den entsprechenden Eigenheiten führen können. Hier kommt es in Abhängigkeit zu den verwendeten Geräten immer zu Inkonsistenzen, da anderes als bei heutigen digitalen Medien, ein analoges Tonband bei jeder Aufzeichnung andere Muster aufweist. Bereits der zweite Versuch nach wenigen Minuten kann schon andere Klangmuster verursachen. Ein Umstand, der damals auch nicht berücksichtigt wurde.

Die einzige Verbindung - außer der Tatsache, dass das Gerät beim ihm gefunden wurde - besteht darin, dass Werner M. damals ein Elektronikfachgeschäft besessen haben soll. Dabei vermuteten die Ermittler damals nur, dass Werner M. hoch verschuldet war, ein konkreter Beweis konnte nie gefunden werden. Lediglich dieser Umstand der Annahme einer Verschuldung führte dazu, dass er überhaupt in den näheren Täterkreis einbezogen wurde, da auch die damaligen Alibis bestätigen, dass er nicht an der Tat beteiligt sein konnte. Diese wurden im Übrigen niemals entkräftet, sondern später einfach nur vom Gericht übergangen.

Die Argumentationsbasis: "Er hatte ein Elektronikfachgeschäft und 27 Jahre später haben wir ein Tonbandgerät gefunden krankt allein schon daran, dass mittels dieser Beweiskette so gut wie jeder als Täter in jedem Fall in Verdacht gebracht werden kann. Demnach müsste sogar ich mit einem Fall aus meiner Heimatstadt in Verbindung stehen, weil ich damals einen An- und Verkauf besaß, der die bei einer Tat verwendeten Seile - zum Glück nicht mit Todesfolge - auch verkaufte. Zumindest hätte ich Zugang zu diesen gehabt. 20 Jahre später findet man diese nun bei mir und die logische Schlussfolgerung nach einem Materialgutachten ist: Die Fasern und wesentliche Eigenschaften stimmen überein, dass ist unser Täter, denn die Seile stammen aus der gleichen Produktionslinie, wurden aber ansonsten auch 100.00 Mal verkauft. An dieser Stelle kann jedes beliebige Beispiel eingefügt werden, dass genauso gelagert ist.

Meine Schlussfolgerung zu dem Ganzen ist, dass die Verjährungsfrist sich dem Ende nährte und man unbedingt einen Täter präsentieren wollte. Da sucht man sich einfach jemanden der schon einmal unter Verdacht stand und konstruierte den Fall um ihn herum, damit alles schön passend ist. Schließlich geht es um ein kleines Mädchen, wobei die emotionalen Reaktionen von Beamten auch durchaus verständlich sind.

3. Des Weiteren gibt es immer noch die ungeklärte DNA-Spur, die sowohl an einer Schraube in der Kiste , als im Fall Böhringer einen Knauf in der Küche und an einem Glas gefunden wurde. Hier hat sich mittlerweile bestätigt, dass es sich um keine Verunreinigung durch einen Ermittler der Spurensicherung gehandelt haben kann.

Der Journalist Gunther Scholz arbeitet das Ganze, auch in Mitwirkung mit den vermeintlichen Tätern, in dieser meiner Meinung nach, hervorragenden Doku auf:

https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/ich-war-es-nicht-zwei-urteile-und-viele-zweifel-100.html (Archiv-Version vom 24.03.2018)

Unterm strich steht für mich fest, hier sitzen zwei Unschuldige im Gefängnis, da einfach ein Täter her musste. In beiden Fällen handelt es sich um reine Indizien-Prozesse, in welcher die Zuständigen Richter nur eine schnelle Verurteilung erzielen wollten, weil es zum einen um ein Kind (verständlich) und um eine sehr grausame Tat (auch verständliche Reaktion seitens der Richter und Beteiligten) geht. Juristisch gesehen ist dies aber ein Schlag in die Tonne, weil der Wahre Täter immer noch auf freiem Fuß ist.

Link zum Wiki-Artikel:

(Besonders empfehlenswert der Abschnitt über das Zivilverfahren - dort wird einiges klargestellt)

Wikipedia: Entführung von Ursula Herrmann

Hier eine Gegendarstellung zum Gutachten des LKA Bayern:

https://www.radonmaster.de/werner-mazurek/zum_grundig-tk248/index.html


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2r2n ehemaliges Mitglied

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01.07.2018 um 23:05
@Sopareck
Danke für deinen Beitrag!
Ich empfehle dir, ein paar Seiten zurückzublättern. Denn alles, was du thematisierst, wurde hier schon eingehend behandelt. Vielleicht entdeckst du beim Zurückblättern noch mehr und kannst dich in die Diskussion hier einbringen. Jeder Beitrag ist hilfreich, auch wenn er vielleicht kontrovers erscheint. Es ist immer gut, die eigene Position auf den Prüfstand zu stellen und von anderen neue Gedankenanstöße zu bekommen.
Viele hier sind der Meinung, dass M unschuldig ist. So leicht dürfen wir es uns natürlich nicht machen. Es wurden einige Indizien gegen ihn gesammelt. Aber ich muss auch zugeben, dass ich im Verlauf der letzten Monate, auch dank dieses Forums hier, ebenso mehr und mehr der Überzeugung bin, dass M mit der Tat nichts zu tun hat.
Zumindest hat er kein Tonbandgerät benutzt und P hat auch kein Loch für ihn gegraben.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

01.07.2018 um 23:26
@2r2n

Danke, das werde ich machen, wie gesagt, ich bin noch nicht durch alles durch.

Als gesichert finde ich jedoch auch, das P. in keinem Fall glaubwürdig ist und man seiner Aussage keine Beachtung hätte schenken dürfen. Das dieses mehr als kontroverse Geständnis anstandslos vom Gericht übernommen wurde, stellt mMn ein gewaltiges Fiasko dar.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

02.07.2018 um 20:51
@ErwinKöster

Ich muss mir noch mal Gedanken darueber machen, ob das B3 Signal irgendetwas zu bedeuten hat. Wieso dieses Signal?

Ansonsten gehe ich aber davon aus, dass die Entfuehrer bei der Aufnahme und auch beim Abspielen pragmatisch vorgegangen sind. Es ging nur darum, diese Tonfolge moeglichst einfach auf ein Geraet zu bekommen, welches man unauffaellig in eine Telephonzelle mitnehmen kann. Dabei werden sie verwendet haben, was sie zur Hand hatten.

Etwas aus dem Radio aufzunehmen, war damals weit verbreitet. Ich gehe davon aus, dass auch die Taeter daran gewoehnt waren, sonst haetten sie sich eine andere Form der Kommunikation ueberlegt.

Kommen wir also zur Frage zurueck, wieso diese Tonfolge?
- die Taeter hoerten normalerweise B3, weil sie viel mit dem Auto unterwegs waren
- die Taeter hoerten gerne B3, weil sie die Musik mochten (war es Pop? Ich kenne mich nicht aus)
- dieses Signal kam vor den Verkehrsnachrichten, und schien deshalb geeignet, Aufmerksamkeit zu erwecken
- es hat einen tieferen Sinn, der sich mir nicht erschliesst

Sie haben sich sozusagen mit diesem Jingle am Telephon gemeldet.


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2r2n ehemaliges Mitglied

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

02.07.2018 um 23:43
@AnnaKomnene
Ich kann mir vorstellen, dass es irgendwo ein Vorbild dafür geben müsste. Entweder aus Comics, Büchern oder realen Hintergründen.
Wir wissen ja, dass der geforderte Fiat 600 Bestandteil der Comic Reihe Clever und Smart war. Analog dazu könnte das Signal, das im Erpresserbrief ja als Pfeifton angekündigt war, schon in einem anderen Comic Verwendung gefunden haben.
Dass der Pfeifton am Ende dann aus sieben Tönen besteht, könnte aber auch dem erwiesenermaßen ziemlich komplexen Täterhirn entspringen. Sie glaubten ja, sie wären große Leuchten (so wie die Glühbirnen, die auf der Plastiktüte mit den Sehschlitzen abgebildet waren). Wenn man den Gedanken noch weiterspinnt, wären auch die sieben Riegel an der Kiste eine Analogie zu den sieben Tönen. Zugegebenermaßen eine abstruse Theorie, aber was an dem Fall ist nicht abstrus?
Die Frage von oben ist ernst gemeint: Kennt jemand von euch Comics oder Bücher, die ebenfalls ein akustisches Signal bei einer Entführung beinhalten?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

03.07.2018 um 01:19
@2r2n

Das mit der Zahlensymbolik koennte durchaus sein.

Beim B3 Signal koennte es noch ein Zufall gewesen sein, dass es sieben Toene waren, beim Verschluss der Kiste war es Absicht, und nicht nur das, jemand hat dieses Bandeisen in sieben Teile zersaegt, von Hand laut XY, und dann Loecher hinein gebohrt und sie am Riegel befestigt. Das war wahrscheinlich mehr Arbeit als der Bau der Kiste selbst.

Die Kiste besteht uebrigens aus sieben Brettern. Es waren sieben mal drei Buecher in der Kiste.

Zur Zahl sieben fallen vor allem biblische Zitate ein, das Buch mit den sieben Siegeln in der Offenbarung zum Beispiel. Es wuerde mich nicht wundern, wenn das in irgendwelchen Filmen oder Comics aufgegriffen worden waere, mir fallen aber nur neuere Titel ein, oder solche, die nicht ganz passen, also zB Edgar Wallace Die Tuer mit den Sieben Schloessern.

Nur mal zur Inspiration verlinke ich eine Seite ueber die Symptome von Schizophrenie, die ueberwiegend von Betroffenen verfasst wurde.

https://www.livingwithschizophreniauk.org/symptoms-of-schizophrenia/

Dinge die auf dieser Liste sind: Farbensymbolik (Kiste war ja innen wie auch aussen farblich gestaltet, sieht man auf allen Photos), Zahlensymbolik, die Idee, dass das Radio geheime Botschaften sendet, Groessenwahn, religioeser Wahn

https://www.apotheken-umschau.de/Psyche/Schizophrenie-Symptome-und-Verlauf-114119_3.html

Und in dieser deutschen Quelle wird beschrieben, dass die Betroffenen unvereinbare Gefuehle nebeneinander empfinden koennen.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

03.07.2018 um 01:26
Und wo wir gerade davon sprechen... wieso war die Kiste farblich gestaltet? Bei einzelnen Bauteilen koennte man vielleicht noch davon ausgehen, dass es mit einer frueheren Verwendung zu tun hatte, aber mal ehrlich, wie wahrscheinlich ist es, dass man einen Haufen Bretter in die Haende bekommt, die alle passend angestrichen sind? Und der blau rosa Stoff innen war definitiv Absicht.

- die Taeter haben die Kiste farblich gestaltet, weil ihnen langweilig war
- weil sie etwas nachbilden wollten (Sarg, Haus... ?)
- weil es eine Parodie einer Sache oder Person war
- weil es einen tieferen Sinn hat, der sich mir nicht erschliesst


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

03.07.2018 um 01:34
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Es ging nur darum, diese Tonfolge moeglichst einfach auf ein Geraet zu bekommen, welches man unauffaellig in eine Telephonzelle mitnehmen kann. Dabei werden sie verwendet haben, was sie zur Hand hatten.
Der einfachste Weg der Kontaktaufnahme war es nicht, es gibt einfachere wie zB mit verzerrter oder verstellter Stimme direkt anrufen. Oder ein Inserat in einer Tageszeitung schalten lassen. Die umständliche Anfertigung der Jingle-Aufnahme erscheint mir genauso merkwürdig wie die Rohrkonstruktion an der Kiste. Ein verspielter Bastelfetischist am Werk? Früher wurde vorzugsweise Musik im Radio aufgenommen, auf B3 glaube ich vorzugsweise Klassik. Die Musik wurde oftmals von Verkehrsdurchsagen unterbrochen und da diese sehr plötzlich kamen wurden sie oft mitaufgenomnen. Deshalb war der Alte Peter auch auf Band und wurde vermutlich einfach deshalb verwendet weil er schon vorhanden war.

Die Täter werden wie bereits gesagt auch keinen 70er Jahre Kassettenrecorder in die Telefonzelle mitgenommen haben, womöglich noch mit Mikrophon. Sondern eher ein kompaktes Gerät das man in der Tasche verbergen kann wie ein Diktiergerät oder Walkman. Ein paar Anrufe waren am Vormittag, wenn die Telefonzelle nicht irgendwo in Hintertuxing gestanden hat bestand die Gefahr beobachtet zu werden. Die Auswahl solcher Kompaktgeräte war aber '81 noch nicht so wahnsinnig groß, deshalb hätte man damit Rückschlüsse auf die Täter ziehen können. Dass die eher einer zur Hand hatte der einen Radio -und Fernsehladen betrieben hatte liegt auf ebendieser.

Die Frage ist auch warum sich alle Welt mit dem TK 248 beschäftigt, sich aber kein Mensch ernsthaft um das beim Anruf verwendete Gerät kümmert.

Gruß EK


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

03.07.2018 um 01:56
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Die Frage ist auch warum sich alle Welt mit dem TK 248 beschäftigt, sich aber kein Mensch ernsthaft um das beim Anruf verwendete Gerät kümmert.
Ja, genau das. Es ist absurd, und mir wird dabei schwindelig.
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Der einfachste Weg der Kontaktaufnahme war es nicht, es gibt einfachere wie zB mit verzerrter oder verstellter Stimme direkt anrufen.
Deshalb hatte ich mich gefragt, ob die Stimme des Haupttaeters irgendwelche Charakteristika hatte, also zB ortsfremder Dialekt, Stottern... Oder war er einfach nur vorsichtig?
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb: Oder ein Inserat in einer Tageszeitung schalten lassen.
Da war der genau vorherberechnete Zeitplan vielleicht im Weg, das Opfer hatte nur begrenzt Wasser und Lebensmittel.

Ich persoenlich faende morsen am Telephon eine elegante Loesung, aber das konnten sie wohl nicht.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

03.07.2018 um 08:23
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Die Täter werden wie bereits gesagt auch keinen 70er Jahre Kassettenrecorder in die Telefonzelle mitgenommen haben, womöglich noch mit Mikrophon. Sondern eher ein kompaktes Gerät das man in der Tasche verbergen kann wie ein Diktiergerät oder Walkman.
Der allererste Kassettenrecorder war ein ziemlich kompaktes Batteriegerät, das durchaus in eine Tasche passte. Seitdem gab es von vielen Firmen immer wieder Geräte in dieser Form. Allen gemeinsam ist die gleiche Bandgeschwindigkeit (sofern sie niemand manipuliert). Um 1980 gab es auch jede Menge kleinerer Versionen.
Typisch für den im Gutachten beschriebenen schlechten Gleichlauf waren Diktiergeräte.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:war es Pop? Ich kenne mich nicht aus
Der Verkehrsfunksender Bayern 3 hat immer Popmusik gesendet. Die einzige Sendung die ich davon gehört und öfter mal aufgenommen habe waren die "Schlager der Woche". Das regelmäßige B3-Signal habe ich so gut es ging ausgespart. Das gab in der Regel zu jeder vollen und halben Stunde.

Woher bekommt man ein markantes Erkennungssignal, das auch als solches bekannt ist. Früher hatten praktisch alle Sender sogenannte Pausenzeichen (Archiv-Version vom 13.07.2018). Von den deutschen Sendern waren es nur noch die wenigsten. Es blieben also noch eigene Aufnahmen (selbst Pfeifen, Kuckucksuhr) oder eben das B3 Verkehrsfunksignal. Sofern das Täter in Bayern verwendeten, sehe ich keinen verborgenen Sinn darin.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:beim Verschluss der Kiste war es Absicht, und nicht nur das, jemand hat dieses Bandeisen in sieben Teile zersaegt, von Hand laut XY, und dann Loecher hinein gebohrt und sie am Riegel befestigt. Das war wahrscheinlich mehr Arbeit als der Bau der Kiste selbst.
Den Zeitaufwand dafür würde ich je nach Geschick auf 5 bis 10 min je Riegel schätzen. Warum gerade sieben? Die Zahl ergibt sich wenn sie an drei Seiten ungefähr im gleichen Abstand angebracht werden. Die beiden Riegel in der Nähe der Scharniere waren praktisch unwirksam, die hätten sich die Täter sparen können.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb: wieso war die Kiste farblich gestaltet?
Vielleicht war sie nur mit Farbresten angestrichen, damit das Holz nicht so schnell feucht wird. Ich kenne eine Kleingartensiedlung von Eisenbahnern, dort waren genau deshalb viele Teile angestrichen, und zwar mit allen Mischfarben, die sich aus Eisenbahnfarben ergaben.
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:wie zB mit verzerrter oder verstellter Stimme direkt anrufen.
Das ging nicht mit Teilen, die jemand rumliegen hat. Die Einfachste Lösung wäre eine veränderte Bandgeschwindigkeit, und die hatten wir wahrscheinlich.
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Die Frage ist auch warum sich alle Welt mit dem TK 248 beschäftigt, sich aber kein Mensch ernsthaft um das beim Anruf verwendete Gerät kümmert.
Die Kompaktgeräte waren alle abgehakt, von denen hatte Werner M. bereits 7 Stück von der Polizei zurückerhalten. Alle Eigenheiten des TK 248 ergaben sich allein dadurch, dass die Täter (angeblich) ein Mono-Signal auf zwei zeitersetzte Stereokanäle verteilt haben. Die Wahrscheinlichkeit, zufällig diese Geräteeinstellung einzuschalten, beträgt um die 25%.
Nach neuerer Theorie der Gutachterin sollen die Täter liebevoll mit großem Aufwand eine Reihe beliebiger Geräusche zu einer Folge zusammengebastelt haben. Darunter befanden sich angeblich auch zwei aus dem logischen Zusammenhang herausgerissene TK 248 Schaltgeräusche. So etwas glauben wohl nur Richter, wenn sie es unbedingt glauben wollen.


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03.07.2018 um 08:48
@robernd

Ist die dunkelgraue Farbe an den Aussenwaenden denn wasserabweisend?

Da hat also jemand eine gute Stunde damit verbracht, diese Bandeisen herzustellen. Wer das tut, ueberlegt es sich. Wa war der Sinn? Sicherzustellen, dass das Opfer nicht entkommen kann? Dieses Merkmal ist sehr betont, das bedeutet etwas.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

03.07.2018 um 09:26
@2r2n

Es gibt wie gesagt einen fruehen Band von Clever und Smart namens "Verdammt, wer macht die Kiste auf", und auf dem Titelblatt sind Clever und Smart in einer durchsichtigen, geschlossenen Kiste abgebildet. Das Buch wird neu uebersetzt und naechstes Jahr neu aufgelegt, man kann die alten Baende aber antiquarisch kaufen.

@ErwinKöster

Hast Du diesen Band zufaellig? Koenntest Du sonst mal in Deine Sammlung schauen?

Ansonsten denke ich bei dieser Kiste irgendwie an Daniel Duesentrieb.


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03.07.2018 um 12:59
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Ist die dunkelgraue Farbe an den Aussenwaenden denn wasserabweisend?
Das weiß ich nicht, ich habe mir immer vorgestellt, dass es Lack und keine Deckenfarbe ist.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Was war der Sinn? Sicherzustellen, dass das Opfer nicht entkommen kann? Dieses Merkmal ist sehr betont, das bedeutet etwas.
Klar, damit das Opfer den Kistendeckel nicht einfach von innen aufdrückt. Damit die Riegel schließen, müssen sie beim Zuschieben irgendwo hinein fahren. Und das sind die großen Löcher in den Flacheisen. Sonst wären alle Riegel überflüssig gewesen.

Sorry Leute, Clever und Smart als Vorlage kommt mir ebenso abstrus vor wie Daniel Düsentrieb oder die Panzerknacker.
Auch Oma Duck ist früher schon mit ihrem Elektroauto gefahren. Trotzdem hat Tesla sein eigenes entwickelt.

Das fällt mir gerade auf:
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Ich persoenlich faende morsen am Telephon eine elegante Loesung, aber das konnten sie wohl nicht.
Ebenso wie jeder normale Mensch seine markante Stimme hat, haben auch Morsezeichen ihre Eigenarten. Jeder routinierte Funker erkennt daran, welcher Kollege eine Nachricht "gegeben" hat, also einen vorgegebenen Text im Morsecode abgeschrieben hat.


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03.07.2018 um 13:37
Über den Sinn dieser Anrufe mit dem BR3-Verkehrsfunk-Jingle habe ich auch nochmal nachgedacht und eine mögliche Erklärung wäre für mich mittlerweile, dass vom (Haupt-) Täter aus verschiedenen, vorher aufgezeichneten und entsprechend zusammengeschnittenen, BR3-Verkehrsmeldungen so eine Art Fahrtanweisung zur Lösegeldübergabe per Auto zusammengestellt wurde und diese vorherigen Anrufe dazu dienen sollten, Familie Herrmann darauf vorzubereiten und sich von eventuellen Trittbrettfahrern abzugrenzen.

Die verlangsamte Abspielgeschwindigkeit bei den Täteranrufen war dann m. E. bewusst gewählt, um Verwechslungen mit einer Original-Verkehrsfunkdurchsage auszuschließen, sozusagen als zusätzlicher Wink mit dem Zaunpfahl, und um ein besseres Mitschreiben der Anweisungen im Haus Herrmann zu ermöglichen.

Aus bekannten Gründen ist es dann aber zur Übermittlung einer genauen Anweisung zur Lösegeldübergabe nicht mehr gekommen.


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03.07.2018 um 14:09
@robernd

Dafuer haetten einer oder zwei Riegel gereicht. Wieso sieben?

Auf der nachgebauten Kiste sieht die dunkelgraue Farbe eher matt aus, und nicht wie Impraegnierung oder Lack.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

03.07.2018 um 14:32
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Hast Du diesen Band zufaellig? Koenntest Du sonst mal in Deine Sammlung schauen?
Es gibt soweit ich mich erinnere eine Episode da wird Jeff Smart entführt. Aber das ist zu lange her als dass ich mich noch an Details erinnere. Den Band müsste aber noch erhältlich sein. Man müsste aber konsequenterweise auch in anderen Quellen nachforschen die in der Kiste waren wie Jerry Cotton.
Zitat von 2r2n2r2n schrieb:Ich kann mir vorstellen, dass es irgendwo ein Vorbild dafür geben müsste. Entweder aus Comics, Büchern oder realen Hintergründen.
Es gibt eine Folge von Columbo aus dem Jahr 1978, wo ein Mord mittels telefonisch übermitteltem Stichwort begangen wird. Zwei Hunde sind auf ein bestimntes Stichwort in Verbindung mit Telefonklingeln abgerichtet, der Mörder entlockt dem Opfer in seinem Haus am Telefon das Stichwort worauf ihn die Hunde töten. Columbo ermittelt mittels Bandaufzeichnung den Täter.

http://www.columbo-forum.de/index.php?seite=columbo-episoden/detail/index&id=44&anzeigen=beschreibung#beschreibung

Mehr weiß ich im Moment nicht, aber ich denke weiter nach.

Gruß EK


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03.07.2018 um 15:57
Zitat von Heidi71Heidi71 schrieb:...,dass vom (Haupt-) Täter aus verschiedenen, vorher aufgezeichneten und entsprechend zusammengeschnittenen, BR3-Verkehrsmeldungen so eine Art Fahrtanweisung zur Lösegeldübergabe per Auto zusammengestellt wurde ...
Ich sehe die Anrufe auch als Vorstufe der Anweisungen zur Lösegeld-Übergabe.
Zitat von Heidi71Heidi71 schrieb:Die verlangsamte Abspielgeschwindigkeit bei den Täteranrufen war dann m. E. bewusst gewählt, um Verwechslungen mit einer Original-Verkehrsfunkdurchsage auszuschließen,
Was die bewusste Veränderung betrifft, stimme ich mit dir überein. Das war kein Zufall durch Kassettentausch. Ich vermute, dass sich die Polizei auf genau diese veränderte Geschwindigkeit einrichten sollte. Spätere gesprochene Mitteilungen würden dann mit einer anderen, ebenfalls falschen Geschwindigkeit abgespielt. Ein(e) Phonetiker(in) könnte die natürlich sofort zuordnen, wenn sie die Täterstimme kennt. Würde die Mitteilung des unbekannten Täters bei XY abgespielt, würde niemand die Stimme erkennen.
Diese Überlegungen setzen voraus, dass nicht doch irgendwann ein B3-Jingle mit tieferen Tönen gesendet wurde. Das halte ich inzwischen aber für ziemlich unwahrscheinlich. Solche hat es schon gegeben, aber mit einer anderen Art von Tönen.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Dafuer haetten einer oder zwei Riegel gereicht. Wieso sieben?
Ich habe einmal darüber nachgedacht, ob ich aus der Kiste herauskäme. Wahrscheinlich ja.
Ich würde versuchen, mich auf dem Rücken auf die Bank zu legen und mit den Beinen gegen den Kistendeckel zu treten. Die Riegel waren nicht besonders kräftig. Nur zwei davon würden sich schnell verbiegen, sieben Stück nach mehreren Tritten. Dank darüber gestülptem Aufsatz hätte der Deckel genug Spiel, aufzugehen. Das ist natürlich leicht gesagt, wenn man die Konstruktion kennt. Ein 10-jähriges Mädchen hätte schlechte Chancen. Ein älterer Junge sollte es schaffen. Mit solchen Überlegungen kommt wahrscheinlich die recht große Anzahl Riegel zustande.

Hier sehe ich einen weiteren Konstruktionsfehler der Täter: Die Riegel stecken nur wenig präzise in den ziemlich großen Löchern der Flacheisen. Bei jedem Tritt würde nur immer ein Riegel die volle Kraft aufnehmen, bis er nachgibt. Dann der zweite usw. Nein, ich will über keine bessere Konstruktion nachdenken.

Gruß Robernd


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03.07.2018 um 16:38
@robernd

Da wage ich zu widersprechen. Jeder halbwegs geschulte Phonetiker haette das Band auf verschiedenen Geschwindigkeiten abspielen koennen, bis man eben eine Version findet, die sich realistisch anhoert. Und die koennte ein XY Zuschauer auch intuitiv erkennen.

Darueberhinaus wuerde die sprachwissenschaftliche Analyse der Stimme auf andere Dinge abzielen, zB Dialekt, Bildungsgrad, irgendwelche Hinweise auf den Beruf usw.


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03.07.2018 um 16:49
Mal etwas anderes. Wieso war die Kiste von innen farblich gestaltet?

- weil die Entfuehrer gerne mit Farben und Stoffen experimentiert haben und diese zur Hand hatten?
- damit die Kiste innen blau und oben silberig glaenzend aussieht und somit einen leuchtenden Eindruck erzeugt, wenn man sie im Waldboden oeffnet?
- damit die Kiste fuer das Opfer einen leuchtenden, silbrig und blauen Eindruck hat?
- weil ein Sarg auch mit Stoff ausgeschlagen ist, und sie keinen weissen Satin hatten?
- damit es wie eine Tapete in einem Eigenheim wirkt, welche sie aber gerade nicht zur Hand hatten?
- weil blau religioes/katholisch gesehen die Farbe der Unschuld ist?
- weil es einen anderen tieferen Sinn hat, der sich mir nicht erschliesst?


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