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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.655 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wald, Entführung, München ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

05.03.2018 um 23:43
@robernd

So geschehen unter anderem im Fall Boegerl, weshalb die dazugehoerige SoKo auch Flagge hiess.
Wikipedia: Kriminalfall Maria Bögerl

Diese Vorgehensweise kommt auch in unzaehligen Fernsehkrimis vor, das stimmt schon. Die sind aber doch fest im Leben verwurzelt, und so oder so aehnlich laufen die meisten Gelduebergaben, siehe unter anderem auch den Fall von Gallwitz. Da war es ein Zug und kein Auto, und eine Funknachricht statt einem visuellen Signal, ansonsten aber genau das gleiche Vorgehen.
Wikipedia: Entführung der Nina von Gallwitz

Direkt aus der Fernsehkomoedie ist mE die Uebergabe im Fall Dagobert, die funktionierte allerdings, ueberwiegend zumindest.
Wikipedia: Arno Funke#/search

Klar, es gibt auch Ausreisser wie zB Markus Gaefgen, der darum bat, das Geld in einem Papierkorb abzulegen, und dann mit dem eigenen Auto hinfuhr, um es abzuholen. Das war weniger schlau, und zeigte meiner Ansicht nach eher, wie ueberheblich und selbstsicher er war.
Wikipedia: Magnus Gäfgen

Ansonsten gibt es nur einige innovative Ansaetze, zB den aus dem Fall Oetker.
Wikipedia: Richard Oetker
Das ist allerdings auch wieder nur eine Variante einer der Dagobert Methoden.

Wenn man die Methoden mal systematisiert, dann gibt es eigentlich nur zwei Varianten, entweder den Abwurf aus einem Auto/Zug/Hubschrauber nach visuellem oder akustischem Hinweis. (Dagobert verfeinerte das mit seiner Fernsteuerung).

Oder eine Schnitzeljagd mit abschliessendem Trick oder doppeltem Boden.

Das sollte eigentlich jedem Kriminellen bekannt sein, der sich mit der Materie beschaeftigt hat.

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

06.03.2018 um 01:05
Zitat von 2r2n2r2n schrieb:Und da ging es um das Kernthema: Law an Order muss gestärkt werden, linke/kommunistische Strömungen sollte geschwächt werden
Weils zu diesem Thema passt: Am Morgen des 27.9. wurden Journalisten der Zeitschrift quick über die Identität und Hintergründe des Tatverdächtigen informiert. Und zwar von niemand geringerem als dem damaligen Leiter des Verfassungsschutzes Hans Langemann. Dass daraufhin Ermittlungen und Hausdurchsuchungen in der Szene nicht sehr erfolgreich waren ist klar. Da fragt man sich wirklich ob Weitergabe von Täterwissen generell nur Ermittlungsdruck geschuldet ist oder etwas anderem.

Der Zeuge Lauterjung, der mit seiner Zeugenaussage der (offiziellen) Einzeltätertheorie widersprach, änderte diese nach einer Vernehmung am 6.11. plötzlich (Suggestivfragen?). Er wurde 1982 in seiner Wohnung tot aufgefunden. Todesursache: Herzinfarkt.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Eine Kindesentfuehrung ist moralisch so ziemlich das letzte, und diese Entfuehrung hat eine Menge Planung und Muehe gekostet
Das wäre Leuten, die eine "Strategie der Spannung" betrieben hatten ziemlich egal. Rechtsextreme sind da nicht zimperlich. Und bei Mazurek kämen wir dann wieder zu der Geschichte mit dem Hund. Die Geschichte wurde ihm ja vor Gericht nicht deshalb vorgehalten, weil er deswegen ein schlechter Mensch ist, sondern bezüglich der Hemmschwelle ein Lebewesen in ein Behältnis zu stecken, in dem es Lebensgefahr ausgesetzt ist.

Und der offene Schranken an der Aumühle bietet auch neue Perspektiven. Abgesehen davon dass dieser Umstand bekannt sein musste, wäre es möglich dass die Kiste in 3-4 Einzelteilen angeliefert und erst an Ort und Stelle zusammengeschraubt wurde?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

06.03.2018 um 09:18
Daran hatte ich auch schon gedacht. Als die Kiste fertig gebaut war, die dann in 6-8 Einzelteile wieder zu zerlegen um die dann einzeln dahinzutransportieren und dann mit einem Schraubenzieher oder Akkuschrauber wieder zusammenzusetzen. In einzelnen Teile wäre ein Transport für eine einzelne Person einfach. Aber man müste eben dann öfter dorthin fahren, als einmal mit der kompletten Kiste.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

06.03.2018 um 09:35
Es gab sicher auch Menschen, die berechtigt waren sich mit ihrem Fahrzeug im Wald aufzuhalten, die also einen Schlüssel für eventuell vorhandene Schranken besassen. Dieser Personenkreis ist sicher mit zuerst überprüft worden, handelte es sich doch um wichtige potentielle Zeugen.

Diesem Personenkreis wären Fahrzeuge, die keine Berechtigung hatten sicher mit zuerst aufgefallen, ich denke am Forstwirte und Jäger.

Die in die Kiste gelegten Heftchen lassen eventuell auch Rückschlüsse auf die Täter zu. Wer liest solchen Schrott und besitzt ihn somit oder kommt überhaupt auf die Idee so etwas zu kaufen und dann noch für ein Mädchen?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

06.03.2018 um 10:06
@ErwinKöster
@meermin
@curt
Die Kiste ist sicherlich als ganzes zum Vergrabungsort gebracht worden. Das belegen die Schleifspuren an den Verschraubungen. Sie wurde von zwei Bastlern selbst hergestellt. Das ist auch so gut wie sicher. Und als sicher gilt auch, dass sie von zwei Menschen, vermutlich den Bastlern, zum Vergrabungsort gebracht wurde.
Dass die Schranke offen war, hat wahrscheinlich jeder gewusst, der sich dafür interessierte. Es ist anzunehmen, dass sie im Sommer 81 von den späteren Tätern aufgebrochen wurde.

@meermin
Die Heftchen in der Kiste lassen vielfältige Schlüsse zu, aber einen besonders: Die Täter hatten ein merkwürdiges Verhältnis von Gewaltbereitschaft und Empathie. Und überprüft wurden damals unglaublich viele Menschen, die einen Bezug zum Weingarten hatten, nicht allerdings Schüler oder Exschüler vom Landerziehungsheim, weil man Jugendlichen so eine Tat nicht zutraute.

@ErwinKöster
Es stimmt, dass die Tatmittel ausgestellt wurden. Allerdings erst im Herbst 82. Das war eine Art Wanderausstellung und die ersten Orte waren die Gemeinde Schondorf und danach gleich das Gasthaus Eberhard (Strobl). In diesem Zeitraum war viel Öffentlichkeitsarbeit angesagt, weil die Ermittlungen im Sand verliefen. Die Mazurek/Pfaffinger Idee war da schon etliche Monate verworfen worden, weil man keine Ermittlungsansätze mehr sah.
In einem Gespräch 2012 teilte mir ein ehemaliger Landheimschüler mit, dass er von Tätigkeiten der Wiking Jugend Landsberg wusste und dass es in der Nähe von Windach auch Erdaushebungen gegeben hat. Ob man daraus aber eine Verbindung zum Tatgeschehen herstellen kann?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

06.03.2018 um 10:46
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Wenn man die Methoden mal systematisiert, dann gibt es eigentlich nur zwei Varianten, entweder den Abwurf aus einem Auto/Zug/Hubschrauber nach visuellem oder akustischem Hinweis. (Dagobert verfeinerte das mit seiner Fernsteuerung).

Oder eine Schnitzeljagd mit abschliessendem Trick oder doppeltem Boden.

Das sollte eigentlich jedem Kriminellen bekannt sein, der sich mit der Materie beschaeftigt hat.
Wir wissen ja nicht, wie die Übergabe geplant war. Und ob das mit dem gelben Fiat vielleicht auch nur eine Finte war. Und dann wäre noch die Frage, ob die Polizei so einem Übergabe-Auto auch über die Grenze hätte folgen dürfen.

Ich gehe jetzt erst mal davon aus, dass die Lösegeldübergabe hätte gelingen können.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Ich habe mich noch mal in einige zeitgenoessische Entfuehrungsfaelle eingelesen, und wenn man die mit diesem hier vergleicht, dann wird doch gleich klar, dass es dem Taeter an Intelligenz wie auch Kreativitaet gefehlt hat.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Es gibt viele Moeglichkeiten, Verbrechen zu begehen, um sich zu bereichern. Eine Kindesentfuehrung ist moralisch so ziemlich das letzte, und diese Entfuehrung hat eine Menge Planung und Muehe gekostet.
Offenbar war Kindesentführung damals etwas, was in der öffentlichen Wahrnehmung zunahm. Zumindest wurde eine entsprechende Anfrage im Dezember 1980 im Bundestag gestellt:
Abgeordneter Rapp ( Göppingen) (SPD)
Ist der Bundesregierung bekannt, ob die Zahl der Kindesentführungen in der Bundesrepublik Deutschland in letzter Zeit zugenommen hat, und verfügt die Bundesregierung über Daten zur Kriminalitätsentwicklung in diesem Bereich?

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. de With vom 11. Dezember
Seit 1958 hat es in der Bundesrepublik Deutschland (also ohne die Entführung „Kronzucker/Wächtler" in Italien) insgesamt 18 Fälle von erpresserischem Kindesraub gegeben. Die beiden letzten Entführungen (Cornelia Becker in Weingarten/Karlsruhe sowie Beate Klein und Elke Pforte in Berlin) haben sich im November 1980 ereignet.
Auf Grund dieser insgesamt 18 Fälle, die sich über einen Zeitraum von etwa 23 Jahren verteilen, läßt sich eine verläßliche Feststellung über die Kriminalitätsentwicklung in diesem Bereich gegenwärtig nicht treffen. Auch schon früher, z. B. in den Jahren 1970 und 1971, hat es Kindesentführungen in kurzer zeitlicher Abfolge gegeben, worauf eine längere Phase ohne derartige Taten gefolgt ist. Hervorzuheben ist, daß alle bis 1979 begangenen Kindesentführungen aufgeklärt worden sind. [...]
http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/09/000/0900042.pdf

Neu war offenbar, dass es auch Kinder traf, deren Eltern nicht wohlhabend waren.

Der notorische Kindesentführer Jörg-Hagen R. beispielsweise entführte drei Kinder. 1970 Stefan A., 1971 Michael L. und nach einer Haftstrafe, kaum auf Bewährung, 1981 Marco K. Die Jungen wurden dabei eher zufällig ausgewählt - Jörg-Hagen R. baute darauf, das die Stadt, das Land, der Staat schon zahlen würden.

Die Lösegeld-Forderungen steigerten sich von 25.000 über 200.000 zu 900.000 DM. Auch die Kontaktaufnahme wandelte sich: Brief - Entführer spricht am Telefon - Tonband mit der Stimme des Kindes, das die Forderungen vorliest, wird am Telefon abgespielt.

Und er hatte immer, da er offenbar ein Faible für orientalische Männer hatte - ausländische Komplizen. Wenn R. nicht im Gefängnis gesessen hätte, dann würde er als Täter im Fall Ursula Herrmann recht gut passen.

Wurde bei den Ermittlungen Bekannte von Jörg-Hagen R. - die er vielleicht im Gefängnis und in der Psychiatrie kennen lernte, oder die bei seinen Entführungen mitwirkten - befragt? Denn mir scheint, als ob dieser Fall schon auf einer gewissen Erfahrung aufbaut.


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2r2n ehemaliges Mitglied

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

06.03.2018 um 17:15
@yasumi
Der Tathergang in unserem Fall ist an die ausgeprägte Kenntnis des Weingartengebiets gekoppelt. Wenn das bei Bekannten von Jörg-Hagen R. zutrifft, könnte man hier weitere Fragen stellen. Der Name taucht allerdings nirgends in den Akten auf und von daher kann ich mir nicht vorstellen, dass an der Idee was dran ist.
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Denn mir scheint, als ob dieser Fall schon auf einer gewissen Erfahrung aufbaut.
Welche Details wären das?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

06.03.2018 um 19:43
Zitat von 2r2n2r2n schrieb:Der Name taucht allerdings nirgends in den Akten auf und von daher kann ich mir nicht vorstellen, dass an der Idee was dran ist.
Mir ging es vor allem um einen Täter-Typ. Bisher fand ich bei keiner genannten Variante, dass das gut passt. Als ich das mit Jörg-Hagen R. las, dachte ich: so einer schon eher. Es war der Versuch einer Antwort auf eine allgemein gehaltene Frage: "Wer macht denn sowas?" So jemand wie R. macht sowas.

Auch aufgrund der Wahl eines Zufallsopfers und weil die Täter vermutlich nicht wohnhaft in der Gegend waren - wovon ich eigentlich ausgehe, sonst hätte sich das im Ort rumgesprochen und die Hinweise wären eindeutiger als sie im Moment sind, denk ich mal.

Du hattest in Bezug auf die Täter von "psychotischen Leuten" geschrieben, von ihrer "psychotischen Gedankenwelt". Jemand wie Jörg-Hagen R. wäre vermutlich so ein psychotischer Täter.
Zitat von 2r2n2r2n schrieb:Welche Details wären das?
Mir scheint die hohe Lösegeld-Summe als etwas, was man sich vielleicht erst nach und nach "traut". Die Kontaktaufnahme wirkt auf mich so, als ob frühere Fehler vermieden werden sollten: Bei einem Brief, den man tippt, kann man anhand der Schreibmaschine auf einen kommen. Bei einem Brief, der mit Buchstaben aus Zeitungen zusammengesetzt wurde, kann man über die Zeitungen mit fehlenden Buchstaben auf einen kommen - es sei denn man fertigt ihn Wochen vorher an.

Dass ein Mädchen entführt werden sollte und kein Junge, könnte man so deuten, dass die Entführer - warum auch immer - diesmal keinen Jungen haben wollten. Auch das mit dem Tonbandgerät könnte eine Weiterentwicklung von "Entführer ruft an" und "Entführer lässt Opfer auf Tonband sprechen und spielt es beim Anruf ab" sein. Eine Wohnung kann vom Opfer wiedererkannt werden, selbst wenn man sie als Ferienwohnung nur kurzzeitig nutzt. Eine Kiste könnte - so vielleicht die Folgerung - dieses Risiko minimieren.

Wenn ich mir die Entführungen des Jörg-Hagen R. anschaue, dann wurden die geforderten Summen höher und die Kontaktaufnahmen aufwendiger. Da würde diese Entführung gut reinpassen, finde ich. Aber er kann es nicht gewesen sein, weil er zu dieser Zeit wieder im Gefängnis saß. Aber man kann sich so ein Wissen auch über Bücher und Zeitschriften aneignen. Oder über Geschichten, die man erzählt bekommt. Im Gefängnis zum Beispiel. Und soviele Täter, die auch Kinder mittelloser Eltern entführt haben, gab es nicht.

Aber ich kann ja auch nur Vermutungen anstellen.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

06.03.2018 um 21:11
Wenn wir schon bei Agenten und dem Ost-West-Konflikt sind: Auffällig ist m. E. auch, dass WM Geschäftskontakte in die DDR hatte und auch regelmäßig dorthin reiste. So schildert er selbst einen Besuch der Leipziger Messe am 12.09.1981 zusammen mit seinem Freund Armin Wild und dass er in der DDR eine Quelle für Videokassetten/Magnetbänder, die damals knapp und teuer waren, (im Westen!) gefunden habe. Außerdem habe er Edelmetallrückgewinnungsanlagen gebaut und Kabelbäume gefertigt.

Jemand, der zur damaligen Zeit Geschäftskontakte in die DDR hatte und auch regelmäßig dort ein- und ausreiste, erregte mit Sicherheit die Aufmerksamkeit der Geheimdienste. Insbesondere dann, wenn er auch noch politisch aktiv war, wie WM, der sich zuschrieb, 1980 den damaligen Bundeslandwirtschaftsminister Ertl (FDP) ins Echinger Festzelt geholt zu haben. So jemand war eigentlich das ideale Ziel eines Anbahnungsversuchs (nicht nur) des DDR-Geheimdienstes: Finanzielle Schwierigkeiten, politische Verbindungen und regelmäßige Geschäftsreisen in die DDR, die als Tarnung für andere Zwecke genutzt werden können.

Wenn man zudem weiß, dass in der DDR Magnetbänder so knapp waren, dass z. B. die Stasi aus Westpaketen beschlagnahmte Musikcassetten konfiszierte, um diese zu Aufzeichnung abgehörter Telefongespräche zu verwenden, wie sie selbst nicht mit genug Cassetten aus eigener Produktion versorgt wurde, dann erscheint die angebliche Quelle von WM für Videokassetten aus der DDR umso merkwürdiger.

Die Knappheit und der damals verhältnismäßig hohe Preis für Magnetbänder ist ja auch Teil meiner Erklärung für die um 14 % verminderte Bandgeschwindigkeit bei dem Erpresseranruf.
Genau denselben Trick zur Verlängerung der Aufnahmedauer, den ich in einem meiner vorigen Beiträge ausführlich erläutert habe, habe ich (und mit Sicherheit auch viele andere Fachkundige) damals selbst angewendet.

Ich halte es zwar für unwahrscheinlich, dass der Fall UH irgendwas mit Geheimdiensten oder verdeckten politischen Operationen zu tu hat, aber wenn hier das Thema schon angeschnitten wurde, möchte ich auch mal meine Sichtweise dazu erläutern.
WM erscheint mir mit seinen ganzen Aktivitäten (Fernsehklinik, Edelmetallrückgewinnungsanlagen, Kabelbäume, Magnetbänder/Videokassetten aus der DDR organisieren, Wohnwagen, Segelboot, politisch aktiv (FDP)) als eine etwas schillernde Persönlichkeit, um es mal etwas vorsichtig zu formulieren. Damit könnte er u. U. auch Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben, die er selbst vielleicht gar nicht bemerkt hat und bisher noch gar nicht beachtet wurde.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

06.03.2018 um 22:08
@meermin
Zitat von meerminmeermin schrieb:Wer liest solchen Schrott und besitzt ihn somit oder kommt überhaupt auf die Idee so etwas zu kaufen und dann noch für ein Mädchen?
Was "Clever & Smart" angeht - ich als Junge zum Beispiel. :-)) Allerdings hat diese Comicreihe einen sagen wir mal manchmal etwas grenzwertigen Humor. Deshalb hätte es mich auch überrascht wenn Ursula das Zeug privat gelesen hätte. Und das irgendjemand gewusst hätte. Das ist eher was für Jungs so ab 13.
Bezüglich der Abenteuerromane muss man zweierlei sagen: Erstens sind das sehr beliebte Artikel die auf Flohmärkten gehandelt werden, damals wie heute und zweitens ist das eher ein Indiz dafür dass Ursula ein Zufallsopfer war. Wenn sie allerdings bei WM oder DJ den Kram stapelweise gefunden hätten hätte mich das nicht im geringsten überrascht.

@2r2n
Zitat von 2r2n2r2n schrieb:nicht allerdings Schüler oder Exschüler vom Landerziehungsheim, weil man Jugendlichen so eine Tat nicht zutraute (...) Ob man daraus aber eine Verbindung zum Tatgeschehen herstellen kann?
Könnte man durchaus, wenn man davon ausgeht dass vielleicht der damalige Jagdpächter ein Unterstützer oder sogar Förderer dieser Umtriebe gewesen sein könnte? Muss ja nicht gleich finanzieller Natur gewesen sein, aber den Wald als Übungsgebiet wäre doch auch schon was. Außerdem war die Wiking-Jugend ja auch in der Szene vernetzt und Leute wie Köhler oder Hepp haben dort angefangen.
Gibt es eigentlichen jemanden, der noch darüber Auskunft geben könnte ob es zum Tatzeitpunkt (oder kurz davor) Schüler des LJH Schondorf gab, die durch eine einschlägige Gesinnung aufgefallen sind oder Kontakte zu Leuten aus der Szene hatten? Was mich nur irritiert ist nicht nur die akkurate Ausführung der Tat, sondern auch die hohe Lösegeldsumme. Für (Ex)Schüler alleine ist das irgendwie eine Nummer zu groß.

Bezüglich der vermuteten ambivalenten Psyche des Täters wäre es normalerweise höchste Zeit gewesen einen "profiler" einzuschalten, der der Kripo ein Psychogramm des Täters liefern konnte.

@Heidi71
Zitat von Heidi71Heidi71 schrieb:Wenn wir schon bei Agenten und dem Ost-West-Konflikt sind: Auffällig ist m. E. auch, dass WM Geschäftskontakte in die DDR hatte und auch regelmäßig dorthin reiste. So schildert er selbst einen Besuch der Leipziger Messe am 12.09.1981 zusammen mit seinem Freund Armin Wild und dass er in der DDR eine Quelle für Videokassetten/Magnetbänder, die damals knapp und teuer waren, (im Westen!) gefunden habe.
Grundsätzlich war die Einfuhr von Tonbandkassetten, Schallträgern und Fernsehgeräten in die DDR verboten. Da diese Dinge dort zur "Bückware" zählten und dementsprechend selten waren frage ich mich wie WM dort eine "Quelle" zur Ausfuhr gefunden haben will. Allerdings galten für die jährliche Leipziger Messe Sonderbestimmungen zur erleichterten Einreise (kein Visum sondern nur polizeiliche Meldung) und den ansonst sehr rigiden Einfuhrkontrollen, inwieweit auch Tonträger davon betroffen waren weiß ich nicht. Möglich dass er in Leipzig mit einem anderen Wessi-Händler ins Geschäft kam. Einen Stasi-Akt über ihn gibt (gab) es mit Sicherheit. Ein Händler, der regelmäßig mit solcher Ware anreist wird dem MfS verdächtig gewesen sein, zumal er auch Funktionär der FDP war.

http://www.chronik-der-mauer.de/material/180390/hinweise-ueber-einige-zoll-und-devisenrechtliche-bestimmungen-der-ddr-fuer-personen-mit-staendigem-wohnsitz-in-berlin-west-februar-1982

Du glaubst dass sie WM als IM auf Ertl ansetzen wollten? Möglich, das stünde dann aber in der Akte.

Edit: WEr hatte denn in der DDR einen Videorecorder, um solche Bänder abspielen zu können? Höchstens Honecker mit seinen Beate Uhse-Videos. :-)


Gruß EK


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06.03.2018 um 22:11
Zitat von Heidi71Heidi71 schrieb:... und dass er in der DDR eine Quelle für Videokassetten/Magnetbänder, die damals knapp und teuer waren, (im Westen!) gefunden habe.
Werner M.s Ausführungen lauten:
WM schrieb:... Außerdem habe ich Geschäfte mit der damaligen DDR angefangen. Zum damaligen Zeitpunkt waren Videocasetten knapp und ich verfügte über eine Quelle für Magnetbänder.
Ich schließe daraus, dass Videokassetten in der DDR knapp waren und er aus seiner Quelle welche dorthin verkauft hatte.
Definitiv waren im Westen Magnetbänder weder knapp noch teuer. Ab Anfang der 1960er habe ich kein bespieltes Band mehr überspielt. Und nicht weil ich Großverdiener war, sondern weil sie billig waren.


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06.03.2018 um 22:34
Zitat von MinziMinzi schrieb am 28.02.2018:Beispielsweise hat der Parkhausmord von München 2006 nichts, aber auch gar nichts mit dem Entführungsfall Herrmann zu tun.
Das ist objektiv unrichtig. Ersichtlich haben beide Fälle über den Spur-Spur-Treffer unstreitig miteinander zu tun - es fragt sich eben nur: Was genau!


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06.03.2018 um 22:38
@2r2n

Hallo Herr Herrmann,

respekt, sich hier zu äußern.

Meine Frage: ist es gerichtsmedizinisch verifiziert, dass Ihre Schwester mit Lachgas betäubt wurde?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

06.03.2018 um 23:03
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb am 02.03.2018:Wie war denn die soziale Struktur der Gegend beschaffen? Ich kenne es so von Doerfern, dass es eigentlich nur zwei Gruppen von Leuten gibt, die alteingesessenen und die zugereisten, wobei die zugereisten irgendwie niemals diesen Status verlieren. Die sind auch nach 30Jahren noch zugereist.

Und die alteingesessenen halten zusammen und verpfeifen niemanden.
Ich komme auch vom Dorf! Bei einem Verbrechen gegen ein Kind eher "Nein". Es gab den berühmten Fall Lolita Brieger, wo die Dorfgemeinschaft letztlich genau wusste, dass da "was war", und man wusste auch, wer der Täter war (er war es dann ja auch). Kindern wurde damals in den 80ern gesagt "Geht da in dem Wäldchen nicht spielen, da liegt die Lolita" (sie lag dann tatsächlich da). Aber: Lolita war zugereist, lower class, sie war erwachsen (wenn auch jung) und hatte sich (so sah es wohl die Dorfgemeinschaft) gleichsam 'unerlaubt' an den reichen Erbbauern "rangemacht". Icn war damals jugendlich und wohnte im Norden, aber an den Entführungsfall Herrmann kann sogar ich mich noch erinnern. Der wühlte gerade wegen der ganzen Begleitumstände alle auf. Ich halte es für ausgeschlossen, dass bei diesem Fall ein Dorf, wie bei Lolita Brieger, im Zustand des 'wissenden Nicht-Wissens' jahrzehntelang psst psst macht. Nicht bei einem Kind! Da können Dörfler sehr sportlich werden.

Es gibt übrigens noch eine Überlegung, die eher für WMs Unschuld spricht. Wie überzeugend dargetan, muss es (mindestens) zwei Täter gegeben haben. Warum kriegt man den/die anderen nicht eruiert? Wenn WM der eine Täter ist, sollte es doch problemlos möglich sein, den Komplizen zu ermitteln. Zur Not durch Kooperation mit WM.


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07.03.2018 um 07:08
Zitat von roberndrobernd schrieb:Ich schließe daraus, dass Videokassetten in der DDR knapp waren und er aus seiner Quelle welche dorthin verkauft hatte.
Dann hätte ich das missverstanden. Allerdings ergibt sich daraus die Frage: Wer hatte um 1980 herum in der DDR einen Videorecorder? Privatpersonen kaum, damals waren diese Geräte ja sogar im Westen noch Luxusartikel. Da kämen dann ja nur "staatliche Organe" als potentielle Kunden in Frage.
Zitat von roberndrobernd schrieb:Definitiv waren im Westen Magnetbänder weder knapp noch teuer. Ab Anfang der 1960er habe ich kein bespieltes Band mehr überspielt. Und nicht weil ich Großverdiener war, sondern weil sie billig waren.
Das mag für normale Tonbänder gelten, aber war das damals bei Videokassetten auch so? Ich habe zumindest zu meiner Video-Anfangszeit noch ab 1990 Videokassetten mehrfach überspielt. So ganz billig waren die noch 1990 nicht.


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2r2n ehemaliges Mitglied

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07.03.2018 um 08:37
@Heidi71
Mazurek scheint mir eher der Flohmarkt Typ zu sein. Das was man inoffiziell machen kann, wird gemacht. Der Handel mit Bändern lief sicherlich nebenher. Für die Stasi war er anscheinend nicht interessant, denn es gibt keinen Eintrag über ihn.

@ErwinKöster
Mir liegen keine weiteren Hinweise zu rechten Umtrieben vor. Ich würde demnächst aber nochmal meine Quelle von 2012 (ich berichtete) kontaktieren. Ich hoffe, das klappt.
Ex-Schülern vom LEH ist mit Sicherheit bewusst, dass es etliche Familien im LEH Umfeld gibt, die nicht nur ein bisschen, sondern richtig reich sind. Dort ein Opfer am 15.09.81, dem Anreisetag der Schüler zu finden, liegt definitiv im Bereich des möglichen.
Profiler wurden weder in den 80ern noch ab 2005, als der Fall nochmal in den Blick genommen wurde, in Erwägung gezogen. Warum, weiß ich nicht. Ein Psychogramm drängt sich aus meiner Sicht auf jeden Fall auf.
Vom Psychogramm her passt Mazurek hier einfach nicht so gut. Die vielen, winzigen Details, sehr viele von ihnen auffällig unreif, lassen eher auf einen sehr widersprüchlichen Menschen schließen und das ist Mazurek nicht. Er war übrigens nur ein normales Mitglied im FDP Ortsverband Ammersee West, kein Funktionär. Woher kommt eigentlich die Ertl-Geschichte?

@robernd
Gibt es Statistiken, in welchem Umfang Bandmaterial in der Ex DDR benötigt wurde?

@pfiffi
Da bin ich der gleichen Meinung. Der Spur/Spur Treffer ist ungeklärt und muss weiter ein Thema bleiben. Ich werde mich mehr mit dem Parkhaus Mord beschäftigen müssen, mein jetziger Wissensstand lässt mich auf auffällig selektive Ermittlungsmethoden schließen. Da muss ich noch mehr Klarheit bekommen.
Was die Verwendung von Lachgas betrifft: Weil keine Verletzungsspuren an meiner Schwester gefunden wurden, keine Befreiungsversuche unternommen wurden, aber auch keine Betäubungsmittel nachgewiesen werden konnten, muss davon ausgegangen werden, dass die einzige nicht nachweisbare Methode (Lachgas ist flüchtig) angewendet wurde.
Der zweite (oder überhaupt weitere) Täter wurde im Urteil offengelassen (Es ist immer nur von unbekannten Gehilfen die Rede), weil alle, die mit Mazurek in Berührung waren, spätestens dann verworfen werden müssen, wenn man sich näher mit ihnen beschäftigt. Pfaffinger kommt aufgrund seiner Persönlichkeit ohnehin nicht infrage. Aus meiner Sicht scheidet er auch als Lochgräber aus. Mazurek hätte ihn, weil er nicht dumm ist, nie gewählt. Die Gefahr, dass das nach der Tat auffliegt, wäre viel zu groß gewesen. Und Dieter J. hat mehrere Mazurek be- und entlastende Aussagen getroffen, die in ihrer Zusammenschau eigentlich nur darauf schließen lassen, dass er nicht Teil einer Konspiration sein kann.

Aber vielleicht täusche ich mich und Mazurek ist doch Teil der Tätergruppe. Und die Anklage von 2009, das Gerichtsurteil von 2010 und die Bestätigung vom BGH 2011 sind doch richtig. Es kann ja eigentlich nicht sein, dass so viele juristisch bewanderte Menschen gemeinsam ein Fehlurteil produzieren.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

07.03.2018 um 09:13
Zitat von 2r2n2r2n schrieb:Was die Verwendung von Lachgas betrifft: Weil keine Verletzungsspuren an meiner Schwester gefunden wurden, keine Befreiungsversuche unternommen wurden, aber auch keine Betäubungsmittel nachgewiesen werden konnten, muss davon ausgegangen werden, dass die einzige nicht nachweisbare Methode (Lachgas ist flüchtig) angewendet wurde.
Das kann m.E. so nicht gewesen sein.

In Hollywoodfilmen sehen wir immer (ob nun Chloroform, Lachgas oder Ästher oder was auch immer), wie man dem Opfer einmal ein getränktes Taschentuch vor die Nase hält und - huch! - schon sinket es bewusstlos darnieder. Das ist so aber nicht möglich.

ich habe da mal einen mir persönlich bekannten Mediziner (Facharzt für Anästhesie) gefragt. Ich darf ihn zitieren:

"Lachgas? Schwer! Kurzer Rausch möglich (Partydroge!). In der Französischen Revolution gab es bereits Lachgaspartys, aber da ist man nicht komplett bewusstlos. Lachgas zur Ansedierung ist möglich, muss aber, da es schnell wieder abflautet, kontinuierlich gegeben werden. Man benötigt dazu eine Flasche etwa von der Größe einer Sauerstofflasche. Aber wie gesagt: 2-3 Atemzüge und dann ist man für 10 Minuten weg? Nein! Das wäre für Kindernarkosen ja buchstäblich ein Traummedikament"

Dass dort mit einer großen Sauerstoffflasche hantiert wurde können wir wohl eher ausschließen. Meine Vermutung (Sie müssen sagen, wenn es nicht mehr geht!): Ihre Schwester wurde bedroht, war geschockt und ging "freiwillig" mit. Oder sie hat den/die Täter doch gekannt. Oder der berühmte Sack über den Kopf. Aber Lachgas kann so m.E. nicht stimmen.


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07.03.2018 um 09:22
@2r2n

Ich habe gestern noch mit einem DNA-Experten von der Rechtsmedizin der Uni Frankfurt gesprochen über den Spur-Spur-Treffer: Er meinte auch, wie übrigens andere DNA-Experten, dass er es als unwahrscheinlich erachte, dass eine DNA aus dem Jahre 1981 von einer tatbeteiligten Person das ganze Prozedere „überlebt“ haben kann. Jetzt kann ich natürlich noch 100 andere DNA-Experten anfragen, was sie dazu meinen, aber ich vermute, dass immer die gleiche Antwort kommen wird: unwahrscheinlich. Soll heissen: ganz ausgeschlossen ist es nicht, aber eben „fernliegend“ wie die Richter sagen würden. :-) Deshalb werde ich hier vermutlich nicht mehr viel Energie reinstrecken. Man muss auch sehen: Auch die Anwälte von Bence Toth haben diese Einschätzung des Landgerichts München nie angegriffen und zwar weder in der Revision, noch in der Verfassungsbeschwerde, noch im Wiederaufnahmeverfahren. Das zeigt doch auch, dass die Anwälte von Bence Toth selbst auch nicht daran glaubten, auf diesem Weg ihren Mandanten frei zu bekommen.
Ich finde, es gibt für den verurteilten Täter im Fall Böhringer nicht wahnsinnig viel Entlastungsindizien: Ich sehe quasi nur seine Linkshändigkeit, bei der das Gericht angenommen hat, der Täter habe die Tat mit der rechten Hand ausgeführt. Aber auch hier bin ich der Auffassung, dass dies nur ein ganz kleines Entlastungsindiz ist. Aber klar: wäre gut, wenn man auch diesen Fall noch ein bisschen kontrovers diskutieren könnte.


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07.03.2018 um 09:34
Zitat von Mark_SmithMark_Smith schrieb:Ich habe gestern noch mit einem DNA-Experten von der Rechtsmedizin der Uni Frankfurt gesprochen über den Spur-Spur-Treffer: Er meinte auch, wie übrigens andere DNA-Experten, dass er es als unwahrscheinlich erachte, dass eine DNA aus dem Jahre 1981 von einer tatbeteiligten Person das ganze Prozedere „überlebt“ haben kann. Jetzt kann ich natürlich noch 100 andere DNA-Experten anfragen, was sie dazu meinen, aber ich vermute, dass immer die gleiche Antwort kommen wird: unwahrscheinlich. Soll heissen: ganz ausgeschlossen ist es nicht, aber eben „fernliegend“ wie die Richter sagen würden.
das ist im Prinzip auch mein Kenntnisstand (siehe DNA-Spur Böhnhardt bei Peggy Knobloch), heißt aber nicht, dass dieser Spur-Spur-Treffer nichts bedeute. Er bedeutet allemal, dass das naiv-unkritische Anbeten der DNA als unhinterfragbare road-to-truth zu befragen ist. Die Kritiker der DNA-Besoffenheit in den USA sagen dazu: DNA = Do not ask! ich übersetzte das mal so: "DNA? Alles klar!" Nichts ist klar, wenn ich eine DNA-Spur habe. Sie ist zu be- und hinterfragen so wie alles andere auch. Gilt jetzt aber eher für den Fall Toth als für den Fall Herrmann. Das Gericht (ich habe das Toth-urteil gelesen) machte ja aus einer "gesetzten DNA-Spur" Toths ein grosses Gewese, hielt sie fast für einen prima facie Schuldbeweis. Aber gut, wir diskutieren hier nicht Toth. Für diesen Fall hier ist es tatsächlich eher ein 'Nebenproblem'. PS: Es wird irgendwas mit Verunreinigung gewesen sein.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

07.03.2018 um 09:44
Eine Ergänzung indessen zum Komplex Spur-Spur-Treffer sei doch erlaubt: Im Grunde wissen wir gar nichts. Die Experten sagen das Stand jetzt! Es hat, etwa im Fall Knox, abenteuerliche Fehldeutungen von DNA-Befunden gegeben, die dort beinahe zu einem schlimmen Fehlurteil geführt hätten. Natürlich wäre es für beide Fälle schon wichtig, den Urheber der DNA zu kennen.


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