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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.655 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wald, Entführung, München ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

09.05.2018 um 23:16
In cool weather, occupants body heat will warm the shelter air and make it lighter than the outdoor air. If a chimney-like opening or vent-duct is provided in the ceiling, the warmed, lighter air will flow upward and out of the shelter, provided an adequate air-intake vent is open near the floor. An Eskimo igloo is an excellent example of how very small ventilation openings, skillfully located in the ceiling and at floor level, make it possible in cold weather for chimney-type natural ventilation to supply the 1 cfm per person of outdoor air needed to prevent exhaled carbon dioxide from becoming dangerously concentrated.

In warm weather, chimney-type natural ventilation usually is inadequate for most high-protection factor shelters that are fully occupied for days. And in hot weather, when as much as 40 cfm per occupant is required, body-warmed shelter air is no lighter than the outdoor air. Chimney-type ventilation fails completely under these conditions.
http://www.oism.org/nwss/s73p917.htm

Ich versuche es einfach noch mal mit dieser Quelle. Erstens steht hier schwarz auf weiss, dass zu viel CO2 das Problem in geschlossenen Raeumen ist, fuer unsere Diskussion der Todesursache. Und zweitens wird hier das Lueftungssystem der Kiste beschrieben. Es steht nicht drin, wie gross der Temperaturunterschied sein muss. Das koennte die Fehlerquelle gewesen sein, mal abgesehen vom Schalldaempfer. Wenn die keinen Plan hatten und nur mit schriftlichen Quellen oder muendlichen Anweisungen gearbeitet haben, zB von einem Lehrgang, dann koennte da leicht etwas schiefgehen.

@robernd Schrieb ja immer von gefaehrlichem Halbwissen. Ich sage mal, die wussten wahrscheinlich gar nicht so viel, die haben die guten Bestandteile nur irgendwo abgekupfert und dabei Fehler eingebaut. So koennte man das ganze erklaeren.

Wie gesagt, so eine Kiste kann man einfach bauen. Man muss nur wissen, wie dick solche Platten sind, dann schreibt man sich die Groesse derselben auf, die man braucht, laesst sich mit Mathekenntnissen aus der dritten Klasse errechnen. Damit geht man dann bei einem Baumarkt einkaufen. Das kann ich auch. Ansonsten braeuchte man: Stichsaege, Bohrmaschine, Bleistift, Kordel, eine Reisszwecke, Zollstock, Schraubstock, Metallsaege, Schrauben und Rohre, Stoff und Klebeband. Dazu braeuchte man noch zwei Bretter fuer innen plus zwei Dreiecke fuer den Sitz, gibt es fertig zu kaufen, und zwei Winkeleisen fuer den Tisch. So wie er in der Rekonstruktion aussah, war der Deckel komplizierter, da muss man denken und etwas praeziser arbeiten.

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

09.05.2018 um 23:20
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Der Gerichtsmediziner muss einen Grund gehabt haben, weshalb er von Lachgas ausging, und ich wuerde mal auf den erhoehten Hirninnendruck tippen.
Das wurde glaube ich schon geschrieben dass der Hirninnendruck erhöht war. Das kann bis zu einem Hirnödem (Einlagerung von Wasser, deshalb Schwellung) führen. Im Falle der Verwendung haben diese Himbeer-Tonis dem Mädchen vermutlich eine größere Dosis reines Lachgas verabreicht, um sie zur widerstandslosen Verbringung in die Kiste bewusstlos zu halten, mit diesen Folgen:
Ein weiteres Risiko ergibt sich aus der eventuell falschen Mischung von Sauerstoff und Lachgas. Wenn der Anteil des Lachgases in der Atemluft über 90% beträgt, drohen Bewusstlosigkeit und sauerstoffmangelbedingte Hirn- und Organschäden. Bei zu großem Sauerstoffmangel im Blut und in der Atemluft besteht Erstickungsgefahr
https://drugscouts.de/de/lexikon/lachgas (Archiv-Version vom 06.05.2018)

Es wäre mal gut zu wissen was der Gerichtsmediziner alles gesagt hat. Ein paar Dinge verstehe ich nicht:

https://www.merkur.de/bayern/mm-ursula-herrmannprozess-gerichtsmediziner-berichtet-110090.html

Sie soll "in der Kiste gegessen haben" - wie denn?

Er sagt kein Wort über eine CO2-Vergiftung, nur Sauerstoffmangel.

Sein Vergleich mit den Bergsteigern deutet auf eine solche Erhöhung des Hirndrucks hin, und dass sie "eventuell sogar ein euphorisches Gefühl" hatte geht in die Richtung Lachgas, eine bekannte Wirkung.

Lachgas wird im Gegensatz zu Chloroform vom Körper wieder abgeatmet und bindet nicht im Hämoglobin, deshalb ist es so wichtig bei der Narkose Sauerstoff zuzuführen. Es wurden aber keine Reste von Chloroform oder Ether gefunden.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Und wieso das kein Mord ist, verstehe ich wirklich nicht
Nein, die für den bedingten Vorsatz notwendige "Billigung" des Todes konnte vermutlich nicht einwandfrei nachgewiesen werden. Es muss eine knappe Entscheidung gewesen sein. Wenn aber beweisbar gewesen wäre, dass sie zusätzlich zu den beiden anderen objektiven Sorgfaltsverletzungen auch noch zu Tode narkotisiert wurde hätte die Anklage sicher auf Mord gelautet.

Gruß EK


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

09.05.2018 um 23:29
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Wenn aber beweisbar gewesen wäre, dass sie zusätzlich zu den beiden anderen objektiven Sorgfaltsverletzungen auch noch zu Tode narkotisiert wurde hätte die Anklage sicher auf Mord gelautet.
Hier kann ich mich nur wiederholen, ein gesundes Maedchen stirbt nicht einfach so an Sauerstoffmangel, just in dem Moment, in dem sie entfuehrt wird. Sie stirbt auch nicht an Sauerstoffmangel, wenn sie in einer luftdicht abgeschlossenen Kiste erstickt, zumindest nicht in der Weise, wie sie beschrieben wird.

Entweder der Gerichtsmediziner hat sich nicht klar ausgedrueckt, oder es wird irgendeine ganz wichtige Sache zurueckgehalten. So passt es nicht zusammen, fuer den Tod muss irgendetwas anderes ursaechlich gewesen sein als das verpfuschte Belueftungssystem.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

09.05.2018 um 23:44
Sehe ich auch so. Und ich kann es immer weniger ausschliessen, dass sie zum Zeitpunkt der Verbringung nicht mehr am Leben war. Normalerweise stellt nur der Arzt den Tod fest, denn er weiß wie und wann. Für den Laien gibt es keinen optischen Unterschied. Die Täter werden sich in der Hektik und Eile, ihr Opfer möglichst schnell in die Kiste zu stecken nicht ums Pulsmessen oder Symptome gekümmert haben, nur das Genicküberstrecken wurde als Vorsichtsmaßnahme getätigt. Dann haben sie per Vorposten gecheckt ob am Aumühle-Parkplatz die Luft rein ist und sind dann durch den Schranken ab auf die Hauptstrasse.

Sie werden frühestens gemerkt haben was los ist, als sie am Folgetag ihre Identität von ihr persönlich erfahren wollten, und spätestens, als sie die Namen der Stofftiere eruieren mussten. Unmittelbar danach brach der Kontakt ab.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

10.05.2018 um 00:00
@ErwinKöster

Die Atmung sollte man sehen koennen, deshalb dachte ich, dass sie noch gelebt hat, als man sie in die Kiste setzte.

Was fur eine kranke und perfide Bande das doch war.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

10.05.2018 um 11:42
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Sie soll "in der Kiste gegessen haben" - wie denn?

Er sagt kein Wort über eine CO2-Vergiftung, nur Sauerstoffmangel.

Sein Vergleich mit den Bergsteigern deutet auf eine solche Erhöhung des Hirndrucks hin, und dass sie "eventuell sogar ein euphorisches Gefühl" hatte geht in die Richtung Lachgas, eine bekannte Wirkung.
Ich kenne den Fall leider nicht im Detail. Was der Gerichtsmediziner beschreibt, stimmt aber so nicht. In einem geschlossenen Raum mit inadequater (eigentlich hier nicht funktionierender) Belüftung, steigt der CO2 Gehalt durch das Abatmen stetig an, während O2 zusehens vebraucht wird. Das entspricht einem langsamen Ersticken, der steigende CO2 Gehalt macht aber auch irgendwann müde, bzw. eine sog. CO2 Narkose. Damit ist diese Art des Erstickens nicht mit einer Höhenkrankheit gleichzusetzen, weil in der Höhe würden alle Partialdrücke geringer sein, also auch die von CO2. In der Kiste kommt es zur hyperkapnischen Hypoxie (also Sauerstoffmangel bei hohem CO2 Gehalt).
Auch macht diese Form des Erstickens keine Euphorie. Die käme bei Freitauchern (Möchtegern-Apnoetauchern) durch vermehrtes Abatmen von CO2 zustande. Also berüchtigtes 3x tief Ein-und Ausatmen vor Abtauchen führt zur irrelevanten O2-Aufsättigung von 97% auf 100% (den Unterschied merkt man ohnehin nicht), im gleichen (Aus-)Atemzug wird aber der CO2 im Blut um vielleicht 15% oder mehr verringert. Diese Übersättigung von O2 bei gleichzeitig niedrigem pCO2 führt zu Euphorie, die damit enden kann, dass der Taucher in Tiefenrausch verfällt und zu spät auftaucht. Dass der pO2 im Blut inzwischen lebensgefährlich niedrig wird, wird durch den niedrigen pCO2 verschleiert, wenn die Atemnot plötzlich einsetzt, ist es oft zu spät/der Taucher zu tief und wird bewusstlos, bevor er Auftauchen kann.
Das Hirnödem ist leider sehr unspezifisch, das könnte Folge des hypoxischen Erstickens sein, aber auch eine Nebenwirkung verabreichter oder inhalierter Substanzen (zB Lachgas).

Auf diesem Bild erkennt man die Länge des Rohrsystems, das dürften mehrere Liter Inhalt sein.

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Das Problem ist, dass die Luft im Rohr als sog. Totraumvolumen gelten kann. Der Inhalt dieses Rohres müsste vom Kind bewegt werden, um überhaupt einen Umwälzung der Luft im Sinne einer Ein/Ausatmung über dieses Rohr möglich zu machen. Das Atemzugvolumen liegt bei einem Kind bei 250ml, damit kann man sich ganz leicht vorstellen, dass das nie im Leben hinhauen kann! Das Atemzugvolumen müsste grösser sein, als das Totraumvolumen, das bewegt werden soll. Andernfalls müsste Druckluft/O2 zugeführt werden oder eben ein System mit Kamineffekt installiert werden.
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Nein, die für den bedingten Vorsatz notwendige "Billigung" des Todes konnte vermutlich nicht einwandfrei nachgewiesen werden.
Wer ein Kind mit oder ohne funktionierendes Belüftungssystem in einer sargähnliche Kiste unter der Erde vergräbt, der zeigt schon sehr deutlich, was geschehen wird, wenn die Geldübergabe schiefgeht. Das Kind sollte da unten begraben werden. Wenn das kein „Tod billigend in Kauf nehmen“ ist, dann weiss ich auch nicht.
Man hätte das Kind auch an einem Ort verstecken können, wo sichergestellt wird, dass das Leben nicht gefährdet und das Kind nach spätestens 24 Stunden entdeckt wird. (Firmengelände am Wochenende etc.)


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

10.05.2018 um 15:59
Zitat von MaryPoppinsMaryPoppins schrieb:Das Problem ist, dass die Luft im Rohr als sog. Totraumvolumen gelten kann. Der Inhalt dieses Rohres müsste vom Kind bewegt werden, um überhaupt einen Umwälzung der Luft im Sinne einer Ein/Ausatmung über dieses Rohr möglich zu machen. Das Atemzugvolumen liegt bei einem Kind bei 250ml, damit kann man sich ganz leicht vorstellen, dass das nie im Leben hinhauen kann!
Das ist bei einem Schnorchel-ähnlichen System richtig. Hier sind es aber unterschiedliche Rohre für Zuluft und Abluft. Die Luft im Rohr müsste also durch Thermik jeweils in die gleiche Richtung bewegt werden.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

10.05.2018 um 20:48
@MaryPoppins

Bist Du sicher, dass sich das CO2 in der Kiste so weit anreichern koennte, dass das O2 dadurch zu niedrig wird?

Hyperventiliert hat sie in der Kiste wohl kaum, sie hat sich definitiv nicht mehr signifikant bewegt.

Ja, an einen Sarg hatte ich zwischenzeitlich auch gedacht, wollte es aber nicht schreiben. Die Kiste war mit Stoff ausgekleidet.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

10.05.2018 um 21:51
Zitat von roberndrobernd schrieb:Das ist bei einem Schnorchel-ähnlichen System richtig. Hier sind es aber unterschiedliche Rohre für Zuluft und Abluft. Die Luft im Rohr müsste also durch Thermik jeweils in die gleiche Richtung bewegt werden.
Wüsste nicht, wie da eine Thermik in den Rohren entstehen könnte.
Existiert eigentlich ein genaue Zeichnung/Plan vom „Belüftungssystem“ der Kiste? Hab im Thread nichts gefunden.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Bist Du sicher, dass sich das CO2 in der Kiste so weit anreichern koennte, dass das O2 dadurch zu niedrig wird?

Hyperventiliert hat sie in der Kiste wohl kaum, sie hat sich definitiv nicht mehr signifikant bewegt.
Mit jedem Atemzug wird Sauerstoff verbraucht und Kohlendioxid gebildet bzw abgeatmet. Wenn Zu/Abluft nicht funktionieren erstickt sie durch Sauerstoffmangel bei gleichzeitig steigendem CO2, eigentlich wie eine grössere Plastiktüte über dem Kopf.
Hyperventilation als Folge von CO2 Überschuss ist physiologisch, dazu muss man nicht wach sein. In der Anästhesie wird zum Ausleiten der Narkose nicht nur das Narkosegas (oder iv Narkose zB Propofol) gestoppt, sondern durch langsamere Ventilation das CO2 im Blut erhöht, das macht einen starken Atemantrieb und der Patient fängt dadurch wieder von selbst zu Atmen an bzw. wird in Folge wach.
Bei steigendem CO2 wird man üblicherweise wach (Arousal-Effekt), wäre es nicht so, würden Apnoe-Schnarcher ersticken. Erst bei weiter steigender Konzentration wird man müde (CO2-Narkose), wird bewusstlos und stirbt.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

10.05.2018 um 22:25
@MaryPoppins
@robernd
@SCMP77

Koennt Ihr das mal ausrechnen?
Inhaled air is by volume 78.08% nitrogen, 20.95% oxygen and small amounts include argon, carbon dioxide, neon, helium, and hydrogen.[16]

The gas exhaled is 4% to 5% by volume of carbon dioxide, about a 100 fold increase over the inhaled amount. The volume of oxygen is reduced by a small amount, 4% to 5%, compared to the oxygen inhaled. The typical composition is:

5.0–6.3% water vapor
74.4% nitrogen
13.6–16.0% oxygen
4.0–5.3% carbon dioxide
1% argon and several parts per million (ppm) of hydrogen and carbon monoxide, 1 ppm of ammonia and less than 1 ppm of acetone, methanol, ethanol and other volatile organic compounds.
Wikipedia: Breathing
Concentrations of 7% to 10% (70,000 to 100,000 ppm) may cause suffocation, even in the presence of sufficient oxygen, manifesting as dizziness, headache, visual and hearing dysfunction, and unconsciousness within a few minutes to an hour.
Wikipedia: Carbon dioxide#Toxicity

Da steht es doch schwarz auf weiss. Auch wenn genug O2 da ist, sind 7% CO2 sehr schnell ein Problem. Der Todeszeitpunkt scheint dann auch von der Konsitution abzuhaengen, ich habe aber in mehreren Quellen gelesen, dass 10% sicher toedlich sind.

Koennt ihr drei einfach mal rechnen, was schneller passiert, der Anstieg von CO2 oder der Abfall von O2? Hier ist der Referenzbereich zu O2:
When oxygen level dips below 19.5% v/v, the air is considered oxygen-deficient, where oxygen concentrations below 16% volume are considered highly dangerous for humans.
Wikipedia: Hypoxia (medical)

Also anders gesagt, der Ausgangswert ist vereinfacht gesagt 21% Sauerstoff und 0,5% CO2. Diese Luft wird eingeatmet. Beim Ausatmen sind ca. 15% Sauerstoff und 5% Kohlendioxid drin. Was erreicht man schneller, den kritischen niedrigen O2 Wert von 16% in der Kiste, oder den kritischen hohen CO2 Wert von 7%?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

10.05.2018 um 22:27
@MaryPoppins

Auch wenn die Hyperventilation physiologisch ist, so waere die Plastiktuete, die das Opfer auf den Knien balancierte, dabei doch sehr wahrscheinlich heruntergefallen. Es steht eigentlich fest, das sie sich nicht mehr viel bewegt hat.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

10.05.2018 um 22:53
@AnnaKomnene
@MaryPoppins
@2r2n
@robernd

Es wäre vorab zu klären ob die Aussage des Gerichtsmediziners in bezug auf die Bergsteiger im Prozess so geäußert wurde oder in der Presse verzerrt dargestellt wurde. Meines Wissens ist nur eine Bewegung des Mädchens in der Kiste überliefert und das ist ein leichtes Zurseiterutschen. Das wird aber keine willkürliche Bewegung gewesen sein.

Gruß EK
Zitat von MaryPoppinsMaryPoppins schrieb:Man hätte das Kind auch an einem Ort verstecken können, wo sichergestellt wird, dass das Leben nicht gefährdet und das Kind nach spätestens 24 Stunden entdeckt wird
In allen anderen zeitgenössischen Entführungen wurden die Opfer überirdisch festgehalten, womit die Belüftung kein Thema war. Nur Barbara Mackle wurde gleichfalls lebendig begraben. Es wäre auch gut zu wissen warum die Täter ausgerechnet diese riskante und grausame Variante gewählt haben. Hatten sie kein überirdisches Versteck zur Verfügung?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.05.2018 um 11:42
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Also anders gesagt, der Ausgangswert ist vereinfacht gesagt 21% Sauerstoff und 0,5% CO2. Diese Luft wird eingeatmet. Beim Ausatmen sind ca. 15% Sauerstoff und 5% Kohlendioxid drin. Was erreicht man schneller, den kritischen niedrigen O2 Wert von 16% in der Kiste, oder den kritischen hohen CO2 Wert von 7%?
Ich versteh nicht, warum der CO2 Wert so wichtig für dich ist? Das kann man auch nicht ausrechnen, weil wir genaues Innenvolumen, verbleibende minimale Belüftung, Atemzugvolumen, Atemfrequenz nicht kennen. Der O2 sinkt stetig, das CO2 steigt, beides sicher nicht linear. In einem beinahe luftdicht verschlossenen Raum erstickt man. Dass die Belüftung so nicht funktionieren kann, musste eigentlich jedem klar sein. Für mich ist das Mord, auch mit oder ohne vorherige Lachgasvergiftung, auch unabhängig vom CO2 Wert.
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Es wäre auch gut zu wissen warum die Täter ausgerechnet diese riskante und grausame Variante gewählt haben. Hatten sie kein überirdisches Versteck zur Verfügung?
Meines Erachtens gibts dafür nur eine Antwort: man wollte sie dort begraben „verschwinden“ lassen, falls alle Stricke reissen.
Das sind gleich 2 Mordmerkmale „Tod billigend in Kauf nehmen“ und „Mord zur Verdeckung einer Straftat“.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.05.2018 um 12:19
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Also anders gesagt, der Ausgangswert ist vereinfacht gesagt 21% Sauerstoff und 0,5% CO2. Diese Luft wird eingeatmet. Beim Ausatmen sind ca. 15% Sauerstoff und 5% Kohlendioxid drin. Was erreicht man schneller, den kritischen niedrigen O2 Wert von 16% in der Kiste, oder den kritischen hohen CO2 Wert von 7%?
Bei Startwerten von 21% Sauerstoff (O2)und 0,5% Kohlendioxid (CO2), einer Abnahme der O2-Konzentration um 6% nach der Exhalation und einer Zunahme der CO2-Konzentration um 5% sowie einer Atemraten von 5 Litern/min ließe sich ein zeitlicher Verlauf der Gaskonzentrationen theoretisch berechnen. In der Praxis ist es aber nicht so einfach. Es fehlen nämlich einige wichtige Informationen:

- Um wie viel ändert sich die O2-Verminderung, wenn weniger als 21% eingeatmet werden?
- Wie viel CO2 kommt heraus, wenn wir bereits einen erhöhten Wert einatmen?
- Außerdem erhöht sich die Atemrate sicher, wenn weniger O2 und mehr CO2 in der Atemluft vorhanden ist. Falls sich auch noch die Atemtiefe (Atemzugvolumen) verändert, werden andere Lungenbereiche ventiliert, was sicher auch einen Einfluss hat.

Soweit ich weiß, wird zunächst der kritische CO2-Wert erreicht, bevor der Sauerstoffmangel stört. Am Anfang März habe ich mich über dieses Thema schon einmal ganz grob ausgelassen.

Kistenbelüftung
Unter welchen Bedingungen so ein Rohrsystem funktioniert hätte, ist weniger wichtig. Fakt ist, dass es nicht funktioniert hat und auch nicht funktionieren konnte (fehlende Temperaturdifferenz zwischen Lufteinlass und -auslass). Trotzdem haben die Täter sicher angenommen, dass ihre Konstruktion funktionieren würde. Sonst hätten sie eine andere erfunden.

Plan B
Ich kann und will nicht glauben, dass die Täter von Anfang die Absicht hatten, das Mädchen in der Kiste sterben zu lassen, falls die Lösegeldübergabe nicht funktioniert. Wahrscheinlich hätten sie die Ursula unverrichteter Dinge freigelassen. Der zusätzliche Aufwand dafür wäre jedenfalls minimal gewesen.

Gruß RoBernd


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.05.2018 um 13:02
Zitat von roberndrobernd schrieb:Soweit ich weiß, wird zunächst der kritische CO2-Wert erreicht, bevor der Sauerstoffmangel stört.
Der CO2 Wert steigt langsam stetig an, hier können Kompensationsmechanismen über den Säure-Basenhaushalt und über die Atmung erfolgen. Bei langsam sinkendem Sauerstoffwerten kann keine Kompensation stattfinden, es kommt zu irreversiblen Organschäden, inbesondere Hirnschaden (hypoxisches Hirnödem), Multiorganversagen, Kreislaufversagen und Tod. Ob sie zu diesem Zeitpunkt durch kritische CO2 Werte bereits krampfte oder bewusstlos war, ist unerheblich. Die Todesursache ist in jedem Fall eine Hypoxie.
Da sie sich in der Kiste wohl kaum noch bewegte, war sie sehr wahrscheinlich bewusstlos. Wer einen bewusstlosen Menschen ohne Atemwegssicherung (Schutz vor Aspiration von Erbrochenem und Schutz vor Zurückfallen der Zunge) bzw ohne Beatmung in einer Kiste ohne ausreichende Belüftung unter die Erde vergräbt, nimmt den Tod dieses Menschen mehr als billigend in Kauf.
Dass diese Art des „Verstecks“ gewählt wurde, kann nur daran liegen, dass man im Fall eines Versagens der Verhandlungen, das Opfer dauerhaft verschwinden lassen wollte. Offensichtlich hat auch keiner der Täter sich davon vergewissert, dass es dem Kind in der Kiste gut geht oder es wieder aufgewacht ist.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.05.2018 um 15:23
Zitat von MaryPoppinsMaryPoppins schrieb:Dass diese Art des „Verstecks“ gewählt wurde, kann nur daran liegen, dass man im Fall eines Versagens der Verhandlungen, das Opfer dauerhaft verschwinden lassen wollte.
Das ist nichts als eine Vermutung. Ich glaube, dass da andere Überlegungen eine Rolle gespielt haben.

Wenn man diese oberirdisch unterbringt muss man erst einen sicheren Ort finden, wo es unwahrscheinlich ist, dass hier jemand vorbei kommt und der Ort darf auch keine direkte Verbindung zum Täter besitzen. Schon die Suche nach einem solchen Ort kann auffallen.

Eine Unterbringung vergraben im Wald hat eben den Vorteil, dass nach gelungener Geldübergabe das Versteck nur verraten werden muss. Durch den Ort selber hat man es erstmal schwer eine Verbindung zu der Tätergruppe zu finden (wie der vorliegende Fall belegt).


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11.05.2018 um 15:48
@SCMP77
Die erste inkonkrete Kontaktaufnahme durch die Täter erfolgte erst 3 Tage nach Entführung, selbst bei der nächsten Kontaktaufnahme 6 Tage nach der Entführung hat keiner der Täter sich vergewissert, ob das Kind überhaupt noch lebt. Von den Polizeifotos nach zu urteilen, war auch die Flüssigkeitsversorgung nur mittels 1 Tetrapacks Apfelsaft gegeben. Wäre sie nicht erstickt, wäre sie nach 6 Tagen bereits verdurstet oder zumindest lebensgefährlich dehydriert.
Der Kontakt brach einfach ab. Man wusste also spätestens am 21.9., dass die Kiste Ursulas Grab wird. Meines Erachtens war das ganz bewusst so einkalkuliert.
Vielleicht hat man auch kalte Füsse bekommen ähnlich wie im Entfürungsfall von Annelie-Marie R.


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11.05.2018 um 16:59
@MaryPoppins
Das glaube ich nicht. Dann hätte man den Aufwand und das Risiko nicht eingehen müssen. Das wäre dann so wie im Fall Metzler deutlich einfacher gegangen.

Und ob sie nicht nach dem Opfer geschaut hatten, wissen wir ebenfalls nicht. Hier wurde ja auch schon vielfach vermutet, dass die späte Aufgabe des Erpresser Briefs dadurch bedingt war, dass man das Opfer nicht mehr nach dem Namen befragen konnte und man den Namen erst durch die Presse erfahren hat. Das passt jedenfalls zum Aufgabedatum des Erpresserbriefs. Dass er dann noch einen Tag länger unterwegs war, kam durch die fehlende Postleitzahl.

In der Kiste befand sich schon ein größerer Flüssigkeitsvorrat. Hier war Mal schon mal eine genauere Aufstellung. Ich denke, das die Täter von ca. 3 Tagen ausgegangen waren. Ich denke, sie hätten auch durchaus im Schutze der Dunkelheit den Vorrat auffrischen können.


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11.05.2018 um 17:46
@MaryPoppins
Einige Vorräte in der Kiste stehen in einer Pressemitteilung Pressemitteilung der Polizei.

Insgesamt waren offenbar drei bis vier Tage im Verlies vorgesehen. Solange hätte auch das Licht in der Kiste theoretisch durchhalten sollen. Auch mit Radio und Lesestoff wird diese Zeit verdammt lang.

Offenbar haben die Täter nach dem Mädchen gesehen (wann?), weil ein für diesen Zweck vorhandener Verschlussmechanismus im Rohrsystem (zusammengerollter Ledergürtel) geöffnet aber nicht wieder geschlossen war.

Gruß RoBernd


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.05.2018 um 17:58
@MaryPoppins

Es geht darum
Concentrations of 7% to 10% (70,000 to 100,000 ppm) may cause suffocation, even in the presence of sufficient oxygen, manifesting as dizziness, headache, visual and hearing dysfunction, and unconsciousness within a few minutes to an hour,
Wikipedia: Carbon dioxide#Toxicity

Zu viel CO2 kann einen auch umbringen, auch wenn noch genug Sauerstoff vorhanden ist.

Wenn sie einfach weitergeatmet haette, dann haette es wohl eine andere Todesursache gegeben.

Die Tatsache mit der Kiste reicht juristisch gesehen nicht fuer Mord. Das wurde bereits versucht. Wenn man nachweisen koennte, dass vorher etwas vorgefallen sein muss, dann koennte es eine Chance geben. Entfuehrung mit Todesfolge ist verjaehrt, Mord nicht. Und mindestens ein weiterer Taeter wurde noch nicht ermittelt.

Man braucht mindestens zwei Mann, um die Kiste mit dem abstehenden Rohr heil in diese Position zu bringen. Und der mittlerweile verstorbene Alkoholiker, der zwischenzeitlich zugegeben hatte, das Loch gegraben zu haben, war nach eigenen Aussagen nicht am Versenken dieser Kiste beteiligt.

https://www.radonmaster.de/werner-mazurek/zum_zivilverfahren/Presseerklaerung_05-10-1981.pdf

Hier ist eine Liste der Dinge, die in der Kiste gefunden wurden. Darunter sind drei Liter Wasser, ein Liter Apfelsaft und noch Kirschsaft.


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