Welcher Kriminalfall beschäftigt euch besonders?

@Dusk

@ThoFra ist mir zuvor gekommen... interessiere mich auch für den M. Alig Case, zumal er ja gerade erst verstorben ist.
Allerdings find ich nur englischen Stuff. Kann das sein oder war meine Brille beschlagen?
Du kennst dich aus...

"Meine" Fälle:
Felix Heger
Tristan
Rebecca R.
Watts Tragödie - hat mich ziemlich an meine Grenzen gebracht und ist auch beendet.
Fam. Schulze
Maria Baumer
Peggy - auch dieser Fall ist mir seeehr nahe gegangen.

Den Fall vom Dyatlov-Pass, der auch hier bei Allmystery diskutiert wird, finde ich echt abgefahren. Ich wüsste zu gern, was damals wirklich passierte.

Der Dyatlov-Pass-Vorfall

Den Fall Johnny Gosch finde ich schon sehr krass und mysteriös. Manuel Schadwald, Tristan, Rebecca Reusch, der Fall Pascal, Inga Gehricke, Familie Schulze, Frauke Liebs, haben mich unter anderem sehr bewegt...

@WatchDogs2 danke für die info/antwort!

jeangreen schrieb:Den Fall Johnny Gosch

Vorallem da des dort starke Hinweise gibt das er noch unter anderem Namen lebt.

@jeangreen

Danke, dass du den Fall des Johnny Gosch hier erwähnst. Er ist 1970 geboren, müsste also jetzt 51 Jahre alt sein. Ich hoffe, dass er sich immer mal wieder bei seiner Mutter meldet.

Anbei noch ein Artikel, der den Fall selbst, sowie die unendlichen Bemühungen der Mutter Licht ins Dunkel zu bringen, gut zusammenfasst:

https://owlcation.com/social-sciences/The-Tragedy-Of-Johnny-Gosch

@Mothman83
Die Wahrscheinlichkeit halte ich für eher gering. Bislang führten ja alle Spuren leider ins Nichts, die Fotos der Jungen entstanden wohl vor dem Verschwinden, die Aquino Geschichte ist unrealistisch, was an der Geschichte dran ist, wer vor der Tür stand, wissen wir nicht etc, beim Franklin Cover up kam auch nix raus etc etc
Traurige Geschichte

@abberline

es gibt ein Schreiben was der Mutter Jahre nach dem Verschwinden zugestellt wurde. Auf dem Foto ist hinten geschrieben das Wort I`am alive. Die Mutter hat bestätigt das es Johnnys Gosch Handschrift ist .

Mich bewegt ein Fall zu dem ich indirekt eine persönliche Beziehung habe. Ich kenne einen Typ, der einen Mord begangen hat sowie dessen Komplizen. Der Mörder wurde bereits rechtskräftig verurteilt, was mit den Komplizen letztlich geschah weiß ich nicht genau.

Was mich dabei so bewegt ist die Tatsache, dass ich diesen Menschen als nett und sehr umgänglich erlebt habe. Ich frage mich seither, was für menschliche Abgründe sich da aufgetan haben, wie es soweit kommen konnte, ob ich mich mit meiner Menschenkenntnis so geirrt habe, etc.

Mit Fassungslosigkeit habe ich seinerzeit beim Prozess beobachtet, wie die Komplizen versucht haben die Tat zu verschleiern. Ich bin mit diesen Menschen oft feiern gewesen, ich saß mit ihnen auf der Terrasse beim Grillen, wir waren gemeinsam Essen oder haben unsere Freizeit bei verschiedenen Unternehmungen gemeinsam verbracht. Und dann werden die plötzlich in einen Mordfall verwickelt. Und sie machen nicht das war richtig wäre, sondern decken den Mörder so gut es geht. Mit einem Mal habe ich dadurch plötzlich einen ganz anderen Blick auf diese Menschen bekommen und frage mich seither, was da in den Köpfen vorging. Immerhin ist da unser Bekannter nicht auf der Autobahn einfach mal zu schnell gefahren und hat dafür ein Alibi gebraucht, sondern hat einem anderen Menschen das Leben genommen. Wie kann man da nicht ganz klar und sofort Stellung beziehen und die Wahrheit bei den Ermittlungsbehörden aussagen? Ich verstehe das bis heute nicht. Und es läßt mich nicht los, weil ich bis vor dieser Tat dachte, die gehören zu den Guten. Waren die nur naiv, hatten die Angst oder war es ihnen schlicht egal? Darauf hätte ich so gern eine Antwort... :(

@Silverwind
Deine Gedanken kann ich gut nachvollziehen.

Was mich fast kirre macht ist der Fall der Kinderkranken-
krankenschwester Lucy Letby, die vor ca. fünf Jahren acht neugeborene Kinder umgebracht haben soll. Letby befand sich schon zwei Mal in Untersuchungshaft und wurde wieder frei gelassen. Jetzt sitzt sie schon wieder viele Monate nun zum dritten Mal in Untersuchungshaft und erst Anfang 2022 soll der Prozess beginnen. Jeder, der wenigen Personen, die sich in der Presse über Lucy Letby geäußert haben, hat positiv über Letby gesprochen.

Ich denke, die Anklage steht auf wackeligen Füßen, sonst hätte es nicht die Entlassungen aus vorheriger Untersuchungshaft gegeben. Die Staatsanwaltschaft hat in 🇬🇧 GB offensichtlich nur bekanntzugeben, was der Angeklagten vorgeworfen wird. Die Beweise/Indizien erfährt die Öffentlichkeit erst in der Hauptverhandlung.

P. S.: Die britischen Medien berichten auffallend zurückhaltend, was mich wundert angesichts des Rufes, den diese haben. Keine Spekulationen, im wesentlichen werden in jeder Zeitung die ähnlich lautenden Statements von offizieller Seite (Polizei, Staatsanwaltschaft, Klinik) abgedruckt.


Der Fall Victoria Martens ist voll unglaublichlicher Wendungen und leider immer noch nicht gelöst.

Die neunjährige Victoria wird in der Wohnung ihrer alleinerziehenden Mutter erstochen. Die Mutter Michelle Martens gesteht, den Mord zusammen mit ihrem Freund zusammen ausgeführt zu haben. Sie gesteht auch, dass sie Männer übers Internet gesucht hat, die ihre Tochter schlimm vergewaltigten. Die Mutter Michelle Martens, ihr Freund und dessen Cousine kommen ins Gefängnis.

Nach Jahren kommt heraus, dass die Mutter aus psychischen Gründen keine Verhörsituation unbeschadet überstehen kann. Sprich, wenn ihr ein Polizist im Verhör den Mord vorwarf, dann hat sie nicht die Widerstandkraft gehabt, zu widersprechen.

Aufgrund forensischer Beweise, ist mittlerweile klar, weder die Mutter noch deren Freund haben Victoria getötet. Wahrscheinlich fanden auch keine von der Mutter beauftragten Vergewaltigungen der Tochter statt. Während der Ermordung waren weder Mutter noch deren Freund zugegen. Die beiden waren unterwegs, Meth zu kaufen. Dies zeigen u. a. die Bewegungsprofile ihrer Handys.

Die Cousine des Freundes sollte auf Victoria aufpassen. Sie behauptet, ein ihr unbekannter Dealer wäre in die Wohnung gekommen und hätte den Freund der Mutter gesucht. Nachdem er diesen nicht gefunden hat, hätte er Victoria die Kehle durchgeschnitten.

Macht natürlich wenig Sinn. Aber es macht auch keinen Sinn, dass die Babysitterin Victoria die Kehle durchgeschnitten haben soll.

Auf jeden Fall sitzt die Mutter immer noch im Gefängnis. Wahrscheinlich nur, weil sie dem „white trash“ angehört und die Amis für Angehörige dieser Schicht gerne mal zehn Jahre Gefängnis aufbrummen, für was auch immer.

Der Freund ist so ein Kleinkrimineller mit Drogenhintergrund, der anscheinend immer mal wieder sitzt. Dessen Cousine (Babysitterin) sitzt meines Wissens auch immer noch.

Der ganze Fall geschah in Albuquerque. Einer armen Stadt mit einer noch unfähigeren Polizei als sonst schon in den USA. Die Medien berichten auch nicht allzu aktiv. Kriminalität im „white trash“ ist für die Medien offensichtlich wenig interessant.

Ich habe mit der Mutter Michelle Martens irgendwie Mitleid. Den Anschuldigungen der Polizei konnte sie aus psychischen Gründen nichts entgegensetzen und hat „gestanden“, was die Polizei hören wollte. Zumindest auf Photos wirkte die ermordete Tochter, so als wäre sich gut um sie gekümmert worden.

@Silverwind
Das ist Wahnsinn.... leider kommt sowas leider nicht selten vor. Man fragt sich wirklich, was in den Köpfen dieser scheinbar normalen Menschen vor sich geht. Warum sie so handeln. Wovor sie Angst haben? Wenn man da persönlich involviert ist, zweifelt man sicher plötzlich alles an.... ich kann es mir nur sehr schwer vorstellen. Ist es ein bekannter Fall?

Mich beschäftigt nach wie vor am meisten der Fall Peggy. Es ist einfach eine Tragödie, was dort in diesem kleinen Ort geschehen ist. Leider wird es sich aus heutiger Sicht wohl niemals aufklären. Ich habe in dem Thread niemals wirklich aktiv mitgeschrieben, aber ich kenne alle Fakten. Dieses Mädchen tut mir wahnsinnig leid.

@sunrise2008
Ich habe den Kontakt zu diesen Menschen nun schon vor Jahren abgebrochen, aber dennoch werde ich immer wieder daran erinnert, dass ich einst mit Mördern fröhlich essen war. Ich frage mich immer wieder, wieso ich nicht erkannt habe, dass die moralisch extreme Defizite aufweisen. Ich frage mich ob ich irgendeinen Hinweis übersehen habe.

Das einzig Seltsame woran ich mich aus den gemeinsamen Jahren erinnere war eine Situation, als wir zu einer Bar gefahren sind und mir dabei im Auto einer von denen erzählt hat, man könnte Menschen ansehen, ob sie fies und hinterhältig seien. Ich hatte damals entschieden widersprochen, aber er blieb dabei, dass er das könnte. Wenn ich heute daran denke, frage ich mich ob er das im Spiegel geübt hat.

Als dann zu Beginn der Ermittlungen sogar die Aussage fiel "Wenn er es gemacht hat, dann hat [das Opfer] es auch verdient" war für mich alles vorbei. Ich verstehe bis heute nicht wie man so denken kann.

Ich habe lange überlegt, ob vielleicht auch einfach nur eine große Portion Dummheit ein Grund sein könnten. Dummheit die zu Ignoranz führt. Dummheit die dazu führt, dass man nicht absehen kann, was man da macht. Aber ich kann diese Antwort einfach nicht akzeptieren. Diese Menschen waren nicht dumm. Vielleicht nicht die Gebildetsten, aber dumm auf keinen Fall. Es bleibt ein großes Unverstehen.
Ich frage mich sogar, ob die selbst eine Erklärung für alles haben was geschehen ist. Weil irgendwie muss man doch damit leben können, wenn man daran beteiligt war, einen Mord zu verschleiern (was zum Glück durch die Staatsanwaltschaft und die Ermittler zweifelsfrei aufgedeckt wurde). Das muss man doch vor sich selbst irgendwie rechtfertigen?

Silverwind schrieb:keinen Fall. Es bleibt ein großes Unverstehen.
Ich frage mich sogar, ob die selbst eine Erklärung für alles haben was geschehen ist. Weil irgendwie muss man doch damit leben können, wenn man daran beteiligt war, einen Mord zu verschleiern

Hat es sich den tatsächlich um einen Mord gehandelt oder war es ein Fall von Totschlag oder Körperverletzung mit Todesfolge?
Dass es Menschen gibt, denen dermaßen die Sicherung durchbrennen, kann ich mir von vielen Menschen vorstellen, wenn die Situation für sie entsprechend extrem erscheint.

Das jemand gezielt und planvoll jemand anderen tötet, traue ich dagegen eigentlich auch niemanden zu, den ich kenne, nicht mal im sehr entfernten Bekanntenkreis. Aber man schaut eigentlich allen Menschen nur vor den Kopf, nicht hinein. Und wer es drauf anlegt, ist sicher in der Lage, ein ganz anderes Image von sich aufzubauen.

Maifalter schrieb am 15.03.2021:Ausserdem noch Rebecca Reusch.
Schade, dass der Thread immernoch geschlossen ist. In den letzten Monaten kamen dazu ja immer mal Infos (auch in den kostenlos zugänglichen Medien) , über die man diskutieren hätte können.

Bitte nicht. Ich kann mich nicht erinnern, jemals in einem Internetforum eine Diskussion gesehen zu haben, die so um sich selbst kreist um dann teils nach hunderten Seiten wieder von vorne zu beginnen wie in einer Zeitschleife, ohne das auch nur ein einziger auch nur ansatzweise neuer Aspekt dazugekommen wäre.

Silverwind schrieb:Was mich dabei so bewegt ist die Tatsache, dass ich diesen Menschen als nett und sehr umgänglich erlebt habe.

Dazu passt, was ich gedacht habe als im Mordfall Mirco der Mörder geschnappt wurde und das Polizeifoto an die BLÖD-Zeitung durchgestochen wurde (wohl von nem Polizisten, der sich so ein zusätzliches Monatsgehalt verdient hat). Man erwartet eine üble Verbrechervisage, wie die Typen von Gladbeck zum Beispiel. Und dann glotzt einen da ein völlig normal aussehender Typ aus der Zeitung an. Einer von der Sorte mit denen man mittags in der Kantine zusammen isst, oder mit dem man abends am Tresen in der Kneipe ein lockeres Gespräch über Fußball oder Autos führt.

@Silverwind
@cododerdritte
@TheirSlave

Ich glaube ja dass grundsätzlich jeder Mensch zu Mord und Totschlag fähig ist. Auch jeder von uns hier. Ob man dann aber wirklich so eine Tat begeht hängt von sehr vielen Faktoren ab, nebst der persönlichen Verfassung (zB psychisch) und den Lebensumständen (was hat man im Leben, dass einen davon abhält ) wird es aber primär immer um den Auslöser gehen. Es kann sich ja im Prinzip jeder vor den Spiegel stellen und sich selbst fragen "Was müsste passieren, damit ich jemanden umbringe?".

Motive sexueller Natur, Sadismus, Mordlust jetzt einmal ausgeklammert. Eifersucht und Habgier nahezu aber nicht gänzlich zu vernachlässigen. Rache? Wenn einer meine Frau oder mein Kind umbringt, würde ich jetzt nicht zu 100% garantieren dass der Täter ein persönliches Aufeinandertreffen mit mir überleben würde. Es wäre zwar sehr einfach an dieser Stelle zu sagen dass auch ein solches Erlebnis mich nicht zu einem Mörder machen würde, aber solange ich eine solche Situation nicht selbst erlebt habe kann ich absolut nicht abschätzen welche Auswirkungen so ein Erlebnis hat. Das ist nur ein Beispiel, aber wenn man ehrlich ist - auch der netteste, friedlichste Mensch könnte unter Umständen die Fassung verlieren, da können 2 Sekunden in denen man rot sieht schon ausreichen.

In dem Fall meines Bekannten war es leider alles andere als eine spontane Unkontrolliertheit - denn die könnte ich tatsächlich vielleicht sogar irgendwie verstehen. Im Gegenteil, er hat einige Zeit im Voraus den Mord genau geplant, ist z.B. Wege abgefahren, hat bei der Tat das eigene Handy jemandem gegeben damit es in einer entfernten Funkzelle eingeloggt ist, etc.
Glücklicherweise hat er sein eigenes kriminelles Genie maßlos überschätzt und sah sich recht schnell einer erdrückenden Beweislage gegenüber. Damals ist mir auch etwas klar geworden woran man so als normaler Mensch gar nicht richtig denkt: Nämlich wie unglaublich viel doch bei so einer Tat vom Zufall abhängt. Wenn dann noch eine zwar aufwendige, aber deutlich von eigener Selbstüberschätzung geprägte Planung dazu kommt, ist die Überfügung und Verurteilung eines Täters eine ziemlich sichere Sache. Auf der anderen Seite verstehe ich seither auch, wieso manche Mörder nie oder erst nach Jahren gefasst werden, nämlich weil ihnen der Zufall in die Hände gespielt hat.

Absurderweise gibt er bis heute die Tat nicht zu. Ich vermute weil er vor seiner Familie und seinen engen Freunden den Schein wahren will. Aber ich habe im Prozess die Beweise gesehen und da gab es gar keinen Zweifel. Absolut keinen. Es war eher erschreckend zu sehen wie sein vorbereitetes Lügengebäude aufgrund so vieler kleiner Widersprüche Stück für Stück in sich zusammenfällt und dann nach und nach auch alle lügenden Freunde und Komplizen begannen, die eigene Haut zu retten, als sie sich selbst in Ermittlungsverfahren zu verantworten hatten. Und er saß da und tat so als ginge ihn das alles nichts an, weil er ja gar nichts damit zu tun hätte.

Dass die Freunde am Ende die Wahrheit sagten als ihnen praktisch gar keine andere Wahl mehr blieb weil die Beweise so erdrückend waren, macht es in meinen Augen auch nicht besser. Zu Beginn haben sie für ihn gelogen und sich indirekt sogar an der Tat beteiligt um ihn zu schützen. Als wäre das alles ein Streich in der Schule und man müsse den guten Freund vor dem Nachsitzen bewahren.

Rebekka Reusch(Berlin)