brigittsche schrieb:Da sollte man ihn und seine Situation aber jetzt auch nicht idealisieren.
Das tut, denke ich keiner. Jeder, der schon einmal mit Obdachlosen zu tun hatte, weiß, dass das Milieu brutal ist. Innerhalb des Milieus selbst und in zunehmender Weise auch durch Gefahren von außen, siehe bspw. die Äußerung des amerikanischen Moderators…unfreiwillige tödliche Injektion (beiweitem nicht die Meinung eines Einzelnen).
Natürlich bleibt es nicht aus, ist man obdachlos, dass man selbst immer wieder auf andere Obdachlose trifft oder auch mal von mobilen Mitarbeitern der Hilfsorganisationen angesprochen wird. Mache ich bzw. machen wir ja auch. Dennoch kann man trotzdem, als Obdachloser deutlich signalisieren: ich möchte keinen Kontakt.
Und das wird eben gerade bei GMS dich immer wieder sehr deutlich gemacht, dass er sich eben von dem Milieu abgrenzte. Er hatte seinen (nicht obdachlosen) Freundeskreis, war hier sozial gut eingebettet. Einer der Freunde besorgte ihm kleine Jobs, bzw. GMS tuckerte selbst mit einem gemieteten (was ja durchaus für gewisse Finanzia spricht, was die meisten Obdachlosen so nicht haben) zu Festivals, um Pfandflaschen zu sammeln.
Dazu sein Café, in dem er oft einen Kaffee trank, die Bibliothek, in der er oft saß…die Spielhalle…usw.
Die meisten Obdachlosen verfügen gar nicht (mehr) über solche sozialen Kontakte.
Ich sehe es ja selbst hier. Die Gruppe (sieben Personen) um die Frau, deren Verbände ich wechseln darf, da ist keiner tiefer mit dem anderen befreundet; eine Zweckgemeinschaft, auch im Hinblick auf Übergriffe (von außen, was nun leider öfter geschieht, aber auch innerhalb des Milieus).
Straten hat hier wirklich versucht, sich ein soziales, wie bürgerliches Leben zu erhalten. Allein damit grenzt er sich schon von 99% des Milieus ab.
Aber keiner romantisiert oder idealisiert Obdachlosigkeit. Es ist ein brutaler Kampf ums Überleben; jeden Tag. Und er wird immer brutaler.
Fakt ist aber: es kann jeden treffen.